Historisch schlecht: FFC Brauweiler Pulheim steigt ohne Punkt ab

Die Frauen-Bundesliga geht in ihr 30. Jahr. In einer Serie schaut DFB.de ebenso auf besondere Momente in der Historie zurück wie auf aktuelle Entwicklungen zum Start der FLYERALARM Frauen-Bundesliga am 16. August. Heute im Fokus: der FFC Brauweiler Pulheim, der in der Saison 2006/2007 ohne Punktgewinn abstieg.

Das Ende des Drehbuchs war schon geschrieben, bevor das erste Kapitel überhaupt begonnen hatte. Der Plot der Story für die Saison 2006/2007 in der Frauen-Bundesliga war klar: Der FFC Brauweiler Pulheim würde keine Chance auf den Klassenverbleib haben. In dieser Sache waren sich alle Experten einig. Wenig Geld, wenig Qualität im Kader - der Verein aus dem Rheinland erfüllte alle Voraussetzungen, um die Rolle des Verlierers perfekt auszufüllen.

Und dennoch hatte der FFC Brauweiler Pulheim eine Pointe parat, mit der vorher niemand rechnen konnte: Die Mannschaft war am Ende nicht ein gewöhnlicher Absteiger, sie hatte etwas historisch Negatives erreicht. Der Klub beendete die Spielzeit mit 22 Niederlagen nach 22 Spielen. Null Punkte, ein Torverhältnis von 15:100. Schlechter war vorher und nachher kein Team in der Historie.

Nach Insolvenz wie Phoenix aus der Asche

Und danach wurde es nicht besser. Der FFC Brauweiler Pulheim startete zwar in der 2. Bundesliga, musste allerdings kurz vor Saisonende Insolvenz anmelden und verabschiedete sich damit zunächst in die Bedeutungslosigkeit - um etwas später wieder wie Phoenix aus der Asche aufzustehen. Der 1. FC Köln übernahm im Sommer 2009 die Lizenz des rheinischen Nachbarn. Damit ist in gewisser Weise nun auch der FFC Brauweiler Pulheim Teil der FLYERALARM Frauen-Bundesliga.

Im Rückblick bleibt aber vor allem jene denkwürdige Saison 2006/2007 in Erinnerung. Trainer der Mannschaft war zunächst Willi Küpper, der allerdings nach zwei Spieltagen aufgab. "Wir waren zwei Jahre zuvor aufgestiegen und hatten danach in der Saison am letzten Spieltag ziemlich sensationell den Klassenverbleib geschafft", erinnert sich Küpper. "Im darauffolgenden Sommer musste der Verein dann deutlich sparen, und alle wichtigen Spielerinnen haben uns verlassen. Wir sind praktisch mit einem Nachwuchsteam angetreten. Die meisten der Mädels waren nicht älter als 16 oder 17 Jahre. Wir hatten einfach keine Chance."

Küpper versuchte dennoch, das Unmögliche möglich zu machen. Er bereitete die Mannschaft gewissenhaft vor. Er versuchte seiner jungen Auswahl nahe zu bringen, auf was sie sich einstellen musste. Aber als es dann ernst wurde, brach das ganze sensible Gebilde wie ein Kartenhaus in sich zusammen. "In den ersten Begegnungen konnten wir in der Anfangsphase noch dagegenhalten, aber mit dem ersten Gegentor war es dann vorbei", sagt Küpper. "Es war nicht so, dass die Mädels nicht wollten. Aber uns fehlten einfach Qualität und Erfahrung."

Küpper: "Ich musste schweren Herzens Schluss machen"

Küpper hätte das Projekt gerne vernünftig zu Ende gebracht. Aber nach wenigen Wochen merkte der heute 68-Jährige, dass es für ihn persönlich sinnvoller war, die Reißleine zu ziehen, bevor es zu spät war: "Wir haben vier- oder fünfmal in der Woche trainiert. Dazu am Wochenende die Reisen durch ganz Deutschland. Das war alles extrem zeitaufwändig und die finanzielle Situation weiterhin sehr angespannt. Dazu war ich noch voll berufstätig. Ich war kaum zuhause. Letztlich musste ich schweren Herzens Schluss machen. Das hat mir wirklich wehgetan, weil ich die Mannschaft ja mitaufgebaut und in die Bundesliga geführt hatte. Insgeheim hatte ich auch die Hoffnung, dass ein neuer Mann in der Verantwortung vielleicht doch noch etwas bewegen kann."

