Hellmut Krug: "Unser Beobachtungssystem ist ausgereift"

Hellmut Krug, beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) Leiter der Schiedsrichter-Abteilung, erläuterte am Mittwoch im Gespräch den Werdegang von Schiedsrichtern bis in die Bundesliga, ihre Betreuung durch den DFB und dessen Beobachtungssystem. Aus aktuellem Anlass ging Krug zudem auf den Werdegang von Robert Hoyzer (Berlin) ein. Der inzwischen zurückgetretene DFB-Schiedsrichter steht zurzeit im Tatverdacht möglicher Manipulation und Einflussnahme auf Ergebnisse von ihm geleiteter Spiele.

Frage: Herr Krug, wie verläuft in der Regel die Karriere eines Schiedsrichters bis in hohe Leistungsklassen hinein?

Hellmut Krug: Heutzutage können Schiedsrichter schon in recht jungen Jahren nach oben kommen. Sie werden von ihren Landes- und Regionalverbänden betreut, geschult, beobachtet und weiterentwickelt, legen die Leistungsprüfung im Alter von zwölf bis 16 Jahren ab. Bei der Beurteilung von Schiedsrichtern ist neben der Leistung auf dem Platz immer auch die Persönlichkeit maßgebend für ihre Eignung.

Frage: Wann greift der DFB verstärkt in die Betreuung der Unparteiischen ein?

Hellmut Krug: Wenn sie in die Regionalliga kommen. Schon in Junioren-Trainingslagern werden sie frühzeitig gesichtet. Danach werden sie intensiv durch den DFB betreut. Derzeit gehören 110 Schiedsrichter zum Kreis: jeweils 22 in der Bundesliga und 2. Bundesliga, 22 Schiedsrichter-Assistenten in der Bundesliga und 44 Assistenten in der 2. Bundesliga, die fast alle auch in der Regionalliga Spiele leiten.

Frage: Wie gestaltet sich die Betreuung konkret?

Hellmut Krug: Es gibt eine turnusmäßige Tagung vor der Saison und eine zur Halbzeit, dazu regelmäßig Stützpunkt-Trainings. Dabei werden die Schiedsrichter geschult, Einzelgespräche geführt und Analysen vorgenommen. Darüber hinaus werden die Schiedsrichter jeweils in der höchsten Leistungsklasse beobachtet, in der sie tätig sind.

Frage: Wie läuft eine Spielbeobachtung im Einzelnen ab?

Hellmut Krug: Die Schiedsrichter werden von qualifizierten Beobachtern – hochkarätigen Leuten vom Fach, die ausschließlich selbst in der höchsten Leistungsklasse gepfiffen haben – sehr umfassend betreut. Das reicht von der Anreise bis hin zur Abreise. Darin eingeschlossen ist eine eingehende Spielanalyse im Anschluss an die Partien.

Frage: Welche Qualität hat das deutsche Beobachtungssystem im internationalen Vergleich?

Hellmut Krug: Es ist meiner Einschätzung nach sehr gut. Wir schulen die Beobachter sehr intensiv, auch in diesem Jahr wird es noch einen Kurs geben. Unser Beobachtungssystem ist ausgereift und dient der Leistungsförderung der Schiedsrichter. Fehler werden sich zwar auch künftig nicht vermeiden lassen, sie sollen aber auf diese Weise minimiert werden.

Frage: Inwieweit fließen die Ergebnisse der Spielbeobachtungen in die Bewertung der DFB-Schiedsrichter ein?

Hellmut Krug: In hohem Maße. Sie ergeben am Ende der Saison ein Ganzes, die Note fließt in ein Leistungsprofil. Da werden die Stärken und Schwächen des Schiedsrichters sowie seine Entwicklungsmöglichkeiten festgehalten.

Frage: Wie sah dieses Leistungsprofil bei dem in die Schlagzeilen geratenen Robert Hoyzer aus?

Hellmut Krug: In der Saison 2003/2004, als Hoyzer erstmals acht Spiele in der 2. Bundesliga leitete, brachte er für einen Neuling ungewöhnlich gute und beeindruckende Leistungen. Ich selbst habe ihn dreimal beobachtet: Er hatte enorme Fortschritte gemacht, es gab nur wenig zu bemängeln. Im internen Ranking unserer Zweitliga-Schiedsrichter gehörte er zum oberen Drittel, weshalb wir prognostiziert haben, dass er über kurz oder lang im Oberhaus landen könnte.

Frage: Und Hoyzers Darbietungen in der Vorrunde der laufenden Saison 2004/2005?

Hellmut Krug: Wir haben einen Leistungseinbruch beobachtet, der für einen jungen Referee aber durchaus normal ist. Das gibt es immer wieder, dass Schiedsrichter mal einen Knacks bekommen, wenn sie ein schlechtes Spiel gehabt haben. Bei Hoyzer ging die Leistungskurve deutlich nach unten. In zwei Einzelgesprächen bei einem Schiedsrichter-Stützpunkt Ende September 2004 und bei der Halbzeittagung Mitte Januar habe ich versucht, positiv auf ihn einzuwirken, da ich den Eindruck hatte, dass er verkrampft ist. Dass er im Ranking nach unten gerutscht war, hat ihn beunruhigt.

Frage: Gab es in diesen Gesprächen Anzeichen, die auf den nun erhobenen Tatverdacht möglicher Manipulation und Einflussnahme hingedeutet hätten?

