Inka Grings: "In England herrscht besondere Atmosphäre"

England gegen Deutschland, ein ausverkauftes Wembleystadion - für die DFB-Frauen steht am Sonntag (ab 16 Uhr, live und exklusiv auf DFB-TV) der letzte Höhepunkt eines ereignisreichen Jahres auf dem Programm. Für die Mannschaft von Trainerin Silvia Neid ist es zudem ein wichtiger Gradmesser im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Kanada im kommenden Jahr.

Inka Grings war eine der besten und erfolgreichsten deutschen Stürmerinnen aller Zeiten. Mittlerweile trainiert die 36-Jährige in der Allianz Frauen-Bundesliga den MSV Duisburg. Mit England verbindet sie eine ganz besondere Erinnerung: 2005 gewann sie dort mit der DFB-Auswahl die Europameisterschaft. Im DFB.de-Interview spricht Inka Grings über den Frauenfußball in England und das Duell am Sonntag auf dem "heiligen Rasen" von Wembley. Außerdem wirft die Trainerin einen Blick nach vorne auf die WM im kommenden Jahr.

DFB.de: Frau Grings, die deutsche Nationalmannschaft tritt am Sonntag in England an. Sie haben mit der DFB-Auswahl dort 2005 die Europameisterschaft gewonnen. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Inka Grings: Es war einer der Höhepunkte meiner Karriere, ganz klar. Aus sportlicher Sicht sowieso. Aber auch persönlich. Im Jahr zuvor hatte ich mir das Kreuzband gerissen. Es war lange nicht klar, ob ich wirklich mitfahren kann. Umso toller war es für mich natürlich, dass wir am Ende mit dem Titel nach Hause gefahren sind und ich zusätzlich die Torjägerkrone gewinnen konnte. Ich denke gerne an die Zeit zurück.

DFB.de: Wie haben Sie die Atmosphäre in England damals erlebt?

Grings: Einmalig. Bei Fußballspielen in England herrscht immer eine besondere Stimmung. Ich kann es gar nicht so genau beschreiben, es ist einfach so. Wir haben es wirklich genossen, ein wichtiger Teil dieses tollen Ereignisses gewesen zu sein.

DFB.de: England ist damals in der Vorrunde bereits gescheitert. Wie weit ist der englische Frauenfußball mittlerweile?

Grings: Auf einem sehr guten Weg. Man spürt, dass der Frauenfußball dort mächtig im Aufwind ist. Große Vereine wie Liverpool oder Chelsea haben den Frauenfußball für sich entdeckt. Arsenal ist ja sowieso schon länger auf der internationalen Bühne vertreten. Es geht Schritt für Schritt vorwärts. Das freut mich für dieses fußballverrückte Land.

DFB.de: Wenn Sie auf Ihre aktive Karriere zurückblicken: Hätten Sie gerne mal in England gespielt?

Grings: Man muss das etwas differenzieren. Zu meiner Zeit war der Anreiz noch nicht so groß, weil die Strukturen noch nicht so professionell waren. Mittlerweile ist das anders. Die großen Vereine verpflichten immer häufiger namhafte internationale Spielerinnen. Das ist ein sehr gutes Zeichen. Dazu kommen die zahlreichen englischen Talente, die inzwischen eine sehr gute Förderung genießen. Ich denke, das ist genau der richtige Weg. Wenn ich heute noch spielen würde, könnte ich mir durchaus einen Wechsel auf die Insel vorstellen. Es kann sicher niemals schaden, das eine oder andere Jahr im Ausland zu verbringen. Ich war in der Schweiz und den USA.

DFB.de: Was erwarten Sie von dem Duell am Sonntag?

Grings: Ich erwarte den großartigen Abschluss eines tollen Länderspieljahres für die DFB-Auswahl. Was kann es Schöneres geben, als im ausverkauften Wembleystadion zu spielen? Auf dem heiligen Rasen also, den man in der Karriere sicher nicht sehr häufig betreten darf. Das muss für jede einzelne Spielerin Ansporn genug sein. Ich bin davon überzeugt, dass jede noch einmal 150 Prozent geben wird. Zumindest wäre das bei mir damals der Fall gewesen. Es ist eine große Chance, wieder Werbung für den Frauenfußball zu machen - in Deutschland, aber vor allem auch in England.

