Henrichs: "Versuche einfach, drauflos zu spielen"

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58. Minute im Spiel Deutschland gegen die Schweiz bei der U 17-Europameisterschaft auf Malta: Finn Porath fängt einen zu kurz geschlagenen Pass der Schweizer Innenverteidigung ab, spielt schnell auf Max Besuschkow, der gedankenschnell auf Benjamin Henrichs ablegt. Der deutsche Kapitän schließt die schöne Kombination ab. 1:0 für Deutschland. Doch die Freude währte nur kurz. In der 72. Minute kann die Schweiz ausgleichen. Das Spiel endet 1:1.

Wie die Stimmung nach dem Auftaktmatch im deutschen Team ist, was sich die Mannschaft für das Spiel gegen Schottland vornimmt und wem Benjamin Henrichs seine Tore widmet, das erzählt der 17-Jährige Leverkusener im Interview mit DFB-Redakteur Peter Scheffler.

DFB.de: Benjamin, Du hast am Freitag das wichtige 1:0 gegen die Schweiz erzielt. Hast Du das Tor wieder Deiner Mutter gewidmet?

Benjamin Henrichs: Ja, das stimmt (lacht). Woher wissen Sie das?

DFB.de: Wir haben ein altes Interview mit Dir gefunden, bei dem Du als Elfjähriger sagtest, dass Du die wichtigen Tore Deiner Mutter widmest.

Henrichs: Daran hat sich nichts geändert. Ab und zu widme ich sie auch meiner Schwester oder meinem Vater, aber dieses war für sie.

DFB.de: War das Tor auch für Dich selbst wichtig? Du hast nicht so gut ins Spiel gefunden...

Henrichs: Es hat mir richtig gut getan. Für mich persönlich lief die erste Hälfte nicht optimal. Dann habe ich versucht, mich in das Spiel reinzukämpfen und wurde mit dem Tor belohnt. Es war allerdings auch eine starke Aktion von Finn und Max vorher.

DFB.de: Nicht nur Du hast Dich anfangs schwer getan. Was war los in Hälfte eins?

Henrichs: Wir haben nicht schlecht angefangen, zumindest die ersten 20 Minuten. Danach haben wir nicht mehr unsere Abläufe eingehalten, die Abstände zwischen den Reihen wurden zu groß. In der zweiten Halbzeit haben wir uns dann wieder gefangen und richtig gut gespielt. Vom Ergebnis her passt es nicht, denn wir wollten gewinnen. Aber auf der zweiten Hälfte können wir aufbauen.

DFB.de: Ihr seid wie verwandelt aus der Pause gekommen. Was hat Christian Wück Euch in der Halbzeit mitgegeben?

Henrichs: Im Prinzip hat er uns nur noch einmal daran erinnert, wie wir Fußball spielen wollen. Das heißt, die Ordnung halten und unser Spiel durchziehen. So wie wir es in den ersten 20 Minuten schon getan haben.

DFB.de: Trotz der Leistungssteigerung bleibt nur ein 1:1 stehen. Eine gefühlte Niederlage?

Henrichs: Ja, auf jeden Fall. Man ist natürlich enttäuscht über das Ergebnis. Leider konnten wir die Überlegenheit nicht zu mehreren Toren nutzen. Dazu kam noch der verschossene Elfmeter kurz vor Schluss. Jetzt müssen wir es gegen Schottland besser machen.

DFB.de: Du bist beim DFB seit der U 15 Kapitän in Deinem Jahrgang. Was bedeutet das für Dich?

Henrichs: Das ist eine ganz große Ehre für mich. Kapitän von Deutschland zu sein, macht mich stolz, denn es ist etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Trainer Christian Wück bezeichnet Dich als seinen verlängerten Arm. Wie ist Euer Verhältnis?

Henrichs: Sehr gut. Wir reden viel miteinander, das betrifft auch die Co-Trainer. Zum Beispiel über meine Rolle auf und außerhalb des Platzes. Ich versuche die Tipps, so gut wie möglich, umzusetzen.

DFB.de: Macht das für Dich auch einen guten Kapitän aus?

Henrichs: Klar, ich bin der Vermittler zwischen Trainer und Team. Ein guter Kapitän sollte außerdem Verantwortung übernehmen und die Mannschaft mitreißen können. Gerade, wenn es schlecht läuft, sollte er vorangehen und immer sein Bestes geben.

DFB.de: Das sind hohe Ansprüche. Du hast bereits letztes Jahr die EM-Quali im 96er-Jahrgang mitgemacht, die leider verpasst wurde. Spürst Du nun einen besonders hohen Druck, Dich bei der EM zu beweisen?

Henrichs: Nein, der Druck war höchstens in der Qualifikation da, denn ich wollte auf keinen Fall zweimal eine EM verpassen. Ich habe aber gemerkt, dass man dadurch verkrampft. Also versuche ich jetzt, einfach drauf los zu spielen und nur von Spiel zu Spiel zu denken.

DFB.de: Was zeichnet Eure Mannschaft auf dem Platz aus?

