Heute vor 50 Jahren: Geisert schafft ersten Hattrick der Bundesliga

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Heute vor 50 Jahren erzielte Otto Geisert im Trikot des Karlsruher SC den ersten Hattrick der Bundesliga-Geschichte. DFB.de hat mit dem Premierenschützen gesprochen.

Auf diesen Anruf hat Otto Geisert (74) schon ein Weilchen gewartet. Um ehrlich zu sein, glaubte er nicht mehr daran. Die Bundesliga hat im August ihren 50. Geburtstag gefeiert, aber schon weit vorher begannen die Rückblenden. In Büchern, Filmen und Zeitungsserien, auf Galas und in Museumsausstellungen wurden all jene gewürdigt, die sie zu einer Erfolgsgeschichte gemacht haben oder einen Anteil daran hatten, dass man über sie sprach. Und so wurden sie alle noch mal hervorgehoben; die ersten Meister, der erste Torschütze, der erste Rot-Sünder, der erste Joker, die ersten Ausländer. Wer noch lebte, wurde interviewt, wer nicht dennoch gewürdigt. Irgendwo.

In Otto Geiserts Drei-Generationen-Haus in Kaiserslautern klingelte das Telefon nicht. "Vielleicht weil es der Otto Geisert war und nicht der Uwe Seeler oder ein anderer großer Name. Mit dem hätte man mehr machen können", mutmaßt der so lange Verschmähte im Gespräch mit DFB.de.

Geiserts Treffer drehen das Spiel für den KSC

Doch heute ist sein Tag. "Es" passierte vor genau 50 Jahren. Am 5. Oktober 1963 erzielte Geisert im Trikot des Karlsruher SC den ersten Hattrick der Bundesliga überhaupt. Und wie es scheint, schießt er ihn jede Nacht noch mal. Jedenfalls weiß er alles noch ganz genau. Sein KSC spielte in Nürnberg und lag zur Pause erwartungsgemäß 1:2 zurück, er war ja punktloser Letzter. Aber dann begann sie, die große Otto-Show.

"Das erste habe ich mit rechts geschossen, der war fast unhaltbar für den Ersatztorwart und schlug unter der Latte ein. Der Wabra war ja verletzt, aber den hätte der auch nicht gehalten. Das zweite entsprang einer schönen Kombination und das dritte war nicht schwer, mehr so ein Abstauber." Drei Tore, vollbracht binnen 35 Minuten innerhalb einer Halbzeit und von keinen anderen Treffer "gestört" – fertig war der erste echte Hattrick der Bundesliga. Und der erste Bundesliga-Sieg des KSC (4:2).

Hätte Geisert danach heute einen Medienmarathon absolvieren müssen, blieb er damals weitgehend ungeschoren. Das ZDF-Sportstudio, extra wegen der Bundesliga gegründet, "kam damals noch nicht auf die Idee Spieler einzuladen", weiß Geisert. Er wurde jedenfalls nicht eingeladen. Umso lieber erzählt er seine Geschichte in allen Einzelheiten auch noch mit 50 Jahren Verzögerung.

Auf "falscher" Position erfolgreich

Wichtig ist es Geisert hervorzuheben, dass er an diesem Tag quasi auf der falschen Position gespielt habe. "Unser Trainer Kurt Sommerlatt hat mich auf Linksaußen gestellt, nur dieses eine Mal. Warum weiß ich auch nicht. Da konnte ich mit meinem starken rechten Fuß nach innen ziehen. Das sieht man ja heute noch bei den Bayern, wie gefährlich das ist, wenn der Robben und der Ribery quasi von der falschen Seite kommen."

Ganz so weit wie die Weltstars hat es Geisert nicht gebracht. Aber noch heute ist er stolz darauf, "dass ich eigentlich immer Stammspieler war – erst beim KSC, danach in Kaiserslautern." In der Bundesliga brachte es Geisert, der es sogar in Sepp Herbergers berühmtes Notizbuch schaffte, in sieben Jahren auf 198 Spiele und 31 Tore. Ein Hattrick kam nicht mehr dazu, aber schon der eine reichte aus, um es seinen Kritikern in der Heimat zu zeigen.

Denn als er 1962 von Eintracht Nordhorn nach Karlsruhe wechselte, fragte die Lokalpresse spöttisch: "Was will dieser Mann in Karlsruhe? Da fällt einem nur der Spruch ein: wenn es dem Esel zu wohl wird, dann begibt er sich auf Eis." Diese Einschätzung korrigierten sie nach seinem Hattrick eiligst und so verschaffte ihm der Tag von Nürnberg immerhin diese Genugtuung.

95 Hattricks folgen

Nach Geiserts Pioniertat gab es in 50 Jahren noch 95 Hattricks, der letzte glückte Dortmunds neuem Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang. Wer den schnellsten erzielte, weiß auch fast jedes Kind – denn Duisburgs Michael Tönnies, der 1991 gegen den damals noch nicht ganz so großen Oliver Kahn nur sechs Minuten (11. bis 16.) brauchte, wurde in den Retrospektiven hinreichend gewürdigt.

Der Jokerrekord des Dortmunders Norbert Dickel, der am 13.9.1988 acht Minuten nach seiner Einwechslung gegen Hannover schon dreimal auf der Anzeigetafel stand, ist zumindest Experten bekannt. Und dass Gerd Müller die meisten (7) hat, kann sich auch jeder denken, der es nicht so genau weiß. Otto Geisert aber war der Erste und nun kommt zu dem "kleinen Fünfzeiler", den seine Frau 1963 ausgeschnitten hatte, doch noch ein Artikel dazu, der das würdigt. Vielleicht registrieren sie das ja auch beim FCK. Auf den Betzenberg geht er schon länger nicht mehr, "denn da musste ich immer hart um eine Freikarte kämpfen".

