Im Fokus: Hummels gegen seinen Ausbildungsverein

Immer donnerstags stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Mats Hummels, der am Samstag im Vorspiel auf das Champions-League-Finale mit Borussia Dortmund auf seinen Ausbildungsverein FC Bayern München trifft.

Man könnte ihn auch falsch verstehen. Man könnte glauben, dass sich Mats Hummels in Dortmund nicht sonderlich wohl fühlt. Man könnte annehmen, da provoziere einer mit seinen Aussagen seinen vorzeitigen Abschied. Wenn er etwa folgendes sagt: "Es ist einfach nur krank, was in den fünfeinhalb Jahren, die ich jetzt in Dortmund spiele, beim BVB passiert ist." Krank - gesund klingt das nicht. Auch mit seiner persönlichen Entwicklung scheint der Nationalspieler eher unzufrieden. Neulich hat er sich dazu wie folgt geäußert: "Ich erwarte von mir viel mehr, als ich in Dortmund gezeigt habe." Da gibt es nur eine Lösung: die Flucht von der Quelle des Bösen, weg aus Dortmund.

Stimmt natürlich alles nicht. Die Selbstkritik war keine generelle, sie galt speziell seinem Auftritt in Spiel eins des Champions-League-Halbfinals zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid. Mit 4:1 hatte der Deutsche Meister den Titelträger Spaniens nach Hause geschickt - das Gegentor nagte an Hummels. Es war sein Fehler, der Gonzalo Higuain den einzigen Treffer der Königlichen ermöglichte und damit Reals Hoffnungen auf das Finale von Wembley am Leben erhielt. Und Hummels war sauer. Alle Borussen hätten ein gutes Spiel gemacht, sagte er, alle, nur er nicht.

Vor dem Rückspiel stand Hummels deswegen unter besonderer Beobachtung. Wie die Mannschaft hat er dem Druck Stand gehalten. Mehr als das. Dortmunds Innenverteidiger war der dominierende Akteur auf dem Rasen, immer wieder prallten Reals Angriffe an ihm ab, immer wieder initiierte er mit seinen Zuspielen eigene Angriffe. Die Statistik objektiviert den subjektiven Eindruck. Hummels hat 77 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen, 83 Prozent seiner Pässe fanden den Weg zum Mitspieler, nur einmal hat er ein Foul begangen. Hummels Dynamik, gepaart mit seiner Übersicht und einer beeindruckenden Antizipation war ein wesentlicher Baustein des Erfolges, seine Ruhe hat den Mitspielern im Sturm der letzten zehn Minuten Halt und Orientierung gegeben.

"Ein imperialer Hummels"

Die Zeitungen in Spanien haben in ihm den besten Spieler des Rückspiels ausgemacht, etwa die ABC, die über den BVB und Hummels schrieb: "Borussia ist eine exzellente Mannschaft: koordiniert, kompakt, mit einem imperialen Hummels." So hat es eine exzellente Mannschaft geschafft, eine andere exzellente Mannschaft aus dem Wettbewerb zu werfen. Für mehr als zwei späte Tore reichte es für Real nicht, Dortmund und Hummels zogen vor den Bayern ins Finale der Champions League ein.

Dieser Erfolg ist ein weiterer Höhepunkt seiner Zeit beim BVB, nach zwei Meisterschaften und einem Triumph im DFB-Pokal. "Das hätte mir mal einer erzählen sollen, als ich hier hergekommen bin und wir auf Platz 13 standen", sagt Hummels. "Ich kann es im Moment aber einfach nicht einordnen."

Viel Zeit zu Analyse bleibt ihm nicht – das nächste Highlight warten schon. In der Bundesliga kommt es am kommenden Wochenende zum deutschen Clasico, und damit zum Testlauf des Endspiels von Wembley. Borussia Dortmund empfängt Bayern München (Samstag, 18.30 Uhr), der amtierende Deutsche Meister spielt gegen den kommenden. Für manche ist das Spiel ein Muster ohne Wert, und es stimmt wohl, dass die Konstellation in der Bundesliga selten so wenig brisant war. Bayern steht als Meister fest, Dortmund ist Platz zwei nur noch theoretisch zu nehmen.



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Immer donnerstags stellt team.dfb.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Mats Hummels, der am Samstag im Vorspiel auf das Champions-League-Finale mit Borussia Dortmund auf seinen Ausbildungsverein FC Bayern München trifft.

Man könnte ihn auch falsch verstehen. Man könnte glauben, dass sich Mats Hummels in Dortmund nicht sonderlich wohl fühlt. Man könnte annehmen, da provoziere einer mit seinen Aussagen seinen vorzeitigen Abschied. Wenn er etwa folgendes sagt: "Es ist einfach nur krank, was in den fünfeinhalb Jahren, die ich jetzt in Dortmund spiele, beim BVB passiert ist." Krank - gesund klingt das nicht. Auch mit seiner persönlichen Entwicklung scheint der Nationalspieler eher unzufrieden. Neulich hat er sich dazu wie folgt geäußert: "Ich erwarte von mir viel mehr, als ich in Dortmund gezeigt habe." Da gibt es nur eine Lösung: die Flucht von der Quelle des Bösen, weg aus Dortmund.

