Hertha gegen Köln im Video: Alves-Traumtor und Zuschauerrekord

Der höchste Heimsieg

29. September 2001 und 1. Oktober 2011: Hertha BSC - 1. FC Köln 3:0

Vor der Partie Ende September 2001 trennte die beiden Mannschaften ein Platz, der 13. empfing den Zwölften. Hinterher waren es sechs Plätze, Hertha schob sich auf sieben vor, Köln übernahm Herthas alten Platz. So eng ging es im Tabellenmittelfeld der Vorrunde 2001/2002 zu, weshalb auch nicht zwingend mit einem klaren Sieger gerechnet wurde. Aber die Berliner taten einiges dafür, nach schwachem Start in die Spur zu kommen. Die Mannschaft schrieb einen offenen Brief an die Fans und bat um mehr Unterstützung, am Vorabend gingen sie alle ins Kino. Trotzdem: Wahrscheinlicher als ein klarer Sieg war, dass die Hertha Jubiläum feiern würde. Denn das 1000. Bundesliga-Tor stand unmittelbar bevor und "Wunderknabe" Sebastian Deisler schoss es - unglamourös per Elfmeter (27.) nach einem Foul an Torjäger Michael Preetz.

Auch der feierte Jubiläum, es war sein 200. Bundesligaspiel und er krönte es selbst mit einem Tor - zum 3:0 (85.). Dazwischen lag ein Marcelinho-Treffer (49.), das die meisten der 34.925 Zuschauer frühzeitig beruhigte. Gegen diese Kölner konnte nichts anbrennen. Bis auf einen Lottner-Freistoß verbuchten sie nach der Pause keine Torchance und der Kicker richtete: "Der 1. FC Köln spielte über weite Strecken wie ein Absteiger." Eine Erkenntnis mit Voraussicht, der FC stieg wirklich ab. Die Hertha dagegen stürmte als Vierter noch in den UEFA-Cup.

Im Oktober 2011 war es wieder ein Mittelfeldduell (10 gegen 12), aber diesmal war es noch schneller entschieden. Vor fast 60.000 Zuschauern schoss der Aufsteiger alle Tore schon vor der Pause: zweimal durch Pierre-Michel Lasogga (14., 26.), dann noch durch Raffael (34.). Rechtsschuss, Linksschuss (Raffael) und Kopfball - alles war geboten bei den Toren. Lasogga, damals 19, avancierte zum zweitjüngsten Herthaner, der in der Bundesliga einen Doppelpack schnürte und ist es immer noch. Die Elf von Markus Babbel überrollte die von Stale Solbakken regelrecht und auch dieses 0:3 fiel in eine Kölner Abstiegssaison. Trainer Solbakken erkannte: "Ich weiß jetzt, wen ich lieber zu Hause bringe und auf wen ich auswärts setzen kann."



Der 8. Spieltag der Bundesliga sieht das 53. Duell zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Köln. Die Partie zweier Überraschungsteams der laufenden Saison, die mit einem Rekord und einem Sensationstor in Erinnerung geblieben ist. DFB.de wirft einen Blick in die Historie dieses Spiels.

Das erste Bundesligaspiel und der höchste Auswärtssieg

21. September 1963: Hertha BSC - 1. FC Köln 0:3

Auf dem Weg zur Meisterschaft mussten die Kölner in der Premierensaison am 5. Spieltag nach Berlin, wo 85.411 Zuschauer für die größte Zuschauerkulisse der Saison sorgten. Bis heute wurde sie nur von zwei Partien überboten, immer lautete die Paarung Hertha - Köln. Bei aller Begeisterung über die Einführung der Bundesliga und die Begegnung mit großen Namen wie Weltmeister Hans Schäfer gingen die meisten Zuschauer aber enttäuscht nach Hause. Denn Köln ließ nichts anbrennen, ging schon nach zwei Minuten durch Christian Müller in Führung, der nicht in die Abseitsfalle tapste und frei vor Wolfgang Tillich auftauchte.

