Hummels: "Ich bin durch und durch Borusse"

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Zwölf Jahre lang spielte Mats Hummels für den FC Bayern, von den F-Junioren bis zur ersten Mannschaft, wo er im Mai 2007 sein Bundesligadebüt gab. Seit fast fünf Jahren trägt der 23 Jahre alte Innenverteidiger das schwarzgelbe Trikot von Borussia Dortmund und macht dem Rekordmeister die Vormachtstellung im deutschen Fußball streitig. Zweimal holte der BVB zuletzt die Schale, gewann dieses Jahr auch noch den DFB-Pokal – mit einem spektakulären 5:2-Finalsieg gegen die Münchner.

Heute (ab 18.30 Uhr, live bei LIGA total! und Sky) kehrt der 23-malige Nationalspieler zum Bundesliga-Gipfeltreffen in seine alte Heimat zurück. Seine Probleme an der Patellasehne, die ihn beim 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf zum Zuschauen zwangen, hat er rechtzeitig überwunden. Das Duell Erster gegen Dritter wird gleichzeitig ein Nationalmannschaftsgipfel: Auf dem Platz stehen in den Startformationen voraussichtlich elf deutsche Nationalspieler, sechs bei Bayern und fünf bei Dortmund.

Im Interview spricht Mats Hummels, der auch für die FIFA-Weltelf 2012 nominiert ist, über die Siegchancen in der Münchner Allianz Arena, seine Führungsrolle in der Dortmunder Mannschaft und seine emotionale Verbundenheit zum BVB.

DFB.de: Herr Hummels, Sie wurden beim FC Bayern München ausgebildet, sind aber seit 2008 bei Borussia Dortmund. Wie sehr fühlen Sie sich dem BVB, der Stadt Dortmund und dem Ruhrgebiet mittlerweile verbunden?

Mats Hummels: Dem Verein Borussia Dortmund bin ich inzwischen so verbunden, wie ich es früher Bayern war. Mittlerweile bin ich durch und durch Borusse. Ich habe sonst keinen Verein, mit dem ich mitfiebere, wenn ich mir Spiele anschaue. Natürlich gibt es Sympathien, aber diese emotionale Bindung gibt es nur noch zu Dortmund. Ich fühle mich dort heimisch. Natürlich habe ich in München immer noch Wurzeln, Familie und Freunde. Wenn wir dort spielen, kommen deutlich mehr Bekannte zu Besuch als anderswo, und ich muss mehr Karten organisieren.

DFB.de: Inwiefern hat sich Ihr Spiel in den nun fast fünf Jahren, die Sie beim BVB sind, verändert?

Hummels: Das ist schwer zu sagen, weil ich vorher nicht auf dem Niveau und in der Regionalliga Süd meistens auf der Sechs gespielt habe. Im Vergleich zur Anfangszeit nehme ich eine präsentere Rolle ein und habe viel öfter den Ball. Die Mitspieler suchen einen häufig, auch als Innenverteidiger, und erwarten, dass dann nach vorne etwas passiert. Das ist ein schönes Gefühl, dieses Vertrauen von den anderen auf dem Platz zu spüren. Natürlich bin ich ein bisschen kräftiger geworden als noch mit 19 Jahren, aber in den Zweikämpfen verhalte ich mich nicht großartig anders. Ich spiele vielleicht noch etwas körperbetonter, als man es aus dem Jugend- oder Amateurbereich kannte.

DFB.de: Durch das 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf hat sich der Abstand des BVB auf die Bayern auf elf Punkte vergrößert. Leidet darunter die Anspannung vor diesem Spitzenspiel?

Hummels: Nein. Wir sehen nicht nur Platz eins. Leverkusen ist an uns vorbeigezogen und wir haben es verpasst, den Vorsprung auf Frankfurt und Schalke auf vier Punkte auszubauen. Die beiden können uns auch überholen, sollten wir in München keine Punkte holen. Deswegen ist es für uns enorm wichtig, dort drei Zähler mitzunehmen. Selbst wenn es einer ist – es gibt schlimmere Ergebnisse in München. Aber natürlich wollen wir das Ding gewinnen. Wir wollen nachholen, was wir am Dienstag liegenlassen haben.