Henrichs: Wir geben immer alles bis zum Schluss. Jeder möchte gewinnen. Dazu gehört auch, nach Rückschlägen zurück zu kommen. Ansonsten haben wir einen super Zusammenhalt und unterstützen uns.

DFB.de: Das scheint auch neben dem Platz gut zu funktionieren. Wer Euch beobachtet, sieht einen "verschworenen Haufen"...

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Henrichs: Stimmt. Wir verstehen uns alle sehr gut untereinander. Wir haben eine Menge Spaß hier und eine gute Stimmung. Deshalb wollen wir auch noch möglichst lange im Turnier bleiben.

DFB.de: Junioren-Bundesliga, Länderspiele und Europa Youth League - Du hattest diese Saison jede Menge Spiele. Ist das Belastung oder Belohnung für Dich?

Henrichs: Es ist schön, viele Spiele zu haben. Aber es ist auch sehr anstrengend, immer unterwegs zu sein. Auch die Schule leidet ein bisschen darunter.

DFB.de: Welche Ziele verfolgst Du in der Schule?

Henrichs: Momentan bin ich in der elften Klasse. Es ist also nicht mehr weit bis zum Abitur. Das würde ich schon gerne hinbekommen. Es ist zwar manchmal schwer, alles unter einen Hut zu bekommen, aber momentan klappt es noch.

DFB.de: Bestimmt auch, weil bei den DFB-Mannschaften immer Lehrer beziehungsweise Studenten mit dabei sind, die täglich mit Euch arbeiten. Beim Einzug ins Halbfinale wäre für Dich und Patrick Bade sogar eine Klassenarbeit fällig. Belastet Dich das?

Henrichs: Das habe ich eigentlich bei fast jeder längeren Maßnahme. Es ist nicht optimal, weil ich mich nicht komplett auf das Turnier konzentrieren kann. Aber es gehört dazu, wenn man neben dem Fußball noch seine Schulausbildung machen möchte.

DFB.de: Wir schließen das Interview mit einem weiteren Zitat aus Deinem Interview von 2008. Damals sagtest Du, wenn Dein Verein Bayer 04 Leverkusen schlecht spielte: "Mama, es wird Zeit, dass ich erwachsen werde, damit ich denen helfen kann." Wie stehen Deine Chancen bei den Profis?

Henrichs: Bisher hatte ich erst wenig Kontakt mit der Profiabteilung. Ich hoffe, dass ich nächste Saison ab und zu mittrainieren darf. Als Elfjähriger habe ich mir das einfacher vorgestellt. Ich dachte, wenn ich da mithelfe, wird es bestimmt besser (lacht).

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58. Minute im Spiel Deutschland gegen die Schweiz bei der U 17-Europameisterschaft auf Malta: Finn Porath fängt einen zu kurz geschlagenen Pass der Schweizer Innenverteidigung ab, spielt schnell auf Max Besuschkow, der gedankenschnell auf Benjamin Henrichs ablegt. Der deutsche Kapitän schließt die schöne Kombination ab. 1:0 für Deutschland. Doch die Freude währte nur kurz. In der 72. Minute kann die Schweiz ausgleichen. Das Spiel endet 1:1.

Wie die Stimmung nach dem Auftaktmatch im deutschen Team ist, was sich die Mannschaft für das Spiel gegen Schottland vornimmt und wem Benjamin Henrichs seine Tore widmet, das erzählt der 17-Jährige Leverkusener im Interview mit DFB-Redakteur Peter Scheffler.

DFB.de: Benjamin, Du hast am Freitag das wichtige 1:0 gegen die Schweiz erzielt. Hast Du das Tor wieder Deiner Mutter gewidmet?

Benjamin Henrichs: Ja, das stimmt (lacht). Woher wissen Sie das?

DFB.de: Wir haben ein altes Interview mit Dir gefunden, bei dem Du als Elfjähriger sagtest, dass Du die wichtigen Tore Deiner Mutter widmest.

Henrichs: Daran hat sich nichts geändert. Ab und zu widme ich sie auch meiner Schwester oder meinem Vater, aber dieses war für sie.

DFB.de: War das Tor auch für Dich selbst wichtig? Du hast nicht so gut ins Spiel gefunden...

Henrichs: Es hat mir richtig gut getan. Für mich persönlich lief die erste Hälfte nicht optimal. Dann habe ich versucht, mich in das Spiel reinzukämpfen und wurde mit dem Tor belohnt. Es war allerdings auch eine starke Aktion von Finn und Max vorher.

DFB.de: Nicht nur Du hast Dich anfangs schwer getan. Was war los in Hälfte eins?

Henrichs: Wir haben nicht schlecht angefangen, zumindest die ersten 20 Minuten. Danach haben wir nicht mehr unsere Abläufe eingehalten, die Abstände zwischen den Reihen wurden zu groß. In der zweiten Halbzeit haben wir uns dann wieder gefangen und richtig gut gespielt. Vom Ergebnis her passt es nicht, denn wir wollten gewinnen. Aber auf der zweiten Hälfte können wir aufbauen.

