Holger Stanislawski: "St. Pauli ist mehr als ein Fußballverein"

Dass er Jahrgangsbester beim Trainerlehrgang in Köln war, muss nicht überraschen. Wer seit mehr als vier Jahren einen Bundesliga-Klub anführt, der behält auch bei schweren Prüfungen einen kühlen Kopf.

Am Sonntag erwartet ihn wieder eine dieser Nagelproben. Holger Stanislawski, der Cheftrainer des FC St. Pauli, tritt am Sonntag im ausverkauften HSV-Stadion zum Stadtderby an. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth fragte den einstigen "Weltpokalsiegerbesieger", wie die Chancen des Kiezklubs am Sonntag stehen.

DFB.de: Sie wurden mit dem HSV A-Jugend-Meister in der Regionalliga Nord, spielten später als Kapitän und Libero für St. Pauli. Zwei Klubs, eine Stadt, zwei Welten: Sie haben beide Klubs hautnah erlebt, was macht den Unterschied aus?

Holger Stanislawski: An die Zeit beim HSV kann ich mich gar nicht mehr so genau erinnern (lacht)! Der FC St. Pauli ist auf jeden Fall meine sportliche Heimat, hier habe ich die Hälfte meines Lebens verbracht. Der HSV spielt seit Bestehen der Fußballbundesliga im Oberhaus. St. Pauli hat viele Höhen und Tiefen durchgemacht, das schweißt die Menschen hier ganz anders zusammen. Zudem sind wir eng mit dem Stadtteil verwurzelt. Hier prallen Welten aufeinander, die sich alle ein stückweit auch im Verein wiederfinden. St. Pauli ist schon etwas besonderes und mehr als ein Fußballverein.

DFB.de: Spüren Sie in der Stadt die Vorfreude auf das Spiel am Sonntag?

Stanislawski: Absolut. Das ging für unsere Fans mit dem Abpfiff gegen Köln los, auch wenn die Vorbereitungen seitens der aktiven Fanszene sicherlich schon seit Wochen laufen. Ein Derby ist nun mal einfach etwas besonderes. Für Spieler und Trainer, aber natürlich vor allem für die Fans.

DFB.de: Worauf wird es sportlich ankommen im Nordderby?

Stanislawski: Auf Konzentration, Leidenschaft und Wille. Das wird absolut entscheidend sein.

DFB.de: Wie ist das Gefühl in ihrer Mannschaft nach dem Sieg über Köln? Höhenflug oder angesichts der Tabellensituation noch Verunsicherung?

Stanislawski: Nein, eine Verunsicherung verspüre ich innerhalb der Mannschaft nicht. Das Köln-Spiel hat uns gut getan, weil wir endlich drei Punkte einfahren konnten. Zuvor waren wir gegen Freiburg und Hoffenheim nah dran.

DFB.de: Bis zum Wochenende die wenigsten Tore in der Liga, dann ein 3:0-Sieg über Köln: Ist der Knoten geplatzt?

Stanislawski: So würde ich das nicht formulieren, für uns gab es diesen Knoten nicht. Wir müssen einfach noch einen größeren Willen an den Tag legen, Tore zu erzielen. Das ist uns in der Rückrunde bisher ganz gut gelungen und daran wollen wir anknüpfen.

DFB.de: Welche Bedeutung hat Gerald Asamoah für die Mannschaft?

Stanislawski: Er ist natürlich sehr wichtig. Neben seiner immens großen Erfahrung ist er auch genau der Spielertyp, der uns im Kader noch gefehlt hat. Er ist in der Spitze immer anspielbar, ist giftig, zweikampfstark und kann auch die entscheidenden Tore erzielen.

DFB.de: Sehen Sie einen künftigen deutschen Nationalspieler im Team von St. Pauli?

Stanislawski: Ich möchte an dieser Stelle keinen Spieler hervorheben, aber sicherlich gibt es Kandidaten. Junge Spieler können sich bei uns bestens weiterentwickeln. Natürlich ist es für Spieler, die internationale Erfahrungen sammeln können, oftmals leichter in den Fokus des Bundestrainers zu rücken, aber es ist kein Muss.

DFB.de: Sie stehen für eine gewisse Spielphilosophie – inwieweit ist diese Philosophie durchhaltbar im Bundesliga-Abstiegskampf?

Stanislawski: Wir wollen unser Spiel machen. Unser Spiel ist unsere Stärke und die richtet sich nicht nach dem Tabellenplatz. Mannschaften, die weiter unten in der Tabelle stehen, müssen ja nicht zwangsläufig nur defensiven Fußball an den Tag legen. Wir wollen Spaß beim Fußballspielen haben, alles andere kommt von selbst.

DFB.de: Zwei Jahre nach dem Lehrgang in Köln, was ist vom Gelernten umsetzbar, was hilft im Alltag wirklich weiter?

Stanislawski: Der Lehrgang war sehr hilfreich. Neben dem Ein-Mal-Eins des Trainerjobs hat es viele Anregungen gebracht, viele Denkanstöße. Was der Einzelne dann daraus macht, hängt natürlich von den Vorstellungen und der Philosophie eines jeden Trainers selbst ab.

DFB.de: 435 Kilometer von ihrer Haustür bis zur Sporthochschule Köln, insgesamt 40.000 Kilometer während des Lehrgangs zurück gelegt – wundern Sie sich heute noch, wie Sie das damals überlebt haben?

Stanislawski: Ja (lacht)! Das war schon eine sehr, sehr intensive Zeit. Gut, dass ich das hinter mir habe.

