Hertha gegen BVB im Video: Liga-Rückkehr und Lattek-Abgang

Besondere Momente I

3. August 1997: Hertha BSC – Borussia Dortmund 1:1

Der Spielplanleiter meint es gut mit Hertha BSC. Sechs Jahre hat der Verein in der 2. Liga gedarbt, schwere und triste Stunden erlebt. Im Juni 1997 glückt endlich die Rückkehr in die Bundesliga, endlich herrscht wieder Fußball-Euphorie in der Hauptstadt. Die Zahl der verkauften Dauerkarten versiebenfacht sich fast (von 2000 auf 13.000) und zum Auftakt kommt der amtierende Gewinner der Champions League ins Olympiastadion. Dass das aus allen Nähten platzt, ist kein Wunder, offiziell begrüßt man 75.737 Zuschauer zum Saisonstart. Vor der Partie wird Jürgen Kohler als Fußballer des Jahres 1997 ausgezeichnet. Dann beginnt der Aufbruch in eine neue Hertha-Ära, der den Klub schon 1999 in die Champions League führen wird.

Dass sie dort mithalten können, lässt schon der Auftakt 1997/1998 erahnen. Hertha verkraftet den Rückstand durch Lars Ricken (26.), gleicht durch Ante Covic (35.) aus und behält den Punkt in Berlin. Nach Chancen (6:4) hat sie sogar gewonnen.

Besondere Momente II

20. Mai 2000: Hertha BSC – Borussia Dortmund 0:3

Wieder muss der BVB an einem letzten Spieltag nach Berlin und wieder geht es um nichts mehr. Denn in der Vorwoche hat er den Kopf aus der Schlinge gezogen, die da hieß "Abstieg". Eine Katastrophensaison endet versöhnlich, dank Retter Udo Lattek. Der Altmeister, eigentlich als Titelsammler bekannt, muss erstmals mit einer Mannschaft durch die Niederungen der Abstiegszone gehen. Sechs Spiele vor Schluss hat der BVB den 65-Jährigen verpflichtet und er macht seinen Job. Kaum hat er die Borussia gerettet, bitten sie ihn, länger zu bleiben, aber noch vor der Partie in Berlin erklärt er dem Präsidium, dass dieses Spiel unwiderruflich sein letztes sein werde. Eigentlich war er schon 1992 (bei Schalke 04) zurückgetreten, Dortmund war nur ein Freundschaftsdienst für Präsident Gerd Niebaum.

Und so scheidet Udo Lattek mit seinem 522. Spiel (fünftbester Wert) endgültig aus der Bundesliga aus. Die Mannschaft schenkt ihm zum Abschied ein 3:0, der Hertha die kleine Chance auf die Champions League vermasselt. Entsetzen im weiten Rund (75.000 Zuschauer), aber alle gönnen Lattek seinen großen Abgang. Er macht den Weg frei für Matthias Sammer. Latteks Fazit allerdings klingt etwas bitter: "Der Profi heute hetzt von Termin zu Termin, bei einigen ist Fußball nur der Neben- und nicht der Hauptjob."



Die Partie zwischen Hertha BSC und Borussia Dortmund ist ein der Klassiker der Bundesliga - am Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) steigt am 24. Spieltag das 67. Duell - das 60. im Oberhaus -, der Dritte gastiert beim Tabellenfünften. DFB.de erzählt die Geschichten zu den wichtigsten Partien im Olympiastadion.

Die Bundesliga-Premiere

7. März 1964: Hertha BSC – Borussia Dortmund 0:0

Der Deutsche Meister kommt in die Inselstadt Berlin – und fast keinen interessiert's. Nur 20.500 Zuschauer verfolgen am 23. Spieltag der Premierensaison das erste Bundesligagastspiel des BVB im Olympiastadion. Dabei braucht die Hertha jede erdenkliche Unterstützung, sie steht auf einem Abstiegsplatz (15.), während es für den BVB (5.) noch um einen Platz im Messe-Pokal, Vorläufer der Europa League und des UEFA-Pokals, geht.

Ein Grund für die dünne Kulisse: die beißende Kälte, wegen der die Gäste in schwarzen Strumpfhosen spielen, was dem kicker eine eigene Meldung wert ist: "Große Mode: Strumpfhosen in schwarz". Auch die Handschuhe passten farblich dazu. Zweiter Grund: Hertha hat die Fans 1963/1964 wahrlich nicht verwöhnt, nur zwei von zehn Heimspielen gewonnen - bei sechs Niederlagen.

An diesem Tag kommt ein torloses Unentschieden hinzu, was noch ein glückliches Resultat ist. Denn Borussias Reinhold Wosab setzt in der zwölften Minute einen Foulelfmeter übers Tor und "wenn wir den verwandeln, wird es wahrscheinlich schon zur Pause noch ein 3:0 für uns", sagt BVB-Kapitän Wilhelm Burgsmüller. Nach der Pause einigten sich die Mannschaften stillschweigend auf ein Remis, der BVB hatte nach einem furiosen Europacup-Sieg (4:0 in Prag) unter der Woche nicht mehr viel zuzusetzen. "Die Helden waren müde", titelt der kicker. Hertha-Trainer Josef Schneider ist zufrieden: "Endlich wieder ein Lichtblick, endlich wieder ein Punktgewinn." Das 0:0 ist der Auftakt einer Trilogie, auch die beiden nächsten Dortmunder Gastspiele in Berlin werden torlos enden.

