Im Fokus: Khedira und der stete Wille zum Sieg

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Immer donnerstags stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Sami Khedira, der mit Real Madrid am heutigen Samstag (ab 20 Uhr) in der Primera Division gegen Real Mallorca antritt.

Zum Ballermann kann man stehen wie man will. Mallorca ansonsten? Idyllische Insel, schöne Strände, gigantische Golfplätze. Fußball auf dem Eiland? RCD Mallorca ist 1999 ins Finale des Europapokals der Pokalsieger eingezogen, viel mehr war nicht. Ein Spiel gegen Mallorca bietet folglich wenig Potenzial, um von Sami Khedira als außerordentlicher Anlass qualifiziert zu werden. Wer ständig gegen Barcelona spielt, wer in der Champions League Manchester United eliminiert, wer sich im Training regelmäßig mit den Weltbesten misst - für den kann ein Heimspiel gegen Mallorca kaum etwas Besonderes sein.

Falsch gedacht - aus zwei Gründen. Zwar scheint die Meisterschaft in Spanien angesichts von 13 Punkten Rückstand auf Barcelona entschieden, Khediras Motivation leider darunter nicht. "Ich will immer gewinnen, auch wenn die Meisterschaft für uns nicht mehr möglich ist", sagt er. Den unbedingten Willen spürt der deutsche Nationalspieler in jedem Spiel, ob der Gegner nun Barcelona, Mallorca oder Granada heißt. Khedira weiß, dass sein Team in dieser Spielzeit viel zu oft gegen die vermeintlich kleinen Gegner gepatzt hat, darin hat auch die Differenz zu Barcelona ihren Ursprung. "Man muss ganz klar sagen, dass wir uns insbesondere auf fremden Platz zu oft zu schwer getan haben", sagt er. Bei der Suche nach den Ursachen ist Khedira noch nicht fündig geworden. "Woran das liegt, ist schwer zu benennen", sagt Khedira und unternimmt immerhin einen Versuch: "Ein Grund ist, dass die Gegner gegen uns oft über sich hinauswachsen. Spiele gegen Real sind Spiele des Jahres ist. Mehr noch als Spiele gegen Barca, weil Real stärker polarisiert."

Schöne Erinnerungen: Debüt gegen Mallorca

Natürlich weiß auch Khedira, dass es Anspruch der Königlichen sein muss, auch gegen über sich hinauswachsende Gegner zu bestehen. Mia san mia gilt auch in Madrid. "Es ist eine ungeheuere Motivation Spiele für Real Madrid gewinnen zu wollen", sagt der Mittelfeldspieler. "Diese Motivation dominiert die gesamte Saison und jedes Spiel." Auch das gegen Mallorca.

Beim Deutschen weckt diese Paarung zudem Erinnerungen, positive. Heute vor 929 Tagen hat er sein Debüt im Trikot Reals gefeiert – beim Spiel auf Mallorca, gegen Mallorca. Nach seinen überzeugenden Leistungen bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika war er gerade frisch in Madrid eingetroffen. Für ihn war alles neu, alles aufregend, jeder Tag ein kleines Abenteuer. Die reale Welt hat er mit großen Augen aufgesogen. "Klar erinnere ich mich noch daran", sagt er. "Zunächst war ich ein wenig enttäuscht, dass ich nicht von Beginn an gespielt habe." Die Mannschaft war damals neu zusammengestellt, Trainer Jose Mourinho war bestrebt, dem Team so viel Stabilität wie möglich zu geben und hat deswegen nicht zu früh zu viele neue Spieler zum Einsatz kommen lassen. "Ich saß damals neben Mesut Özil auf der Bank", erzählt Khedira. "Es war sehr aufregend, weil wir nicht wussten, was uns erwartet. Als ich dann reinkam, war es natürlich ein sehr besonderer Moment in meiner Karriere."

Zweieinhalb Jahre, einen Meister- und einen Königspokaltitel später sitzt Khedira nicht mehr auf der Bank, schon gar nicht neben Mesut Özil. Die Deutschen haben sich durchgesetzt, das Spiel von außen beobachten müssen sie allenfalls, wenn Trainer Mourinho sie für die ganz großen Auftritte schont. Real hat sich entwickelt, auch Khedira ist ein anderer, ein kompletterer Fußballer geworden. "Real Madrid und der spanische Fußball haben Einfluss auf den Sportler Sami Khedira", sagt er. "Im spielerischen Bereich habe ich ernorm viel gelernt, das kann man ja gar nicht verhindern, wenn man mit so guten Fußballern in einer Mannschaft spielt, wie ich das bei Real darf. Hinzu kommt ein Trainer, der mir taktisch sehr viel mit auf den Weg gibt."

