Höttges: Der "Eisenfuß" wird 70

"Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte", wird Höttges auf der Werder-Homepage zitiert. "Ich habe dem Verein viel zu verdanken." 14 Jahre spielte er ununterbrochen für Bremen, und das war auch gut so, denn er hielt auch sein großes Versprechen: "So lange ich hier spiele, steigt Werder nicht ab!"

Werder-Spieler mit den meisten Bundesligaeinsätzen

Das passierte erst zwei Jahre nach seinem Karriereende. Höttges hätte gern noch mit 35 gespielt, aber sein neuer Arbeitgeber, für den er Generalvertreter in Niedersachsen war, sperrte sich gegen die avisierte Lösung als "Stand-by-Profi". Trotzdem ist Hans-Dieter Höttges bis heute der Feldspieler mit den meisten Bundesligaeinsätzen für Werder, nur Keeper Dieter Burdenski verhinderte, dass der "Eisenfuß" als Rekordspieler abtrat.

Höttges kickte noch ein bisschen weiter bei Amateurklubs und trainierte auch den TSV Achim, aber er blieb Werder immer treu: "So schnell stirbt keine Fußball-Liebe", wurde er schon 1982 zitiert. Lebenslang Grün-Weiß - auf Höttges scheint es zuzutreffen. Ob mal als Co-Trainer der U 15-Familie, ob als ständiger Stadionbesucher mit VIP-Karte oder als Kiebitz beim Training, er kann nicht loslassen.

Im Gegenteil. Denn Training bei Werder ist, wenn Horst-Dieter Höttges mit seinem dunklen Mercedes vorfährt. Jeden Tag. Weil diese Liebe noch immer nicht erloschen ist.

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Er stammt aus Bahl am Niederrhein, spielte mit Günter Netzer und unter Hennes Weisweiler in Mönchengladbach - und doch wird Horst-Dieter Höttges praktisch nur mit einem Verein in Verbindung gebracht: Werder Bremen. 1964, ein Jahr nach Bundesligagründung, wechselte der damals 20 Jahre alte Verteidiger vom Rhein an die Weser - und da blieb er.

Den ersten Vertrag unterzeichnete noch sein älterer Bruder für ihn, Horst-Dieter war ja noch nicht volljährig. Seinen 70. Geburtstag feiert der 66-malige Nationalspieler heute in Achim bei Bremen, und noch immer findet fast kein Heimspiel der Grün-Weißen ohne ihn statt, auch wenn er sich nun schon etwas länger auf die Tribüne zurückgezogen hat. Seit 1978, um genau zu sein.

Gerd Müller: "Er war einer der unangenehmsten Gegenspieler"

Dabei könnten sie einen wie ihn noch immer gut gebrauchen. Denn Horst-Dieter Höttges war ein Verteidiger, den man lieber in der eigenen Mannschaft hatte. Sie nannten ihn "Eisenfuß", und das war selbst in der guten alten Zeit, als die Bundesliga laufen lernte, nicht nur liebevoll gemeint. "Er ging keinem Zweikampf aus dem Weg, kämpfte aber immer mit offenem Visier", adelte ihn Uwe Seeler reichlich spät, als Höttges 60 wurde.

Höttges ging zur Sache und musste auch mal einstecken. Wie 1965, als ihn in Neunkirchen ein Zuschauer verprügelte, weil er einen Borussia-Spieler gefoult hatte. Was sagen die Fakten? In den Annalen stehen 420 Bundesligaspiele, alle für Werder, aber nur ein Platzverweis. Auch 13 Verwarnungen machen sich bescheiden aus, wenngleich der Gelbe Karton erst zur Mitte seiner Karriere eingeführt wurde, in der Saison 1970/1971.

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Für Bayern-Torjäger Gerd Müller, den Kollegen in der Nationalmannschaft und Widersacher in der Bundesliga, war der Bremer jedenfalls "einer der unangenehmsten Gegenspieler gegen die ich antreten musste."

Länderspieldebüt nach nur 22 Bundesligapartien

Wenn die führenden Torjäger der ersten Bundesligadekaden solche Loblieder singen, verwundert es nicht, dass Höttges auch für höhere Weihen für tauglich befunden wurde. Am 13. März 1965 setzte ihn Helmut Schön in Hamburg gegen Italien erstmals ein. Nach gerade mal 22 Bundesligaspielen.

