Impfen: Nutzen und Risiken für Fußballer

Impfen und Fußball – geht das? Die Medizinerin Prof. Dr. Barbara C. Gärtner und der Mannschaftsarzt der Nationalmannschaft, Prof. Dr. Tim Meyer, haben dazu eine Empfehlung erarbeitet. Die wichtigsten Punkte sehen Sie hier im Überblick.

  • Aufgrund des höheren Nutzens und der gleichzeitig gravierender einzuschätzenden Nebenwirkungen durch eine Impfung an Leistungssportlern ist die Gültigkeit der STIKO („Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut )-Impfempfehlung eingeschränkt.
  • Es sollte generell Impfschutz oder natürliche Immunität gegen die meisten impfpräventablen Erkrankungen vorliegen; Ausnahmen: Cholera, Tollwut, Japanische Enzephalitis und Zoster. Besonders wichtig sind die Masern/Mumps/Röteln/Varizellenimpfung, die Pertussisimpfung (in Kombination mit Tetanus und Diphtherie), die Hepatitis A/B-Impfung sowie die Influenza- und die FSME-Impfung. Bei besonderen Risiken sind noch weitere Impfungen sinnvoll (Typhus, Gelbfieber, Pneumokokken, Meningokokken, Poliomyelitis).
  • Titerkontrollen sind nur für wenige Erkrankungen sinnvoll: nach Impfungen gegen Masern, Mumps, Varizellen und Hepatitis B sowie ggf. bei Impfungen, die im Ausland verabreicht wurden.
  • Impfungen sollten so geplant werden, dass mögliche Nebenwirkungen in eine Erholungsphase fallen.
  • Impfungen werden von Sportlern in der Regel gut vertragen. Die erzielten Impftiter entsprechen denen der Normalbevölkerung.
  • Fußballspezifische Impfempfehlungen, die von Leistungssportlern anderer Disziplinen abweichen, ergeben sich nicht. Lediglich der sportartspezifische Trainings- und Wettkampfplan ist für das Impftiming zu berücksichtigen. Nutzen-Risiko-Abwägung für den Leistungssport
Nutzen und Risiken höher bei Leistungssportlern

Für den Leistungssport gilt generell, dass sowohl der Nutzen von Impfungen wie auch die Risiken eine größere Bedeutung haben als in der Allgemeinbevölkerung.

  • Leistungssportler sind auch durch relativ mild verlaufende Erkrankungen, die in der Allgemeinbevölkerung nicht einmal zu einem Arbeitsausfall führen würden, in ihrer Leistungsfähigkeit relevant eingeschränkt.
  • Die Infektionsrisiken für manche Erkrankungen sind im Fußball wegen des engen Kontakts mit Gegner und Mitspielern höher. Bei vielen respiratorisch übertragbaren Erkrankungen wird ein Kontakt, bei dem der Abstand einer Armeslänge unterschritten wird, als Risiko definiert. Dies ist im Training und Wettkampf regelmäßig der Fall. Daher ist das Risiko für die Akquisition von Erkrankungen wie Windpocken, Masern oder Influenza erhöht. Für Blut-übertragbare Infektionen gilt ein weniger stark erhöhtes Risiko; vgl. dazu auch die Stellungnahme der Kommission Sportmedizin zu Hepatitis und HIV 2009.
  • Das Erregerspektrum ist anders: Erreger die in der Allgemeinbevölkerung selten sind (z. B. Reiseinfektionen) können bei Leistungssportlern häufiger vorkommen, weil manche Spieler (und damit Kontaktpersonen in Training und Wettkampf) längere Zeiten außerhalb Deutschlands verbringen. Ebenso können aufgrund der internationalen Reisetätigkeit von Leistungssportlern Reiseerkrankungen vermehrt akquiriert werden.
  • Nebenwirkungen (z. B. Lokalnebenwirkungen an der Impfstelle, Schmerzen im Arm oder leichtes Fieber als Reaktion auf die Impfung) sind in der Allgemeinbevölkerung weniger relevant, können im Leistungssport jedoch zu einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit oder zu einem Ausfall führen.

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Was tun bei Hepatitis?

