Hrubesch: "Ab jetzt geht's um WM-Plätze"

Es geht in den Jahresendspurt für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Am Samstag (ab 14 Uhr, live im ZDF) trifft das DFB-Team in Essen im ersten von drei abschließenden Länderspielen 2018 auf Österreich. Zuvor hat der 67 Jahre alte Bundestrainer Horst Hrubesch den besten Talenten der Jahrgänge 2001, 2002 und 2003 beim Länderpokal/Sichtungsturnier in Duisburg einen Besuch abgestattet. Im DFB.de-Interview spricht der Europameister von 1980, der in seiner Funktion als Chefcoach von Martina Voss-Tecklenburg abgelöst wird, über seine letzten Partien mit den DFB-Frauen und die Zukunft.

DFB.de: Wie sieht Ihr Fahrplan fürs Österreich-Spiel aus, Herr Hrubesch?

Horst Hrubesch: Wir haben uns am Montagabend mit unserem Trainerteam getroffen, weil wir noch einige Dinge zu besprechen haben - auch mit Blick auf die beiden Länderspiele im November. Spätestens bis zum Ende des Jahres wird die Übergabe an die neue Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg stattgefunden haben.

DFB.de: Wie fällt Ihr Fazit nach der Zeit mit den DFB-Frauen aus, die mit der erfolgreichen Qualifikation für die WM im kommenden Jahr in Frankreich ihren Höhepunkt fand?

Hrubesch: Wir sind auf einem guten Weg, und ich hoffe, dass wir diesen Weg auch weitergehen können. Bis jetzt waren es immer nur Pflichtspiele, mit Ausnahme des Kanada-Spiels. Wir mussten diese Partien alle gewinnen. Dabei konnten wir nicht überlegen, nicht probieren - wir mussten gewinnen. Und das haben die Mädels wirklich perfekt gemacht. Man hat auch gesehen, dass sie den Spaß wiedergefunden haben. Sie hören zu, gehen mit und haben Qualität.

DFB.de: Kommt da noch ein Aber?

Hrubesch: Für mich ist es soweit okay, aber mir fehlen einfach noch einige Dinge. Und da werden wir beim Österreich-Spiel versuchen anzugreifen. Weil den Mädels eines klar sein muss: Es sind zwar Freundschaftsspiele, aber Ausruhen gibt es nicht - und das wird auch nicht passieren. Denn ab jetzt geht es um die Plätze für die Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich. Wir haben jetzt eine gute Zeit, in der wir uns auf die Spiele vorbereiten können, in der wir testen und probieren können. Es geht auch für jede Einzelne darum zu zeigen, dass sie zur WM will und bereit ist, alles dafür zu tun.

DFB.de: Sehen Sie die deutsche Mannschaft für die WM gut aufgestellt?

Hrubesch: Wir haben eine gute Qualität, aber es sind bestimmt noch 15 bis 20 Prozent Luft nach oben.

DFB.de: Woran muss genau gearbeitet werden?

Hrubesch: Es sind die banalen Dinge. Wir spielen die Standards gut, machen aber daraus keine Tore. Das muss sich ändern. Auch im Spielaufbau geht alles noch einen Tick schneller, das kann man alles noch direkter spielen. Wir müssen versuchen, den ersten Pass vorwärts zu spielen, nicht die Geschwindigkeit wegzunehmen. Was allerdings positiv ist: Wir haben alle Spiele von der ersten bis zur letzten Minute bestimmt. Wir haben nicht auf Abwarten gespielt. Das hat mir am besten gefallen.

DFB.de: Sie sind gerade beim U 18-Länderpokal/Sichtungsturnier vor Ort gewesen, haben sich von den Talenten, der Zukunft des deutschen Frauenfußballs, einen Eindruck gemacht. Für wie sinnvoll halten Sie solche Turniere?