Hellmut Krug: Nein, dafür gab es keine Anzeichen. [cm]


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Hellmut Krug, beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) Leiter der Schiedsrichter-Abteilung, erläuterte am Mittwoch im Gespräch den Werdegang von Schiedsrichtern bis in die Bundesliga, ihre Betreuung durch den DFB und dessen Beobachtungssystem. Aus aktuellem Anlass ging Krug zudem auf den Werdegang von Robert Hoyzer (Berlin) ein. Der inzwischen zurückgetretene DFB-Schiedsrichter steht zurzeit im Tatverdacht möglicher Manipulation und Einflussnahme auf Ergebnisse von ihm geleiteter Spiele.



Frage: Herr Krug, wie verläuft in der Regel die Karriere eines Schiedsrichters bis in hohe Leistungsklassen hinein?



Hellmut Krug: Heutzutage können Schiedsrichter schon in recht jungen Jahren nach oben kommen. Sie werden von ihren Landes- und Regionalverbänden betreut, geschult, beobachtet und weiterentwickelt, legen die Leistungsprüfung im Alter von zwölf bis 16 Jahren ab. Bei der Beurteilung von Schiedsrichtern ist neben der Leistung auf dem Platz immer auch die Persönlichkeit maßgebend für ihre Eignung.



Frage: Wann greift der DFB verstärkt in die Betreuung der Unparteiischen ein?



Hellmut Krug: Wenn sie in die Regionalliga kommen. Schon in Junioren-Trainingslagern werden sie frühzeitig gesichtet. Danach werden sie intensiv durch den DFB betreut. Derzeit gehören 110 Schiedsrichter zum Kreis: jeweils 22 in der Bundesliga und 2. Bundesliga, 22 Schiedsrichter-Assistenten in der Bundesliga und 44 Assistenten in der 2. Bundesliga, die fast alle auch in der Regionalliga Spiele leiten.



Frage: Wie gestaltet sich die Betreuung konkret?



Hellmut Krug: Es gibt eine turnusmäßige Tagung vor der Saison und eine zur Halbzeit, dazu regelmäßig Stützpunkt-Trainings. Dabei werden die Schiedsrichter geschult, Einzelgespräche geführt und Analysen vorgenommen. Darüber hinaus werden die Schiedsrichter jeweils in der höchsten Leistungsklasse beobachtet, in der sie tätig sind.



Frage: Wie läuft eine Spielbeobachtung im Einzelnen ab?



Hellmut Krug: Die Schiedsrichter werden von qualifizierten Beobachtern – hochkarätigen Leuten vom Fach, die ausschließlich selbst in der höchsten Leistungsklasse gepfiffen haben – sehr umfassend betreut. Das reicht von der Anreise bis hin zur Abreise. Darin eingeschlossen ist eine eingehende Spielanalyse im Anschluss an die Partien.



Frage: Welche Qualität hat das deutsche Beobachtungssystem im internationalen Vergleich?



Hellmut Krug: Es ist meiner Einschätzung nach sehr gut. Wir schulen die Beobachter sehr intensiv, auch in diesem Jahr wird es noch einen Kurs geben. Unser Beobachtungssystem ist ausgereift und dient der Leistungsförderung der Schiedsrichter. Fehler werden sich zwar auch künftig nicht vermeiden lassen, sie sollen aber auf diese Weise minimiert werden.



Frage: Inwieweit fließen die Ergebnisse der Spielbeobachtungen in die Bewertung der DFB-Schiedsrichter ein?



Hellmut Krug: In hohem Maße. Sie ergeben am Ende der Saison ein Ganzes, die Note fließt in ein Leistungsprofil. Da werden die Stärken und Schwächen des Schiedsrichters sowie seine Entwicklungsmöglichkeiten festgehalten.



Frage: Wie sah dieses Leistungsprofil bei dem in die Schlagzeilen geratenen Robert Hoyzer aus?



Hellmut Krug: In der Saison 2003/2004, als Hoyzer erstmals acht Spiele in der 2. Bundesliga leitete, brachte er für einen Neuling ungewöhnlich gute und beeindruckende Leistungen. Ich selbst habe ihn dreimal beobachtet: Er hatte enorme Fortschritte gemacht, es gab nur wenig zu bemängeln. Im internen Ranking unserer Zweitliga-Schiedsrichter gehörte er zum oberen Drittel, weshalb wir prognostiziert haben, dass er über kurz oder lang im Oberhaus landen könnte.



Frage: Und Hoyzers Darbietungen in der Vorrunde der laufenden Saison 2004/2005?



Hellmut Krug: Wir haben einen Leistungseinbruch beobachtet, der für einen jungen Referee aber durchaus normal ist. Das gibt es immer wieder, dass Schiedsrichter mal einen Knacks bekommen, wenn sie ein schlechtes Spiel gehabt haben. Bei Hoyzer ging die Leistungskurve deutlich nach unten. In zwei Einzelgesprächen bei einem Schiedsrichter-Stützpunkt Ende September 2004 und bei der Halbzeittagung Mitte Januar habe ich versucht, positiv auf ihn einzuwirken, da ich den Eindruck hatte, dass er verkrampft ist. Dass er im Ranking nach unten gerutscht war, hat ihn beunruhigt.



Frage: Gab es in diesen Gesprächen Anzeichen, die auf den nun erhobenen Tatverdacht möglicher Manipulation und Einflussnahme hingedeutet hätten?



Hellmut Krug: Nein, dafür gab es keine Anzeichen.