Empfehlungen für die medizinische Abteilung eines Vereins (hier: vorrangig Lizenzspielervereine) zum Verhalten bei vermuteter oder gesicherter Infektion eines/r Fußballspielers/in mit Hepatitis (A, B, C, D oder/und E) oder/und HIV. Die Empfehlungen wurden von Dr. Britt Hornei und Prof. Dr. Tim Meyer erarbeitet und von der Kommission Sportmedizin des DFB initiiert

  1. Im Falle einer gesicherten oder vermuteten Infektion eines Spielers ist im medizinischen Bereich dafür Sorge zu tragen, dass alle üblichen vorbeugenden Verhaltensweisen für eine Infektionsübertragung eingehalten werden. Dies kann den angemessenen Umgang mit Körperflüssigkeiten (Hepatitis B, C, D und HIV) sowie die Prävention einer Weitergabe über verunreinigte Hände und/oder Gegenstände (Hepatitis A und E) betreffen.Eine Information von Mitspielern oder anderen Kontaktpersonen (einschließlich Gegenspieler) ist nicht erforderlich, kann aber im Einvernehmen mit dem betroffenen Spieler vorgenommen werden.
  2. Eine Impfung (verfügbar nur für Hepatitis A und B) oder eine Kontrolle der Antikörper-Titer von Mitspielern, Kontaktpersonen und/oder Gegenspielern ist ebenfalls nicht erforderlich. In Fällen einer vermuteten Ansteckung kann eine schnelle Impfung jedoch den Ausbruch der Erkrankung in einigen Fällen verhindern.
  3. Grundsätzlich sollten alle Mannschaftsbetreuer in Erster Hilfe und angemessenen Hygienemaßnahmen geschult sein. Auch die Sportler selbst sollten über Basiskenntnisse verfügen. Das betrifft sowohl den Umgang mit Wunden und nässenden Hautverletzungen als auch die Aufbereitung von Oberflächen und Textilien in Fällen potenzieller Ansteckungsgefahr. Sinnvoll ist auch die Überprüfung der Hygienemaßnahmen im „semimedizinischen“ Bereich (z. B. Massagen, Podologie, alternative medizinische Verfahren). Generell hält es die Kommission für wünschenswert, dass Spieler über eine abgeschlossene kombinierte Impfung gegen Hepatitis A und B verfügen.

Ausführliche Begründungen für die getroffenen Empfehlungen gehen aus den beiden PDF-Dateien hervor, die wir Ihnen hier zum Download anbieten.

[tm]

[bild1]Impfen und Fußball – geht das? Die Medizinerin Prof. Dr. Barbara C. Gärtner und der Mannschaftsarzt der Nationalmannschaft, Prof. Dr. Tim Meyer, haben dazu eine Empfehlung erarbeitet. Die wichtigsten Punkte sehen Sie hier im Überblick.

  • Aufgrund des höheren Nutzens und der gleichzeitig gravierender einzuschätzenden Nebenwirkungen durch eine Impfung an Leistungssportlern ist die Gültigkeit der STIKO („Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut )-Impfempfehlung eingeschränkt.
  • Es sollte generell Impfschutz oder natürliche Immunität gegen die meisten impfpräventablen Erkrankungen vorliegen; Ausnahmen: Cholera, Tollwut, Japanische Enzephalitis und Zoster. Besonders wichtig sind die Masern/Mumps/Röteln/Varizellenimpfung, die Pertussisimpfung (in Kombination mit Tetanus und Diphtherie), die Hepatitis A/B-Impfung sowie die Influenza- und die FSME-Impfung. Bei besonderen Risiken sind noch weitere Impfungen sinnvoll (Typhus, Gelbfieber, Pneumokokken, Meningokokken, Poliomyelitis).
  • Titerkontrollen sind nur für wenige Erkrankungen sinnvoll: nach Impfungen gegen Masern, Mumps, Varizellen und Hepatitis B sowie ggf. bei Impfungen, die im Ausland verabreicht wurden.
  • Impfungen sollten so geplant werden, dass mögliche Nebenwirkungen in eine Erholungsphase fallen.
  • Impfungen werden von Sportlern in der Regel gut vertragen. Die erzielten Impftiter entsprechen denen der Normalbevölkerung.
  • Fußballspezifische Impfempfehlungen, die von Leistungssportlern anderer Disziplinen abweichen, ergeben sich nicht. Lediglich der sportartspezifische Trainings- und Wettkampfplan ist für das Impftiming zu berücksichtigen. Nutzen-Risiko-Abwägung für den Leistungssport
Nutzen und Risiken höher bei Leistungssportlern

Für den Leistungssport gilt generell, dass sowohl der Nutzen von Impfungen wie auch die Risiken eine größere Bedeutung haben als in der Allgemeinbevölkerung.

