Heimliche Helden: Der Patriarch von Pipinsried

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen oder engagieren sich woanders, an der Basis. Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Heute: Konrad Höß, der Fußball-Patriarch von Pipinsried, dem kleinsten Ort auf der Bayernliga-Landkarte.

Im idyllischen Dachauer Hinterland, wo einst der Räuber Kneißl sein Unwesen trieb, ehe er hingerichtet wurde, liegt Pipinsried an der Bezirksgrenze zwischen Oberbayern und Schwaben. Das Dorf, das zur Gemeinde Altomünster gehört und gerade mal 350 Einwohner zählt, hat einen regionalen Bekanntheitsgrad erreicht, weil es der kleinste Ort auf der Landkarte der Fußball-Bayernliga ist. Aus der C-Klasse dorthin geführt hat den FCP der Präsident Konrad Höß, seines Zeichens auch Gründungsmitglied des Vereins, für den er seit 46 Jahren ehrenamtlich tätig ist.

Der Fußball-Patriarch von Pipinsried hat seinen Verein mit Tatkraft, Ideenreichtum und Beharrlichkeit, aber auch mit Schlitzohrigkeit und strenger Hand in anspruchsvolle Amateurregionen gehievt. "Anfangs haben mich viele mitleidig belächelt", sagt Höß, doch inzwischen respektieren und bewundern ihn auch seine Kritiker und Gegner. "Ich bin das Mädchen für alles", sagt der 72-Jährige, doch eigentlich ist er der große Macher und Zampano, an dem kein Weg vorbei führt.

"Ich kenn' hier jeden Grashalm persönlich"

Das schmucke Stadion mit Sitztribüne und einem gepflegten Rasen, der seinesgleichen in der weiten Umgebung sucht, wird auch von Verbandsseite oft und gerne für Entscheidungs- und Relegationsspiele genutzt. "Ich kenn' hier jeden Grashalm persönlich", sagt Höß, der den Rasen noch immer eigenhändig mit dem Traktor mäht. Privat ist der Präsident ein umgänglicher und geselliger Mensch, doch wenn es um seinen FCP geht, kennt er kein Pardon. So hat er im Jahr 2004 auf dem Rechtsweg den Abstieg aus der Landesliga verhindert, mit Hilfe seines Sohnes Reinhard, einem Rechtsanwalt, der erfolgreich vor dem Verbandssportgericht klagte auf Grund eines schwammig formulierten Paragraphen zur Abstiegsregelung.

Aber auch Spieler und Trainer, die Höß persönlich anheuert und auch wieder feuert, wenn sie seinen Erwartungen nicht entsprechen, haben es nicht leicht. Alles steht bei ihm auf dem Prüfstand. Früher waren es beim ehemaligen Milchleistungsprüfer die Kühe der Landwirte, jetzt sind es der Einsatzwille seiner Spieler und die Taktik des Trainers. Seine harsche Kritik ist nicht jedermanns Sache. Legendär sind seine Sitzungen im Vereinsheim, das ebenfalls unter seiner Regie entstand. Dort liest er Spielern, Trainer aber auch Medienvertretern in einem Aufwasch öffentlich die Leviten, was die schreibende Zunft dann schon mal als "Konnys Realsatire" kommentiert.

Strobl ist Spielertrainer und Hoffnungsträger

Der Ex-Profi Marco Künzel, einer von 25 Trainern in der Ära von Höß, hatte nach einer halben Saison schon genug und ging freiwillig. Alexander Schmidt hingegen ist gestärkt aus dem Stahlbad in Pipinsried hervorgegangen und jetzt Trainer des Zweitligisten 1860 München. Eine ähnliche Karriere traut Höß auch seinem aktuellen Spielertrainer Tobias Strobl zu. Der 25-Jährige, für den es beim FC Ingolstadt 04 nicht ganz zur Profikarriere reichte, spielt erfolgreich auf der Sechserposition und führte die Mannschaft auf Anhieb in die Bayernliga. Experten trauen dem Team dort einen Platz unter den ersten Sechs zu.



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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen oder engagieren sich woanders, an der Basis. Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Heute: Konrad Höß, der Fußball-Patriarch von Pipinsried, dem kleinsten Ort auf der Bayernliga-Landkarte.

Im idyllischen Dachauer Hinterland, wo einst der Räuber Kneißl sein Unwesen trieb, ehe er hingerichtet wurde, liegt Pipinsried an der Bezirksgrenze zwischen Oberbayern und Schwaben. Das Dorf, das zur Gemeinde Altomünster gehört und gerade mal 350 Einwohner zählt, hat einen regionalen Bekanntheitsgrad erreicht, weil es der kleinste Ort auf der Landkarte der Fußball-Bayernliga ist. Aus der C-Klasse dorthin geführt hat den FCP der Präsident Konrad Höß, seines Zeichens auch Gründungsmitglied des Vereins, für den er seit 46 Jahren ehrenamtlich tätig ist.

