Inklusion im Fußball: "Es war ein Gänsehaut-Erlebnis"

Wie sagt man so schön: Fußball verbindet. Doch gerade Menschen mit Handicap haben es zum Teil schwer, sich sportlich zu engagieren. Zwei Teams beweisen uns jedoch das Gegenteil: The Incredibles vom Verein Jahn Trössel und das Team United von der SV Teutonia Köppern. Beide sind Inklusionsteams, das bedeutet, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam in einer Mannschaft Fußballspielen. Das Team United gibt es seit 2013, also bereits seit elf Jahren. Einer, der seit Beginn dabei ist und bei der Entstehung des Teams maßgeblich beteiligt war, ist Bruno Pasqualotto. Am Anfang seien sie nur fünf Personen gewesen – drei mit Handicap und zwei ohne. Doch das gehört der Vergangenheit an – um die 100 Personen umfasst das Team United aktuell. Bei den Incredibles, 2016 gegründet, sind es zurzeit 30 Personen. Die Altersspanne reicht von zehn bis 25 Jahren. Bei den Incredibles spielen sie alle zusammen.

Doch wie hat alles angefangen? Die Geschichten der beiden Teams ähneln sich und zeigen, dass man sich bloß trauen muss. "Ein Spieler mit geistiger Behinderung kam ins Training der Regelmannschaft, die ich damals trainiert habe und wollte mitmachen. Bei allen Teams davor sei er abgelehnt worden, erzählte mir die Mutter." Pasqualotto hat zugestimmt und seiner D-Jugend gesagt: "Da ist jetzt jemand, der vielleicht die Aufgabe nicht gleich versteht oder den Ball langsamer spielt", aber sie sollen den Jungen integrieren. Und das gelang. "Es war ein Gänsehaut-Erlebnis für mich und der Moment, in dem ich mir gesagt habe, dass es da draußen noch viele weitere Jungs und Mädchen gibt, die gerne Fußballspielen würden, aber keine Möglichkeit dazu haben." Auch Jan, der Sohn von Marco Ginader, der mit Trisomie 21 geboren wurde, konnte ab einem gewissen Alter nicht mehr in einer Regelmannschaft mithalten. "Mit zwei Trainer-Kollegen habe ich dann die Incredibles gegründet, damit auch Spieler und Spielerinnen mit Handicap einen Platz zum Fußballspielen haben", erzählt Ginader. Das Ziel war jedoch immer: Keine bloße Handicap-Mannschaft, sondern Inklusion.

"Offenerer Umgang" im Inklusionsteam

Auch Ginaders anderer Sohn Timo ist Teil des Teams. Es gebe schon Unterschiede zu einer Regelmannschaft meint er, aber der Umgang im Inklusionsteam sei ein anderer. Es sei viel offener und mache viel mehr Spaß im Training. Und sein Bruder Jan fügte hinzu: "Es macht keinen Unterschied, ob Handicap oder nicht. Wir können genauso Fußball spielen."

Doch wie gelingt eine bessere Integration von Spieler*innen mit Handicap in den Fußball? Während es fast 139 000 Mannschaften in Deutschland gibt, beträgt die Anzahl der Inklusionsteams nur ein Bruchteil. Dabei sei es leicht, Menschen mit Beeinträchtigung in den Fußball einzubinden, erklärt Bruno Pasqualotto. Vielleicht müsse man die Schwierigkeit der Übungen ein wenig anpassen, "aber im Grunde ist es ein Fußballtraining wie bei jeder anderen Mannschaft auch", sagt auch Marco Ginader. Natürlich herrscht am Anfang eine gewisse Scheu, meint Tobias Wetzell, wie Pasqualotto Teil des Team Uniteds. Aber sobald die Kinder auf dem Rasen stehen und Fußball spielen, sei die wie weggeblasen. Und das Team merkt dann, "dass die Personen mit Handicap ganz normal sind, Späße machen und einfach gerne kicken." Probleme und Schwierigkeiten sehen sie beim Team United keine. Eher das Gegenteil: "Bei uns inklusiven Mannschaften wird Teilhabe gelebt. Wir unterscheiden nicht und deswegen kommen die Personen, um zu bleiben."