Obwohl bei den Gästen drei Stammspieler fehlten, blieben sie durchweg dominant. Die Entscheidung stellte Hans Sturm her, der einen langen Anlauf aus der eigenen Hälfte nahm, ehe er zum 0:2 abschloss (71.). Christian Müllers zweites Tor (89.) setzte den Schlusspunkt und verhalf den Kölnern zur Tabellenführung, die sie bis Saisonende nicht mehr abgaben. Hertha-Trainer Josef Schneider war dennoch nicht unzufrieden: "Unsere Mannschaft bot eines ihrer besten Spiele." Kölns Präsident Franz Kremer hob einen 20-Jährigen hervor: "Unser junges Sturmtalent Overath macht uns immer wieder Freude."

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Der höchste Heimsieg

29. September 2001 und 1. Oktober 2011: Hertha BSC - 1. FC Köln 3:0

Vor der Partie Ende September 2001 trennte die beiden Mannschaften ein Platz, der 13. empfing den Zwölften. Hinterher waren es sechs Plätze, Hertha schob sich auf sieben vor, Köln übernahm Herthas alten Platz. So eng ging es im Tabellenmittelfeld der Vorrunde 2001/2002 zu, weshalb auch nicht zwingend mit einem klaren Sieger gerechnet wurde. Aber die Berliner taten einiges dafür, nach schwachem Start in die Spur zu kommen. Die Mannschaft schrieb einen offenen Brief an die Fans und bat um mehr Unterstützung, am Vorabend gingen sie alle ins Kino. Trotzdem: Wahrscheinlicher als ein klarer Sieg war, dass die Hertha Jubiläum feiern würde. Denn das 1000. Bundesliga-Tor stand unmittelbar bevor und "Wunderknabe" Sebastian Deisler schoss es - unglamourös per Elfmeter (27.) nach einem Foul an Torjäger Michael Preetz.

Auch der feierte Jubiläum, es war sein 200. Bundesligaspiel und er krönte es selbst mit einem Tor - zum 3:0 (85.). Dazwischen lag ein Marcelinho-Treffer (49.), das die meisten der 34.925 Zuschauer frühzeitig beruhigte. Gegen diese Kölner konnte nichts anbrennen. Bis auf einen Lottner-Freistoß verbuchten sie nach der Pause keine Torchance und der Kicker richtete: "Der 1. FC Köln spielte über weite Strecken wie ein Absteiger." Eine Erkenntnis mit Voraussicht, der FC stieg wirklich ab. Die Hertha dagegen stürmte als Vierter noch in den UEFA-Cup.

Im Oktober 2011 war es wieder ein Mittelfeldduell (10 gegen 12), aber diesmal war es noch schneller entschieden. Vor fast 60.000 Zuschauern schoss der Aufsteiger alle Tore schon vor der Pause: zweimal durch Pierre-Michel Lasogga (14., 26.), dann noch durch Raffael (34.). Rechtsschuss, Linksschuss (Raffael) und Kopfball - alles war geboten bei den Toren. Lasogga, damals 19, avancierte zum zweitjüngsten Herthaner, der in der Bundesliga einen Doppelpack schnürte und ist es immer noch. Die Elf von Markus Babbel überrollte die von Stale Solbakken regelrecht und auch dieses 0:3 fiel in eine Kölner Abstiegssaison. Trainer Solbakken erkannte: "Ich weiß jetzt, wen ich lieber zu Hause bringe und auf wen ich auswärts setzen kann."