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Heute vor 50 Jahren erzielte Otto Geisert im Trikot des Karlsruher SC den ersten Hattrick der Bundesliga-Geschichte. DFB.de hat mit dem Premierenschützen gesprochen.

Auf diesen Anruf hat Otto Geisert (74) schon ein Weilchen gewartet. Um ehrlich zu sein, glaubte er nicht mehr daran. Die Bundesliga hat im August ihren 50. Geburtstag gefeiert, aber schon weit vorher begannen die Rückblenden. In Büchern, Filmen und Zeitungsserien, auf Galas und in Museumsausstellungen wurden all jene gewürdigt, die sie zu einer Erfolgsgeschichte gemacht haben oder einen Anteil daran hatten, dass man über sie sprach. Und so wurden sie alle noch mal hervorgehoben; die ersten Meister, der erste Torschütze, der erste Rot-Sünder, der erste Joker, die ersten Ausländer. Wer noch lebte, wurde interviewt, wer nicht dennoch gewürdigt. Irgendwo.

In Otto Geiserts Drei-Generationen-Haus in Kaiserslautern klingelte das Telefon nicht. "Vielleicht weil es der Otto Geisert war und nicht der Uwe Seeler oder ein anderer großer Name. Mit dem hätte man mehr machen können", mutmaßt der so lange Verschmähte im Gespräch mit DFB.de.

Geiserts Treffer drehen das Spiel für den KSC

Doch heute ist sein Tag. "Es" passierte vor genau 50 Jahren. Am 5. Oktober 1963 erzielte Geisert im Trikot des Karlsruher SC den ersten Hattrick der Bundesliga überhaupt. Und wie es scheint, schießt er ihn jede Nacht noch mal. Jedenfalls weiß er alles noch ganz genau. Sein KSC spielte in Nürnberg und lag zur Pause erwartungsgemäß 1:2 zurück, er war ja punktloser Letzter. Aber dann begann sie, die große Otto-Show.

"Das erste habe ich mit rechts geschossen, der war fast unhaltbar für den Ersatztorwart und schlug unter der Latte ein. Der Wabra war ja verletzt, aber den hätte der auch nicht gehalten. Das zweite entsprang einer schönen Kombination und das dritte war nicht schwer, mehr so ein Abstauber." Drei Tore, vollbracht binnen 35 Minuten innerhalb einer Halbzeit und von keinen anderen Treffer "gestört" – fertig war der erste echte Hattrick der Bundesliga. Und der erste Bundesliga-Sieg des KSC (4:2).

Hätte Geisert danach heute einen Medienmarathon absolvieren müssen, blieb er damals weitgehend ungeschoren. Das ZDF-Sportstudio, extra wegen der Bundesliga gegründet, "kam damals noch nicht auf die Idee Spieler einzuladen", weiß Geisert. Er wurde jedenfalls nicht eingeladen. Umso lieber erzählt er seine Geschichte in allen Einzelheiten auch noch mit 50 Jahren Verzögerung.

Auf "falscher" Position erfolgreich

Wichtig ist es Geisert hervorzuheben, dass er an diesem Tag quasi auf der falschen Position gespielt habe. "Unser Trainer Kurt Sommerlatt hat mich auf Linksaußen gestellt, nur dieses eine Mal. Warum weiß ich auch nicht. Da konnte ich mit meinem starken rechten Fuß nach innen ziehen. Das sieht man ja heute noch bei den Bayern, wie gefährlich das ist, wenn der Robben und der Ribery quasi von der falschen Seite kommen."

Ganz so weit wie die Weltstars hat es Geisert nicht gebracht. Aber noch heute ist er stolz darauf, "dass ich eigentlich immer Stammspieler war – erst beim KSC, danach in Kaiserslautern." In der Bundesliga brachte es Geisert, der es sogar in Sepp Herbergers berühmtes Notizbuch schaffte, in sieben Jahren auf 198 Spiele und 31 Tore. Ein Hattrick kam nicht mehr dazu, aber schon der eine reichte aus, um es seinen Kritikern in der Heimat zu zeigen.

Denn als er 1962 von Eintracht Nordhorn nach Karlsruhe wechselte, fragte die Lokalpresse spöttisch: "Was will dieser Mann in Karlsruhe? Da fällt einem nur der Spruch ein: wenn es dem Esel zu wohl wird, dann begibt er sich auf Eis." Diese Einschätzung korrigierten sie nach seinem Hattrick eiligst und so verschaffte ihm der Tag von Nürnberg immerhin diese Genugtuung.

95 Hattricks folgen

Nach Geiserts Pioniertat gab es in 50 Jahren noch 95 Hattricks, der letzte glückte Dortmunds neuem Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang. Wer den schnellsten erzielte, weiß auch fast jedes Kind – denn Duisburgs Michael Tönnies, der 1991 gegen den damals noch nicht ganz so großen Oliver Kahn nur sechs Minuten (11. bis 16.) brauchte, wurde in den Retrospektiven hinreichend gewürdigt.

Der Jokerrekord des Dortmunders Norbert Dickel, der am 13.9.1988 acht Minuten nach seiner Einwechslung gegen Hannover schon dreimal auf der Anzeigetafel stand, ist zumindest Experten bekannt. Und dass Gerd Müller die meisten (7) hat, kann sich auch jeder denken, der es nicht so genau weiß. Otto Geisert aber war der Erste und nun kommt zu dem "kleinen Fünfzeiler", den seine Frau 1963 ausgeschnitten hatte, doch noch ein Artikel dazu, der das würdigt. Vielleicht registrieren sie das ja auch beim FCK. Auf den Betzenberg geht er schon länger nicht mehr, "denn da musste ich immer hart um eine Freikarte kämpfen".