Hummels: "Es gibt keine Garantie"

Hummels: Das ist relativ einfach: Nationalmannschaft, internationaler Wettbewerb - ein Weiter-so halt. Das wäre doch schön.

DFB.de: Sie haben 2010 Ihre ersten beiden A-Länderspiele gemacht. Wie unterschieden sie sich von den Einsätzen für die Nachwuchsmannschaften des DFB?

Hummels: Sie sind etwas völlig anderes, im Jugendbereich spielt man ausschließlich mit nahezu Gleichaltrigen. Nun spielt man auf einmal mit Spielern wie Bastian Schweinsteiger, der als Weltklassespieler gilt, zusammen. Das gibt es in der U 21 halt nicht. Man gehört zu den besten Spielern des Landes, egal welchen Alters. Das ist das größte Gefühl, das es für einen Fußballer gibt, und das große Ziel, auf das man jahrelang hinarbeitet.

DFB.de: Deutscher Meister zu werden wäre sicher auch noch so ein Ziel.

Hummels: Sicher, das wäre auch so ein Ziel, das ich in meiner Karriere gerne erreichen möchte. Warten wir es mal ab.

DFB.de: 2010 gehörten Sie zu den möglichen Kandidaten für einen Platz im WM-Kader, wurden dann aber nicht nominiert. War es schwierig für Sie, das zu verarbeiten?

Hummels: Das war natürlich schade, weil ich sehr gerne dabei gewesen wäre. Aber es war nicht schwierig für mich, damit umzugehen. Es war damals eine Kann-Entscheidung. Man konnte mich mitnehmen, musste nicht. Deshalb habe ich es mir zum Ziel gesetzt, dem Trainer gar keine andere Möglichkeit zu lassen, als mich zu berufen, wenn wieder eine Nominierung ansteht.

DFB.de: Als Sie im Frühsommer nicht nominiert worden waren, sagten Sie: „Ich habe noch 16 Jahre Zeit, mich beim Bundestrainer zu empfehlen.“ Hatten Sie damit gerechnet, dass es dann doch nur gut 16 Wochen dauern würde?



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Mit 22 Jahren ist Mats Hummels schon Chef. Wer kann das in diesem Alter schon von sich behaupten? Hummels ist Chef der Abwehr des Tabellenführers Borussia Dortmund. Er hat eine Hinrunde hinter sich, die alle Erwartungen sprengte: Mit zehn Punkten Vorsprung liegt der BVB vorne - und die Zahl derer, die glauben, dass der Meister 2011 nicht aus dem Ruhrgebiet kommt, ist von Spieltag zu Spieltag kleiner geworden.

Es war ein Halbjahr wie im Märchen, auch für Hummels persönlich, der Mitte November in Schweden zum zweiten Mal für die A-Nationalmannschaft zum Einsatz kam. "Das ist das Größte für einen Fußballer", sagt er im Gespräch mit DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen.

Heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) eröffnen Hummels und der BVB mit dem Auswärtsspiel beim Tabellendritten Bayer Leverkusen die zweite Halbserie - gleich ein Schlager zum Rückrundenstart.

DFB.de: Herr Hummels, 2010 ist gerade vorbei - wie würden Sie das Jahr in aller Kürze zusammenfassen?

Mats Hummels: Viele Höhen, viel Spaß und leider zwei Tiefen.

DFB.de: Welche waren das?

Hummels: Das Ausscheiden im DFB-Pokal und in der Europa League mit Borussia Dortmund. Das war bitter. Ansonsten war alles sehr positiv.

DFB.de: Und 2011: Was schwebt Ihnen da vor?

Hummels: Das ist relativ einfach: Nationalmannschaft, internationaler Wettbewerb - ein Weiter-so halt. Das wäre doch schön.

DFB.de: Sie haben 2010 Ihre ersten beiden A-Länderspiele gemacht. Wie unterschieden sie sich von den Einsätzen für die Nachwuchsmannschaften des DFB?

Hummels: Sie sind etwas völlig anderes, im Jugendbereich spielt man ausschließlich mit nahezu Gleichaltrigen. Nun spielt man auf einmal mit Spielern wie Bastian Schweinsteiger, der als Weltklassespieler gilt, zusammen. Das gibt es in der U 21 halt nicht. Man gehört zu den besten Spielern des Landes, egal welchen Alters. Das ist das größte Gefühl, das es für einen Fußballer gibt, und das große Ziel, auf das man jahrelang hinarbeitet.

