Israels Fußball-Legende Spiegler: "Diesmal schaffen wir es"

Spiegler: Mich verbindet eine enge Freundschaft mit vielen deutschen Fußballern. Ich kenne auch Jupp Heynckes und Karl- Heinz Rummenigge sehr gut und habe den deutschen Fußball schon immer in höchstem Maß geschätzt. Angefangen hat es mit Hennes Weisweiler, der ein persönlicher Freund und Lehrer unseres damaligen Nationaltrainers Emanuel Schaffer war. In Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko hatten wir zwei Testspiele gegen Borussia Mönchengladbach. Eines in Deutschland und eines in Israel. Es war die Mannschaft von Hennes Weisweiler, Günter Netzer, Berti Vogts und den anderen großen Spielern von damals. Seitdem haben wir Kontakt gehalten. Ich war sogar für einige Tage in Gladbach und hätte beinahe einen Vertrag unterschrieben. Da die Borussia mit Allan Simonsen, Henning Jensen und meinem Landsmann Shmuel Rosenthal aber bereits drei Ausländer im Kader hatte – mehr war zur damaligen Zeit nicht erlaubt – bin ich letztlich nach Paris gewechselt. Es war schade, dass das nicht geklappt hat, aber insgesamt habe ich sehr viele gute Erinnerungen an diese Zeit.

DFB.de: Prägend ist sicherlich auch die Erinnerung an die WM 1970 in Mexiko. Seitdem konnte sich Israel nicht mehr für ein großes Turnier qualifizieren.

Spiegler: Das ist richtig. Es gab in Israel immer gute Spieler. Aber leider haben wir es auch nach 40 Jahren, Hunderten Fußballern und Dutzenden Trainern nicht geschafft, diesen Erfolg zu wiederholen.

DFB.de: Warum?

Spiegler: Das ist nicht ganz einfach zu begründen. Ich bin kein Professor, beschäftige mich weniger mit Spieltaktik, sondern mehr mit dem Leben. Und ich versuche, meine Lebenserfahrung an die junge Generation weiterzugeben. Natürlich wünsche ich mir, dass wir uns wieder für ein großes Turnier qualifizieren und noch viele Tore schießen werden. Meines soll nicht das Einzige gewesen sein.

DFB.de: Durch Ihr Tor beim 1:1 gegen Schweden wurden Sie Teil einer Legende. Was geht in Ihnen vor, wenn Sie die Aufzeichnung sehen?

Spiegler: Wenn ich mir die Fernsehbilder von dem Tor anschaue, habe ich immer noch jedes Mal Angst, der Torhüter fängt den Ball. (lacht) Zum Glück hat er das bis heute nicht getan.

DFB.de: Dieser große Moment ist jetzt 42 Jahre her. Wann sehen wir Israel wieder bei einem großen Turnier?



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Jedes Land hat seinen Fußballhelden: In Deutschland ist es Beckenbauer, in den Niederlanden Cruyff, in Brasilien Pelé, in England Bobby Charlton. Israel hat Mordechai „Motti“ Spiegler. Der Offensivspieler aus Netanya, der auch bei Paris Saint-Germain und Cosmos New York spielte, gilt als bester israelischer Spieler aller Zeiten. 1970 in Mexiko gelang dem Kapitän beim 1:1 gegen Schweden das „Tor von Toluca“, Israels einziger Treffer bei der einzigen WM-Teilnahme des Landes. Im Interview mit DFB-Redakteur Roy Rajber erzählt Spiegler (67), warum er schon vor 40 Jahren zur deutschen Mannschaft hielt und warum es nicht mit einem Wechsel in die Bundesliga klappte.

DFB.de: Herr Spiegler, welche Gefühle weckt das Länderspiel zwischen Deutschland und Israel in Ihnen?

Mordechai Spiegler: Ich freue mich sehr darüber, dass Deutschland Israel zu diesem Freundschaftsspiel eingeladen hat. Für die Deutschen ist es eine wichtige Generalprobe vor der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, die in wenigen Tagen startet. Für Israel ist es mit dem neuen Trainer Eli Gutman eine Standortbestimmung im Hinblick auf die Qualifikation zur WM 2014 in Brasilien. Die Israelis haben nicht jede Woche und jedes Jahr die Möglichkeit, sich mit einer der größten Fußballnationen der Welt zu messen. Es wird auch ein Freundschaftsspiel für die Geschichtsbücher. Wenn Deutschland und Israel aufeinandertreffen, ist es auch über das Sportliche hinaus immer ein besonderes Spiel, weil beide Länder durch ihre gemeinsame Geschichte eng miteinander verbunden sind.

DFB.de: In Israel gibt es heute viele Fans der deutschen Nationalmannschaft. Inwiefern hat der Fußball zu den freundschaftlichen Beziehungen beigetragen?