"Herausforderung in fremdem Land hat mich reifer gemacht"

In seinem Werten hat sich der Deutsche nicht verändert, wohl aber als Person. "Ich hoffe, dass ich im Grundsatz der gleiche Mensch geblieben bin. Mein Ziel ist, dass mich alles, was am Leben als Profi dranhängt, im Wesen nicht verändert", sagt er. "Das schließt nicht aus, dass man sich weiterentwickelt, schon durch das Älterwerden verändert man sich. Und klar ist auch, dass es mich reifer gemacht hat, die Herausforderung in einem fremden Land, einer fremden Kultur und einer fremden Sprache anzunehmen und zu bestehen."

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Die Meisterschaft in Spanien ist abgehakt - für dieses Jahr. Doch für Khedira und Real bleiben große Ziele. Das Finale im Königspokal gegen Atlético Madrid, und natürlich das größte aller Ziele: Der Gewinn der Champions League. Für Real wäre es der zehnte Triumph in diesem Wettbewerb, und Khedira ist optimistisch, dass der Konjunktiv nach dem Finale am 25. Mai in London durch den Imperativ ersetzt werden kann. In den großen Spielen war Madrid in dieser Spielzeit regelmäßig ziemlich nah am Limit seines Vermögens, die letzten "Clasicos" gegen Barca konnte Real für sich entscheiden, in der Champions League hatte Manchester United das Nachsehen. "In den Spielen gegen Mannschaften, die sich auf Augenhöhe mit uns bewegen, waren wir in diesem Jahr in der Tat häufig das stärkere Team", sagte Khedira. "Bisher haben wir alle Entscheidungsspiele gewonnen, in den K.o.-Partien ist es uns oft gelungen, unsere Leistung voll abzurufen." Wenn sich daran nichts ändert, stehen für Madrid und Khedira vergnügliche Monate an. "Ich hoffe, dass sich dies bis zum Ende der Saison fortsetzt", sagt er, "denn dann werden wir in diesem Jahr noch ein paar Titel nach Madrid holen."

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Immer donnerstags stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Sami Khedira, der mit Real Madrid am heutigen Samstag (ab 20 Uhr) in der Primera Division gegen Real Mallorca antritt.

Zum Ballermann kann man stehen wie man will. Mallorca ansonsten? Idyllische Insel, schöne Strände, gigantische Golfplätze. Fußball auf dem Eiland? RCD Mallorca ist 1999 ins Finale des Europapokals der Pokalsieger eingezogen, viel mehr war nicht. Ein Spiel gegen Mallorca bietet folglich wenig Potenzial, um von Sami Khedira als außerordentlicher Anlass qualifiziert zu werden. Wer ständig gegen Barcelona spielt, wer in der Champions League Manchester United eliminiert, wer sich im Training regelmäßig mit den Weltbesten misst - für den kann ein Heimspiel gegen Mallorca kaum etwas Besonderes sein.

Falsch gedacht - aus zwei Gründen. Zwar scheint die Meisterschaft in Spanien angesichts von 13 Punkten Rückstand auf Barcelona entschieden, Khediras Motivation leider darunter nicht. "Ich will immer gewinnen, auch wenn die Meisterschaft für uns nicht mehr möglich ist", sagt er. Den unbedingten Willen spürt der deutsche Nationalspieler in jedem Spiel, ob der Gegner nun Barcelona, Mallorca oder Granada heißt. Khedira weiß, dass sein Team in dieser Spielzeit viel zu oft gegen die vermeintlich kleinen Gegner gepatzt hat, darin hat auch die Differenz zu Barcelona ihren Ursprung. "Man muss ganz klar sagen, dass wir uns insbesondere auf fremden Platz zu oft zu schwer getan haben", sagt er. Bei der Suche nach den Ursachen ist Khedira noch nicht fündig geworden. "Woran das liegt, ist schwer zu benennen", sagt Khedira und unternimmt immerhin einen Versuch: "Ein Grund ist, dass die Gegner gegen uns oft über sich hinauswachsen. Spiele gegen Real sind Spiele des Jahres ist. Mehr noch als Spiele gegen Barca, weil Real stärker polarisiert."

