Heim-WM 2006: Perfekte Gruppenphase

Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

20. Juni 2006 in Berlin, drittes Gruppenspiel: Deutschland - Ecuador 3:0

Vor dem Spiel:

Nach dem Sieg von Ecuador über Costa Rica (3:0) ging es für beide nur noch um den Gruppensieg, weiter waren sie schon. Bundestrainer Jürgen Klinsmann ließ die Zügel aber nicht locker, wollte erstmals seit 1970 auch das dritte Vorrundenspiel gewinnen und drohte in der Kabine: "Wer heute denkt, es lockerer angehen zu lassen, der ist nach 20 Minuten vom Platz." Es gelte jetzt bei der Konkurrenz das Gefühl zu vermitteln, "dass keiner gern gegen Deutschland spielen will". Weshalb es auch kein Reservistenball wurde. In den Medien wurden mindestens zwei Änderungen angekündigt, doch es gab nur eine Änderung: Robert Huth, das in England spielende Abwehrtalent, durfte in seiner Heimatstadt in der Abwehr den leicht angeschlagenen Christoph Metzelder vertreten. Selbst den mit Gelb vorbelasteten Kapitän Michael Ballack schonte Klinsmann nicht: "Wir müssen einfach versuchen, die mit Gelb vorbelasteten Spieler ins Achtelfinale zu bekommen. Ballack begrüßte das nicht nur im eigenen Interesse: "Es ist unumgänglich, dass wir uns einspielen."

Ecuador traf erstmals auf die deutsche Auswahl und lag auf Platz 39 der Weltrangliste, 20 hinter Deutschland. Bei ihrer zweiten WM-Teilnahme hatten sie erstmals das Achtelfinale erreicht, in das letzte Gruppenspiel gingen die Südamerikaner sogar als Tabellenführer. Trainer Luis Fernando Suarez: "In Südamerika weiß inzwischen jeder, was wir können. In diesem tollen Berliner Stadion können wir es jetzt der ganzen Welt beweisen." Natürlich fand sich auch wieder ein Magier, der in Bild verkündete: "Ich habe das Stadion verhext." Dazu soll der Schamane Zauberformeln, eine Feder und einen Speer, den er in den Rasen rammte, verwendet haben. Senor Abran Tzamarenda fühlte sich allerdings in seiner Ehre gekränkt und ließ über die Tourismus-Direktorin von Ecuador richtig stellen: "Ich habe nie eine Feder im Rasen vergraben." Außerdem habe er "positive Energie ins Stadion gebracht". Und zwar für die ganze WM. Noch eine Erklärung, warum das Sommermärchen ein solches wurde...

Weniger lustig fand Miroslav Klose das angebliche Zitat über seinen Sturmpartner Lukas Podolski ("Der steht nur vorne rum"), woraus sogleich ein Stürmerkrach gemacht wurde. Um das richtig zu stellen, ging Klose am Vortag des Spiels außerplanmäßig zur täglichen Pressekonferenz und versicherte: "Ich habe keinen Krach mit Lukas. Das war nur positive Kritik. Er wirkt etwas verkrampft und muss mehr aus der Bewegung kommen. Wir versuchen, ihm zu helfen." Podolski gab zu: "Ich weiß, ich kann's besser."



Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

20. Juni 2006 in Berlin, drittes Gruppenspiel: Deutschland - Ecuador 3:0

Vor dem Spiel:

Nach dem Sieg von Ecuador über Costa Rica (3:0) ging es für beide nur noch um den Gruppensieg, weiter waren sie schon. Bundestrainer Jürgen Klinsmann ließ die Zügel aber nicht locker, wollte erstmals seit 1970 auch das dritte Vorrundenspiel gewinnen und drohte in der Kabine: "Wer heute denkt, es lockerer angehen zu lassen, der ist nach 20 Minuten vom Platz." Es gelte jetzt bei der Konkurrenz das Gefühl zu vermitteln, "dass keiner gern gegen Deutschland spielen will". Weshalb es auch kein Reservistenball wurde. In den Medien wurden mindestens zwei Änderungen angekündigt, doch es gab nur eine Änderung: Robert Huth, das in England spielende Abwehrtalent, durfte in seiner Heimatstadt in der Abwehr den leicht angeschlagenen Christoph Metzelder vertreten. Selbst den mit Gelb vorbelasteten Kapitän Michael Ballack schonte Klinsmann nicht: "Wir müssen einfach versuchen, die mit Gelb vorbelasteten Spieler ins Achtelfinale zu bekommen. Ballack begrüßte das nicht nur im eigenen Interesse: "Es ist unumgänglich, dass wir uns einspielen."