Auch Ginader schwärmt: "Man bekommt ganz viel zurück. Wenn da Kinder auf dem Rasen stehen, die schon in mehreren Mannschaften waren, aber immer durch das Raster gefallen sind, und nun endlich mit einer Mannschaft auf das Feld laufen können, dann ist das der Wahnsinn."

Tandem Young Coach-Ausbildung

Ein Projekt zur besseren Einbindung von Menschen mit Handicap in den Fußball ist die Tandem Young Coach-Ausbildung. Auch die Incredibles machen seit 2019 mit. Das Programm wird von der "Football Club Social Alliance" (Allianz europäischer Profifußballclubs) organisiert und durchgeführt. Unterstützt wird die Ausbildung zudem auch von der DFB-Stiftung Sepp Herberger und der DFL Stiftung. Eine Person mit und eine Person ohne Handicap bilden ein Tandem. Sie lernen in Praxis- und Theorieeinheiten, wie sie Trainingseinheiten planen und durchführen können.

Auch Timo und Jan Ginader bilden ein Tandem. Was macht am meisten Spaß beim Trainieren im Tandem? "Die Stimmung im Training. Es macht Spaß, weil jeder Lust hat Fußball zu spielen und an den Übungen teilzunehmen." Aber sie unterstützen sich auch gegenseitig, unter anderem beim Aufbau der Übungen. Timo sagt: "Bei Unstimmigkeiten", und sein Bruder ergänzt: "geben wir uns gegenseitig Tipps."

Einen Tipp hat auch Marco Ginader noch an Vereine, die sich überlegen den gleichen Weg wie die beiden Teams zu gehen: Einfach trauen und loslegen. Und Jan fügt hinzu: "Und das Herz aufmachen!"

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Wie sagt man so schön: Fußball verbindet. Doch gerade Menschen mit Handicap haben es zum Teil schwer, sich sportlich zu engagieren. Zwei Teams beweisen uns jedoch das Gegenteil: The Incredibles vom Verein Jahn Trössel und das Team United von der SV Teutonia Köppern. Beide sind Inklusionsteams, das bedeutet, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam in einer Mannschaft Fußballspielen. Das Team United gibt es seit 2013, also bereits seit elf Jahren. Einer, der seit Beginn dabei ist und bei der Entstehung des Teams maßgeblich beteiligt war, ist Bruno Pasqualotto. Am Anfang seien sie nur fünf Personen gewesen – drei mit Handicap und zwei ohne. Doch das gehört der Vergangenheit an – um die 100 Personen umfasst das Team United aktuell. Bei den Incredibles, 2016 gegründet, sind es zurzeit 30 Personen. Die Altersspanne reicht von zehn bis 25 Jahren. Bei den Incredibles spielen sie alle zusammen.

Doch wie hat alles angefangen? Die Geschichten der beiden Teams ähneln sich und zeigen, dass man sich bloß trauen muss. "Ein Spieler mit geistiger Behinderung kam ins Training der Regelmannschaft, die ich damals trainiert habe und wollte mitmachen. Bei allen Teams davor sei er abgelehnt worden, erzählte mir die Mutter." Pasqualotto hat zugestimmt und seiner D-Jugend gesagt: "Da ist jetzt jemand, der vielleicht die Aufgabe nicht gleich versteht oder den Ball langsamer spielt", aber sie sollen den Jungen integrieren. Und das gelang. "Es war ein Gänsehaut-Erlebnis für mich und der Moment, in dem ich mir gesagt habe, dass es da draußen noch viele weitere Jungs und Mädchen gibt, die gerne Fußballspielen würden, aber keine Möglichkeit dazu haben." Auch Jan, der Sohn von Marco Ginader, der mit Trisomie 21 geboren wurde, konnte ab einem gewissen Alter nicht mehr in einer Regelmannschaft mithalten. "Mit zwei Trainer-Kollegen habe ich dann die Incredibles gegründet, damit auch Spieler und Spielerinnen mit Handicap einen Platz zum Fußballspielen haben", erzählt Ginader. Das Ziel war jedoch immer: Keine bloße Handicap-Mannschaft, sondern Inklusion.

