Heute vor 60 Jahren: Bayern holt erstmals den Pokal

Der Pokal hatte schon immer seine eigenen Gesetze, auch wenn sie sich manchmal änderten. Als er nach dem Krieg wiederbelebt wurde (1953), hatte er zunächst keinen allzu hohen Stellenwert. Der Modus wechselte fast jährlich, regionale Vorqualifikationen waren vorgeschaltet und die "Endrunde" begann zuweilen erst mit dem Halbfinale – wie 1957. Und er wurde binnen weniger Monate durchgezogen und im Kalenderjahr ausgespielt. Er begann manchmal schon in der ersten Januar-Woche und endete – kaum zu glauben – mit dem Finale "zwischen den Jahren". Erstmals war das heute vor 60 Jahren der Fall, als Bayern München auch erstmals den Pokal gewann.

Dabei wollte der Verein an dem Wettbewerb aus Kostengründen erst gar nicht teilnehmen, schon die Reise ins hessische Neu-Isenburg war dem Vorstand zu weit. Er wollte verzichten, doch Trainer Willibald Hahn, ein Österreicher, intervenierte. Damit gab er seinen Spielern ein Signal: dem Trainer bedeutet der Pokal etwas, also strengen wir uns an! Der Abstieg aus der Oberliga Süd lag noch nicht lange zurück (1955), da konnten die Bayern eine Imagepolitur gut gebrauchen. Mühsam begann es, in Neu-Isenburg gab es am 27. Januar keinen Sieger (2:2 n.V.), das Wiederholungsspiel am 3. März gewannen sie in München 4:0. Schon eine Woche danach ging es gegen den TSV Straubing (3:1), am 31. März gegen die Offenbacher Kickers (3:2 n. V.). Am 26. Mai erstritten sie ein 1:1 bei Hessen Kassel, der kicker-Reporter war schier begeistert und sprach den Mannschaften "ein Dankeschön für das prächtige Spiel" aus. Es musste wiederholt werden, am 16. Juni gewann Bayern vor 8000 Getreuen 3:1 und stand damit im "Süd-Finale" gegen Schweinfurt 05. Der Sieger nahm an der Qualifikation zur Endrunde teil und wurde an einem Mittwoch in München ermittelt. Vor 15.000 Zuschauern nutzten die Bayern am 26. Juni ihr Heimrecht und siegten mit 4:1.

Die erste Berlin-Reise der Bayern

Nach der Sommerpause gingen die Bayern dann auf Berlin-Reise, am 4. August wartete der Spandauer SV auf sie. Obwohl sie wieder 4:1 gewannen, nörgelte Willibald Hahn: "Ich bin keineswegs zufrieden. Die Überheblichkeit meiner Mannschaft hätte sich rächen können." Drei Monate hatte er Zeit, an der richtigen Einstellung zu arbeiten, denn das Halbfinale fand wegen Terminschwierigkeiten erst am 17. November statt. Eigentlich hätte der ganze Wettbewerb schon Ende Juni beendet sein sollen. Wieder hatten die Bayern ein Heimspiel – gegen den 1. FC Saarbrücken, Vize-Meister von 1952. An der Grünwalder Straße versammelten sich 22.000 Menschen, um zu sehen, wer das Finale am 29. Dezember erreichen würde. "Es war kein mitreißendes Spiel", stellte der kicker fest, obwohl es in die Verlängerung ging. Schon die vierte für die Bayern anno 1957.