Aber so war es nicht. Küpper ging weg, mit Manuel Gonzalez kam ein neuer Trainer. An den Ergebnissen änderte sich nichts. Es gab Niederlagen, Niederlagen, Niederlagen. Woche für Woche, Monat für Monat. Mal 0:8, mal 1:2. Dann keimte etwas Hoffnung auf. Aber schon ein paar Tage später kam der nächste Niederschlag - 0:12. Der FFC Brauweiler Pulheim taumelte wie ein angeschlagener Boxer durch die Saison, der jeden Moment K.o. gehen konnte. Es war nicht schön, aber die Spielerinnen gaben sich nicht auf, ließen sich nicht unterkriegen, standen immer wieder auf. Letztlich verabschiedeten sie sich zwar ohne einen Zähler, dafür aber erhobenen Hauptes. Vielleicht war das sogar wichtiger als jeder mögliche Punktgewinn.

"Heute müssen wir darüber lachen"

"Ich haben den weiteren Saisonverlauf natürlich verfolgt", sagt Küpper. "Ich hätte es den Mädels wirklich gegönnt, wenn sie zumindest den einen oder anderen Punkt geholt hätten. Das hätten sie sich verdient gehabt. Letztlich hat es nicht funktioniert. Am Ende war es enttäuschend und frustrierend für alle."

Auch heute hat Küpper noch Kontakt zu einigen der Spielerinnen, die damals diese schwere Zeit durchstehen müssen. "Wenn wir uns heute sehen oder telefonieren und dann darüber sprechen, müssen wir lachen", sagt Küpper. "Die Sache ist für uns erledigt. Nicht viele können von sich behaupten, in die Annalen der Frauen-Bundesliga eingegangen zu sein." Der FFC Brauweiler Pulheim hat es geschafft. Wenn auch in negativer Hinsicht.

[sw]

Die Frauen-Bundesliga geht in ihr 30. Jahr. In einer Serie schaut DFB.de ebenso auf besondere Momente in der Historie zurück wie auf aktuelle Entwicklungen zum Start der FLYERALARM Frauen-Bundesliga am 16. August. Heute im Fokus: der FFC Brauweiler Pulheim, der in der Saison 2006/2007 ohne Punktgewinn abstieg.

Das Ende des Drehbuchs war schon geschrieben, bevor das erste Kapitel überhaupt begonnen hatte. Der Plot der Story für die Saison 2006/2007 in der Frauen-Bundesliga war klar: Der FFC Brauweiler Pulheim würde keine Chance auf den Klassenverbleib haben. In dieser Sache waren sich alle Experten einig. Wenig Geld, wenig Qualität im Kader - der Verein aus dem Rheinland erfüllte alle Voraussetzungen, um die Rolle des Verlierers perfekt auszufüllen.

Und dennoch hatte der FFC Brauweiler Pulheim eine Pointe parat, mit der vorher niemand rechnen konnte: Die Mannschaft war am Ende nicht ein gewöhnlicher Absteiger, sie hatte etwas historisch Negatives erreicht. Der Klub beendete die Spielzeit mit 22 Niederlagen nach 22 Spielen. Null Punkte, ein Torverhältnis von 15:100. Schlechter war vorher und nachher kein Team in der Historie.

Nach Insolvenz wie Phoenix aus der Asche

Und danach wurde es nicht besser. Der FFC Brauweiler Pulheim startete zwar in der 2. Bundesliga, musste allerdings kurz vor Saisonende Insolvenz anmelden und verabschiedete sich damit zunächst in die Bedeutungslosigkeit - um etwas später wieder wie Phoenix aus der Asche aufzustehen. Der 1. FC Köln übernahm im Sommer 2009 die Lizenz des rheinischen Nachbarn. Damit ist in gewisser Weise nun auch der FFC Brauweiler Pulheim Teil der FLYERALARM Frauen-Bundesliga.