  • Leistungssportler sind auch durch relativ mild verlaufende Erkrankungen, die in der Allgemeinbevölkerung nicht einmal zu einem Arbeitsausfall führen würden, in ihrer Leistungsfähigkeit relevant eingeschränkt.
  • Die Infektionsrisiken für manche Erkrankungen sind im Fußball wegen des engen Kontakts mit Gegner und Mitspielern höher. Bei vielen respiratorisch übertragbaren Erkrankungen wird ein Kontakt, bei dem der Abstand einer Armeslänge unterschritten wird, als Risiko definiert. Dies ist im Training und Wettkampf regelmäßig der Fall. Daher ist das Risiko für die Akquisition von Erkrankungen wie Windpocken, Masern oder Influenza erhöht. Für Blut-übertragbare Infektionen gilt ein weniger stark erhöhtes Risiko; vgl. dazu auch die Stellungnahme der Kommission Sportmedizin zu Hepatitis und HIV 2009.
  • Das Erregerspektrum ist anders: Erreger die in der Allgemeinbevölkerung selten sind (z. B. Reiseinfektionen) können bei Leistungssportlern häufiger vorkommen, weil manche Spieler (und damit Kontaktpersonen in Training und Wettkampf) längere Zeiten außerhalb Deutschlands verbringen. Ebenso können aufgrund der internationalen Reisetätigkeit von Leistungssportlern Reiseerkrankungen vermehrt akquiriert werden.
  • Nebenwirkungen (z. B. Lokalnebenwirkungen an der Impfstelle, Schmerzen im Arm oder leichtes Fieber als Reaktion auf die Impfung) sind in der Allgemeinbevölkerung weniger relevant, können im Leistungssport jedoch zu einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit oder zu einem Ausfall führen.

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Was tun bei Hepatitis?

Empfehlungen für die medizinische Abteilung eines Vereins (hier: vorrangig Lizenzspielervereine) zum Verhalten bei vermuteter oder gesicherter Infektion eines/r Fußballspielers/in mit Hepatitis (A, B, C, D oder/und E) oder/und HIV. Die Empfehlungen wurden von Dr. Britt Hornei und Prof. Dr. Tim Meyer erarbeitet und von der Kommission Sportmedizin des DFB initiiert

  1. Im Falle einer gesicherten oder vermuteten Infektion eines Spielers ist im medizinischen Bereich dafür Sorge zu tragen, dass alle üblichen vorbeugenden Verhaltensweisen für eine Infektionsübertragung eingehalten werden. Dies kann den angemessenen Umgang mit Körperflüssigkeiten (Hepatitis B, C, D und HIV) sowie die Prävention einer Weitergabe über verunreinigte Hände und/oder Gegenstände (Hepatitis A und E) betreffen.Eine Information von Mitspielern oder anderen Kontaktpersonen (einschließlich Gegenspieler) ist nicht erforderlich, kann aber im Einvernehmen mit dem betroffenen Spieler vorgenommen werden.
  2. Eine Impfung (verfügbar nur für Hepatitis A und B) oder eine Kontrolle der Antikörper-Titer von Mitspielern, Kontaktpersonen und/oder Gegenspielern ist ebenfalls nicht erforderlich. In Fällen einer vermuteten Ansteckung kann eine schnelle Impfung jedoch den Ausbruch der Erkrankung in einigen Fällen verhindern.
  3. Grundsätzlich sollten alle Mannschaftsbetreuer in Erster Hilfe und angemessenen Hygienemaßnahmen geschult sein. Auch die Sportler selbst sollten über Basiskenntnisse verfügen. Das betrifft sowohl den Umgang mit Wunden und nässenden Hautverletzungen als auch die Aufbereitung von Oberflächen und Textilien in Fällen potenzieller Ansteckungsgefahr. Sinnvoll ist auch die Überprüfung der Hygienemaßnahmen im „semimedizinischen“ Bereich (z. B. Massagen, Podologie, alternative medizinische Verfahren). Generell hält es die Kommission für wünschenswert, dass Spieler über eine abgeschlossene kombinierte Impfung gegen Hepatitis A und B verfügen.

Ausführliche Begründungen für die getroffenen Empfehlungen gehen aus den beiden PDF-Dateien hervor, die wir Ihnen hier zum Download anbieten.