Nach 120 Minuten stand es 3:1 und nun stellte sich nur noch eine Frage: Wer ist der Gegner? Der wurde eine Woche später in Hamburg ermittelt. Der Hamburger SV, in jenen Tagen die Top-Mannschaft des Nordens, unterlag Fortuna Düsseldorf überraschend mit 0:1. Für die Fortunen war es die zweite Finalteilnahme nach 1937, für die Bayern im 14. Pokal-Jahr eine Premiere. Sie fand im Augsburger Rosenau-Stadion statt. Zwei Tage vor Silvester 1957 legten sie den Grundstein ihrer Erfolgsgeschichte im DFB-Pokal, dessen Rekordsieger sie sind. Oder schon etwas früher – jedenfalls künden die Quellen davon, dass Hahn die Spieler schon am zweiten Weihnachtsfeiertag "scharf" trainieren ließ, ebenso am 27. Dezember. 42.000 Zuschauer säumten die Ränge, Bundestrainer Sepp Herberger durfte nicht fehlen. Aus München waren 12.000 Fans mitgekommen, um ihrer keineswegs favorisierten Mannschaft beizustehen. Die reiste übrigens ebenso wie ihre Anhänger erst am Spieltag an, während die Fortunen schon Freitagabend in Augsburg ankamen. Gespielt wurde am Sonntag, wie damals üblich.



Der Pokal hatte schon immer seine eigenen Gesetze, auch wenn sie sich manchmal änderten. Als er nach dem Krieg wiederbelebt wurde (1953), hatte er zunächst keinen allzu hohen Stellenwert. Der Modus wechselte fast jährlich, regionale Vorqualifikationen waren vorgeschaltet und die "Endrunde" begann zuweilen erst mit dem Halbfinale – wie 1957. Und er wurde binnen weniger Monate durchgezogen und im Kalenderjahr ausgespielt. Er begann manchmal schon in der ersten Januar-Woche und endete – kaum zu glauben – mit dem Finale "zwischen den Jahren". Erstmals war das heute vor 60 Jahren der Fall, als Bayern München auch erstmals den Pokal gewann.

Dabei wollte der Verein an dem Wettbewerb aus Kostengründen erst gar nicht teilnehmen, schon die Reise ins hessische Neu-Isenburg war dem Vorstand zu weit. Er wollte verzichten, doch Trainer Willibald Hahn, ein Österreicher, intervenierte. Damit gab er seinen Spielern ein Signal: dem Trainer bedeutet der Pokal etwas, also strengen wir uns an! Der Abstieg aus der Oberliga Süd lag noch nicht lange zurück (1955), da konnten die Bayern eine Imagepolitur gut gebrauchen. Mühsam begann es, in Neu-Isenburg gab es am 27. Januar keinen Sieger (2:2 n.V.), das Wiederholungsspiel am 3. März gewannen sie in München 4:0. Schon eine Woche danach ging es gegen den TSV Straubing (3:1), am 31. März gegen die Offenbacher Kickers (3:2 n. V.). Am 26. Mai erstritten sie ein 1:1 bei Hessen Kassel, der kicker-Reporter war schier begeistert und sprach den Mannschaften "ein Dankeschön für das prächtige Spiel" aus. Es musste wiederholt werden, am 16. Juni gewann Bayern vor 8000 Getreuen 3:1 und stand damit im "Süd-Finale" gegen Schweinfurt 05. Der Sieger nahm an der Qualifikation zur Endrunde teil und wurde an einem Mittwoch in München ermittelt. Vor 15.000 Zuschauern nutzten die Bayern am 26. Juni ihr Heimrecht und siegten mit 4:1.

Die erste Berlin-Reise der Bayern

Nach der Sommerpause gingen die Bayern dann auf Berlin-Reise, am 4. August wartete der Spandauer SV auf sie. Obwohl sie wieder 4:1 gewannen, nörgelte Willibald Hahn: "Ich bin keineswegs zufrieden. Die Überheblichkeit meiner Mannschaft hätte sich rächen können." Drei Monate hatte er Zeit, an der richtigen Einstellung zu arbeiten, denn das Halbfinale fand wegen Terminschwierigkeiten erst am 17. November statt. Eigentlich hätte der ganze Wettbewerb schon Ende Juni beendet sein sollen. Wieder hatten die Bayern ein Heimspiel – gegen den 1. FC Saarbrücken, Vize-Meister von 1952. An der Grünwalder Straße versammelten sich 22.000 Menschen, um zu sehen, wer das Finale am 29. Dezember erreichen würde. "Es war kein mitreißendes Spiel", stellte der kicker fest, obwohl es in die Verlängerung ging. Schon die vierte für die Bayern anno 1957.

