Hummels: Mit Klartext raus aus der Krise

Hummels hat dafür schlechte Gründe. Und er hat gute Gründe, diese nicht zu nennen. Für ihn heißt Verantwortung-Übernehmen auch, Alibis nicht zu erwähnen, obschon sie gar keine sind. In seinem Urteil über seine Leistung fehlen wesentliche Teile des Sachverhalts. Die Kurzversion passt in vier Worte: Verletzung, Reha, Comeback, Verletzung.

Etwas ausführlicher geht die Erzählung so: Wegen einer Sehnenreizung im Knie stieg Hummels erst verspätet in die Saison ein, die ersten vier Spieltage fanden ohne ihn statt. Kaum zurück, wurde es kaum besser. Am zehnten Spieltag verletzte sich der Weltmeister ausgerechnet im Spiel gegen seine Weltmeisterkollegen vom FC Bayern, die Diagnose: Bänderdehnung im Sprunggelenk. Hummels fiel drei Wochen aus. Kaum zurück, wurde es kaum besser. Diesmal waren es Rückenbeschwerden, die Hummels daran hinderten, die 100 Prozent zu erreichen. Zehn Einsätze sind für ihn in der Vorrunde notiert, nur sechsmal stand er über die volle Spielzeit auf dem Rasen. So ist wenig verwunderlich, dass der Weltmeister seinen Rhythmus nie gefunden hat.

Hohe Auftakthürde: BVB zu Gast in Leverkusen

Hummels unterschlägt diese entlastenden Umstände, in eigener Sache ist er ein miserabler Anwalt. Ihn interessiert mehr das Resultat als dessen Ursache. Außerdem geht auch sein Blick (fast) nur in die Zukunft - was war, soll vergessen sein, die Verletzungen und Blessuren zumal. Am Samstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) beginnt für den BVB die Rückrunde der Bundesliga. Sie beginnt mit einer gewaltigen Herausforderung, die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp gastiert in Leverkusen.

Das Spiel soll für Dortmund zum Wendepunkt werden, vorerst aber geht es nur um kleine Schritte. Zahlen lügen nicht - und die Zahlen sagen, dass der BVB dieselbe Anzahl an Punkten und die dieselbe Tordifferenz aufweist wie das Schlusslicht, der SC Freiburg. Hummels führt Dortmund also in den Abstiegskampf. Mögen Externe vom internationalen Geschäft reden, von der Champions League sogar, Hummels stimmt in diesen Chor nicht ein. "Es geht wirklich nur darum, so schnell wie möglich unten rauszukommen und mit dem Abstieg so schnell wie möglich nichts mehr zu tun haben", sagte er der Bild.

Der Nationalspieler sieht seine Mannschaft gut gerüstet. Dass der Kader das spielerische Potenzial hat, steht außer Frage. Hummels sieht das Team aber auch dem psychischen Druck gewachsen. Ungewohnt sei diese Belastung nicht, sagt er, sie habe nur ein anderes Label. "Im Champions-League-Finale, im Pokalfinale oder im Spiel, in dem du Meister werden kannst, stehst du auch brutal unter Druck", sagt Hummels. "Es geht im Abstiegskampf nur um was anderes."

[sl]


Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Mats Hummels, der zum Rückrundenauftakt mit Borussia Dortmund am Samstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) die Wende schaffen will - ausgerechnet im Gastspiel beim Tabellendritten Bayer Leverkusen.

Da traut sich einer was. Kein Rumgeeiere, Klartext, ungefiltert, geradeaus. Mats Hummels hatte schon immer einen eigenen Kopf und in diesem eine eigene Meinung - einen eigenen Mund hat der 26-jährige Weltmeister noch dazu. In der Vorrunde von Borussia Dortmund türmten sich die Probleme auf Platz 17, beim BVB wurde in der gesamten Hinrunde wenig gepunktet, dafür viel diskutiert, analysiert und gerätselt. Woran liegt es, wer macht welche Fehler aus welchem Grund?

Hummels kritisiert Hummels

Die Trainer stellten Fragen, die Vereinsführung genauso. Und die Spieler? Hummels widerstand dem gewöhnlichen Reflex. Er duckte sich nicht, er äußerte seine Meinung. Und er tat etwas entgegen allen Gepflogenheiten: Er zeigte mit dem Finger auf einen BVB-Profi, der Abwehrspieler ging in Angriffshaltung. Hummels war damit nicht unkollegial, er war ehrlich. Und selbstkritisch. Denn Ziel der Attacken war der Mann im Spiegel - Hummels las Hummels ganz gehörig die Leviten.

