Hummels: "Sehr gute Reaktion der Fans"

Die Stimmung war gedämpft bis gespenstisch, nachdem die 80.000 Zuschauer im Signal-Iduna-Park in der zweiten Halbzeit ihren Support eingestellt hatten. Der Grund für die Respektsbekundung: Ein 79-Jähriger hatte auf der Südtribüne einen Herzinfarkt erlitten. Das Ergebnis beim 2:0 von Borussia Dortmund gegen den FSV Mainz 05 rückte bei dieser letzten Partie des 26. Bundesliga-Spieltages nahezu komplett in den Hintergrund.

Auch für die Akteure auf dem Platz war das Geschehen eine ziemlich ungewohnte Situation. Im Interview auf DFB.de schildert BVB-Kapitän und Weltmeister strong>Mats Hummels, wie er die Atmosphäre erlebte, wann die Spieler von dem tragischen Unglück erfuhren und wie er die Reaktion der Fans einordnet.

Frage: Herr Hummels, wie haben Sie dieses Spiel mit all seinen Begleiterscheinungen erlebt?

Mats Hummels: Wir waren natürlich auch erst überrascht. Wir wussten ja nicht, was vorgefallen ist. Nichtsdestotrotz mussten wir unser Spiel spielen und unsere Arbeit machen. Wir haben uns während des Spiels kurz ausgetauscht, was sein könnte, und haben schon vermutet, dass irgendwas passiert sein muss, weil die Stimmung so eben nicht alltäglich ist. Ganz im Gegenteil. Das habe ich bisher nur in Paris so erlebt. Man kann die Ereignisse natürlich nicht vergleichen, aber es waren Parallelen zu sehen von der Atmosphäre im Stadion: Ruhig, aber trotzdem eine gewisse Aufgewühltheit, das war ganz seltsam.

Frage: Wann haben Sie erfahren, was passiert ist?

Hummels: Nach dem Spiel wurden wir direkt informiert. Es war auf jeden Fall eine sehr gute Reaktion des Publikums, für den Fan noch einmal die Hymne anzustimmen (You'll never walk alone, Anm. d. Red.). Ich glaube, es hat alle bedrückt, das hat man auch gesehen. Es ist ja dann nicht so, dass uns Spieler das nicht berührt. Wir wissen auch, was es bedeutet, wenn jemand auf der Tribüne zusammenbricht. Deswegen genießen wir zwar den Sieg, aber in einer deutlich ruhigeren Atmosphäre als das sonst der Fall gewesen wäre.

Frage: Geht ein großes Kompliment an die Fans, wie Sie mit dem Unglück umgegangen sind?

Hummels: Ja, auf jeden Fall. Es ist schwierig, weil man mit großer Leidenschaft anfeuern soll. Ich glaube, das geht dann in solch einem Fall nicht zu hundert Prozent. Auch mit 'You'll never walk alone', das für den Fan zweimal angestimmt wurde, haben die Fans eine sehr gute Reaktion auf die Ereignisse gezeigt.

Frage: Gab es diesen Gedanken an Paris auch schon auf dem Platz?

Hummels: Das ist mir erst danach gekommen, während des Spiels ehrlich gesagt nicht. Da habe ich nur daran gedacht, dass was passiert sein muss, weil uns damals in Frankreich eben auch die Atmosphäre aufgefallen ist. Ich habe mich daran erinnert gefühlt, aber es war nicht so, dass ich die ganze Zeit daran gedacht habe. Es gab einmal nur kurz diesen Zusammenhang, die Erkenntnis, das etwas passiert sein muss. Wichtig ist, dass wir Ruhe bewahren, weil es eine ganz eigenartige Atmosphäre ist, fast wie im Training oder in einem Testspiel vor 30 oder 40 Zuschauern. Das ist dann schon etwas anderes und auch nicht einfach, die Konzentration zu halten. Aber das haben wir gut gemacht, auch wenn das heute nicht die Hauptsache gewesen ist.

Frage: Wie fällt Ihr sportliches Fazit gegen recht starke Mainzer aus?