DFB.de: Deutscher Meister zu werden wäre sicher auch noch so ein Ziel.

Hummels: Sicher, das wäre auch so ein Ziel, das ich in meiner Karriere gerne erreichen möchte. Warten wir es mal ab.

DFB.de: 2010 gehörten Sie zu den möglichen Kandidaten für einen Platz im WM-Kader, wurden dann aber nicht nominiert. War es schwierig für Sie, das zu verarbeiten?

Hummels: Das war natürlich schade, weil ich sehr gerne dabei gewesen wäre. Aber es war nicht schwierig für mich, damit umzugehen. Es war damals eine Kann-Entscheidung. Man konnte mich mitnehmen, musste nicht. Deshalb habe ich es mir zum Ziel gesetzt, dem Trainer gar keine andere Möglichkeit zu lassen, als mich zu berufen, wenn wieder eine Nominierung ansteht.

DFB.de: Als Sie im Frühsommer nicht nominiert worden waren, sagten Sie: „Ich habe noch 16 Jahre Zeit, mich beim Bundestrainer zu empfehlen.“ Hatten Sie damit gerechnet, dass es dann doch nur gut 16 Wochen dauern würde?

Hummels: Ich habe schon gehofft und geglaubt, dass ich dabei sein würde. Ich wollte mich schon 2010 für kommende Aufgaben anbieten. Es ist schön, diese Chance in Schweden bekommen zu haben.

DFB.de: Sie waren beim Länderspiel dort mit vier Dortmundern: Kevin Großkreutz und Sie selbst haben Ihren zweiten Einsatz gehabt, Mario Götze und Marcel Schmelzer den ersten. War das ein bisschen wie eine Klassenfahrt?

Hummels: (lacht) Ja, das kann man schon sagen, es hatte etwas davon. Wir sind alle mit den gleichen Voraussetzungen dorthin gefahren. Wir waren alle nicht wirklich etabliert und kannten noch nicht alles und jeden, der dabei war. Aber übermäßig nervös waren wir nicht. Wir wussten ja, dass wir in eine total angenehme Truppe kamen. Die Jungs sind ja nicht anders als wir.

DFB.de: Auf der BVB-Homepage wurden Sie mit Per Mertesacker verglichen, im Kicker mit Franz Beckenbauer. Was kommt als nächstes?

Hummels: Das weiß ich nicht. Der Vergleich mit einem Spieler von derartiger Größe wie Franz Beckenbauer ehrt mich, auch wenn ich von ihm nur einige wenige Highlights gesehen habe. Ich glaube, dieser Vergleich bezog sich aber nur auf den Bewegungsablauf. Trotzdem ist das natürlich sehr positiv - es heißt aber nicht, dass ich mich jetzt ruhig und bequem zurücklehnen kann. Ganz bestimmt nicht.

DFB.de: Ihre Ruhe auf dem Platz ist dennoch eines Ihrer Markenzeichen. Werden Sie denn auch mal nervös?

Hummels: Nicht besonders oft, ehrlich gesagt. Im Europa-League-Spiel gegen Lwiw habe ich aber gemerkt, dass es manchmal sogar besser wäre, etwas nervöser zu sein. Ich habe einen Gegner in meinem Rücken nicht gesehen, der mir dann den Ball, den ich mir zurechtlegen wollte, abgeluchst hat. Da war ein bisschen zu viel Ruhe da, das darf nicht zu Nachlässigkeit führen. Es ist wichtig, eine gute Mischung zu finden, wann Ruhe gefragt ist und wann man löschen muss.

DFB.de: Bundestrainer Joachim Löw hat Ende 2010 gesagt, Sie seien sehr reif für Ihr Alter und hätten ihm gut gefallen. Was macht so ein Lob mit Ihnen?

Hummels: Das ist natürlich genau das, was ich gerne hören möchte. Deshalb freut es mich auch sehr. Es ist schön zu wissen, dass ich beim Bundestrainer einen gewissen Eindruck hinterlassen habe, dass dieser positiv ist. Und ich hoffe, dass ich diesen lobenden Worten bei meiner nächsten Nominierung gerecht werden kann.

