Im Fokus: Nationaltorhüter Manuel Neuer

Immer donnerstags stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Manuel Neuer, der am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Liga total! und Sky) mit Bayern München bei seinem Ex-Klub FC Schalke 04 antritt.

Wieder September. Wie schon im Vorjahr. Sogar fast auf den Tag genau. Damals war es der 18., jetzt ist es der 22. September. Manuel Neuer kehrt nach Schalke zurück. Als Gegner. Zum zweiten Mal. Beim ersten Mal war der Empfang ungemütlich gewesen. Der Nationaltorhüter musste Pfiffe und Pöbeleien über sich ergehen lassen. Schmähplakate wurden gezeigt.

Besondere Partien erfordern besondere Torhüter

Der Wechsel zum FC Bayern München war noch frisch, die Wunden der Schalker Anhänger waren es auch. "Eine aufgeheizte Stimmung" hatte Neuer erwartet, und er bekam sie. Sollte die Atmosphäre Eindruck auf ihn gemacht haben, es war ihm an diesem späten Sonntagnachmittag in der Veltins-Arena nicht anzumerken. Am Ende siegten die Bayern 2:0. Neuer war ohne Gegentor geblieben, so wie in den vier Spielen zuvor und den drei Spielen danach.

Besondere Partien erfordern besondere Torhüter. Manuel Neuer ist ein besonderer Torhüter. Reflexe wie er haben einige seiner Kollegen. Eine Strafraumbeherrschung wie er schon weniger. Abwürfe, wie ein Diskus durch die Luft sausend und punktgenau beim Mitspieler landend, kaum jemand. Das wirklich Besondere aber ist seine Gelassenheit, seine Fähigkeit, gerade in höchsten Stresssituationen zuverlässig Höchstleistungen abzurufen – und das unter völligem Verzicht auf Extrovertiertheiten, wie sie ein Oliver Kahn oder Toni Schumacher als Ventil nutzten.

Druck, Kritik und Beschimpfungen scheinen wie gegnerische Angriffswellen an Neuer abzuprallen, dem 1,93-Meter-Mann, der mit seinen 26 Jahren immer noch das Lächeln eines Lausbuben hat, aber die Reife und Präsenz eines alten Hasen ausstrahlt. So wie in den Champions-League-Halbfinals gegen Manchester United und Real Madrid. So wie beim Gewinn der U 21-Europameisterschaft 2009, als er zum besten Torwart des Turniers gewählt wurde. Oder wie beim ersten Auftritt als Bayern-Spieler im Schalker Hexenkessel.

Neuer schafft es, als sympathischer Schalk rüberzukommen, wenn er im Werbespot zum DFB-Umweltcup das Licht ausknipst ("Alles klar, Trainer"), und gleichzeitig als ernsthafter Führungsspieler des deutschen Rekordmeisters und der Nationalmannschaft wahrgenommen zu werden. Dazu passt, dass er sich mit seiner Kids Foundation für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche im Ruhrgebiet einsetzt. "Ich weiß, dass ich zu den Privilegierten zähle und Glück in meinem Leben habe", sagt Neuer: "Davon möchte ich etwas zurückgeben." Anders ausgedrückt: Hier schaut einer über den Tellerrand der Erlebniswelt Fußball hinaus.

Anders ist es auf dem Rasen. Scheuklappen hoch, weg vom Tellerrand. Totaler Fokus auf den Beruf, jede Bewegung, jede Trainingsübung, jede Spielsituation. Anfeindungen im Stadion, hat Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes festgestellt, "gehen völlig an Manuel vorbei, er konzentriert sich dann nur noch mehr auf das Spiel". So hat sich der gebürtige Gelsenkirchener auch den Respekt der Tribünenkritiker in München verdient, die längst froh sind "oan" Neuer statt "koan" Neuer zu haben. Spätestens seit seinen Elfmeterparaden im Estadio Bernabeu von Madrid und seinem trefflichen Mut, im Finale gegen Chelsea selbst als Elferschütze anzutreten.



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Immer donnerstags stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Manuel Neuer, der am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Liga total! und Sky) mit Bayern München bei seinem Ex-Klub FC Schalke 04 antritt.

Wieder September. Wie schon im Vorjahr. Sogar fast auf den Tag genau. Damals war es der 18., jetzt ist es der 22. September. Manuel Neuer kehrt nach Schalke zurück. Als Gegner. Zum zweiten Mal. Beim ersten Mal war der Empfang ungemütlich gewesen. Der Nationaltorhüter musste Pfiffe und Pöbeleien über sich ergehen lassen. Schmähplakate wurden gezeigt.