DFB.de: Ihr seid wie verwandelt aus der Pause gekommen. Was hat Christian Wück Euch in der Halbzeit mitgegeben?

Henrichs: Im Prinzip hat er uns nur noch einmal daran erinnert, wie wir Fußball spielen wollen. Das heißt, die Ordnung halten und unser Spiel durchziehen. So wie wir es in den ersten 20 Minuten schon getan haben.

DFB.de: Trotz der Leistungssteigerung bleibt nur ein 1:1 stehen. Eine gefühlte Niederlage?

Henrichs: Ja, auf jeden Fall. Man ist natürlich enttäuscht über das Ergebnis. Leider konnten wir die Überlegenheit nicht zu mehreren Toren nutzen. Dazu kam noch der verschossene Elfmeter kurz vor Schluss. Jetzt müssen wir es gegen Schottland besser machen.

DFB.de: Du bist beim DFB seit der U 15 Kapitän in Deinem Jahrgang. Was bedeutet das für Dich?

Henrichs: Das ist eine ganz große Ehre für mich. Kapitän von Deutschland zu sein, macht mich stolz, denn es ist etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Trainer Christian Wück bezeichnet Dich als seinen verlängerten Arm. Wie ist Euer Verhältnis?

Henrichs: Sehr gut. Wir reden viel miteinander, das betrifft auch die Co-Trainer. Zum Beispiel über meine Rolle auf und außerhalb des Platzes. Ich versuche die Tipps, so gut wie möglich, umzusetzen.

DFB.de: Macht das für Dich auch einen guten Kapitän aus?

Henrichs: Klar, ich bin der Vermittler zwischen Trainer und Team. Ein guter Kapitän sollte außerdem Verantwortung übernehmen und die Mannschaft mitreißen können. Gerade, wenn es schlecht läuft, sollte er vorangehen und immer sein Bestes geben.

DFB.de: Das sind hohe Ansprüche. Du hast bereits letztes Jahr die EM-Quali im 96er-Jahrgang mitgemacht, die leider verpasst wurde. Spürst Du nun einen besonders hohen Druck, Dich bei der EM zu beweisen?

Henrichs: Nein, der Druck war höchstens in der Qualifikation da, denn ich wollte auf keinen Fall zweimal eine EM verpassen. Ich habe aber gemerkt, dass man dadurch verkrampft. Also versuche ich jetzt, einfach drauf los zu spielen und nur von Spiel zu Spiel zu denken.

DFB.de: Was zeichnet Eure Mannschaft auf dem Platz aus?

Henrichs: Wir geben immer alles bis zum Schluss. Jeder möchte gewinnen. Dazu gehört auch, nach Rückschlägen zurück zu kommen. Ansonsten haben wir einen super Zusammenhalt und unterstützen uns.

DFB.de: Das scheint auch neben dem Platz gut zu funktionieren. Wer Euch beobachtet, sieht einen "verschworenen Haufen"...

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Henrichs: Stimmt. Wir verstehen uns alle sehr gut untereinander. Wir haben eine Menge Spaß hier und eine gute Stimmung. Deshalb wollen wir auch noch möglichst lange im Turnier bleiben.

DFB.de: Junioren-Bundesliga, Länderspiele und Europa Youth League - Du hattest diese Saison jede Menge Spiele. Ist das Belastung oder Belohnung für Dich?

Henrichs: Es ist schön, viele Spiele zu haben. Aber es ist auch sehr anstrengend, immer unterwegs zu sein. Auch die Schule leidet ein bisschen darunter.

DFB.de: Welche Ziele verfolgst Du in der Schule?

Henrichs: Momentan bin ich in der elften Klasse. Es ist also nicht mehr weit bis zum Abitur. Das würde ich schon gerne hinbekommen. Es ist zwar manchmal schwer, alles unter einen Hut zu bekommen, aber momentan klappt es noch.

DFB.de: Bestimmt auch, weil bei den DFB-Mannschaften immer Lehrer beziehungsweise Studenten mit dabei sind, die täglich mit Euch arbeiten. Beim Einzug ins Halbfinale wäre für Dich und Patrick Bade sogar eine Klassenarbeit fällig. Belastet Dich das?

Henrichs: Das habe ich eigentlich bei fast jeder längeren Maßnahme. Es ist nicht optimal, weil ich mich nicht komplett auf das Turnier konzentrieren kann. Aber es gehört dazu, wenn man neben dem Fußball noch seine Schulausbildung machen möchte.

DFB.de: Wir schließen das Interview mit einem weiteren Zitat aus Deinem Interview von 2008. Damals sagtest Du, wenn Dein Verein Bayer 04 Leverkusen schlecht spielte: "Mama, es wird Zeit, dass ich erwachsen werde, damit ich denen helfen kann." Wie stehen Deine Chancen bei den Profis?

Henrichs: Bisher hatte ich erst wenig Kontakt mit der Profiabteilung. Ich hoffe, dass ich nächste Saison ab und zu mittrainieren darf. Als Elfjähriger habe ich mir das einfacher vorgestellt. Ich dachte, wenn ich da mithelfe, wird es bestimmt besser (lacht).