Hitzlsperger: "Ich treffe und wir gewinnen - ein Traum"

Das Jubiläum fällt auf einen ganz besonderen Termin: Ausgerechnet im wohl entscheidenden Qualifikationsspiel zur WM 2010 am Samstag (ab 17 Uhr, live im ZDF) gegen Russland in Moskau könnte Thomas Hitzlsperger sein 50. Länderspiel für die deutsche Nationalmannschaft absolvieren. Fast auf den Tag genau fünf Jahre nach seinem ersten Auftritt im DFB-Trikot, als er in Teheran beim 2:0 gegen den Iran in der 68. Minute eingewechselt wurde.

Inzwischen ist der Kapitän des VfB Stuttgart Stammspieler in der DFB-Auswahl - in allen acht WM-Qualifikationsspielen setzte ihn Bundestrainer Joachim Löw von Beginn an ein. Im aktuellen DFB.de-Exklusivinterview mit Internetredakteur Christian Müller spricht der 27-jährige Mittelfeldspieler über die sportliche Situation beim VfB, die Vorbereitung auf den "Showdown" in der WM-Qualifikation - und was er sich für das Duell auf dem Kunstrasen des Moskauer Luschniki-Stadions erträumt.

Frage: Nach den ersten Trainingseinheiten auf dem Kunstrasen in Mainz: Ist der ungewohnte Untergrund im Team ein Thema?

Thomas Hitzlsperger: Wir haben natürlich darüber geredet, und der Trainer hat es auch angesprochen. Aber wir haben gesagt, dass das für uns nicht das große Thema sein kann. Es gibt kein Alibi für Samstag. Wir haben jetzt die Möglichkeit, mehrmals darauf zu trainieren, und haben die gleichen Bedingungen am Samstag. Da gibt es nichts, worüber wir uns beklagen werden. Wir nutzen jetzt jede Trainingseinheit, um uns gut einzuspielen. Natürlich wissen wir auch um die Vorteile und Nachteile des Rasens.

Frage: Wie beurteilen Sie das veränderte Sprungverhalten des Balls?

Hitzlsperger: Das Sprungverhalten ist schon ein bisschen anders. Positiv ist, dass es keine Löcher auf dem Platz gibt, was technisch gepflegtem Spiel durchaus entgegenkommt. Joachim Löw hat uns gesagt, dass wir keine langen und hohen Bälle spielen sollen. Der Ball wird dadurch schneller, insbesondere dann, wenn der Kunstrasen nass ist. Das sind so Kleinigkeiten, die wir in Mainz schon gemerkt haben..

Frage: Ist die Anspannung vor dem "Showdown" in Moskau schon zu spüren?

Hitzlsperger: Man spürt die Anspannung, ganz klar. Jeder ist jetzt hier bei der Nationalmannschaft und lässt die Freuden und Probleme, die man im Verein hatte, mal beiseite. Es geht nur noch um das Spiel am Samstag in Russland. Solche Herausforderungen haben wir gerne. Dafür spielen wir Fußball, um diese Momente zu erleben, die lange in Erinnerung bleiben.



[bild1]

Das Jubiläum fällt auf einen ganz besonderen Termin: Ausgerechnet im wohl entscheidenden Qualifikationsspiel zur WM 2010 am Samstag (ab 17 Uhr, live im ZDF) gegen Russland in Moskau könnte Thomas Hitzlsperger sein 50. Länderspiel für die deutsche Nationalmannschaft absolvieren. Fast auf den Tag genau fünf Jahre nach seinem ersten Auftritt im DFB-Trikot, als er in Teheran beim 2:0 gegen den Iran in der 68. Minute eingewechselt wurde.

Inzwischen ist der Kapitän des VfB Stuttgart Stammspieler in der DFB-Auswahl - in allen acht WM-Qualifikationsspielen setzte ihn Bundestrainer Joachim Löw von Beginn an ein. Im aktuellen DFB.de-Exklusivinterview mit Internetredakteur Christian Müller spricht der 27-jährige Mittelfeldspieler über die sportliche Situation beim VfB, die Vorbereitung auf den "Showdown" in der WM-Qualifikation - und was er sich für das Duell auf dem Kunstrasen des Moskauer Luschniki-Stadions erträumt.

Frage: Nach den ersten Trainingseinheiten auf dem Kunstrasen in Mainz: Ist der ungewohnte Untergrund im Team ein Thema?