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Der höchste Heimsieg

18. April 1970: Hertha BSC – Borussia Dortmund 9:1

Tore satt gibt es dagegen am 32. Spieltag 1969/1970: Quasi als Entschädigung für die vorherigen drei Nullnummern werden den 25.000 Zuschauern im vierten Treffen gleich zehn Tore serviert. Neun davon für die Hertha, die ihren höchsten Bundesligasieg überhaupt feiert. Zu rechnen war damit im Vorfeld nicht, immerhin traf der Vierte auf den Fünften. Die Dortmunder gewannen drei der letzten vier Spiele, beklagen nun allerdings sieben Ausfälle, was Trainer Hermann Lindemann nicht müde wird zu betonen. Hinterher schon gar nicht: "Eine solche Schwächung hätte auch keine andere Mannschaft verkraftet. Dass es aber so dick kommen würde, hätte ich nicht erwartet. Das Versagen unserer Abwehr ist nicht zu entschuldigen."

Das Debakel nimmt früh seinen Lauf, Lorenz Horr und Wolfgang Gayer treffen schon in den ersten drei Minuten. Gayer ist an diesem Tag nicht zu bremsen, trifft noch vor der Pause zwei weitere Male (26., 45.), zudem tragen sich erneut Horr (21.) und Ex-Borusse Franz Brungs (36.) in die Torschützenliste ein. Kaum aus der Kabine heraus, schlägt Gayer erneut (49.) zu. Da steht es schon 7:0. Als Tasso Wild auf 8:0 erhöht (64.), sieht es nach einem zweistelligen Resultat aus, aber die Hertha hat Erbarmen, nur Joker Hermann Bredenfeld (87.) sticht noch. Die restlichen Tore: 3:0 Horr (21.), 5:0 Brungs (36.). Das Ehrentor des BVB geht auf das Konto von Jürgen Boduszek (80.), ebenfalls eingewechselt. An einem Tag, da nichts gelingen soll, setzt Dieter Kurrat noch einen Elfmeter an den Pfosten des Hertha-Tores (66.). BVB-Spielausschussobmann "Jockel" Bracht zieht etwas Positives aus dem Debakel. Er wisse nun, wer sich aus dem 23-Mann-Kader für einen neuen Vertrag eigne und wer nicht: "So gesehen war Berlin für mich wertvoll."

Der höchste Auswärtssieg

10. Mai 2014: Hertha BSC – Borussia Dortmund 0:4

Die Saison ist gelaufen, im letzten Spiel 2013/2014 geht es für beide um nichts mehr. Das aber sieht man nur den Gastgebern an, die auf Platz zehn stehen. Die Borussia dagegen, nach einer Serie von acht Spielen ohne Niederlage als Zweiter wieder für die Champions League qualifiziert, will die gute Saison auch mit einem guten Spiel abschließen. Außerdem geht es doch noch um etwas, zumindest für Robert Lewandowski. Im Kampf um die Torjägerkanone liegt der Pole gleichauf mit Mario Mandzukic von den Bayern, Lewandowskis künftigem Verein. Den will er in seinem 131. und letzten Bundesligaspiel für den BVB noch abschütteln.

Und das gelingt ihm: In der 41. Minute schießt er das 0:1 aus leichter Abseitsposition, dem Milos Jojic das schon vorentscheidende 0:2 (44.) folgen lässt. In der 80. Minute erhält der BVB einen strittigen Freistoß. Trainer Jürgen Klopp wundert sich über den Schützen, denn "von 8000 Versuchen im Training waren zwei drin". Im Ernstfall aber zeigt Lewandowski keine Nerven, der Ball schlägt hinter Thomas Kraft ein – 0:3. Mit seinem 20. Saisontor sichert sich der Pole die Kanone, sein Konkurrent Mandzukic geht nämlich leer aus. Henrik Mkhitaryan (82.) setzt den Schlusspunkt unter den bis dato höchsten BVB-Sieg in Berlin, den 76.197 Zuschauer verfolgen.

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Besondere Momente I

3. August 1997: Hertha BSC – Borussia Dortmund 1:1

Der Spielplanleiter meint es gut mit Hertha BSC. Sechs Jahre hat der Verein in der 2. Liga gedarbt, schwere und triste Stunden erlebt. Im Juni 1997 glückt endlich die Rückkehr in die Bundesliga, endlich herrscht wieder Fußball-Euphorie in der Hauptstadt. Die Zahl der verkauften Dauerkarten versiebenfacht sich fast (von 2000 auf 13.000) und zum Auftakt kommt der amtierende Gewinner der Champions League ins Olympiastadion. Dass das aus allen Nähten platzt, ist kein Wunder, offiziell begrüßt man 75.737 Zuschauer zum Saisonstart. Vor der Partie wird Jürgen Kohler als Fußballer des Jahres 1997 ausgezeichnet. Dann beginnt der Aufbruch in eine neue Hertha-Ära, der den Klub schon 1999 in die Champions League führen wird.