Spiegler: Ich erinnere mich noch sehr gut an den deutschen WM-Erfolg 1974. Ich habe ihn damals in Saint-Tropez gesehen. Alle Franzosen um mich herum waren voller Trauer, ich habe gejubelt. Man fragte mich, wie ich als Israeli so glücklich über den deutschen Sieg sein kann, und ich antwortete, dass ich Günter Netzer kenne, Berti Vogts und Franz Beckenbauer und dass ich mich sehr für meine Freunde freue. Die Leute um mich herum haben dann verstanden, wie sehr der Fußball Menschen zusammenbringt. Deshalb freue ich mich immer wieder, wenn Deutschland und Israel gegeneinander Fußball spielen. Es stärkt das Bewusstsein dafür, dass wir heute im Jahr 2012 leben und den Blick auf das Leben und die Welt nach vorne richten müssen und nicht auf das, was vor 70 Jahren war.

DFB.de: Kann der Fußball Brücken bauen, die die Politik und Diplomatie nicht errichten können?

Spiegler: Die Beziehungen zwischen Menschen sind niemals das Ergebnis eines Fußballspiels. Aber der Fußball begeistert und verbindet zu meiner Freude so viele Menschen auf der Welt, dass man zu Recht von einer großen Kraft sprechen kann. Dies gilt nicht nur für Deutschland und Israel, sondern für alle Länder auf der Welt.

DFB.de: Sie haben Günter Netzer und Berti Vogts genannt. Wie hat sich die Freundschaft zwischen Ihnen und den deutschen Fußballern entwickelt?

Spiegler: Mich verbindet eine enge Freundschaft mit vielen deutschen Fußballern. Ich kenne auch Jupp Heynckes und Karl- Heinz Rummenigge sehr gut und habe den deutschen Fußball schon immer in höchstem Maß geschätzt. Angefangen hat es mit Hennes Weisweiler, der ein persönlicher Freund und Lehrer unseres damaligen Nationaltrainers Emanuel Schaffer war. In Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko hatten wir zwei Testspiele gegen Borussia Mönchengladbach. Eines in Deutschland und eines in Israel. Es war die Mannschaft von Hennes Weisweiler, Günter Netzer, Berti Vogts und den anderen großen Spielern von damals. Seitdem haben wir Kontakt gehalten. Ich war sogar für einige Tage in Gladbach und hätte beinahe einen Vertrag unterschrieben. Da die Borussia mit Allan Simonsen, Henning Jensen und meinem Landsmann Shmuel Rosenthal aber bereits drei Ausländer im Kader hatte – mehr war zur damaligen Zeit nicht erlaubt – bin ich letztlich nach Paris gewechselt. Es war schade, dass das nicht geklappt hat, aber insgesamt habe ich sehr viele gute Erinnerungen an diese Zeit.

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DFB.de: Prägend ist sicherlich auch die Erinnerung an die WM 1970 in Mexiko. Seitdem konnte sich Israel nicht mehr für ein großes Turnier qualifizieren.

Spiegler: Das ist richtig. Es gab in Israel immer gute Spieler. Aber leider haben wir es auch nach 40 Jahren, Hunderten Fußballern und Dutzenden Trainern nicht geschafft, diesen Erfolg zu wiederholen.

DFB.de: Warum?

Spiegler: Das ist nicht ganz einfach zu begründen. Ich bin kein Professor, beschäftige mich weniger mit Spieltaktik, sondern mehr mit dem Leben. Und ich versuche, meine Lebenserfahrung an die junge Generation weiterzugeben. Natürlich wünsche ich mir, dass wir uns wieder für ein großes Turnier qualifizieren und noch viele Tore schießen werden. Meines soll nicht das Einzige gewesen sein.

DFB.de: Durch Ihr Tor beim 1:1 gegen Schweden wurden Sie Teil einer Legende. Was geht in Ihnen vor, wenn Sie die Aufzeichnung sehen?

Spiegler: Wenn ich mir die Fernsehbilder von dem Tor anschaue, habe ich immer noch jedes Mal Angst, der Torhüter fängt den Ball. (lacht) Zum Glück hat er das bis heute nicht getan.

DFB.de: Dieser große Moment ist jetzt 42 Jahre her. Wann sehen wir Israel wieder bei einem großen Turnier?

Spiegler: Ich habe vor jeder Qualifikationsrunde gesagt: „Diesmal schaffen wir es“. Das sage ich auch jetzt. Am Anfang ist die Hoffnung immer groß. Ich wünsche den jungen Spielern, dass es beim nächsten Mal wirklich wahr wird. Es wäre schön, wenn die Spieler unser Land wieder auf so einer großen Bühne vertreten könnten.