Hummels: Es ist mal wieder das eingetreten, was der Trainer prophezeit hat. Dass wir geduldig sein müssen, dass Mainz enorm fleißig ist und dass sie hart arbeiten. Wir haben unsere Ruhe bewahrt und bis auf eine Chance nach einer Ecke von Stefan Bell gar nichts zugelassen. Nach der Pause haben wir die Lücken, die sich immer mehr aufgetan haben, zu unglaublichen Torchancen genutzt. Es war fast grotesk, dass es nach 65 Minuten nur 1:0 stand. Da hätte das Ding schon mit vier oder fünf Toren entschieden sein müssen. Wir haben es am Ende gewonnen, aber vielleicht werden die Tore noch einmal wichtig. Dann hadert man vielleicht wegen der einen oder anderen Chance aus so einem Spiel. Vielleicht macht es am Ende aber überhaupt keinen Unterschied – dann ist es Jacke wie Hose.

Frage: Aber es war schon eine sehr reife Leistung des BVB, oder?

Hummels: Ja, das war sehr kontrolliert, sehr fleißig. Auch von unseren offensiven Jungs war es sehr harte Arbeit: Vor dem Tor war nicht alles optimal, aber dafür sind sie weite Wege gegangen. Marco (Reus, Torschütze des 1:0, Anm. d. Red.) war auch am Ende noch einmal mit langen Sprints am eigenen Sechzehner zu finden. Das ist vorbildlich und sorgt auch dafür, dass wir unsere Spiel gewinnen.

Frage: Marco Reus hat sich zuletzt sehr selbstkritisch geäußert. War das ein weiterer Schritt zurück zu dem Niveau, das er spielen kann?

Hummels: Ja, das war ein sehr gutes Spiel von ihm. (schmunzelt) Ich habe ihm auch schon gesagt: Bis auf den Ball auf das leere Tor und den schlampigen Pass in der 86. Minute, als ich ihn kurz anschreien musste, war das alles sehr schwer in Ordnung.

Aufgezeichnet von DFB.de.

[tl]

Die Stimmung war gedämpft bis gespenstisch, nachdem die 80.000 Zuschauer im Signal-Iduna-Park in der zweiten Halbzeit ihren Support eingestellt hatten. Der Grund für die Respektsbekundung: Ein 79-Jähriger hatte auf der Südtribüne einen Herzinfarkt erlitten. Das Ergebnis beim 2:0 von Borussia Dortmund gegen den FSV Mainz 05 rückte bei dieser letzten Partie des 26. Bundesliga-Spieltages nahezu komplett in den Hintergrund.

Auch für die Akteure auf dem Platz war das Geschehen eine ziemlich ungewohnte Situation. Im Interview auf DFB.de schildert BVB-Kapitän und Weltmeister strong>Mats Hummels, wie er die Atmosphäre erlebte, wann die Spieler von dem tragischen Unglück erfuhren und wie er die Reaktion der Fans einordnet.

Frage: Herr Hummels, wie haben Sie dieses Spiel mit all seinen Begleiterscheinungen erlebt?

Mats Hummels: Wir waren natürlich auch erst überrascht. Wir wussten ja nicht, was vorgefallen ist. Nichtsdestotrotz mussten wir unser Spiel spielen und unsere Arbeit machen. Wir haben uns während des Spiels kurz ausgetauscht, was sein könnte, und haben schon vermutet, dass irgendwas passiert sein muss, weil die Stimmung so eben nicht alltäglich ist. Ganz im Gegenteil. Das habe ich bisher nur in Paris so erlebt. Man kann die Ereignisse natürlich nicht vergleichen, aber es waren Parallelen zu sehen von der Atmosphäre im Stadion: Ruhig, aber trotzdem eine gewisse Aufgewühltheit, das war ganz seltsam.

Frage: Wann haben Sie erfahren, was passiert ist?