DFB.de: Sehen Sie Parallelen zwischen der Nationalmannschaft und Borussia Dortmund?

Hummels: Auf jeden Fall. Beide Mannschaften sind vergleichsweise jung und versuchen, so schnell wie möglich nach vorne zu spielen. Beide bevorzugen also das vertikale Spiel, um mit Willen und Entschlossenheit zum Torabschluss zu kommen. Das sind die größten Parallelen.

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DFB.de: Wille und Entschlossenheit haben die Borussia auf Platz eins in der Bundesliga geführt. Müssen Sie sich manchmal selbst kneifen, wenn Sie auf die Tabelle schauen?

Hummels: Es ist schon überraschend, dass wir zehn Punkte Vorsprung auf den Zweiten haben. Damit war selbst im Ansatz vor der Saison nicht zu rechnen. Wir haben bislang eine sehr gute Runde gespielt und es uns verdient, oben zu stehen. Wir wissen aber auch, dass es keine Garantie dafür gibt, dass es so weitergeht. Doch natürlich würden wir alle uns das wünschen. Die Vorbereitung lief gut, auch wenn sie recht kurz war. Es gibt also keine großartigen neuen Erkenntnisse aus dieser Zeit. Aber: Sollte alles beim Alten bleiben, wäre das sicher auch nicht das Schlechteste.

DFB.de: Gleich im ersten Spiel kommt es heute zum Duell mit Bayer Leverkusen. Wünscht man sich zum Start so einen starken Gegner?

Hummels: Ein Auswärtsspiel in Leverkusen ist sicherlich eines der zwei, drei schwierigsten Spiele der Saison. Es geht direkt Schlag auf Schlag weiter, und das im höchsten Tempo. Bei unserer Niederlage im Hinspiel haben wir festgestellt, was für eine spielstarke Mannschaft die Leverkusener sind. Ich würde aber nicht sagen, dass wir deshalb zusätzlich motiviert sind. Das sind wir sowieso immer, egal gegen wen. Es wäre gut, mit einem Sieg ins neue Jahr zu starten.

DFB.de: Ist es vielleicht sogar von Vorteil, dass der BVB nicht mehr im DFB-Pokal und in der Europa League dabei ist?

Hummels: Nein, das glaube ich nicht. Wir wären alle gerne weiter in diesen Wettbewerben dabei gewesen. Das haben wir in den Spielen auch gezeigt. In Offenbach haben wir es versäumt, das entscheidende Tor zu schießen, wozu sich die Chancen eigentlich mehrfach geboten haben. Dafür sind wir bestraft worden. In der Europa League war es in drei Spielen ähnlich, als es uns nicht gelungen ist, unsere Überlegenheit in Tore und Siege umzumünzen. Wir sind dort ausgeschieden, haben uns aber in meinen Augen gut präsentiert und waren für mich sogar besser als die Mannschaften, die weitergekommen sind. Auch wenn wir uns dafür nichts kaufen können. Ich glaube aber auch nicht, dass es uns etwas ausgemacht hätte, wenn wir weiter eine Doppel- oder Dreifachbelastung gehabt hätten. Denn auch mit ihr haben wir in der Bundesliga sehr gut und erfolgreich gespielt. Dass man die Konzentration nicht in mehreren Wettbewerben haben kann, ist für mich ein Mythos.

DFB.de: Wie lautet eigentlich das aktuelle Saisonziel? Ist es noch das gleiche wie zu Saisonbeginn?

Hummels: Wir haben keines ausgegeben, also mussten wir auch keines ändern. Ich glaube auch, dass wir gut daran tun, nicht zu weit nach vorne, sondern von Spiel zu Spiel zu schauen, wie man so schön sagt.

DFB.de: Hat Dortmund eigentlich einen Rathausbalkon?

Hummels: Das weiß ich nicht. Dortmund hat ein Rathaus, das weiß ich. Aber 2002 wurden wir ja schon Meister, und irgendwo hat die Mannschaft bestimmt gefeiert. Das lässt sich ganz bestimmt herausfinden.