"Ihre Art und Haltung machen Sie zum Friedensstifter"

Schächter weiter: "Theo Zwanziger, der bei der WM die Deutschland-Fahne – wie praktisch die ganze Nation – an seinem Haus und am Auto flattern ließ, zeigt stets auch selbst Flagge. Auf ihr steht nichts von nationaler Hybris, auf ihr steht menschliche Fairness. Was im eigenen Haus geschieht, hat keine geringere Wichtigkeit und Wertigkeit als das, was draußen im Stadion passiert."

Von zentraler Bedeutung war in der Laudatio des ZDF-Chefs der mit dem DFB-Präsidenten gewissermaßen Seite an Seite verbrachte Integrationsgipfel bei der Bundeskanzlerin im Juli 2006. "Theo Zwanziger hatte auf Wunsch der Kanzlerin vor allen anderen den ersten Wortbeitrag. Und seine Antwort hatte etwas von Aufbruch. Für ihn war die WM hierzulande die größte Image-Aktion für das Integrationsprogramm", erinnerte sich der Laudator und erzählte bei der Preisverleihung in Berlin, wie der "Mann von der Basis" ein Gleichnis aus dem richtigen Leben wiedergegeben habe:

Zwanziger als Advokat der integrativen Kraft des Fußballs

"Man stelle sich einen leeren Platz vor, flankiert von Häusern, die nur von Deutschen bewohnt werden. Alsdann wird am einen Ende ein weiteres Haus gebaut, in dem nur Türken wohnen, und am anderen Ende eines für afrikanische Mitbürger. In der Mitte aber liege der freie Platz. Nun habe man drei Möglichkeiten, mit ihm etwas anzufangen: Man könne eine Kirche bauen, man könne eine Schule hinstellen, man könne aber auch einfach einen Ball hinlegen. Ich bin überzeugt, dass die Menschen aus diesen Häusern am schnellsten zusammenfinden, wenn man einen Ball hinlegt. Der Ball verbindet – er führt zusammen."

Diese integrative Kraft des Balls ist nach Schächters Worten für "den Mann mit dem großen Sinn für Gleichheit und Gerechtigkeit" auch der treibende Pol bei der Integration der Frauen: "War es für Zwanziger in der Jugend noch unvorstellbar, dass Frauen je einmal Fußball spielen, so schwärmt er heute: Deutschland ist das Land des Frauenfußballs. Und so hat er die Ausrichtung der nächsten Frauen-WM 2011 in Deutschland erfolgreich betrieben."

Daraus folgert der ZDF-Intendant: "Theo Zwanziger ist in der Lage, etwas – wörtlich – 'auf die Beine zu stellen' und etwas zu bewegen, was auf den ersten Blick kaum möglich scheint. So macht seine ‚Beweglichkeit’ auch Hoffnung für komplizierte Problemfelder, dass sich dort die entsprechenden Formen der Integration irgendwann erfolgreich durchsetzen. Dies gilt auch für den Siegeswillen ‚gegen das Vergessen’ und ‚für unsere Demokratie’. Sie, Herr Zwanziger, haben als Präsident die Aufarbeitung der Rolle Ihres Verbands im Nationalsozialismus in Angriff genommen. Sie haben unter anderem den Julius Hirsch Preis in Erinnerung an das Schicksal des gleichnamigen jüdischen Nationalspielers mitbegründet."

"Benutzt den Ball! Benutzt ihn zur Integration", machte Markus Schächter in seiner viel beachteten Rede den "pädagogischen Imperativ Dr. Zwanzigers" lebendig.

[DFB]


[bild1]

"Sie haben mehrfach Zeichen gegen das Vergessen gesetzt und lassen vielen verbindlichen Worten immer wieder Taten folgen." In dieser Feststellung gipfelte die Laudatio von Prof. Markus Schächter auf Dr. Theo Zwanziger, als der DFB-Präsident am Dienstag in Berlin mit dem Preis "Gegen Vergessen – Für Demokratie" des gleichnamigen Vereins ausgezeichnet wurde.

In seiner eindruckvollen Rede beschrieb der Intendant des ZDF unter Bezugnahme auf mehrere persönliche Begegnungen mit dem DFB-Präsidenten das Engagement von Dr. Zwanziger gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Rechtsextremismus sowie "für einen werteorientierten Fußball", bei dem "der gesellschaftspolitische Ansatz" dem Preisträger besonders wichtig für die Arbeit des DFB sei.

Beteiligung an der ZEIT-Aktion 'Netz gegen Nazis'

Markus Schächter erinnerte zunächst an die sportlichen Wurzeln Theo Zwanzigers als "klassische Nummer 10", die nach dessen Aussage über halblinks kam", und leitete aus dieser sportlichen Positionsbeschreibung den politischen Standort Dr. Zwanzigers ab: "Halblinks meint die Vermeidung des Extremlinken und vor allem des Rechtsextremen, wissend um die Gefahr von Rechtsaußen."

Nach dem Endspiel der WM 2002 war beim DFB-Bankett in Yokohama das erste offizielle Aufeinandertreffen auf Anhieb zu einer Begegnung auf gleicher Wellenlänge geworden: "Ich sah sofort, dass Sie jemand sind, der nicht qua Amt, sondern als Mensch integriert. Ihre Wesensart ist Verbindend, nicht trennend", sagte Schächter unter ausdrücklichem Hinweis auf "die gemeinsame Beteiligung von DFB und ZDF" an der von der Wochenzeitung "DIE ZEIT" initiierten Aktion "Netz gegen Nazis".