Hummels: Nach dem Spiel wurden wir direkt informiert. Es war auf jeden Fall eine sehr gute Reaktion des Publikums, für den Fan noch einmal die Hymne anzustimmen (You'll never walk alone, Anm. d. Red.). Ich glaube, es hat alle bedrückt, das hat man auch gesehen. Es ist ja dann nicht so, dass uns Spieler das nicht berührt. Wir wissen auch, was es bedeutet, wenn jemand auf der Tribüne zusammenbricht. Deswegen genießen wir zwar den Sieg, aber in einer deutlich ruhigeren Atmosphäre als das sonst der Fall gewesen wäre.

Frage: Geht ein großes Kompliment an die Fans, wie Sie mit dem Unglück umgegangen sind?

Hummels: Ja, auf jeden Fall. Es ist schwierig, weil man mit großer Leidenschaft anfeuern soll. Ich glaube, das geht dann in solch einem Fall nicht zu hundert Prozent. Auch mit 'You'll never walk alone', das für den Fan zweimal angestimmt wurde, haben die Fans eine sehr gute Reaktion auf die Ereignisse gezeigt.

Frage: Gab es diesen Gedanken an Paris auch schon auf dem Platz?

Hummels: Das ist mir erst danach gekommen, während des Spiels ehrlich gesagt nicht. Da habe ich nur daran gedacht, dass was passiert sein muss, weil uns damals in Frankreich eben auch die Atmosphäre aufgefallen ist. Ich habe mich daran erinnert gefühlt, aber es war nicht so, dass ich die ganze Zeit daran gedacht habe. Es gab einmal nur kurz diesen Zusammenhang, die Erkenntnis, das etwas passiert sein muss. Wichtig ist, dass wir Ruhe bewahren, weil es eine ganz eigenartige Atmosphäre ist, fast wie im Training oder in einem Testspiel vor 30 oder 40 Zuschauern. Das ist dann schon etwas anderes und auch nicht einfach, die Konzentration zu halten. Aber das haben wir gut gemacht, auch wenn das heute nicht die Hauptsache gewesen ist.

Frage: Wie fällt Ihr sportliches Fazit gegen recht starke Mainzer aus?

Hummels: Es ist mal wieder das eingetreten, was der Trainer prophezeit hat. Dass wir geduldig sein müssen, dass Mainz enorm fleißig ist und dass sie hart arbeiten. Wir haben unsere Ruhe bewahrt und bis auf eine Chance nach einer Ecke von Stefan Bell gar nichts zugelassen. Nach der Pause haben wir die Lücken, die sich immer mehr aufgetan haben, zu unglaublichen Torchancen genutzt. Es war fast grotesk, dass es nach 65 Minuten nur 1:0 stand. Da hätte das Ding schon mit vier oder fünf Toren entschieden sein müssen. Wir haben es am Ende gewonnen, aber vielleicht werden die Tore noch einmal wichtig. Dann hadert man vielleicht wegen der einen oder anderen Chance aus so einem Spiel. Vielleicht macht es am Ende aber überhaupt keinen Unterschied – dann ist es Jacke wie Hose.

Frage: Aber es war schon eine sehr reife Leistung des BVB, oder?

Hummels: Ja, das war sehr kontrolliert, sehr fleißig. Auch von unseren offensiven Jungs war es sehr harte Arbeit: Vor dem Tor war nicht alles optimal, aber dafür sind sie weite Wege gegangen. Marco (Reus, Torschütze des 1:0, Anm. d. Red.) war auch am Ende noch einmal mit langen Sprints am eigenen Sechzehner zu finden. Das ist vorbildlich und sorgt auch dafür, dass wir unsere Spiel gewinnen.

Frage: Marco Reus hat sich zuletzt sehr selbstkritisch geäußert. War das ein weiterer Schritt zurück zu dem Niveau, das er spielen kann?

Hummels: Ja, das war ein sehr gutes Spiel von ihm. (schmunzelt) Ich habe ihm auch schon gesagt: Bis auf den Ball auf das leere Tor und den schlampigen Pass in der 86. Minute, als ich ihn kurz anschreien musste, war das alles sehr schwer in Ordnung.

Aufgezeichnet von DFB.de.

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