Schöne Erinnerungen: Debüt gegen Mallorca

Natürlich weiß auch Khedira, dass es Anspruch der Königlichen sein muss, auch gegen über sich hinauswachsende Gegner zu bestehen. Mia san mia gilt auch in Madrid. "Es ist eine ungeheuere Motivation Spiele für Real Madrid gewinnen zu wollen", sagt der Mittelfeldspieler. "Diese Motivation dominiert die gesamte Saison und jedes Spiel." Auch das gegen Mallorca.

Beim Deutschen weckt diese Paarung zudem Erinnerungen, positive. Heute vor 929 Tagen hat er sein Debüt im Trikot Reals gefeiert – beim Spiel auf Mallorca, gegen Mallorca. Nach seinen überzeugenden Leistungen bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika war er gerade frisch in Madrid eingetroffen. Für ihn war alles neu, alles aufregend, jeder Tag ein kleines Abenteuer. Die reale Welt hat er mit großen Augen aufgesogen. "Klar erinnere ich mich noch daran", sagt er. "Zunächst war ich ein wenig enttäuscht, dass ich nicht von Beginn an gespielt habe." Die Mannschaft war damals neu zusammengestellt, Trainer Jose Mourinho war bestrebt, dem Team so viel Stabilität wie möglich zu geben und hat deswegen nicht zu früh zu viele neue Spieler zum Einsatz kommen lassen. "Ich saß damals neben Mesut Özil auf der Bank", erzählt Khedira. "Es war sehr aufregend, weil wir nicht wussten, was uns erwartet. Als ich dann reinkam, war es natürlich ein sehr besonderer Moment in meiner Karriere."

Zweieinhalb Jahre, einen Meister- und einen Königspokaltitel später sitzt Khedira nicht mehr auf der Bank, schon gar nicht neben Mesut Özil. Die Deutschen haben sich durchgesetzt, das Spiel von außen beobachten müssen sie allenfalls, wenn Trainer Mourinho sie für die ganz großen Auftritte schont. Real hat sich entwickelt, auch Khedira ist ein anderer, ein kompletterer Fußballer geworden. "Real Madrid und der spanische Fußball haben Einfluss auf den Sportler Sami Khedira", sagt er. "Im spielerischen Bereich habe ich ernorm viel gelernt, das kann man ja gar nicht verhindern, wenn man mit so guten Fußballern in einer Mannschaft spielt, wie ich das bei Real darf. Hinzu kommt ein Trainer, der mir taktisch sehr viel mit auf den Weg gibt."

"Herausforderung in fremdem Land hat mich reifer gemacht"

In seinem Werten hat sich der Deutsche nicht verändert, wohl aber als Person. "Ich hoffe, dass ich im Grundsatz der gleiche Mensch geblieben bin. Mein Ziel ist, dass mich alles, was am Leben als Profi dranhängt, im Wesen nicht verändert", sagt er. "Das schließt nicht aus, dass man sich weiterentwickelt, schon durch das Älterwerden verändert man sich. Und klar ist auch, dass es mich reifer gemacht hat, die Herausforderung in einem fremden Land, einer fremden Kultur und einer fremden Sprache anzunehmen und zu bestehen."

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Die Meisterschaft in Spanien ist abgehakt - für dieses Jahr. Doch für Khedira und Real bleiben große Ziele. Das Finale im Königspokal gegen Atlético Madrid, und natürlich das größte aller Ziele: Der Gewinn der Champions League. Für Real wäre es der zehnte Triumph in diesem Wettbewerb, und Khedira ist optimistisch, dass der Konjunktiv nach dem Finale am 25. Mai in London durch den Imperativ ersetzt werden kann. In den großen Spielen war Madrid in dieser Spielzeit regelmäßig ziemlich nah am Limit seines Vermögens, die letzten "Clasicos" gegen Barca konnte Real für sich entscheiden, in der Champions League hatte Manchester United das Nachsehen. "In den Spielen gegen Mannschaften, die sich auf Augenhöhe mit uns bewegen, waren wir in diesem Jahr in der Tat häufig das stärkere Team", sagte Khedira. "Bisher haben wir alle Entscheidungsspiele gewonnen, in den K.o.-Partien ist es uns oft gelungen, unsere Leistung voll abzurufen." Wenn sich daran nichts ändert, stehen für Madrid und Khedira vergnügliche Monate an. "Ich hoffe, dass sich dies bis zum Ende der Saison fortsetzt", sagt er, "denn dann werden wir in diesem Jahr noch ein paar Titel nach Madrid holen."