DFB.de: Obwohl die Bayern im Rekordtempo Herbstmeister geworden sind, tippt in einer Umfrage des Kicker fast die Hälfte der gut 24.000 Teilnehmer auf einen BVB-Sieg. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Hummels: Das hat mich auch sehr überrascht. 49 Prozent tippen auf einen BVB-Sieg, 37 Prozent auf Bayern. Ich glaube, das hätte man sich vor zwei Jahren nicht vorstellen können. Dass wir mittlerweile so gut gesehen werden, ist eine schöne Bestätigung. Andererseits weiß ich auch, dass unsere Fans bei solchen Umfragen sehr viel Wert darauf legen, zahlreich zu votieren. Deswegen haben wahrscheinlich ein paar mehr Dortmunder als Münchner abgestimmt. Dass die Bayern die beste Mannschaft der Bundesliga-Hinrunde stellen, ist unbestritten. Sie sind verdient Herbstmeister, weil sie die größte Konstanz an den Tag legen. Das geht uns ein bisschen ab. Wir haben uns bestimmt drei Unentschieden zu viel erlaubt.

DFB.de: Was stimmt Sie trotz dieser Stärke des FC Bayern zuversichtlich, drei Punkte mitzunehmen? Vielleicht die Auftritte in der Champions League gegen ähnlich starke Mannschaften?

Hummels: Erstens das. Zweitens, dass wir uns auswärts nach der anfänglichen Schwäche gefangen haben. Von den letzten sechs Auswärtsspielen haben wir mit Ausnahme von Madrid fünf gewonnen. Drittens haben wir einfach eine unglaubliche Qualität im Kader, die in der Bundesliga noch nicht in jedem Spiel zum Tragen gekommen ist. Deswegen stehen wir auch nicht da, wo wir gerne stehen würden. Aber 26 Punkte sind jetzt auch keine Katastrophe.

DFB.de: Der BVB hat die letzten fünf Pflichtspiele gegen die Bayern in Liga und Pokal gewonnen. Spielt das eine Rolle?

Hummels: Die Bayern haben zuletzt im Supercup gewonnen, was auch ein Pflichtspiel war. Ich glaube, es löst weder bei uns noch bei Bayern etwas aus, das einen Vorteil schaffen könnte. Bayern wird darauf sinnen, sich für die Niederlagen der letzten beiden Spielzeiten zu revanchieren. Andererseits würden sie das Spiel auch gewinnen wollen, hätten sie im letzten Jahr zweimal unentschieden gespielt.

DFB.de: Was für eine Atmosphäre erwarten Sie in der Allianz Arena?

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Hummels: Die Atmosphäre wird sehr intensiv sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das von den Zuschauern in München als normales Bundesligaspiel gesehen wird. Es wird wahrscheinlich klassisch jeder Zweikampf und jeder Ballgewinn bejubelt, um den Gegner bei einem Ballverlust zu verunsichern.

DFB.de: In keinem Duell in der Bundesliga ist die Nationalspielerdichte größer als bei diesem. Was sagt das über die sportliche Wertigkeit aus?

Hummels: In meinen Augen treffen die beiden besten deutschen Mannschaften der letzten drei, vier Jahre aufeinander. Deswegen ist der sportliche Wert enorm hoch. Wie gut die Bayern sind, kann jeder sehen. Neben den ganzen deutschen Nationalspielern bringen sie noch einen Ribéry mit auf den Platz, der für mich zurzeit einer der besten Spieler überhaupt ist. Deswegen ist es nicht nur die größtmögliche Aufgabe, die man in Deutschland bewältigen kann, sondern die größtmögliche in Europa. Es wird also ein tolles Spiel – ich hoffe, mit dem richtigen Ausgang für uns.