Mit Blick auf den DFB-Empfang zum 60. Geburtstag Dr. Zwanzigers im Juni 2005 in Mönchengladbach ließ der ZDF-Intendant den "von der Schlüsselperson Egidius Braun" forcierten Einstieg des damaligen Koblenzer Regierungspräsidenten in verantwortlichen DFB-Aufgaben nochmals Revue passieren. "Ihre Einstiegsposition war bezeichnenderweise die eines Beauftragten für soziale Integration. Es ging Ihnen also von vornherein um die Einheit unserer Gesellschaft. Die Funktion passte zur Person, und sie tut es noch heute", erklärte Markus Schächter und betonte: "Ihre Wesensart und Ihre Geisteshaltung machen Sie zu einem ausgleichenden Friedensstifter – gewissermaßen zu einem Ausgleicher. Wenn Fußball also mehr als ein 1:0 ist, dann sind Sie mindestens ein 1:1 – was freilich einen gefühlten Sieg meint."

Plädoyer für den wertorientierten Sport

In der Rückschau auf den gemeinsam erlebten ökumenischen Gottesdienst, den Bischof Huber anlässlich der Eröffnung der WM 2006 im Münchner Liebfrauendom hielt, erinnerte Schächter an das von Huber beschriebene "Ethos des sportlichen Wettstreits", wonach es darum gehe, sich des Preises als würdig zu erweisen", und interpretierte: "So ist Fußball im Sinne Zwanzigers nicht allein ergebnisbezogen, sondern vor allem wertorientiert. So geht es ihm noch im hitzigsten Kampf um den wahren Stellenwert des Sports."

Schächter weiter: "Theo Zwanziger, der bei der WM die Deutschland-Fahne – wie praktisch die ganze Nation – an seinem Haus und am Auto flattern ließ, zeigt stets auch selbst Flagge. Auf ihr steht nichts von nationaler Hybris, auf ihr steht menschliche Fairness. Was im eigenen Haus geschieht, hat keine geringere Wichtigkeit und Wertigkeit als das, was draußen im Stadion passiert."

Von zentraler Bedeutung war in der Laudatio des ZDF-Chefs der mit dem DFB-Präsidenten gewissermaßen Seite an Seite verbrachte Integrationsgipfel bei der Bundeskanzlerin im Juli 2006. "Theo Zwanziger hatte auf Wunsch der Kanzlerin vor allen anderen den ersten Wortbeitrag. Und seine Antwort hatte etwas von Aufbruch. Für ihn war die WM hierzulande die größte Image-Aktion für das Integrationsprogramm", erinnerte sich der Laudator und erzählte bei der Preisverleihung in Berlin, wie der "Mann von der Basis" ein Gleichnis aus dem richtigen Leben wiedergegeben habe:

Zwanziger als Advokat der integrativen Kraft des Fußballs

"Man stelle sich einen leeren Platz vor, flankiert von Häusern, die nur von Deutschen bewohnt werden. Alsdann wird am einen Ende ein weiteres Haus gebaut, in dem nur Türken wohnen, und am anderen Ende eines für afrikanische Mitbürger. In der Mitte aber liege der freie Platz. Nun habe man drei Möglichkeiten, mit ihm etwas anzufangen: Man könne eine Kirche bauen, man könne eine Schule hinstellen, man könne aber auch einfach einen Ball hinlegen. Ich bin überzeugt, dass die Menschen aus diesen Häusern am schnellsten zusammenfinden, wenn man einen Ball hinlegt. Der Ball verbindet – er führt zusammen."

[bild2]

Diese integrative Kraft des Balls ist nach Schächters Worten für "den Mann mit dem großen Sinn für Gleichheit und Gerechtigkeit" auch der treibende Pol bei der Integration der Frauen: "War es für Zwanziger in der Jugend noch unvorstellbar, dass Frauen je einmal Fußball spielen, so schwärmt er heute: Deutschland ist das Land des Frauenfußballs. Und so hat er die Ausrichtung der nächsten Frauen-WM 2011 in Deutschland erfolgreich betrieben."

Daraus folgert der ZDF-Intendant: "Theo Zwanziger ist in der Lage, etwas – wörtlich – 'auf die Beine zu stellen' und etwas zu bewegen, was auf den ersten Blick kaum möglich scheint. So macht seine ‚Beweglichkeit’ auch Hoffnung für komplizierte Problemfelder, dass sich dort die entsprechenden Formen der Integration irgendwann erfolgreich durchsetzen. Dies gilt auch für den Siegeswillen ‚gegen das Vergessen’ und ‚für unsere Demokratie’. Sie, Herr Zwanziger, haben als Präsident die Aufarbeitung der Rolle Ihres Verbands im Nationalsozialismus in Angriff genommen. Sie haben unter anderem den Julius Hirsch Preis in Erinnerung an das Schicksal des gleichnamigen jüdischen Nationalspielers mitbegründet."

"Benutzt den Ball! Benutzt ihn zur Integration", machte Markus Schächter in seiner viel beachteten Rede den "pädagogischen Imperativ Dr. Zwanzigers" lebendig.