"Offenerer Umgang" im Inklusionsteam

Auch Ginaders anderer Sohn Timo ist Teil des Teams. Es gebe schon Unterschiede zu einer Regelmannschaft meint er, aber der Umgang im Inklusionsteam sei ein anderer. Es sei viel offener und mache viel mehr Spaß im Training. Und sein Bruder Jan fügte hinzu: "Es macht keinen Unterschied, ob Handicap oder nicht. Wir können genauso Fußball spielen."

Doch wie gelingt eine bessere Integration von Spieler*innen mit Handicap in den Fußball? Während es fast 139 000 Mannschaften in Deutschland gibt, beträgt die Anzahl der Inklusionsteams nur ein Bruchteil. Dabei sei es leicht, Menschen mit Beeinträchtigung in den Fußball einzubinden, erklärt Bruno Pasqualotto. Vielleicht müsse man die Schwierigkeit der Übungen ein wenig anpassen, "aber im Grunde ist es ein Fußballtraining wie bei jeder anderen Mannschaft auch", sagt auch Marco Ginader. Natürlich herrscht am Anfang eine gewisse Scheu, meint Tobias Wetzell, wie Pasqualotto Teil des Team Uniteds. Aber sobald die Kinder auf dem Rasen stehen und Fußball spielen, sei die wie weggeblasen. Und das Team merkt dann, "dass die Personen mit Handicap ganz normal sind, Späße machen und einfach gerne kicken." Probleme und Schwierigkeiten sehen sie beim Team United keine. Eher das Gegenteil: "Bei uns inklusiven Mannschaften wird Teilhabe gelebt. Wir unterscheiden nicht und deswegen kommen die Personen, um zu bleiben."

Auch Ginader schwärmt: "Man bekommt ganz viel zurück. Wenn da Kinder auf dem Rasen stehen, die schon in mehreren Mannschaften waren, aber immer durch das Raster gefallen sind, und nun endlich mit einer Mannschaft auf das Feld laufen können, dann ist das der Wahnsinn."

Tandem Young Coach-Ausbildung

Ein Projekt zur besseren Einbindung von Menschen mit Handicap in den Fußball ist die Tandem Young Coach-Ausbildung. Auch die Incredibles machen seit 2019 mit. Das Programm wird von der "Football Club Social Alliance" (Allianz europäischer Profifußballclubs) organisiert und durchgeführt. Unterstützt wird die Ausbildung zudem auch von der DFB-Stiftung Sepp Herberger und der DFL Stiftung. Eine Person mit und eine Person ohne Handicap bilden ein Tandem. Sie lernen in Praxis- und Theorieeinheiten, wie sie Trainingseinheiten planen und durchführen können.

Auch Timo und Jan Ginader bilden ein Tandem. Was macht am meisten Spaß beim Trainieren im Tandem? "Die Stimmung im Training. Es macht Spaß, weil jeder Lust hat Fußball zu spielen und an den Übungen teilzunehmen." Aber sie unterstützen sich auch gegenseitig, unter anderem beim Aufbau der Übungen. Timo sagt: "Bei Unstimmigkeiten", und sein Bruder ergänzt: "geben wir uns gegenseitig Tipps."

Einen Tipp hat auch Marco Ginader noch an Vereine, die sich überlegen den gleichen Weg wie die beiden Teams zu gehen: Einfach trauen und loslegen. Und Jan fügt hinzu: "Und das Herz aufmachen!"

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