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Zwölf Jahre lang spielte Mats Hummels für den FC Bayern, von den F-Junioren bis zur ersten Mannschaft, wo er im Mai 2007 sein Bundesligadebüt gab. Seit fast fünf Jahren trägt der 23 Jahre alte Innenverteidiger das schwarzgelbe Trikot von Borussia Dortmund und macht dem Rekordmeister die Vormachtstellung im deutschen Fußball streitig. Zweimal holte der BVB zuletzt die Schale, gewann dieses Jahr auch noch den DFB-Pokal – mit einem spektakulären 5:2-Finalsieg gegen die Münchner.

Heute (ab 18.30 Uhr, live bei LIGA total! und Sky) kehrt der 23-malige Nationalspieler zum Bundesliga-Gipfeltreffen in seine alte Heimat zurück. Seine Probleme an der Patellasehne, die ihn beim 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf zum Zuschauen zwangen, hat er rechtzeitig überwunden. Das Duell Erster gegen Dritter wird gleichzeitig ein Nationalmannschaftsgipfel: Auf dem Platz stehen in den Startformationen voraussichtlich elf deutsche Nationalspieler, sechs bei Bayern und fünf bei Dortmund.

Im Interview spricht Mats Hummels, der auch für die FIFA-Weltelf 2012 nominiert ist, über die Siegchancen in der Münchner Allianz Arena, seine Führungsrolle in der Dortmunder Mannschaft und seine emotionale Verbundenheit zum BVB.

DFB.de: Herr Hummels, Sie wurden beim FC Bayern München ausgebildet, sind aber seit 2008 bei Borussia Dortmund. Wie sehr fühlen Sie sich dem BVB, der Stadt Dortmund und dem Ruhrgebiet mittlerweile verbunden?

Mats Hummels: Dem Verein Borussia Dortmund bin ich inzwischen so verbunden, wie ich es früher Bayern war. Mittlerweile bin ich durch und durch Borusse. Ich habe sonst keinen Verein, mit dem ich mitfiebere, wenn ich mir Spiele anschaue. Natürlich gibt es Sympathien, aber diese emotionale Bindung gibt es nur noch zu Dortmund. Ich fühle mich dort heimisch. Natürlich habe ich in München immer noch Wurzeln, Familie und Freunde. Wenn wir dort spielen, kommen deutlich mehr Bekannte zu Besuch als anderswo, und ich muss mehr Karten organisieren.

DFB.de: Inwiefern hat sich Ihr Spiel in den nun fast fünf Jahren, die Sie beim BVB sind, verändert?

Hummels: Das ist schwer zu sagen, weil ich vorher nicht auf dem Niveau und in der Regionalliga Süd meistens auf der Sechs gespielt habe. Im Vergleich zur Anfangszeit nehme ich eine präsentere Rolle ein und habe viel öfter den Ball. Die Mitspieler suchen einen häufig, auch als Innenverteidiger, und erwarten, dass dann nach vorne etwas passiert. Das ist ein schönes Gefühl, dieses Vertrauen von den anderen auf dem Platz zu spüren. Natürlich bin ich ein bisschen kräftiger geworden als noch mit 19 Jahren, aber in den Zweikämpfen verhalte ich mich nicht großartig anders. Ich spiele vielleicht noch etwas körperbetonter, als man es aus dem Jugend- oder Amateurbereich kannte.

DFB.de: Durch das 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf hat sich der Abstand des BVB auf die Bayern auf elf Punkte vergrößert. Leidet darunter die Anspannung vor diesem Spitzenspiel?

Hummels: Nein. Wir sehen nicht nur Platz eins. Leverkusen ist an uns vorbeigezogen und wir haben es verpasst, den Vorsprung auf Frankfurt und Schalke auf vier Punkte auszubauen. Die beiden können uns auch überholen, sollten wir in München keine Punkte holen. Deswegen ist es für uns enorm wichtig, dort drei Zähler mitzunehmen. Selbst wenn es einer ist – es gibt schlimmere Ergebnisse in München. Aber natürlich wollen wir das Ding gewinnen. Wir wollen nachholen, was wir am Dienstag liegenlassen haben.