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Der besondere Moment:

30. September 2000: Hertha BSC - 1. FC Köln 4:2

Es wäre vielleicht auch ohne diesen Moment in der 29. Minute ein Spiel geworden, von dem hinterher alle gesprochen hätten. Wenn eine Mannschaft nach 0:2-Rückstand noch gewinnt, hat das Seltenheitswert. Aber jener Moment, der die Aufholjagd erst ermöglichte, schaffte es in jeden Jahresrückblick. Und das kam so: Aufsteiger Köln hatte früh die Weichen für seine ersten Auswärtssieg gestellt, nach Archil Arweladses 0:1 (23.) erhöhte Dirk Lottner per Elfmeter auf 0:2 (28.). Euphorie führt zuweilen zu Überheblichkeit und Leichtsinn, irgendwas in der Art muss zumindest über Kölns Torwart Markus Pröll gekommen sein.

Er ist jedenfalls nicht mehr ganz bei der Sache, später wird er seinem Trainer Ewald Lienen sagen, er habe die Orientierung verloren. Ob Herthas Brasilianer Alex Alves das ahnte, wird sein Geheimnis bleiben. Jedenfalls zieht der nach dem Anstoß aus dem Mittelkreis ab (aus 52 Metern) und der Ball schlägt auf krummer Flugbahn hinter dem verdutzten Pröll ein. "Ein Tor, das Bundesliga-Geschichte schreiben wird", prophezeit der Premiere-Kommentator und wird Recht bekommen. Sein "Super-Tor" (Alves), das er der Familien widmet, wird von den ARD-Zuschauern zum Tor des Jahres gewählt. Kollege Stefan Beinlich findet: "So ein Tor kann man nicht üben, dazu gehört einfach Glück und viel Mut."

Die Elf von Ewald Lienen ("So etwas habe ich in meiner ganzen Zeit als Spieler oder Trainer nie erlebt") ist geschockt, kassiert noch in der nächsten Minute den Ausgleich durch Michael Preetz und in der letzten Minute vor und der ersten nach der Pause zwei weitere Tore durch Dariusz Wosz. Einziger Misston für die Hertha: Als Trainer Jürgen Röber Alves nach 81 Minuten auswechselt, "damit er seinen verdienten Beifall bekommt", wird Röber ausgepfiffen. Die Fans konnten einfach nicht genug haben von ihrem Kunstschützen.

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Das wichtigste Spiel:

26. September 1969: Hertha BSC - 1. FC Köln 1:0

Eigentlich war es nur ein ganz normales Bundesligaspiel. Der Tabellenachte empfing den Fünften und die Saison war noch jung. Kein Meister sollte gekürt, kein Absteiger ermittelt werden. Dennoch wurde an diesem Freitagabend des 26. September 1969 Geschichte geschrieben. Im Berliner Olympiastadion versammelte sich an diesem Tag die größte jemals gezählte Zuschauerzahl in 46 Jahren Bundesliga. Offiziell wurden 88.075 Personen registriert, inoffiziell waren sich alle Beobachter einig, dass die 90.000er-Marke bei weitem übertroffen worden war. In einem Bericht war sogar von 120.000 zu lesen, doch hätte der Abend dann wohl zwangsläufig in einer Katastrophe gemündet.

Es war auch so ein chaotischer Abend, an dem es nicht nur glückliche Gesichter gab nach dem 1:0 der Hertha über den ersten Bundesligameister 1. FC Köln, der in der damaligen Inselstadt besondere Popularität genoss. Gleich dreimal steht die Paarung Hertha BSC - 1. FC Köln an der Spitze der bestbesuchten Spiele. Aber nur einmal kamen mehr Zuschauer als erlaubt.

Das Fachblatt Kicker schilderte am folgenden Montag eindrucksvoll, was geschehen war: "Das Olympiastadion drohte aus den Nähten zu platzen. Weit über das erlaubte Maß war es besetzt, weil Zehntausende ohne Eintrittskarten die Tore gestürmt und die Ordner überrumpelt hatten. Schon der Weg ins Stadion endete im Chaos. Zuschauer, die Angst hatten, zu spät zu kommen, ließen ohne Bedenken ihre Wagen auf den Zufahrtsstraßen stehen." Von weinenden Kindern, entnervten Polizisten und dem herrschenden "Faust- und Ellenbogenrecht" ist die Rede, so dass man sich heute wundern muss, dass das Spiel überhaupt regulär ausgetragen werden konnte.