DFB.de: Wie schätzen Sie die DFB-Auswahl derzeit ein?

Grings: Wir haben sehr viele talentierte Spielerinnen derzeit dabei, dazu einige Routiniers. Das ist genau die richtige Mischung. Das Potenzial ist wie immer groß, die Qualität im Kader hoch. Die entscheidende Aufgabe wird es nun sein, eine gewisse Konstanz zu entwickeln. Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass Silvia Neid das gelingen wird.

DFB.de: Mit Meike Kämper ist auch Ihre Torhüterin vom MSV Duisburg dabei …

Grings: Ich freue mich unheimlich für Meike. Das hat sie sich verdient. Auch für sie wird das natürlich das Sahnehäubchen ihrer Karriere bisher sein. Es geht ja nicht nur um das Spiel in Wembley, was ja schon der absolute Wahnsinn ist. Es geht ja auch um das ganze Drumherum. Sie ist jetzt eine Woche im Kreise der besten Spielerinnen Deutschlands, im Kreise des Deutschen Fußball-Bundes. Das ist einfach herausragend.

DFB.de: Schauen wir zum Abschluss noch nach vorne. Im kommenden Jahr findet die WM in Kanada statt. Deutschland und England haben sich qualifiziert. Was ist möglich?

Grings: Ich bin gespannt, wie weit die Engländerinnen wirklich sind und was sie bei dem größten und wichtigsten Turnier im Frauenfußball erreichen können. Die DFB-Auswahl zählt natürlich wie immer zum ganz engen Favoritenkreis. Darüber gibt es doch keine zwei Meinungen. Aber - und das haben wir 2011 gesehen - bei einer WM ist immer alles möglich. Vielleicht werden wir alle überrascht. Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.

[sw]

England gegen Deutschland, ein ausverkauftes Wembleystadion - für die DFB-Frauen steht am Sonntag (ab 16 Uhr, live und exklusiv auf DFB-TV) der letzte Höhepunkt eines ereignisreichen Jahres auf dem Programm. Für die Mannschaft von Trainerin Silvia Neid ist es zudem ein wichtiger Gradmesser im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Kanada im kommenden Jahr.

Inka Grings war eine der besten und erfolgreichsten deutschen Stürmerinnen aller Zeiten. Mittlerweile trainiert die 36-Jährige in der Allianz Frauen-Bundesliga den MSV Duisburg. Mit England verbindet sie eine ganz besondere Erinnerung: 2005 gewann sie dort mit der DFB-Auswahl die Europameisterschaft. Im DFB.de-Interview spricht Inka Grings über den Frauenfußball in England und das Duell am Sonntag auf dem "heiligen Rasen" von Wembley. Außerdem wirft die Trainerin einen Blick nach vorne auf die WM im kommenden Jahr.

DFB.de: Frau Grings, die deutsche Nationalmannschaft tritt am Sonntag in England an. Sie haben mit der DFB-Auswahl dort 2005 die Europameisterschaft gewonnen. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Inka Grings: Es war einer der Höhepunkte meiner Karriere, ganz klar. Aus sportlicher Sicht sowieso. Aber auch persönlich. Im Jahr zuvor hatte ich mir das Kreuzband gerissen. Es war lange nicht klar, ob ich wirklich mitfahren kann. Umso toller war es für mich natürlich, dass wir am Ende mit dem Titel nach Hause gefahren sind und ich zusätzlich die Torjägerkrone gewinnen konnte. Ich denke gerne an die Zeit zurück.

DFB.de: Wie haben Sie die Atmosphäre in England damals erlebt?