Aber auch Schön konnte an ihm nicht vorbei, denn Werder Bremen wurde 1965 bekanntlich Meister - dank seiner "Beton-Abwehr". Auch Sepp Piontek, Max Lorenz und Heinz Steinmann wurden in jener Saison Nationalspieler. Die Bremer Abwehrschule kam in Mode - und schon bald wieder aus selbiger. Werder wurde eine Mittelklassemannschaft, die keine Titel mehr holte, und nur einer blieb immer Nationalspieler: Höttges.

1966 im WM-Finale in Wembley dabei

Er nahm an drei Weltmeisterschaften teil und kann viel erzählen. Es war sein Schicksal, dass er immer dabei war, wenn Geschichte geschrieben wurde, wenn sie auch nicht immer gut ausging. 1966 stand er im legendären Wembley-Finale, ausgerechnet da widerfuhr es ihm, dass sein Gegenspieler drei Tore schoss: Geoffrey Hurst.

Höttges war in Tirana dabei, als Deutschland 1967 zum einzigen Mal eine EM-Endrunde verpasste - 0:0 gegen die Albaner. 1970 reiste er mit nach Mexiko und erlebte die Klassiker gegen England und Italien. Aber gegen England wurde er vor der legendären Aufholjagd mit Uwe Seelers legendärem Hinterkopf-Tor ausgewechselt, das 3:4 gegen Italien verfolgte er von der Bank aus.

Und dann war da noch der Kurz-Einsatz bei der WM 1974. "Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?" heißt ein Buch-Titel. Wer Höttges provozieren will, muss ihn nur zitieren. Beim legendären 0:1 gegen die DDR in Hamburg war er auf dem Feld und konnte das weltberühmte Tor trotz rustikalen Einsatzes nicht verhindern. Es war sein letztes Länderspiel. Weltmeister wurde er trotzdem, wenn auch als Ergänzungsspieler.

Mitglied der legendären deutschen EM-Elf 1972

Bedeutsamer war seine Rolle im mythischen Fußballjahr 1972, denn Höttges stand auch in jener deutschen Elf, die als erste in England gewann und kurz danach Europameister wurde. Sie gilt noch immer als die beste der DFB-Historie. Doch während die anderen Nationalspieler auch im Verein um Titel kämpften, warf sich der "Eisenfuß" in den Siebzigern Jahr für Jahr ins Abstiegsgetümmel. Auch dank seiner 55 Tore, 40 davon durch Elfmeter, ging es immer gut. Er fühlte sich wohl in Bremen, wo sie ihn längst zum Kapitän gemacht hatten.

"Niemand fühlt sich als Star, es herrschte ein ungeheurer Zusammenhalt", erinnerte Höttges sich gern an seine Zeit in der berühmten "Werder-Familie", die es auch schon vor Otto Rehhagel gab. Und als Uwe Seeler ihm nach einem Länderspiel anbot, ihn in seinem Auto mit nach Hamburg zu nehmen, damit er beim HSV unterschreibe, gab er sogar dem Idol einer ganzen Generation einen Korb.

"Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte", wird Höttges auf der Werder-Homepage zitiert. "Ich habe dem Verein viel zu verdanken." 14 Jahre spielte er ununterbrochen für Bremen, und das war auch gut so, denn er hielt auch sein großes Versprechen: "So lange ich hier spiele, steigt Werder nicht ab!"

Werder-Spieler mit den meisten Bundesligaeinsätzen

Das passierte erst zwei Jahre nach seinem Karriereende. Höttges hätte gern noch mit 35 gespielt, aber sein neuer Arbeitgeber, für den er Generalvertreter in Niedersachsen war, sperrte sich gegen die avisierte Lösung als "Stand-by-Profi". Trotzdem ist Hans-Dieter Höttges bis heute der Feldspieler mit den meisten Bundesligaeinsätzen für Werder, nur Keeper Dieter Burdenski verhinderte, dass der "Eisenfuß" als Rekordspieler abtrat.

Höttges kickte noch ein bisschen weiter bei Amateurklubs und trainierte auch den TSV Achim, aber er blieb Werder immer treu: "So schnell stirbt keine Fußball-Liebe", wurde er schon 1982 zitiert. Lebenslang Grün-Weiß - auf Höttges scheint es zuzutreffen. Ob mal als Co-Trainer der U 15-Familie, ob als ständiger Stadionbesucher mit VIP-Karte oder als Kiebitz beim Training, er kann nicht loslassen.

Im Gegenteil. Denn Training bei Werder ist, wenn Horst-Dieter Höttges mit seinem dunklen Mercedes vorfährt. Jeden Tag. Weil diese Liebe noch immer nicht erloschen ist.