Hrubesch: Ich bin Verfechter dieser Turniere. Es macht absolut Sinn, dass man immer wieder einen Wettbewerb hat, dass man sich immer wieder untereinander messen kann mit allen Verbänden in Deutschland. Da sieht jeder genau das, was er sehen muss, wo er steht, was besser gemacht werden muss - oder ob man schon zur Elite gehört. Hier bekommt man schwarz auf weiß gezeigt, wie der Stand der Dinge ist.

DFB.de: Und wie ist er?

Hrubesch: Wenn man das ganze Konstrukt beim DFB nimmt - das Talentförderprogramm, die Leistungszentren -, das besitzen die anderen Länder so nicht. Es ist aber auch wichtig, über den Tellerrand hinauszublicken, mal im Ausland zu hospitieren. Wir haben in den U-Teams einige vielversprechende Talente, und die gilt es, bestens zu begleiten und auszubilden. Das kann man als Bundestrainer nicht alleine machen. Das muss im Team mit den Vereinen und den Trainern passieren. Und da haben wir wichtige Schritte gemacht. Wir hatten vor kurzem eine Tagung mit den Trainern und Managern der Allianz Frauen-Bundesliga. Auch in Duisburg haben wir zusammengesessen und besprochen, was wir verändern und verbessern wollen und können. Zudem wird sich natürlich auch was verändern, wenn Martina Voss-Tecklenburg als Bundestrainerin übernimmt, die ihre Ideen noch mehr einfließen lässt. Britta Carlsson (Assistenztrainerin; Anm. d. Red.) und Thomas Nörenberg (Assistenztrainer; Anm. d. Red.) bleiben dabei, deshalb sind wir für die Zukunft top aufgestellt, auch was die Kommunikation mit den Vereinen und Verbänden angeht.

DFB.de: Wie sieht Ihre eigene Zukunft aus?

Hrubesch: Am 31. Dezember sieht meine Aufgabe so aus, dass ich nach Hause gehe und dann vom 2. Februar bis 12. April in Neuseeland im Urlaub bin. Dann wird man sehen, was passiert.

DFB.de: Bleiben Sie beim DFB in verantwortlicher Position?

Hrubesch: Nein. Mein Vertrag läuft am 31.12. aus - und dann bin ich Rentner. Ich habe danach keine Verpflichtungen mehr. Für mich kam der Punkt, an dem ich gesagt habe, dass es jetzt die jüngeren Leute machen müssen.

DFB.de: Bleiben Sie dem Verband denn in irgendeiner Weise verbunden?

Hrubesch: Alles, was ich dann mache, ist auf freiwilliger Basis. Dass ich die Verbindung zum DFB nach so einer langen Zeit nicht einfach abreißen lasse, ist doch klar. Auf der einen Seite war das immer ein tolles Arbeiten. Es gab natürlich auch manchmal Dinge, die nicht so schön waren, aber das gehört im Leben wie beim Fußball dazu. Eines muss man herausstellen: Der DFB ist ein toller Verband, auch wenn einige von außen meckern. Wenn man mal sieht, was alles in den gut 20 Jahren, in denen ich seit 1999 beim DFB dabei bin, passiert ist: das Talentförderprogramm, Weltmeister 2014, das Sommermärchen 2006 als i-Tüpfelchen. Dann sieht man, dass das Land Deutschland nicht nur Punkte im Land selbst, sondern auch in der Welt setzen kann.

DFB.de: In der vergangenen Woche haben Sie noch ein weiteres Highlight in Ihrer DFB-Karriere erlebt. Sie gehörten zur DFB-Delegation in Nyon, als Deutschland die EURO 2024 zugesprochen bekommen hat.

Hrubesch: Natürlich stehen in einem solchen Projekt Leute mehr im Scheinwerferlicht als andere. Aber auch die, die im Hintergrund dafür gearbeitet haben, haben einen Riesenjob gemacht. So ein großes Projekt geht nur im Miteinander, so etwas kann nicht ein Einziger alleine stemmen. Man darf sich nicht auf etwas ausruhen, das man irgendwann mal erreicht hat, das reicht nicht. Wie ich immer gesagt habe: Wir sind schon gut, aber wir können noch besser werden!