Stimmt natürlich alles nicht. Die Selbstkritik war keine generelle, sie galt speziell seinem Auftritt in Spiel eins des Champions-League-Halbfinals zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid. Mit 4:1 hatte der Deutsche Meister den Titelträger Spaniens nach Hause geschickt - das Gegentor nagte an Hummels. Es war sein Fehler, der Gonzalo Higuain den einzigen Treffer der Königlichen ermöglichte und damit Reals Hoffnungen auf das Finale von Wembley am Leben erhielt. Und Hummels war sauer. Alle Borussen hätten ein gutes Spiel gemacht, sagte er, alle, nur er nicht.

Vor dem Rückspiel stand Hummels deswegen unter besonderer Beobachtung. Wie die Mannschaft hat er dem Druck Stand gehalten. Mehr als das. Dortmunds Innenverteidiger war der dominierende Akteur auf dem Rasen, immer wieder prallten Reals Angriffe an ihm ab, immer wieder initiierte er mit seinen Zuspielen eigene Angriffe. Die Statistik objektiviert den subjektiven Eindruck. Hummels hat 77 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen, 83 Prozent seiner Pässe fanden den Weg zum Mitspieler, nur einmal hat er ein Foul begangen. Hummels Dynamik, gepaart mit seiner Übersicht und einer beeindruckenden Antizipation war ein wesentlicher Baustein des Erfolges, seine Ruhe hat den Mitspielern im Sturm der letzten zehn Minuten Halt und Orientierung gegeben.

"Ein imperialer Hummels"

Die Zeitungen in Spanien haben in ihm den besten Spieler des Rückspiels ausgemacht, etwa die ABC, die über den BVB und Hummels schrieb: "Borussia ist eine exzellente Mannschaft: koordiniert, kompakt, mit einem imperialen Hummels." So hat es eine exzellente Mannschaft geschafft, eine andere exzellente Mannschaft aus dem Wettbewerb zu werfen. Für mehr als zwei späte Tore reichte es für Real nicht, Dortmund und Hummels zogen vor den Bayern ins Finale der Champions League ein.

Dieser Erfolg ist ein weiterer Höhepunkt seiner Zeit beim BVB, nach zwei Meisterschaften und einem Triumph im DFB-Pokal. "Das hätte mir mal einer erzählen sollen, als ich hier hergekommen bin und wir auf Platz 13 standen", sagt Hummels. "Ich kann es im Moment aber einfach nicht einordnen."

Viel Zeit zu Analyse bleibt ihm nicht – das nächste Highlight warten schon. In der Bundesliga kommt es am kommenden Wochenende zum deutschen Clasico, und damit zum Testlauf des Endspiels von Wembley. Borussia Dortmund empfängt Bayern München (Samstag, 18.30 Uhr), der amtierende Deutsche Meister spielt gegen den kommenden. Für manche ist das Spiel ein Muster ohne Wert, und es stimmt wohl, dass die Konstellation in der Bundesliga selten so wenig brisant war. Bayern steht als Meister fest, Dortmund ist Platz zwei nur noch theoretisch zu nehmen.

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13 Jahre bei den Bayern

Für Hummels steht dennoch einiges auf dem Spiel. Denn Dortmund gegen Bayern ist für ihn auch ein Spiel gegen die eigene Vergangenheit. Von 1995 bis 2008 spielte Hummels für den FCB, von der F-Jugend bis zu den Profis hat er alle Mannschaften durchlaufen, insgesamt 13 Jahre seines Lebens hat er beim Rekordmeister verbracht.

Hummels hat in München gelernt, der ganz große Durchbruch gelang ihm erst nach dem Wechsel zum BVB. In Dortmund wurde Hummels erst Stammspieler, dann Leistungsträger, schließlich Führungsspieler und Nationalspieler. Spiele gegen Bayern sind für Hummels noch immer keine gewöhnlichen. So fällt es ihm nicht schwer, abseits der Konstellation in der Tabelle nach Motivation für das Spiel zu suchen. "Da wir zu Hause spielen und die Bayern 14 von 14 Rückrundenspielen gewonnen haben, geht es für uns darum, dass sie zumindest unser Stadion nicht als Sieger verlassen", sagt er.

Manche sagen, dass sein Talent in München verkannt wurde, Hummels sagt dazu nichts. Manche in München sprechen von einem Fehler, Hummels an Dortmund abgegeben zu haben. Hummels sagt dazu nichts. Lieber spricht er über Dortmund, darüber, wie wohl er sich beim BVB fühlt, darüber, wie speziell die Erfolge mit dieser Mannschaft für ihn sind. "Mir geht es nicht darum, in meiner Karriere so viele Meisterschaften und Pokale wie möglich zu gewinnen. Sondern mir ist es wichtiger, die ganz besonderen Titel zu gewinnen. Und ich denke, was wir bis jetzt in Dortmund gewonnen haben, das waren ganz besondere Titel."