Thomas Hitzlsperger: Wir haben natürlich darüber geredet, und der Trainer hat es auch angesprochen. Aber wir haben gesagt, dass das für uns nicht das große Thema sein kann. Es gibt kein Alibi für Samstag. Wir haben jetzt die Möglichkeit, mehrmals darauf zu trainieren, und haben die gleichen Bedingungen am Samstag. Da gibt es nichts, worüber wir uns beklagen werden. Wir nutzen jetzt jede Trainingseinheit, um uns gut einzuspielen. Natürlich wissen wir auch um die Vorteile und Nachteile des Rasens.

Frage: Wie beurteilen Sie das veränderte Sprungverhalten des Balls?

Hitzlsperger: Das Sprungverhalten ist schon ein bisschen anders. Positiv ist, dass es keine Löcher auf dem Platz gibt, was technisch gepflegtem Spiel durchaus entgegenkommt. Joachim Löw hat uns gesagt, dass wir keine langen und hohen Bälle spielen sollen. Der Ball wird dadurch schneller, insbesondere dann, wenn der Kunstrasen nass ist. Das sind so Kleinigkeiten, die wir in Mainz schon gemerkt haben..

Frage: Ist die Anspannung vor dem "Showdown" in Moskau schon zu spüren?

Hitzlsperger: Man spürt die Anspannung, ganz klar. Jeder ist jetzt hier bei der Nationalmannschaft und lässt die Freuden und Probleme, die man im Verein hatte, mal beiseite. Es geht nur noch um das Spiel am Samstag in Russland. Solche Herausforderungen haben wir gerne. Dafür spielen wir Fußball, um diese Momente zu erleben, die lange in Erinnerung bleiben.

Frage: Wie ist Ihr Gefühl: Wird die WM-Qualifikation schon am Samstag entschieden?

Hitzlsperger: Das ist unser Ziel. Wir sind uns alle einig: Wir fahren nach Moskau, um dort zu gewinnen. Dass Russland eine extrem starke Mannschaft hat, wissen wir und haben auch den nötigen Respekt. Aber wir haben die Russen bereits geschlagen und gehen als Tabellenführer mit breiter Brust in das Duell. Wir haben allen Grund, selbstbewusst zu sein.

Frage: Star der Gastgeber ist Arsenal-Angreifer Andrej Arschawin. Im Hinspiel haben sich Ihre Wege des Öfteren gekreuzt. Verraten Sie uns: Wie kann man diesen pfeilschnellen Dribbler in den Griff bekommen?

Hitzlsperger: Man bekommt Arschawin sicher nicht in den Griff, indem man ihn nur ins Eins-zu-Eins-Duell zieht. Wir dürfen nicht an ihm kleben und über den ganzen Platz verfolgen. Das Hinspiel hat gezeigt, dass es hilfreich ist, wenn die gesamte Mannschaft gut organisiert ist, wenn es wenig Räume für Arschawin gibt. Beim 2:1 in Dortmund haben wir extrem kompakt gestanden - er hatte gar keinen Platz, um das zu zeigen, was ihn so stark macht, zum Beispiel im Tempodribbling. Arschawin taucht auf so vielen unterschiedlichen Positionen auf, da ist beim Gegner eine gute Organisation gefragt. Deshalb war unser Erfolg gegen die Russen mehr der Mannschaft als einem Einzelnen zu verdanken, auch wenn sich meine Wege sicher öfter mit denen von Arschawin gekreuzt haben. Wenn wir es in Moskau genauso machen, haben wir gute Chancen.

Frage: Beim VfB spielen sie zusammen mit Pavel Pobrebnjak, am Samstag sind Sie Gegner. War das Länderspiel ein Thema in Ihren Gesprächen?

Hitzlsperger: Ja, im Training und in der Kabine haben wir schon darüber geflachst, was in Moskau passieren wird. Er hat mich vor dem "Hexenkessel" und der außergewöhnlichen Stimmung im Stadion gewarnt. Wenn Pavel im Training nicht getroffen hat, habe ich ihn damit aufgezogen, ob er schon nervös wäre vor dem großen Spiel. Wir haben ein gutes Verhältnis und wissen beide um die Bedeutung des Spiels, darüber haben wir gelegentlich gesprochen.

Frage: Gibt es eine Wette zwischen Ihnen?

Hitzlsperger: Es gibt keine Wette. Abgesehen davon, dass ich mich darauf nicht einlassen würde, hat es von Pavels Seite einen solchen Vorschlag auch nicht gegeben.

Frage: Stuttgart ist in der Bundesliga als 13. mit nur acht Punkten aus acht Spielen bislang hinter den Erwartungen zurück geblieben. Was läuft falsch?