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[bild1]Dass er Jahrgangsbester beim Trainerlehrgang in Köln war, muss nicht überraschen. Wer seit mehr als vier Jahren einen Bundesliga-Klub anführt, der behält auch bei schweren Prüfungen einen kühlen Kopf.

Am Sonntag erwartet ihn wieder eine dieser Nagelproben. Holger Stanislawski, der Cheftrainer des FC St. Pauli, tritt am Sonntag im ausverkauften HSV-Stadion zum Stadtderby an. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth fragte den einstigen "Weltpokalsiegerbesieger", wie die Chancen des Kiezklubs am Sonntag stehen.

DFB.de: Sie wurden mit dem HSV A-Jugend-Meister in der Regionalliga Nord, spielten später als Kapitän und Libero für St. Pauli. Zwei Klubs, eine Stadt, zwei Welten: Sie haben beide Klubs hautnah erlebt, was macht den Unterschied aus?

Holger Stanislawski: An die Zeit beim HSV kann ich mich gar nicht mehr so genau erinnern (lacht)! Der FC St. Pauli ist auf jeden Fall meine sportliche Heimat, hier habe ich die Hälfte meines Lebens verbracht. Der HSV spielt seit Bestehen der Fußballbundesliga im Oberhaus. St. Pauli hat viele Höhen und Tiefen durchgemacht, das schweißt die Menschen hier ganz anders zusammen. Zudem sind wir eng mit dem Stadtteil verwurzelt. Hier prallen Welten aufeinander, die sich alle ein stückweit auch im Verein wiederfinden. St. Pauli ist schon etwas besonderes und mehr als ein Fußballverein.

DFB.de: Spüren Sie in der Stadt die Vorfreude auf das Spiel am Sonntag?

Stanislawski: Absolut. Das ging für unsere Fans mit dem Abpfiff gegen Köln los, auch wenn die Vorbereitungen seitens der aktiven Fanszene sicherlich schon seit Wochen laufen. Ein Derby ist nun mal einfach etwas besonderes. Für Spieler und Trainer, aber natürlich vor allem für die Fans.

DFB.de: Worauf wird es sportlich ankommen im Nordderby?

Stanislawski: Auf Konzentration, Leidenschaft und Wille. Das wird absolut entscheidend sein.

DFB.de: Wie ist das Gefühl in ihrer Mannschaft nach dem Sieg über Köln? Höhenflug oder angesichts der Tabellensituation noch Verunsicherung?

Stanislawski: Nein, eine Verunsicherung verspüre ich innerhalb der Mannschaft nicht. Das Köln-Spiel hat uns gut getan, weil wir endlich drei Punkte einfahren konnten. Zuvor waren wir gegen Freiburg und Hoffenheim nah dran.

DFB.de: Bis zum Wochenende die wenigsten Tore in der Liga, dann ein 3:0-Sieg über Köln: Ist der Knoten geplatzt?

Stanislawski: So würde ich das nicht formulieren, für uns gab es diesen Knoten nicht. Wir müssen einfach noch einen größeren Willen an den Tag legen, Tore zu erzielen. Das ist uns in der Rückrunde bisher ganz gut gelungen und daran wollen wir anknüpfen.

DFB.de: Welche Bedeutung hat Gerald Asamoah für die Mannschaft?

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Stanislawski: Er ist natürlich sehr wichtig. Neben seiner immens großen Erfahrung ist er auch genau der Spielertyp, der uns im Kader noch gefehlt hat. Er ist in der Spitze immer anspielbar, ist giftig, zweikampfstark und kann auch die entscheidenden Tore erzielen.

DFB.de: Sehen Sie einen künftigen deutschen Nationalspieler im Team von St. Pauli?

Stanislawski: Ich möchte an dieser Stelle keinen Spieler hervorheben, aber sicherlich gibt es Kandidaten. Junge Spieler können sich bei uns bestens weiterentwickeln. Natürlich ist es für Spieler, die internationale Erfahrungen sammeln können, oftmals leichter in den Fokus des Bundestrainers zu rücken, aber es ist kein Muss.

DFB.de: Sie stehen für eine gewisse Spielphilosophie – inwieweit ist diese Philosophie durchhaltbar im Bundesliga-Abstiegskampf?

Stanislawski: Wir wollen unser Spiel machen. Unser Spiel ist unsere Stärke und die richtet sich nicht nach dem Tabellenplatz. Mannschaften, die weiter unten in der Tabelle stehen, müssen ja nicht zwangsläufig nur defensiven Fußball an den Tag legen. Wir wollen Spaß beim Fußballspielen haben, alles andere kommt von selbst.

DFB.de: Zwei Jahre nach dem Lehrgang in Köln, was ist vom Gelernten umsetzbar, was hilft im Alltag wirklich weiter?

Stanislawski: Der Lehrgang war sehr hilfreich. Neben dem Ein-Mal-Eins des Trainerjobs hat es viele Anregungen gebracht, viele Denkanstöße. Was der Einzelne dann daraus macht, hängt natürlich von den Vorstellungen und der Philosophie eines jeden Trainers selbst ab.

DFB.de: 435 Kilometer von ihrer Haustür bis zur Sporthochschule Köln, insgesamt 40.000 Kilometer während des Lehrgangs zurück gelegt – wundern Sie sich heute noch, wie Sie das damals überlebt haben?

Stanislawski: Ja (lacht)! Das war schon eine sehr, sehr intensive Zeit. Gut, dass ich das hinter mir habe.