Grings: Einmalig. Bei Fußballspielen in England herrscht immer eine besondere Stimmung. Ich kann es gar nicht so genau beschreiben, es ist einfach so. Wir haben es wirklich genossen, ein wichtiger Teil dieses tollen Ereignisses gewesen zu sein.

DFB.de: England ist damals in der Vorrunde bereits gescheitert. Wie weit ist der englische Frauenfußball mittlerweile?

Grings: Auf einem sehr guten Weg. Man spürt, dass der Frauenfußball dort mächtig im Aufwind ist. Große Vereine wie Liverpool oder Chelsea haben den Frauenfußball für sich entdeckt. Arsenal ist ja sowieso schon länger auf der internationalen Bühne vertreten. Es geht Schritt für Schritt vorwärts. Das freut mich für dieses fußballverrückte Land.

DFB.de: Wenn Sie auf Ihre aktive Karriere zurückblicken: Hätten Sie gerne mal in England gespielt?

Grings: Man muss das etwas differenzieren. Zu meiner Zeit war der Anreiz noch nicht so groß, weil die Strukturen noch nicht so professionell waren. Mittlerweile ist das anders. Die großen Vereine verpflichten immer häufiger namhafte internationale Spielerinnen. Das ist ein sehr gutes Zeichen. Dazu kommen die zahlreichen englischen Talente, die inzwischen eine sehr gute Förderung genießen. Ich denke, das ist genau der richtige Weg. Wenn ich heute noch spielen würde, könnte ich mir durchaus einen Wechsel auf die Insel vorstellen. Es kann sicher niemals schaden, das eine oder andere Jahr im Ausland zu verbringen. Ich war in der Schweiz und den USA.

DFB.de: Was erwarten Sie von dem Duell am Sonntag?

Grings: Ich erwarte den großartigen Abschluss eines tollen Länderspieljahres für die DFB-Auswahl. Was kann es Schöneres geben, als im ausverkauften Wembleystadion zu spielen? Auf dem heiligen Rasen also, den man in der Karriere sicher nicht sehr häufig betreten darf. Das muss für jede einzelne Spielerin Ansporn genug sein. Ich bin davon überzeugt, dass jede noch einmal 150 Prozent geben wird. Zumindest wäre das bei mir damals der Fall gewesen. Es ist eine große Chance, wieder Werbung für den Frauenfußball zu machen - in Deutschland, aber vor allem auch in England.

DFB.de: Wie schätzen Sie die DFB-Auswahl derzeit ein?

Grings: Wir haben sehr viele talentierte Spielerinnen derzeit dabei, dazu einige Routiniers. Das ist genau die richtige Mischung. Das Potenzial ist wie immer groß, die Qualität im Kader hoch. Die entscheidende Aufgabe wird es nun sein, eine gewisse Konstanz zu entwickeln. Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass Silvia Neid das gelingen wird.

DFB.de: Mit Meike Kämper ist auch Ihre Torhüterin vom MSV Duisburg dabei …

Grings: Ich freue mich unheimlich für Meike. Das hat sie sich verdient. Auch für sie wird das natürlich das Sahnehäubchen ihrer Karriere bisher sein. Es geht ja nicht nur um das Spiel in Wembley, was ja schon der absolute Wahnsinn ist. Es geht ja auch um das ganze Drumherum. Sie ist jetzt eine Woche im Kreise der besten Spielerinnen Deutschlands, im Kreise des Deutschen Fußball-Bundes. Das ist einfach herausragend.

DFB.de: Schauen wir zum Abschluss noch nach vorne. Im kommenden Jahr findet die WM in Kanada statt. Deutschland und England haben sich qualifiziert. Was ist möglich?

Grings: Ich bin gespannt, wie weit die Engländerinnen wirklich sind und was sie bei dem größten und wichtigsten Turnier im Frauenfußball erreichen können. Die DFB-Auswahl zählt natürlich wie immer zum ganz engen Favoritenkreis. Darüber gibt es doch keine zwei Meinungen. Aber - und das haben wir 2011 gesehen - bei einer WM ist immer alles möglich. Vielleicht werden wir alle überrascht. Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.