In einigen Interviews monierte er eigene Fehler, auch die (für ihn neue) Rolle als Kapitän habe er nicht so gefüllt, wie er dies hätte tun wollen, vielleicht müssen. Exemplarisch sei auf einen Eintrag auf seiner Facebook-Seite verwiesen. "Den Mist", teilte Hummels seinen Fans und Freunden mit, "den ich teilweise zusammen gespielt habe, kann ich hoffentlich wieder vergessen machen in der Rückrunde."

Diese Zeilen stammen vom 24. Dezember, dem Heiligen Abend. Auch im neuen Jahr hat sich seine Angriffsrichtung nicht geändert. Im Interview mit der Bild hat sich der Weltmeister über seine Auftritte jüngst wie folgt geäußert: "Das nagt schon sehr, so wechselhaft zu spielen. Ein gutes und zwei schlechte Spiele zu machen."

Die Hauptprobleme: Verletzung, Reha, Comeback, Verletzung

Mats Hummels verfügt über einige Fähigkeiten, die aus ihm einen formidablen Fußballer machen. Seine Ruhe, seine Übersicht, sein Kopfballspiel, sein Stellungsspiel, seiner Art, das Spiel zu lesen und aufzubauen - die Liste ist nicht abschließend. Sein ausgeprägtes Selbstvertrauen gehört dazu, Hummels hat mal eingeräumt, dass dieses mitunter die Grenze zur Überheblichkeit streift. In den vergangenen Wochen hat er also eine weitere Fähigkeit demonstriert: die zur Selbstkritik. Sie mindert nicht sein Selbstvertrauen, sie resultiert aus diesem. Wer weiß, was er kann, kann einräumen, dieses Können zu selten gezeigt zu haben.

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Hummels hat dafür schlechte Gründe. Und er hat gute Gründe, diese nicht zu nennen. Für ihn heißt Verantwortung-Übernehmen auch, Alibis nicht zu erwähnen, obschon sie gar keine sind. In seinem Urteil über seine Leistung fehlen wesentliche Teile des Sachverhalts. Die Kurzversion passt in vier Worte: Verletzung, Reha, Comeback, Verletzung.

Etwas ausführlicher geht die Erzählung so: Wegen einer Sehnenreizung im Knie stieg Hummels erst verspätet in die Saison ein, die ersten vier Spieltage fanden ohne ihn statt. Kaum zurück, wurde es kaum besser. Am zehnten Spieltag verletzte sich der Weltmeister ausgerechnet im Spiel gegen seine Weltmeisterkollegen vom FC Bayern, die Diagnose: Bänderdehnung im Sprunggelenk. Hummels fiel drei Wochen aus. Kaum zurück, wurde es kaum besser. Diesmal waren es Rückenbeschwerden, die Hummels daran hinderten, die 100 Prozent zu erreichen. Zehn Einsätze sind für ihn in der Vorrunde notiert, nur sechsmal stand er über die volle Spielzeit auf dem Rasen. So ist wenig verwunderlich, dass der Weltmeister seinen Rhythmus nie gefunden hat.

Hohe Auftakthürde: BVB zu Gast in Leverkusen

Hummels unterschlägt diese entlastenden Umstände, in eigener Sache ist er ein miserabler Anwalt. Ihn interessiert mehr das Resultat als dessen Ursache. Außerdem geht auch sein Blick (fast) nur in die Zukunft - was war, soll vergessen sein, die Verletzungen und Blessuren zumal. Am Samstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) beginnt für den BVB die Rückrunde der Bundesliga. Sie beginnt mit einer gewaltigen Herausforderung, die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp gastiert in Leverkusen.

Das Spiel soll für Dortmund zum Wendepunkt werden, vorerst aber geht es nur um kleine Schritte. Zahlen lügen nicht - und die Zahlen sagen, dass der BVB dieselbe Anzahl an Punkten und die dieselbe Tordifferenz aufweist wie das Schlusslicht, der SC Freiburg. Hummels führt Dortmund also in den Abstiegskampf. Mögen Externe vom internationalen Geschäft reden, von der Champions League sogar, Hummels stimmt in diesen Chor nicht ein. "Es geht wirklich nur darum, so schnell wie möglich unten rauszukommen und mit dem Abstieg so schnell wie möglich nichts mehr zu tun haben", sagte er der Bild.

Der Nationalspieler sieht seine Mannschaft gut gerüstet. Dass der Kader das spielerische Potenzial hat, steht außer Frage. Hummels sieht das Team aber auch dem psychischen Druck gewachsen. Ungewohnt sei diese Belastung nicht, sagt er, sie habe nur ein anderes Label. "Im Champions-League-Finale, im Pokalfinale oder im Spiel, in dem du Meister werden kannst, stehst du auch brutal unter Druck", sagt Hummels. "Es geht im Abstiegskampf nur um was anderes."