Hertha-Manager Dieter Hoeneß: "Andrej ist Gold wert"

"Einmal mit der Meisterschale durch das Brandenburger Tor zu fahren" ist einer der ganz großen Träume von Hertha-Manager Dieter Hoeneß. In seiner vorletzten Saison als Vorsitzender der Geschäftsführung des Berliner Bundesligisten steht er mit seinem Klub nach dem 3:1-Sieg beim Angstgegner Energie Cottbus plötzlich vier Punkte vor der Konkurrenz. In einem Interview gibt Hoeneß Auskunft über die aktuelle Gemütslage.

Frage: Ist Hertha jetzt ein ernsthafter Kandidat auf den ersten Titel seit 78 Jahren?

Dieter Hoeneß: Ein ernsthafter Kandidat auf einen internationalen Startplatz. Mit jedem Sieg wird es wahrscheinlicher, dass wir diesen erreichen. Wir sind sieben Punkte weg vom sechsten Platz. Ich will nicht unken, aber das geht ganz schnell.

Frage: Wann werden Sie Ihre Zurückhaltung in der Meister-Frage aufgeben?

Hoeneß: Am 23. Mai, dem letzten Spieltag. Es war sehr wichtig, vor eineinhalb Jahren den Stufenplan auszugeben. Aber die Erfahrung zeigt: Wenn man sich zu sehr mit diesen Dingen beschäftigt, wird die Konzentration geschwächt. Wenn es sich am Ende so abzeichnet, wird alles mobilisiert, um das ganz große Ziel zu erreichen. Wenn man sich schon jetzt ablenken lässt, nimmt man sich ein Stück von der Stärke.

Frage: Andrej Woronin trifft und trifft. Bei der Quote wird auch die Konkurrenz immer aufmerksamer.

Hoeneß: Die Gefahr ist da, aber damit verändert sich ja nicht unsere wirtschaftliche Situation. Wir müssen uns an dem orientieren, was wir zur Verfügung haben. Wenn wir Manchester City wären, würden wir nicht warten. Andrej macht im Moment alles richtig, wie er die Bälle verteilt, für Entlastung sorgt und trifft. Er ist Gold wert.

Frage: Woher rührt die hohe Effektivität, die das ganze Team auszeichnet?

Hoeneß: Wir haben dazugelernt, was die Winner-Mentalität betrifft. Das hat mit dem Charakter der Mannschaft zu tun. Ordnung, Struktur und Einstellung stimmen. Jetzt haben wir ein bisschen Luft auf Platz zwei. Logisch, dass da Träume erwachen. Und die Fans dürfen träumen. Die Mannschaft muss auf dem Boden bleiben - und das wird sie.