Hitzlsperger: Wir sind alle darum bemüht, dass es schnell wieder aufwärts geht. Denn niemand im Verein ist mit der jetzigen Lage glücklich. Wir haben einen viel höheren Anspruch. Die Verunsicherung auf dem Platz ist uns deutlich anzumerken. Auch das Vertrauen in die eigene Stärke ist bei uns Spielern momentan nicht da - es zieht sich durch die ganze Mannschaft. Hinzu kommt, dass man auf dem Niveau, auf dem wir uns bewegen, vielleicht ein, zwei Ausfälle kompensieren kann, aber nicht so viele, wie wir es momentan zu beklagen haben. Wir arbeiten intensiv an Lösungen, um aus der unbefriedigenden Situation herauszukommen.

Frage: Kritik gab es auch an Ihnen als VfB-Kapitän.

Hitzlsperger: Die Kritik, die von außen kommt, ist für mich nicht entscheidend. Es ist leider viel Polemik dabei, die nicht weiterhilft. Viel wichtiger ist das, was der Trainer von mir verlangt und welche Lösungen er anbietet. Ich messe mich zudem an meinen eigenen Erwartungen. Wir müssen jetzt alle zusammenhalten, nur wir können uns aus der momentanen Lage befreien.

[bild2]

Frage: Sind Sie vor diesem Hintergrund froh, jetzt bei der Nationalmannschaft zu sein?

Hitzlsperger: Es geht nicht darum, vor den Problemen im Verein zu flüchten. Aber es ist natürlich schön, diese Abwechslung hier bei der Nationalmannschaft zu haben. Eine große Aufgabe steht vor uns, und ich freue mich wirklich auf die Spiele in Russland und gegen Finnland. Wir möchten uns direkt für die WM in Südafrika qualifizieren, am liebsten schon am Samstag. Danach geht es beim VfB weiter - wir werden Lösungen finden, um die Situation zu meistern, da habe ich keine Bedenken. Dies kann uns nur stärker machen. Das reizt mich an dieser Aufgabe: Jede Krise bringt auch neue Erkenntnisse mit sich, das spornt mich an.

Frage: Sie stehen vor Ihrem 50. Länderspiel. Haben Sie noch Erinnerungen an das erste?

Hitzlsperger: Ja, es war ein richtiges Erlebnis, im Iran vor 100.000 Zuschauern das erste Mal im Nationaltrikot aufzulaufen - das vergisst man nicht. Aber jedes Länderspiel ist was Besonderes. Ich habe viele Spiele genossen, aber ich möchte keines herausnehmen, das über allen anderen steht.

Frage: Bei der WM 2006 haben Sie nur elf Minuten gespielt, bei der EM 2008 sind Sie zum Stammspieler geworden und seitdem gesetzt im zentralen Mittelfeld neben Kapitän Michael Ballack. Wie geht Ihre Entwicklung weiter?

Hitzlsperger: Ich habe mich nie aus der Ruhe bringen lassen und daher viele Spiele von Beginn an gemacht. Jetzt ist wieder so ein Moment, in dem ich mich beweisen darf und klaren Kopf behalten muss. Die Konkurrenz im Mittelfeld ist groß - es können sich berechtigterweise viele Spieler Hoffnungen machen. Das treibt mich auch wieder an. Es ist immer wieder aufs Neue ein echtes Erlebnis, bei der Nationalmannschaft dabei zu sein. Für mich gibt es also genug Motivation, hart zu arbeiten. Natürlich gehört auch Glück dazu, gesund zu bleiben.

Frage: Kennen Sie eigentlich Ihre Länderspielbilanz?

Hitzlsperger: Bei 49 Spielen tippe ich auf 30, 35 Siege.

Frage: Ziemlich gut. 36 Siegen stehen nur vier Niederlagen gegenüber. Das ist eine Erfolgsquote von 73 Prozent.

Hitzlsperger: Darüber freue ich mich natürlich, aber ich allein bin dafür nicht verantwortlich. Ich bin immer nur einer von Elf, und genauso wichtig sind die, die auf der Bank sitzen oder im Hintergrund arbeiten. Es ist aber ein gutes Gefühl. Nur vier Niederlagen - das kann sich sehen lassen.

Frage: Leider eine davon im EM-Finale...

Hitzlsperger: Ja, leider im Endspiel 2008 gegen Spanien. Aber bis dahin gekommen zu sein, war kein leichter Weg. Ich möchte weitere Spiele gewinnen und meine Erfolgsquote ausbauen.

Frage: Sie haben sechs Tore im DFB-Trikot erzielt - und immer hat Deutschland auch gewonnen. Treffen Sie auch in Moskau?

Hitzlsperger: Das wäre super, wenn ich dort spiele, treffe und wir dadurch gewinnen. Einen besseren Samstag kann ich mir gar nicht vorstellen. Das wäre wirklich ein Traum!