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Es geht in den Jahresendspurt für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Am Samstag (ab 14 Uhr, live im ZDF) trifft das DFB-Team in Essen im ersten von drei abschließenden Länderspielen 2018 auf Österreich. Zuvor hat der 67 Jahre alte Bundestrainer Horst Hrubesch den besten Talenten der Jahrgänge 2001, 2002 und 2003 beim Länderpokal/Sichtungsturnier in Duisburg einen Besuch abgestattet. Im DFB.de-Interview spricht der Europameister von 1980, der in seiner Funktion als Chefcoach von Martina Voss-Tecklenburg abgelöst wird, über seine letzten Partien mit den DFB-Frauen und die Zukunft.

DFB.de: Wie sieht Ihr Fahrplan fürs Österreich-Spiel aus, Herr Hrubesch?

Horst Hrubesch: Wir haben uns am Montagabend mit unserem Trainerteam getroffen, weil wir noch einige Dinge zu besprechen haben - auch mit Blick auf die beiden Länderspiele im November. Spätestens bis zum Ende des Jahres wird die Übergabe an die neue Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg stattgefunden haben.

DFB.de: Wie fällt Ihr Fazit nach der Zeit mit den DFB-Frauen aus, die mit der erfolgreichen Qualifikation für die WM im kommenden Jahr in Frankreich ihren Höhepunkt fand?

Hrubesch: Wir sind auf einem guten Weg, und ich hoffe, dass wir diesen Weg auch weitergehen können. Bis jetzt waren es immer nur Pflichtspiele, mit Ausnahme des Kanada-Spiels. Wir mussten diese Partien alle gewinnen. Dabei konnten wir nicht überlegen, nicht probieren - wir mussten gewinnen. Und das haben die Mädels wirklich perfekt gemacht. Man hat auch gesehen, dass sie den Spaß wiedergefunden haben. Sie hören zu, gehen mit und haben Qualität.

DFB.de: Kommt da noch ein Aber?

Hrubesch: Für mich ist es soweit okay, aber mir fehlen einfach noch einige Dinge. Und da werden wir beim Österreich-Spiel versuchen anzugreifen. Weil den Mädels eines klar sein muss: Es sind zwar Freundschaftsspiele, aber Ausruhen gibt es nicht - und das wird auch nicht passieren. Denn ab jetzt geht es um die Plätze für die Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich. Wir haben jetzt eine gute Zeit, in der wir uns auf die Spiele vorbereiten können, in der wir testen und probieren können. Es geht auch für jede Einzelne darum zu zeigen, dass sie zur WM will und bereit ist, alles dafür zu tun.

DFB.de: Sehen Sie die deutsche Mannschaft für die WM gut aufgestellt?

Hrubesch: Wir haben eine gute Qualität, aber es sind bestimmt noch 15 bis 20 Prozent Luft nach oben.

DFB.de: Woran muss genau gearbeitet werden?

Hrubesch: Es sind die banalen Dinge. Wir spielen die Standards gut, machen aber daraus keine Tore. Das muss sich ändern. Auch im Spielaufbau geht alles noch einen Tick schneller, das kann man alles noch direkter spielen. Wir müssen versuchen, den ersten Pass vorwärts zu spielen, nicht die Geschwindigkeit wegzunehmen. Was allerdings positiv ist: Wir haben alle Spiele von der ersten bis zur letzten Minute bestimmt. Wir haben nicht auf Abwarten gespielt. Das hat mir am besten gefallen.

DFB.de: Sie sind gerade beim U 18-Länderpokal/Sichtungsturnier vor Ort gewesen, haben sich von den Talenten, der Zukunft des deutschen Frauenfußballs, einen Eindruck gemacht. Für wie sinnvoll halten Sie solche Turniere?