Nach 120 Minuten stand es 3:1 und nun stellte sich nur noch eine Frage: Wer ist der Gegner? Der wurde eine Woche später in Hamburg ermittelt. Der Hamburger SV, in jenen Tagen die Top-Mannschaft des Nordens, unterlag Fortuna Düsseldorf überraschend mit 0:1. Für die Fortunen war es die zweite Finalteilnahme nach 1937, für die Bayern im 14. Pokal-Jahr eine Premiere. Sie fand im Augsburger Rosenau-Stadion statt. Zwei Tage vor Silvester 1957 legten sie den Grundstein ihrer Erfolgsgeschichte im DFB-Pokal, dessen Rekordsieger sie sind. Oder schon etwas früher – jedenfalls künden die Quellen davon, dass Hahn die Spieler schon am zweiten Weihnachtsfeiertag "scharf" trainieren ließ, ebenso am 27. Dezember. 42.000 Zuschauer säumten die Ränge, Bundestrainer Sepp Herberger durfte nicht fehlen. Aus München waren 12.000 Fans mitgekommen, um ihrer keineswegs favorisierten Mannschaft beizustehen. Die reiste übrigens ebenso wie ihre Anhänger erst am Spieltag an, während die Fortunen schon Freitagabend in Augsburg ankamen. Gespielt wurde am Sonntag, wie damals üblich.

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Finale auf Schnee und Eis - Lob für Jobst

Man spielte auf Schnee und Eis, das war weniger üblich für ein Endspiel, und doch sah man nur kurze Hosen bei den Aktiven. Fortuna musste auf Spielmacher Gerd Harpers verzichten, baute auf die Abwehrrecken Mattes Mauritz und Erich Juskowiak. Die personell sorgenfreien Bayern waren die aktivere Mannschaft, was Experten geahnt hatten – da die Fortuna traditionell keine Schneefußballer waren. Huber, Jobst und Velhorn hatten die Führung schon vor der Pause auf dem Fuß. Der kicker berichtete von einer "Belagerung des Düsseldorfer Tores", das von Torwart Görtz bestens gehütet wurde. Längst hätte es in der äußerst einseitigen Partie 3:0 stehen müssen, ehe endlich das Tor des Tages fiel.

Im kicker wurde es so geschildert: "In der 79. Minute war es dann soweit: Siedl hatte einen Zweikampf gegen Juskowiak gewonnen, flankte von der Außenlinie hoch vor das Tor, wobei der Ball Jobst vor die Füße kam, dessen Schuss Görtz nicht festhalten konnte. Ein Nachschuss wurde von Juskowiak auf der Linie abgewehrt, dann schob der freistehende Jobst den Ball ins Tor." Dieser Rudi Jobst gefiel auch Herberger: "Der macht das Spiel der Bayern!", sagte er. So endete das bis heute einzige Finale, in das der FC Bayern nicht als Favorit gegangen war, mit einem noch viel zu niedrigen Sieg.

Nun war auch Willibald Hahn zufrieden, er sah "eigentlich keinen schwachen Punkt" in seinem Team. Hier ihre Namen:
Fazekas – Knauer, Bauer – Mayer, Landerer, Manthey – Siedl, Sommerlatt, Velhorn, Jobst, Huber.

Kapitän war Weltmeister Hans Bauer, der als erster Bayern-Spieler den Silberpokal anfassen durfte, der noch einer Blumenvase ähnelte. Die Sieger feierten im Hotel "Drei Mohren" zu Augsburg und gönnten auch dem Gegner einen Schluck aus dem mit Sekt gefüllten Pokal. "Zwei Tage vor Silvester – da sind wir drei Tage nicht aus dem Feiern heraus gekommen", erinnerte sich Stopper Ludwig Landerer noch Jahrzehnte später amüsiert an das ungewöhnliche erste Mal. Andere Zeiten.

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