Heiner Lauterbach: „Diese Mannschaft macht einfach Spaß“

fanclub.dfb.de: Haben Sie eigentlich Ihren sechsjährigen Sohn ebenfalls mit dem Fußballvirus infiziert?

Lauterbach: Na klar. Er spielt bei uns um die Ecke am Starnberger See im Verein. Ich freue mich immer, wenn ich ihn zum Training oder zum Spiel begleiten kann. Ich bin gerne am Platz und schaue ihm zu. Ich freue mich, wenn er mit Stolz zum Beispiel das Trikot des FC Bayern München trägt. Aber, wenn ich ehrlich bin, lieber wäre mir das Trikot der Deutschen Nationalmannschaft.

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Eigentlich ist der Terminplan von Heiner Lauterbach voll, von morgens bis abends. Aber für ein Gespräch über den Fußball findet der 60-Jährige doch Platz. „Das ist eines meiner größten Hobbys und die erste Liebe meines Lebens", sagt der Schauspieler im fanclub.dfb.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen.

Früher hat er selbst gespielt. Aber sein Talent war überschaubar. Deshalb hat er sich schnell darauf konzentriert, seine Leidenschaft lieber passiv vor dem Fernseher auszuüben. Als gebürtiger Kölner liebt er den FC. Seine Leidenschaft gilt aber auch der Nationalmannschaft. „Die Jungs spielen großartigen Fußball. Für mich ist Joachim Löw zusammen mit Sepp Herberger der beste Bundestrainer aller Zeiten“, ist er voll des Lobes.

fanclub.dfb.de: Herr Lauterbach, lassen Sie uns über Fußball reden.

Heiner Lauterbach: Gerne, dafür bin ich immer zu haben. Fußball ist eines meiner größten Hobbys und meine erste Liebe. Das ist die wichtigste Sportart der Welt. Auf mich übt sie noch immer eine große Faszination aus.

fanclub.dfb.de: Woher kommt diese Leidenschaft?

Lauterbach: Ich bin mit dem Fußball in Köln aufgewachsen. So richtig begonnen hat diese Leidenschaft wahrscheinlich mit der Weltmeisterschaft 1966 in England. Das war ein historisches Ereignis.

fanclub.dfb.de: Der zweite Platz, das Wembley-Tor…

Lauterbach: … dieses Turnier hat einfach unglaublich viele Geschichten geschrieben. Ich war damals 13 Jahre alt und habe das Turnier sehr intensiv erlebt. Für mich als Jugendlichen sind dort Helden geboren worden - Wolfgang Overath, Uwe Seeler und Franz Beckenbauer zum Beispiel.

fanclub.dfb.de: Wie haben Sie das Turnier genau erlebt?

Lauterbach: Ich weiß noch heute, wo ich welche Partie gesehen habe. Das Endspiel beispielsweise habe ich bei meinem Onkel mit meinen Vettern erlebt. Am nächsten Morgen sind wir direkt wieder auf den Bolzplatz gelaufen. Jeder hat dann eine spezielle Figur aus dem Endspiel übernommen. Jeder hat seinem Idol nachgeeifert. Dieses Turnier war wirklich dramatisch, besonders natürlich das Endspiel. Ich stand vorher schon beim 1. FC Köln in der Südkurve. Aber an diesem Abend, als die DFB-Auswahl in Wembley gegen England verloren hat, war ich richtig infiziert von diesem Virus. Das war der letzte Kick. Danach war ich dem Fußball endgültig verfallen.

fanclub.dfb.de: Wolfgang Weber war der erste Spieler, der nach dem vermeintlichen Wembley-Tor den Ball berührt hat. Er ist felsenfest davon überzeugt: Der Ball war nicht drin. Was sagen Sie dazu?

Lauterbach: Ich habe mich ebenfalls mit Wolfgang Weber darüber unterhalten. Ich habe ihm erzählt, dass ich ihn sehr bewundert habe. Man kann es sich kaum vorstellen: Aber er hat ja später eine Begegnung mit einem Wadenbeinbruch beendet, weil man noch nicht auswechseln konnte. Ein toller Spieler, ein toller Typ. In der Szene des Wembley-Tores hätte er aber besser einen Fallrückzieher gemacht. Dann hätte der Schiedsrichter gar keine Zeit gehabt, den Treffer zu geben. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Auf dem Platz realisiert man das so schnell natürlich nicht.

fanclub.dfb.de: Sprechen Sie aus Erfahrung? Haben Sie auch selbst Fußball gespielt?

Lauterbach: Natürlich, als ich noch eine Junge war. Man kann sozial ja gar nicht existieren, wenn man nicht Fußball spielt. Ich habe sogar in der Jugendabteilung des 1. FC Köln gespielt. Später dann wahrscheinlich in sämtlichen Kneipenmannschaften der Stadt.

fanclub.dfb.de: Hatten Sie auch den Traum, Profifußballer zu werden?

Lauterbach: Auf jeden Fall. Welcher fußballverrückte Jugendliche hat das nicht? Das hätte ich schon sehr gerne gemacht. Wenn ich nur daran denke, wie es sein muss, in ein Stadion wie das in Dortmund einzulaufen und dort womöglich ein Tor zu machen, dann bekomme ich schon eine Gänsehaut. Das muss ein ganz großartiges Gefühl sein. Aber ganz ehrlich: Mein Talent war zu beschränkt. Mit viel Ehrgeiz, harter Arbeit und guten Trainern hätte ich es vielleicht auf ein ordentliches Niveau bringen können. Aber selbst das ist wahrscheinlich vermessen.

fanclub.dfb.de: Waren Sie eher der knallharte Manndecker oder der filigrane Spielmacher?