Der Fußball-Patriarch von Pipinsried hat seinen Verein mit Tatkraft, Ideenreichtum und Beharrlichkeit, aber auch mit Schlitzohrigkeit und strenger Hand in anspruchsvolle Amateurregionen gehievt. "Anfangs haben mich viele mitleidig belächelt", sagt Höß, doch inzwischen respektieren und bewundern ihn auch seine Kritiker und Gegner. "Ich bin das Mädchen für alles", sagt der 72-Jährige, doch eigentlich ist er der große Macher und Zampano, an dem kein Weg vorbei führt.

"Ich kenn' hier jeden Grashalm persönlich"

Das schmucke Stadion mit Sitztribüne und einem gepflegten Rasen, der seinesgleichen in der weiten Umgebung sucht, wird auch von Verbandsseite oft und gerne für Entscheidungs- und Relegationsspiele genutzt. "Ich kenn' hier jeden Grashalm persönlich", sagt Höß, der den Rasen noch immer eigenhändig mit dem Traktor mäht. Privat ist der Präsident ein umgänglicher und geselliger Mensch, doch wenn es um seinen FCP geht, kennt er kein Pardon. So hat er im Jahr 2004 auf dem Rechtsweg den Abstieg aus der Landesliga verhindert, mit Hilfe seines Sohnes Reinhard, einem Rechtsanwalt, der erfolgreich vor dem Verbandssportgericht klagte auf Grund eines schwammig formulierten Paragraphen zur Abstiegsregelung.

Aber auch Spieler und Trainer, die Höß persönlich anheuert und auch wieder feuert, wenn sie seinen Erwartungen nicht entsprechen, haben es nicht leicht. Alles steht bei ihm auf dem Prüfstand. Früher waren es beim ehemaligen Milchleistungsprüfer die Kühe der Landwirte, jetzt sind es der Einsatzwille seiner Spieler und die Taktik des Trainers. Seine harsche Kritik ist nicht jedermanns Sache. Legendär sind seine Sitzungen im Vereinsheim, das ebenfalls unter seiner Regie entstand. Dort liest er Spielern, Trainer aber auch Medienvertretern in einem Aufwasch öffentlich die Leviten, was die schreibende Zunft dann schon mal als "Konnys Realsatire" kommentiert.

Strobl ist Spielertrainer und Hoffnungsträger

Der Ex-Profi Marco Künzel, einer von 25 Trainern in der Ära von Höß, hatte nach einer halben Saison schon genug und ging freiwillig. Alexander Schmidt hingegen ist gestärkt aus dem Stahlbad in Pipinsried hervorgegangen und jetzt Trainer des Zweitligisten 1860 München. Eine ähnliche Karriere traut Höß auch seinem aktuellen Spielertrainer Tobias Strobl zu. Der 25-Jährige, für den es beim FC Ingolstadt 04 nicht ganz zur Profikarriere reichte, spielt erfolgreich auf der Sechserposition und führte die Mannschaft auf Anhieb in die Bayernliga. Experten trauen dem Team dort einen Platz unter den ersten Sechs zu.

Über Sponsoren und Gönner, die das Ganze finanzieren, macht Höß indes keine konkreten Angaben. Umsonst wird jedoch wohl keiner zur Winterzeit über schneeverwehte Landstraßen nach Pipinsried zum Trainieren fahren, auch wenn der Boss das gerne glauben machen möchte: "Wer in Pipinsried spielt, muss noch Geld mitbringen", sagt Höß verschmitzt lächelnd. Und das ärgert die Konkurrenz genauso, wie die späten Anstoßzeiten, als jahrelang am Samstag um 18 Uhr in Pipinsried gespielt werden musste, weil die Bauern nicht früher vom Feld zum Zuschauen auf den Fußballplatz kommen konnten.

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Sieg gegen Regionalligist 1860 II

Zumindest das Wintertrainingslager in der Türkei muss Höß nicht finanzieren. Es ist der Siegerpreis des Bayerischen Fußball-Verbandes für die Pipinsrieder beim Erdinger Meistercup, wo die "Höß-Buam" auf Kleinfeld unter anderem sensationell die Regionalliga-Reserve von 1860 München bezwangen. Die Erfolgskunde übermittelte Ehefrau Kathi, die auch die Trikots wäscht. Der Präsident selbst war nicht anwesend. Nach einem Herzinfarkt vor zwei Jahren soll "Mister Pipinsried" alle Aufregungen vermeiden.

Doch untätig wird Konrad Höß deswegen nicht. Während die Pipinsrieder beim Erdinger Meistercup von Sieg zu Sieg eilten, nahm er bei einer Bezirksligapartie schon wieder Spieler unter die Lupe - es könnte ja einer für Pipinsried dabei gewesen sein. Wie lange es noch weitergeht mit ihm und seinem geliebten FC Pipinsried, vermag Höß indes nicht zu sagen. Aber er ahnt: "Meine Uhr läuft langsam ab."