Besondere Partien erfordern besondere Torhüter

Der Wechsel zum FC Bayern München war noch frisch, die Wunden der Schalker Anhänger waren es auch. "Eine aufgeheizte Stimmung" hatte Neuer erwartet, und er bekam sie. Sollte die Atmosphäre Eindruck auf ihn gemacht haben, es war ihm an diesem späten Sonntagnachmittag in der Veltins-Arena nicht anzumerken. Am Ende siegten die Bayern 2:0. Neuer war ohne Gegentor geblieben, so wie in den vier Spielen zuvor und den drei Spielen danach.

Besondere Partien erfordern besondere Torhüter. Manuel Neuer ist ein besonderer Torhüter. Reflexe wie er haben einige seiner Kollegen. Eine Strafraumbeherrschung wie er schon weniger. Abwürfe, wie ein Diskus durch die Luft sausend und punktgenau beim Mitspieler landend, kaum jemand. Das wirklich Besondere aber ist seine Gelassenheit, seine Fähigkeit, gerade in höchsten Stresssituationen zuverlässig Höchstleistungen abzurufen – und das unter völligem Verzicht auf Extrovertiertheiten, wie sie ein Oliver Kahn oder Toni Schumacher als Ventil nutzten.

Druck, Kritik und Beschimpfungen scheinen wie gegnerische Angriffswellen an Neuer abzuprallen, dem 1,93-Meter-Mann, der mit seinen 26 Jahren immer noch das Lächeln eines Lausbuben hat, aber die Reife und Präsenz eines alten Hasen ausstrahlt. So wie in den Champions-League-Halbfinals gegen Manchester United und Real Madrid. So wie beim Gewinn der U 21-Europameisterschaft 2009, als er zum besten Torwart des Turniers gewählt wurde. Oder wie beim ersten Auftritt als Bayern-Spieler im Schalker Hexenkessel.

Neuer schafft es, als sympathischer Schalk rüberzukommen, wenn er im Werbespot zum DFB-Umweltcup das Licht ausknipst ("Alles klar, Trainer"), und gleichzeitig als ernsthafter Führungsspieler des deutschen Rekordmeisters und der Nationalmannschaft wahrgenommen zu werden. Dazu passt, dass er sich mit seiner Kids Foundation für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche im Ruhrgebiet einsetzt. "Ich weiß, dass ich zu den Privilegierten zähle und Glück in meinem Leben habe", sagt Neuer: "Davon möchte ich etwas zurückgeben." Anders ausgedrückt: Hier schaut einer über den Tellerrand der Erlebniswelt Fußball hinaus.

Anders ist es auf dem Rasen. Scheuklappen hoch, weg vom Tellerrand. Totaler Fokus auf den Beruf, jede Bewegung, jede Trainingsübung, jede Spielsituation. Anfeindungen im Stadion, hat Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes festgestellt, "gehen völlig an Manuel vorbei, er konzentriert sich dann nur noch mehr auf das Spiel". So hat sich der gebürtige Gelsenkirchener auch den Respekt der Tribünenkritiker in München verdient, die längst froh sind "oan" Neuer statt "koan" Neuer zu haben. Spätestens seit seinen Elfmeterparaden im Estadio Bernabeu von Madrid und seinem trefflichen Mut, im Finale gegen Chelsea selbst als Elferschütze anzutreten.

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192 Bundesligaeinsätze und 33 Länderspiele

Sechs Jahre ist Manuel Neuers Debüt in der Bundesliga her. Ein 1:0 bei Alemannia Aachen. Man ist geneigt zu sagen: natürlich zu Null. Mittlerweile hat Neuer 192 Bundesligaeinsätze auf dem Buckel, dazu 33 Länderspiele und 35 Partien in der Champions League. Als Titel stehen der DFB-Pokalsieg 2011 und die U 21-EM zu Buche. Nicht genug für einen wie ihn.

Wie an jedem Bayern-Spieler nagt die vergangene Saison an Neuer. Platz zwei in der Meisterschaft (trotz der geringsten Zahl an Gegentoren), Finale im DFB-Pokal, Finale in der Champions League, Halbfinale bei der EURO. Immer nahe dran, aber doch vorbei. Der Frust des ersten Moments dient nun als Antrieb und Motivation für die nahe Zukunft.

Am Samstag also wieder Schalke. Spitzenspiel. Natürlich keine Partie wie jede andere. 20 Jahre lang hat Manuel Neuer Königsblau getragen, schon mit fünf Lenzen wurde er Schalker. Hier ist er groß geworden, hier ist er zum Bundesliga- und Nationalspieler gereift. Die Wunden sind nicht mehr frisch. Vielleicht werden die Pfiffe in der Veltins-Arena am Samstag etwas leiser sein. Vielleicht auch nicht. Vielleicht wird es Manuel Neuer gar nicht merken, während er die gegnerischen Angriffswellen wieder an sich abprallen lässt.