Auf der Pressetribüne wurden Gartenstühle verteilt, damit die Journalisten noch etwas von dem eigentlich ganz normalen Bundesligaspiel zu sehen bekamen. Die Berliner Morgenpost kommentierte damals: "Was den Fußball und seine Resonanz betrifft, ist Berlin Metropole geblieben. 90.000 bei einem Punktspiel, das gab es in Deutschland noch nie! Sämtliche Aufgangsstufen und sogar die Marathontreppen des Olympiastadions waren voll besetzt."

All das passte in die Zeit der späten Sechziger, die rebellische Jugend machte auch vor den Stadien nicht halt. Nur zwei Wochen später wurden gleich vier Bundesligaspiele unterbrochen, weil Fans nach dem Torjubel den Rasen gestürmt hatten. Der DFB verhängte reihenweise Strafen und ordnete den Bau von Zäunen an.

Warum kamen aber ausgerechnet zur Hertha so viele? Ihr Trainer Helmut "Fiffi" Kronsbein fand eine Erklärung für die Begeisterung der Berliner. Sie hätten eben nach dem Zwangsabstieg 1965 so lange "abseits gestanden". Doch warum waren dann nicht schon in der Aufstiegssaison 1968/1969 alle Dämme gebrochen, sondern erst im Spätsommer 1969? Sicher spielte der gute Saisonstart der Hertha, die zuvor beim VfB Stuttgart 4:1 gewonnen hatte, eine Rolle. Auch standen in Reihen der Kölner mit Wolfgang Overath, Manfred Manglitz, Wolfgang Weber und Johannes Löhr bekannte Nationalspieler.

Umso schöner für die Masse des Publikums, dass die Punkte in Berlin blieben. Der damalige Herthaner Peter Enders wandte sich einst eigens an die Morgenpost, als die Paarung wieder einmal anstand, und schrieb im Stile eines Reporters: "Hertha spielte von Anfang an druckvoller, die berühmten Stürmer Löhr, Flohe, Rupp und Overath blieben gefährlich. Herthas starke Spitze Horr verletzt sich schwer, Franz Brungs kommt für ihn. Der überragende Mittelfeldspieler Wolfgang Gayer, 'Mozart' genannt, entscheidet das Spiel in der 63. Minute."

Als es zu Ende war, hatte Kölns Verteidiger Peter Blusch eine Vision, die viele für möglich hielten an diesem Tag: "In spätestens zwei Jahren sind die Berliner so reich, dass sie die ganze Nationalmannschaft aufkaufen können." So weit kam es nie. Aber den Rekord nimmt der Hertha keiner mehr, kein Bundesligastadion hat heute die entsprechende Kapazität.

Sportlich bedeutsamer waren sicher die Pokalfinales von 1977. Hertha und Köln trennten sich an Pfingsten in Hannover 1:1, weshalb erstmals ein Pokalfinale wiederholt werden musste, das Dieter Müller zwei Tage später zugunsten der Kölner entschied (1:0). Doch der Fokus dieser Serie liegt auf der Bundesligavergangenheit einer Paarung.

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Fakten:

Gesamtbilanz: 19-10-23

Heimbilanz: 12-8-6

Rückblick:

-Hertha vier Duelle ungeschlagen
- im Vorjahr zwei Hertha-Siege (2:0, 1:0)
- Köln seit drei Duellen und 302 Minuten torlos
- auch in Berlin wartet Köln seit drei Spielen auf Tore
- letzter Kölner Sieg in Berlin am 8. November 2009 (0:1)
- in Berlin nur Platzverweise für Köln (drei)

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