DFB.de: Obwohl die Bayern im Rekordtempo Herbstmeister geworden sind, tippt in einer Umfrage des Kicker fast die Hälfte der gut 24.000 Teilnehmer auf einen BVB-Sieg. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Hummels: Das hat mich auch sehr überrascht. 49 Prozent tippen auf einen BVB-Sieg, 37 Prozent auf Bayern. Ich glaube, das hätte man sich vor zwei Jahren nicht vorstellen können. Dass wir mittlerweile so gut gesehen werden, ist eine schöne Bestätigung. Andererseits weiß ich auch, dass unsere Fans bei solchen Umfragen sehr viel Wert darauf legen, zahlreich zu votieren. Deswegen haben wahrscheinlich ein paar mehr Dortmunder als Münchner abgestimmt. Dass die Bayern die beste Mannschaft der Bundesliga-Hinrunde stellen, ist unbestritten. Sie sind verdient Herbstmeister, weil sie die größte Konstanz an den Tag legen. Das geht uns ein bisschen ab. Wir haben uns bestimmt drei Unentschieden zu viel erlaubt.

DFB.de: Was stimmt Sie trotz dieser Stärke des FC Bayern zuversichtlich, drei Punkte mitzunehmen? Vielleicht die Auftritte in der Champions League gegen ähnlich starke Mannschaften?

Hummels: Erstens das. Zweitens, dass wir uns auswärts nach der anfänglichen Schwäche gefangen haben. Von den letzten sechs Auswärtsspielen haben wir mit Ausnahme von Madrid fünf gewonnen. Drittens haben wir einfach eine unglaubliche Qualität im Kader, die in der Bundesliga noch nicht in jedem Spiel zum Tragen gekommen ist. Deswegen stehen wir auch nicht da, wo wir gerne stehen würden. Aber 26 Punkte sind jetzt auch keine Katastrophe.

DFB.de: Der BVB hat die letzten fünf Pflichtspiele gegen die Bayern in Liga und Pokal gewonnen. Spielt das eine Rolle?

Hummels: Die Bayern haben zuletzt im Supercup gewonnen, was auch ein Pflichtspiel war. Ich glaube, es löst weder bei uns noch bei Bayern etwas aus, das einen Vorteil schaffen könnte. Bayern wird darauf sinnen, sich für die Niederlagen der letzten beiden Spielzeiten zu revanchieren. Andererseits würden sie das Spiel auch gewinnen wollen, hätten sie im letzten Jahr zweimal unentschieden gespielt.

DFB.de: Was für eine Atmosphäre erwarten Sie in der Allianz Arena?

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Hummels: Die Atmosphäre wird sehr intensiv sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das von den Zuschauern in München als normales Bundesligaspiel gesehen wird. Es wird wahrscheinlich klassisch jeder Zweikampf und jeder Ballgewinn bejubelt, um den Gegner bei einem Ballverlust zu verunsichern.

DFB.de: In keinem Duell in der Bundesliga ist die Nationalspielerdichte größer als bei diesem. Was sagt das über die sportliche Wertigkeit aus?

Hummels: In meinen Augen treffen die beiden besten deutschen Mannschaften der letzten drei, vier Jahre aufeinander. Deswegen ist der sportliche Wert enorm hoch. Wie gut die Bayern sind, kann jeder sehen. Neben den ganzen deutschen Nationalspielern bringen sie noch einen Ribéry mit auf den Platz, der für mich zurzeit einer der besten Spieler überhaupt ist. Deswegen ist es nicht nur die größtmögliche Aufgabe, die man in Deutschland bewältigen kann, sondern die größtmögliche in Europa. Es wird also ein tolles Spiel – ich hoffe, mit dem richtigen Ausgang für uns.