Hummels: "Wir wollen den Gruppenersten aus dem Weg gehen"

Rückstand gedreht, Achtelfinaleinzug perfekt gemacht: Rekordmeister FC Bayern München gewann am 4. Spieltag der Champions League bei PSV Einhoven mit 2:1. Weltmeister Mats Hummels agierte in der Münchner Innenverteidigung - souverän, abgeklärt und mit vielen starken Pässen im Spielaufbau. Auf DFB.de spricht der 27-Jährige über das unglückliche Gegentor, die Chancen auf den Gruppensieg - und das Karriereende von Ex-Nationalteamkollege Miroslav Klose.

Frage: Herr Hummels, der FC Bayern hat sich durch das 2:1 bei der PSV Eindhoven vorzeitig fürs Achtelfinale der Champions League. Trotz Dominanz und zahlreicher Torchancen war es relativ knapp. Ein komischer Spielverlauf, vor allem durch den plötzlichen Rückstand - erzielt durch ein klares Abseitstor?

Mats Hummels: Im Spiel habe ich tatsächlich nicht gedacht, dass es Abseits war. Im Nachhinein war es zum Glück egal, weil wir doch noch gewonnen haben. Ansonsten wäre es sehr ärgerlich gewesen. Wir hatten eigentlich alles unter Kontrolle - bis auf Konter, immer mal wieder. Dadurch fällt auch das Tor. Auch zwei-, dreimal war es noch ein bisschen gefährlich, wo wir noch in letzter Not klären mussten. Im Großen und Ganzen aber finde ich: Ein Champions-League-Spiel auswärts mit 22:4-Torschüssen ist eine sehr überzeugende Angelegenheit.

Frage: Ist speziell das Umschalten von Defensive auf Offensive noch das Problem im Bayern-Spiel?

Hummels: Das Umschalten ist gut, wie wir dann hinterhergehen, in einem super Tempo. Wir müssen aber ein bisschen an der Struktur verbessern, wie wir mit dem Ball stehen. Es geht aber darum, in den richtigen Positionen zu stehen, um diese Konter zu vermeiden. Da haben wir noch Verbesserungsbedarf, aber wir reden davon, dass wir auf hohem Niveau noch Details verbessern können.

Frage: Durch das späte 2:1 von Atletico Madrid gegen FC Rostow bleibt der Kampf um Gruppenplatz eins hart.

Hummels: Wir haben uns ein bisschen geärgert, dass Atletico in der 95. Minute doch noch getroffen hat. So müssen wir Rostow schlagen und dann am 6. Dezember zu Hause gegen Atlético wahrscheinlich ein bestimmtes Ergebnis erzielen und nicht nur gewinnen. 1:0 oder mit zwei Toren Abstand. Das ist eine Herausforderung, ganz klar - aber eben auch unser nächstes Ziel in der Champions League. Was nicht einfach wird, Atletico ist ja nicht für häufig hohe Ergebnisse bekannt. Weiter sind wir schon, aber wir wollen den anderen Gruppenersten aus dem Weg gehen.

Frage: Robert Lewandowski hat nach dem 3:1 in Augsburg seinen zweiten Doppelpack innerhalb von vier Tagen erzielt.

Hummels: Er ist immer wichtig für uns, auch wenn er nicht trifft. Weil er einfach arbeitet und auch diese Saison schon ein paar Tore gut vorgelegt hat. In diesem Spiel hatte er Pech, weil er dreimal, nein viermal Aluminium getroffen hat. Einfach ein sehr guter Stürmer.

Frage: Wie sehen Sie die Entwicklung der Bayern aktuell?

Hummels: Nach der kurzen Ruhephase, als wir dreimal hintereinander nicht gewonnen hatten, haben wir eine super Reaktion gezeigt und in jedem Spiel eine hohe Intensität an den Tag gelegt. Diesmal hatten wir gar keine Phase, in der wir nachgelassen hatten. Wir waren immer konzentriert, haben zwar nicht alles richtig gemacht, aber das hat noch nie eine Mannschaft auf der Welt gemacht. Wir sind auf einem sehr guten Weg, glaube ich.

Frage: Wie beurteilen Sie die TSG Hoffenheim, mit Trainer Julian Nagelsmann überraschenderweise derzeit Dritter der Bundesliga?

Hummels: Richtig gut. Ich mache ja Online-Managerspiele, da habe ich dieses Jahr voll auf Hoffenheimer Spieler gesetzt. Auf welche Spieler, bleibt mein Geheimnis. Daher bin ich sehr froh, dass sie so stark spielen. (lacht) Es ist wirklich eine gute Mannschaft mit hoher individueller Qualität und - so weit ich das beurteilen kann - mit einem guten Trainer. Das Spiel wird eine spannende Aufgabe, aber wir spielen zu Hause und sind Favorit. Wir wollen am besten Distanz zu einem der Verfolger aufbauen, es sind ja einige im Moment.

Frage: Sie liegen also gut im Managerspiel?

Hummels: Ja, ich bin tatsächlich gut dabei. Als ich 15 Jahre alt war, habe ich mir geschworen, dass ich mich später immer selbst wähle. Aber damals konnte ich ja nicht rechnen, dass ich wirklich Profi werde. Jetzt müsste ich auch mal selbst treffen, damit ich noch weiter nach oben rutsche. Im letzten Spiel in Augsburg habe ich gute Offensivkopfbälle gemacht, in Eindhoven schlechte. Das war echt ärgerlich.

Frage: Miroslav Klose hat sein Karriereende verkündet. Wie sehen Ihren Weltmeisterkollegen?

Hummels: Ein großer Sportsmann und ein überragender Stürmer - das weiß jeder. Für mich und meine Zeit bei der Nationalmannschaft war Miro ein ganz wichtiger und entscheidender Faktor, weil er immer mit einer positiven Art und Weise vorangegangen ist, immer Gas gegeben hat und sich - auch wenn er nicht gespielt hat - in den Dienst der Mannschaft gestellt und mit seiner Rolle abgefunden hat. Also ein Vorbild. Das werden sicher alle bestätigen, die mit ihm gespielt haben.

Aufgezeichnet von DFB.de.