Dass sie dort mithalten können, lässt schon der Auftakt 1997/1998 erahnen. Hertha verkraftet den Rückstand durch Lars Ricken (26.), gleicht durch Ante Covic (35.) aus und behält den Punkt in Berlin. Nach Chancen (6:4) hat sie sogar gewonnen.

Besondere Momente II

20. Mai 2000: Hertha BSC – Borussia Dortmund 0:3

Wieder muss der BVB an einem letzten Spieltag nach Berlin und wieder geht es um nichts mehr. Denn in der Vorwoche hat er den Kopf aus der Schlinge gezogen, die da hieß "Abstieg". Eine Katastrophensaison endet versöhnlich, dank Retter Udo Lattek. Der Altmeister, eigentlich als Titelsammler bekannt, muss erstmals mit einer Mannschaft durch die Niederungen der Abstiegszone gehen. Sechs Spiele vor Schluss hat der BVB den 65-Jährigen verpflichtet und er macht seinen Job. Kaum hat er die Borussia gerettet, bitten sie ihn, länger zu bleiben, aber noch vor der Partie in Berlin erklärt er dem Präsidium, dass dieses Spiel unwiderruflich sein letztes sein werde. Eigentlich war er schon 1992 (bei Schalke 04) zurückgetreten, Dortmund war nur ein Freundschaftsdienst für Präsident Gerd Niebaum.

Und so scheidet Udo Lattek mit seinem 522. Spiel (fünftbester Wert) endgültig aus der Bundesliga aus. Die Mannschaft schenkt ihm zum Abschied ein 3:0, der Hertha die kleine Chance auf die Champions League vermasselt. Entsetzen im weiten Rund (75.000 Zuschauer), aber alle gönnen Lattek seinen großen Abgang. Er macht den Weg frei für Matthias Sammer. Latteks Fazit allerdings klingt etwas bitter: "Der Profi heute hetzt von Termin zu Termin, bei einigen ist Fußball nur der Neben- und nicht der Hauptjob."

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Das wichtigste Spiel

8. Mai 2004: Hertha BSC – Borussia Dortmund 6:2

Am 32. Spieltag trifft der 15. auf den Fünften, für beide geht es noch um etwas. Hertha steht nur einen Punkt vor den Abstiegsrängen, der BVB hat nur einen Punkt Vorsprung vor dem ersten Verfolger, der ihm den UEFA-Cup-Platz stehlen will. Von daher sind 20.000 leere Plätze im Olympiastadion eine kleine Enttäuschung, zumal diese Partie auch im Nachhinein mehr als 56.307 Zuschauer verdient gehabt hätte.

Unter Retter Hans Meyer schafft die Hertha den dritten Heimsieg in Folge und auch noch den höchsten Saisonsieg. Fabian Kehls Eigentor (7.) stellt die Weichen, Marcelinho (19.) und Fredi Bobic (37.) erhöhen auf 3:0. Matthias Sammer wird auf der BVB-Bank immer kleiner. Seine Pausenansprache scheint zu fruchten, seine Maßnahmen auch. Er bringt Ewerthon, der sogleich verkürzt (52.). Danach spielt Borussia durchaus sehenswert, Hertha eher fahrig – und doch wird es ein Kantersieg.

"Ein kurioses Match", findet der kicker. Die weitere Torfolge: 4:1 Wichniarek (58.), 4:2 Ewerthon (86.), 5:2 Neuendorf (86.), 6:2 Rafael (90.). Vier Tore nach der Pause fallen durch Joker, eine echte Rarität. Nach Abpfiff ist der Jubel groß, Hertha hat sich um vier Punkte vom Abstiegsplatz entfernt. Fredi Bobic sagt: "Wir haben es in der Hand, den Sack zuzumachen." Machen sie schon eine Woche später. Der BVB dagegen verpasst den UEFA-Cup – und Matthias Sammer wechselt nach Stuttgart.

Serien und Fakten

Gesamtbilanz: 17-16-26
Heimbilanz: 13-8-8

- zuletzt zwei Remis (Hinspiel 1:1)
- BVB sechs Pflichtspielduelle ungeschlagen (viermal in der Liga)
- seit zweieinhalb Jahren keine Auswärtssiege mehr in diesem Duell
- maximal zwei Hertha-Tore in den letzten 14 Duellen
- BVB seit zwei Spielen sieg- und torlos in Berlin (0:0 und 0:1)
- noch kein Dortmunder Elfmeter-Tor in Berlin
- Torquote dieser Paarung: 2,93

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