Im Rückblick bleibt aber vor allem jene denkwürdige Saison 2006/2007 in Erinnerung. Trainer der Mannschaft war zunächst Willi Küpper, der allerdings nach zwei Spieltagen aufgab. "Wir waren zwei Jahre zuvor aufgestiegen und hatten danach in der Saison am letzten Spieltag ziemlich sensationell den Klassenverbleib geschafft", erinnert sich Küpper. "Im darauffolgenden Sommer musste der Verein dann deutlich sparen, und alle wichtigen Spielerinnen haben uns verlassen. Wir sind praktisch mit einem Nachwuchsteam angetreten. Die meisten der Mädels waren nicht älter als 16 oder 17 Jahre. Wir hatten einfach keine Chance."

Küpper versuchte dennoch, das Unmögliche möglich zu machen. Er bereitete die Mannschaft gewissenhaft vor. Er versuchte seiner jungen Auswahl nahe zu bringen, auf was sie sich einstellen musste. Aber als es dann ernst wurde, brach das ganze sensible Gebilde wie ein Kartenhaus in sich zusammen. "In den ersten Begegnungen konnten wir in der Anfangsphase noch dagegenhalten, aber mit dem ersten Gegentor war es dann vorbei", sagt Küpper. "Es war nicht so, dass die Mädels nicht wollten. Aber uns fehlten einfach Qualität und Erfahrung."

Küpper: "Ich musste schweren Herzens Schluss machen"

Küpper hätte das Projekt gerne vernünftig zu Ende gebracht. Aber nach wenigen Wochen merkte der heute 68-Jährige, dass es für ihn persönlich sinnvoller war, die Reißleine zu ziehen, bevor es zu spät war: "Wir haben vier- oder fünfmal in der Woche trainiert. Dazu am Wochenende die Reisen durch ganz Deutschland. Das war alles extrem zeitaufwändig und die finanzielle Situation weiterhin sehr angespannt. Dazu war ich noch voll berufstätig. Ich war kaum zuhause. Letztlich musste ich schweren Herzens Schluss machen. Das hat mir wirklich wehgetan, weil ich die Mannschaft ja mitaufgebaut und in die Bundesliga geführt hatte. Insgeheim hatte ich auch die Hoffnung, dass ein neuer Mann in der Verantwortung vielleicht doch noch etwas bewegen kann."

Aber so war es nicht. Küpper ging weg, mit Manuel Gonzalez kam ein neuer Trainer. An den Ergebnissen änderte sich nichts. Es gab Niederlagen, Niederlagen, Niederlagen. Woche für Woche, Monat für Monat. Mal 0:8, mal 1:2. Dann keimte etwas Hoffnung auf. Aber schon ein paar Tage später kam der nächste Niederschlag - 0:12. Der FFC Brauweiler Pulheim taumelte wie ein angeschlagener Boxer durch die Saison, der jeden Moment K.o. gehen konnte. Es war nicht schön, aber die Spielerinnen gaben sich nicht auf, ließen sich nicht unterkriegen, standen immer wieder auf. Letztlich verabschiedeten sie sich zwar ohne einen Zähler, dafür aber erhobenen Hauptes. Vielleicht war das sogar wichtiger als jeder mögliche Punktgewinn.

"Heute müssen wir darüber lachen"

"Ich haben den weiteren Saisonverlauf natürlich verfolgt", sagt Küpper. "Ich hätte es den Mädels wirklich gegönnt, wenn sie zumindest den einen oder anderen Punkt geholt hätten. Das hätten sie sich verdient gehabt. Letztlich hat es nicht funktioniert. Am Ende war es enttäuschend und frustrierend für alle."

Auch heute hat Küpper noch Kontakt zu einigen der Spielerinnen, die damals diese schwere Zeit durchstehen müssen. "Wenn wir uns heute sehen oder telefonieren und dann darüber sprechen, müssen wir lachen", sagt Küpper. "Die Sache ist für uns erledigt. Nicht viele können von sich behaupten, in die Annalen der Frauen-Bundesliga eingegangen zu sein." Der FFC Brauweiler Pulheim hat es geschafft. Wenn auch in negativer Hinsicht.

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