Hummels: "Im Derby einen klitzekleinen Befreiungsschlag landen"

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Mats Hummels ist in die Saison 2014/2015 eingestiegen - endlich. Der Weltmeister wurde beim 2:2 von Borussia Dortmund am Mittwochabend gegen den VfB Stuttgart in der 73. Minute für seinen Klub- und Nationalmannschaftskollegen Kevin Großkreutz eingewechselt.

Als Hummels schon an der Seitenlinie bereitstand, erzielte Pierre-Emerick Aubameyang den 1:2-Anschlusstreffer. Nur 13 Minuten später traf Ciro Immobile zum Ausgleich für die Dortmunder - eim 2:2 blieb es dann. Auf dem Heimweg fasste ein BVB-Fan zusammen: "Das haste sofort gesehen: Sobald der Hummels aufm Platz war, war da ne ganz andere Ordnung, ne ganz andere Aufteilung, nen ganz anderer Spielaufbau." In den Stadionkatakomben sprach Mats Hummels selbst - das Interview mit dem 25 Jahre alten, 36-maligen Nationalspieler auf DFB.de.

Frage: Herr Hummels, Sie haben Ihre ersten 17 Minuten Einsatzzeit seit dem WM-Finale von Rio de Janeiro absolviert. Wie haben Sie das Spiel gegen Stuttgart erlebt?

Mats Hummels: Ich bin in einer für uns guten Phase ins Spiel gekommen, als wir das Spiel logischerweise klar dominiert haben und uns das Publikum frenetisch angefeuert hat. Aber alles in allem ist ein Punkt zu Hause gegen Stuttgart zu wenig. Ich glaube, das kann man sagen, ohne das es irgendwie großkotzig daherkommt. Wir haben uns leider selbst zwei Punkte gekostest.

Frage: Woran hat das gelegen?

Hummels: In der ersten Hälfte war es ein sehr ausgeglichenes Spiel. Ich glaube, wir hatten zwei Chancen und Stuttgart aus der Erinnerung heraus gar keine. Unsere Chancen muss man zwar nicht nutzen, kann man aber. Dann hätten wir in der Folge natürlich mehr Druck aufbauen können. So beginnt die zweite Hälfte bei 0:0. Beim ersten Gegentor hätten wir den Ball vorher zweimal wegschlagen können, da haben wir was verpasst. Dann steht's 0:1, auf einmal 0:2 - und keiner weiß so recht, warum. Aber gut, Stuttgart hat einen couragierten Auftritt hingelegt. Die Gegentore dürfen wir aber zumindest auf diese Art und Weise nicht kassieren. Das ist jetzt schon die ganze Saison so, dass für den Gegner ein bisschen wenig Aufwand für ein bisschen zu viel Ertrag reicht.

Frage: Und wie ist jetzt das eigene Befinden? Es war Ihr erstes Spiel seit dem WM-Finale.

Hummels: Gott sei Dank bin ich endlich wieder dabei - und vor allem: jetzt auch wirklich problemfrei. Mit der Luft müssen wir mal sehen, wie das noch wird in den nächsten Spielen. Es ist natürlich noch mal etwas anderes zu spielen, als zu trainieren. Das habe ich heute auch gemerkt. Aber das Wichtigste ist, dass wir langsam aber sicher alle wieder zurückkommen, dass Jungs wie vielleicht auch Ilkay (Gündogan; Anm. d. Red.) bald wieder spielen können. Denn unsere meisten Ausfälle haben wir momentan tatsächlich im Mittelfeld. Da würde uns als Mannschaft der eine oder andere Rückkehrer extrem guttun.

Frage: Das nächste Spiel ist nicht einfach nur ein nächstes Spiel, es ist das Derby auf Schalke. Wie groß ist die Vorfreude?

Hummels: Das Derby ist einfach geil, das weiß man sowieso, und erst Recht, wenn man Dortmunder ist. Beide Mannschaften haben momentan nicht ihre glücklichste Phase, beide haben viele Verletzte - und trotzdem kann man sich jetzt schon sicher sein, dass das Ding prickeln wird. Da wird es richtig hergehen auf dem Platz. Ich freue mich auf dieses Spiel, ganz egal, welche Rolle ich bei dieser Partie für wie lange einnehmen werde. Und dann schauen wir mal, ob wir da nicht vielleicht so einen klitzekleinen Befreiungsschlag landen können.

Frage: Herr Hummels, momentan wird leidenschaftlich über die hohe Belastung gerade der Topspieler diskutiert. Sie haben selbst eine WM in den Knochen, steigen erst jetzt in die neue Saison ein. Was sagen Sie zum Thema?

Hummels: Was man ohne Zweifel sagen kann: Die WM war knüppelhart. Der Körper hat's gemerkt, eben auch noch mehrere Wochen danach. Ich denke auch, dass wir insgesamt zu viele Termine haben. Mit 34 Ligaspielen und der Champions League ist das schon relativ viel. Das allein ist schon ein hartes Programm - dazu im September wieder zwei Länderspiele, im Oktober zwei und im November zwei. Das alles ist einfach ein bisschen viel. Ich glaube schon, dass sich darin auch - zumindest die gefühlt - größere Verletzungsanfälligkeit bei den Spielern begründet.

Frage: Wenn man dann hört: Noch 19 Spiele bis Weihnachten. Müssen Sie da schlucken?

Hummels: Ich war ja jetzt lange genug raus, ich freue mich gerade auf jedes einzelne. Aber die, die jetzt schon wieder sechs, sieben Spiele gemacht haben, wissen schon, dass das wieder ein straffes Programm wird. Aber wenn irgendwann mal alle fit sind, haben wir ja auch genügend Leute. Dann können wir durchwechseln, so dass nicht jeder alle 19 machen muss.

Frage: Kommt ein Startelfeinsatz für Sie auf Schalke noch zu früh, oder ist auch das denkbar?

Hummels: Denkbar ist das natürlich. Aber ob ich dann in der 90. Minute immer noch auf dem Platz stehe, das weiß ich nicht. Man kann im Training schon vieles simulieren, wir machen da auch viele kleine Bewegungen, die viel bringen. Aber irgendwie mit der ganzen Atmosphäre im Stadion und vielleicht auch mit dem Druck, den es ja im Training nicht wirklich gibt, ist das doch noch mal etwas anderes. Das habe ich gegen Stuttgart schon gemerkt. Wenn du da reinkommst und nach zehn Minuten - oder nach sechs Minuten, ich kann ja ehrlich sein - schon merkst, "das ist aber anstrengend", dann ist das einfach ein deutlicher Unterschied zum Training, wo du 30 Minuten Vollgas geben kannst.

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