Hrubesch: Ich bin Verfechter dieser Turniere. Es macht absolut Sinn, dass man immer wieder einen Wettbewerb hat, dass man sich immer wieder untereinander messen kann mit allen Verbänden in Deutschland. Da sieht jeder genau das, was er sehen muss, wo er steht, was besser gemacht werden muss - oder ob man schon zur Elite gehört. Hier bekommt man schwarz auf weiß gezeigt, wie der Stand der Dinge ist.

DFB.de: Und wie ist er?

Hrubesch: Wenn man das ganze Konstrukt beim DFB nimmt - das Talentförderprogramm, die Leistungszentren -, das besitzen die anderen Länder so nicht. Es ist aber auch wichtig, über den Tellerrand hinauszublicken, mal im Ausland zu hospitieren. Wir haben in den U-Teams einige vielversprechende Talente, und die gilt es, bestens zu begleiten und auszubilden. Das kann man als Bundestrainer nicht alleine machen. Das muss im Team mit den Vereinen und den Trainern passieren. Und da haben wir wichtige Schritte gemacht. Wir hatten vor kurzem eine Tagung mit den Trainern und Managern der Allianz Frauen-Bundesliga. Auch in Duisburg haben wir zusammengesessen und besprochen, was wir verändern und verbessern wollen und können. Zudem wird sich natürlich auch was verändern, wenn Martina Voss-Tecklenburg als Bundestrainerin übernimmt, die ihre Ideen noch mehr einfließen lässt. Britta Carlsson (Assistenztrainerin; Anm. d. Red.) und Thomas Nörenberg (Assistenztrainer; Anm. d. Red.) bleiben dabei, deshalb sind wir für die Zukunft top aufgestellt, auch was die Kommunikation mit den Vereinen und Verbänden angeht.

DFB.de: Wie sieht Ihre eigene Zukunft aus?

Hrubesch: Am 31. Dezember sieht meine Aufgabe so aus, dass ich nach Hause gehe und dann vom 2. Februar bis 12. April in Neuseeland im Urlaub bin. Dann wird man sehen, was passiert.

DFB.de: Bleiben Sie beim DFB in verantwortlicher Position?

Hrubesch: Nein. Mein Vertrag läuft am 31.12. aus - und dann bin ich Rentner. Ich habe danach keine Verpflichtungen mehr. Für mich kam der Punkt, an dem ich gesagt habe, dass es jetzt die jüngeren Leute machen müssen.

DFB.de: Bleiben Sie dem Verband denn in irgendeiner Weise verbunden?

Hrubesch: Alles, was ich dann mache, ist auf freiwilliger Basis. Dass ich die Verbindung zum DFB nach so einer langen Zeit nicht einfach abreißen lasse, ist doch klar. Auf der einen Seite war das immer ein tolles Arbeiten. Es gab natürlich auch manchmal Dinge, die nicht so schön waren, aber das gehört im Leben wie beim Fußball dazu. Eines muss man herausstellen: Der DFB ist ein toller Verband, auch wenn einige von außen meckern. Wenn man mal sieht, was alles in den gut 20 Jahren, in denen ich seit 1999 beim DFB dabei bin, passiert ist: das Talentförderprogramm, Weltmeister 2014, das Sommermärchen 2006 als i-Tüpfelchen. Dann sieht man, dass das Land Deutschland nicht nur Punkte im Land selbst, sondern auch in der Welt setzen kann.

DFB.de: In der vergangenen Woche haben Sie noch ein weiteres Highlight in Ihrer DFB-Karriere erlebt. Sie gehörten zur DFB-Delegation in Nyon, als Deutschland die EURO 2024 zugesprochen bekommen hat.

Hrubesch: Natürlich stehen in einem solchen Projekt Leute mehr im Scheinwerferlicht als andere. Aber auch die, die im Hintergrund dafür gearbeitet haben, haben einen Riesenjob gemacht. So ein großes Projekt geht nur im Miteinander, so etwas kann nicht ein Einziger alleine stemmen. Man darf sich nicht auf etwas ausruhen, das man irgendwann mal erreicht hat, das reicht nicht. Wie ich immer gesagt habe: Wir sind schon gut, aber wir können noch besser werden!

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