Lauterbach: Ich war schon eher Mittelfeldspieler. Aber ganz klar auf Amateur-Niveau. Ich musste leider sehr schnell realisieren, dass es deutlich talentiertere Mitspieler gab. Irgendwann habe ich mich dann auf das Fan-Sein beschränkt. Ich betreibe Fußball nicht mehr aktiv, sondern nur noch passiv im Stadion oder vor dem Fernseher. Ich liebe den 1. FC Köln.

fanclub.dfb.de: Ist diese Liebe in den vergangenen Jahren nicht auf eine ziemliche Probe gestellt worden?

Lauterbach: Oh ja. Aber man kann sich die Zugehörigkeit zu seinem Fußballverein bekanntlich nicht aussuchen. Das bekommt man in die Wiege gelegt. So ist es auch bei mir. Wenn man es steuern könnte, wäre ich Anhänger des FC Bayern München. Dann hätte ich in den vergangenen Jahren wesentlich weniger Nervenstränge gelassen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir die Kölner Spiele eine Zeitlang nicht mehr angeschaut habe, weil ich mich dermaßen geärgert habe. Fußball soll doch Spaß machen, und das Gegenteil war der Fall. Vor lauter Verärgerung bin ich dann Ehrenmitglied bei Viktoria Köln geworden.

fanclub.dfb.de: Aber jetzt geht es doch wieder aufwärts beim FC.

Lauterbach: Ja, zum Glück. Und ich bin ja auch nie untreu geworden. Mit der großen Liebe ist es doch immer so. Man streitet sich mal, aber dann ist es auch wieder in Ordnung. Man behält sie immer im Herzen. Ich freue mich nach den vielen harten Jahren jetzt umso mehr über den attraktiven Offensivfußball des FC. Besonders freue ich mich jedoch darüber, dass endlich auf talentierte Jungs aus der Region gesetzt wird. Für die 2. Bundesliga haben die allemal die Qualität. Vielleicht gibt es ja irgendwann mal wieder einen Nationalspieler aus den Reihen des FC.

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fanclub.dfb.de: Wie beurteilen Sie die Entwicklung der DFB-Auswahl?

Lauterbach: Es ist fantastisch. Die Jungs spielen großartigen Fußball. Das ist natürlich auch ein Verdienst von Joachim Löw, den ich kenne und sehr schätze. Wir haben uns ein paar Mal unterhalten. Löw ist neben Sepp Herberger der beste Bundestrainer, den wir je hatten. Davon bin ich überzeugt. Ich kann fast alle Entscheidungen absolut nachvollziehen. Das ganze Team um den Bundestrainer herum ist toll, mit Oliver Bierhoff an der Spitze. Diese Mannschaft macht einfach Spaß. Und außerdem ist das Ansehen des deutschen Fußballs wieder extrem hoch. Das stelle ich immer wieder fest, egal in welchem Land ich gerade bin.

fanclub.dfb.de: Wie sehen Sie den Stand des deutschen Fußballs im internationalen Vergleich?

Lauterbach: Unglaublich gut. Eigentlich müssten wir vom Potenzial Weltmeister werden in Brasilien im nächsten Jahr. Auch vor Argentinien und Spanien brauchen wir uns nicht zu verstecken. Und Brasilien als Gastgeber wird erst mal mit dem Erwartungsdruck zurecht kommen müssen. Wir haben wirklich wunderbare Fußballspieler. Es ist eine wahre Freude, das mit anzusehen.

fanclub.dfb.de: Haben Sie einen Lieblingsspieler?

Lauterbach: Mir geht das Herz auf, wenn Marco Reus mit seinem Tempo den Ball am Fuß hat. Aber ich könnte noch viele andere nennen. Mario Götze ist ebenfalls toll. Thomas Müller mit seiner unorthodoxen Art ist ein Geschenk für jede Mannschaft. Er läuft manchmal in Räume, die noch erfunden werden müssen. Aber genau deshalb ist er bestimmt ein extrem unangenehmer Gegner. Außerdem haben wir mit Manuel Neuer einen Weltklasse-Torwart. Der hat eine riesige Ausstrahlung. Das gefällt mir richtig gut.

fanclub.dfb.de: Demnächst steht das Länderspiel in Köln gegen Irland auf dem Programm. Kommen Sie in Ihre Heimatstadt oder wie werden Sie die Begegnung erleben?

Lauterbach: Das weiß ich noch nicht genau. Grundsätzlich tendiere ich allerdings immer mehr dazu, mir Fußballspiele ganz alleine vor einem riesigen Flachbildfernseher anzuschauen. Ich kann es nicht ertragen, wenn mir Nicht-Fußballinteressierte pausenlos etwas erzählen wollen. Das geht gar nicht, das nervt mich. Da bin ich sehr eigen. Aber vielleicht liegt das auch einfach an meinem Alter. Ich glaube, ich bin da empfindlicher geworden.

fanclub.dfb.de: Sind Sie beim Fußball eher der emotionale oder der analysierende Typ?

Lauterbach: Ich brauche die Emotionen, ganz klar. Das gehört für mich einfach dazu. Das zeichnet den Fußball doch auch aus.

fanclub.dfb.de: Haben Sie eigentlich Ihren sechsjährigen Sohn ebenfalls mit dem Fußballvirus infiziert?

Lauterbach: Na klar. Er spielt bei uns um die Ecke am Starnberger See im Verein. Ich freue mich immer, wenn ich ihn zum Training oder zum Spiel begleiten kann. Ich bin gerne am Platz und schaue ihm zu. Ich freue mich, wenn er mit Stolz zum Beispiel das Trikot des FC Bayern München trägt. Aber, wenn ich ehrlich bin, lieber wäre mir das Trikot der Deutschen Nationalmannschaft.