Ecuador traf erstmals auf die deutsche Auswahl und lag auf Platz 39 der Weltrangliste, 20 hinter Deutschland. Bei ihrer zweiten WM-Teilnahme hatten sie erstmals das Achtelfinale erreicht, in das letzte Gruppenspiel gingen die Südamerikaner sogar als Tabellenführer. Trainer Luis Fernando Suarez: "In Südamerika weiß inzwischen jeder, was wir können. In diesem tollen Berliner Stadion können wir es jetzt der ganzen Welt beweisen." Natürlich fand sich auch wieder ein Magier, der in Bild verkündete: "Ich habe das Stadion verhext." Dazu soll der Schamane Zauberformeln, eine Feder und einen Speer, den er in den Rasen rammte, verwendet haben. Senor Abran Tzamarenda fühlte sich allerdings in seiner Ehre gekränkt und ließ über die Tourismus-Direktorin von Ecuador richtig stellen: "Ich habe nie eine Feder im Rasen vergraben." Außerdem habe er "positive Energie ins Stadion gebracht". Und zwar für die ganze WM. Noch eine Erklärung, warum das Sommermärchen ein solches wurde...

Weniger lustig fand Miroslav Klose das angebliche Zitat über seinen Sturmpartner Lukas Podolski ("Der steht nur vorne rum"), woraus sogleich ein Stürmerkrach gemacht wurde. Um das richtig zu stellen, ging Klose am Vortag des Spiels außerplanmäßig zur täglichen Pressekonferenz und versicherte: "Ich habe keinen Krach mit Lukas. Das war nur positive Kritik. Er wirkt etwas verkrampft und muss mehr aus der Bewegung kommen. Wir versuchen, ihm zu helfen." Podolski gab zu: "Ich weiß, ich kann's besser."

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Erstmals seit 1970: Drei Gruppenspiele, drei Siege

Spielbericht:

Bei Anpfiff um 16 Uhr sind es 27 Grad. Die ARD überträgt an diesem Dienstag, Reinhold Beckmann kommentiert für 21,27 Millionen Menschen. Die Ostkurve, wo sonst die Hertha-Fans stehen, ist in schwarz-rot-gold getaucht, ein Adler ist zu sehen und ein Transparent des Fanclubs der Nationalmannschaft: "Getragen von des Adlers Schwingen werden wir den nächsten Sieg erringen." 2006 ist auch die WM der sehenswerten Choreographien. Und der Fanmeilen. Rund 700.000 (!) Menschen verfolgen das Spiel im Stehen vor dem Brandenburger Tor. Ecuadors auf fünf Positionen veränderte Elf überrascht die Fachleute etwas.

In der vierten Minute sorgt Klose dafür, dass die 72.000 im Olympiastadion in Feierlaune bleiben und verwertet einen Rückpass von Bastian Schweinsteiger mit einem trockenen Rechtsschuss ins lange Eck. Seinem achten WM-Tor lässt er endlich wieder den legendären Salto folgen, "den hebe ich mir nur für die besonderen Momente auf". Was war das Besondere am 1:0? Zumindest ist es das früheste deutsche Tor bei dieser WM (exakt 3:37 Minuten) und das schnellste seit 1978, als Rüdiger Abramczik gegen die Holländer nur zweieinhalb Minuten gebraucht hat.

Die Mannschaft sprüht weiter vor Spiellaune, Bernd Schneider setzt den Ball nach Philipp Lahms Flanke volley übers Tor. Das Publikum applaudiert dankbar, auch nach Podolskis und Kloses Versuchen, als die Bälle im Publikum landen. Unmittelbar vor der Pause sorgt Klose für einen beruhigenden Halbzeitstand. "Der Pass von Ballack zum 2:0 war grandios", lobt einer, der was von grandiosen Pässen versteht – Günter Netzer, Regisseur der Europameister von 1972. Ballacks Lupfer hinter die Kette nimmt der von Augustin Delgado bedrängte Bremer auf, umspielt noch den Torwart und schiebt mühelos ein.

Zurück auf dem Platz, will sich auch Ecuador am Spiel beteiligen. Edwin Tenorio setzt den ersten Torschuss ab, Jens Lehmann rettet zur Ecke. Dann geht es wieder in die andere Richtung. Wirbelwind Philipp Lahm hält es nicht mehr in seiner Abwehr, über links tankt er sich durch und legt auf Podolski zurück. Der Noch-Kölner, der nach der WM zu den Bayern wechselt, zieht aus 16 Metern mit seinem starken Linken ab, Zentimeter fehlen zum ersten WM-Tor. Vier Minuten später wird er erlöst. Diesmal bedient ihn Bernd Schneider von rechts, er rutscht in die Vorlage und trifft aus acht Metern – natürlich mit links. Nach 364 Minuten endet seine Ladehemmung, das Tor widmet er seiner Mutter. Das Publikum träumt vom Finale, entsprechendes Liedgut erklingt auf den vollbesetzten Rängen.

Klinsmann lässt nun die Reservisten ran, wechselt binnen sieben Minuten dreimal. Für den Schalker Gerald Asamoah ist es die WM-Premiere. Verständlich, dass die Mannschaft bei den Temperaturen und dem Spielstand etwas zurück steckt. Die letzte Chance haben die Gäste, der Freistoß von Edison Mendez landet auf dem Tordach. Drittes Spiel, dritter Sieg - nur 1970 ist Deutschland genauso furios in eine WM gestartet. Und zum fünften Mal in Folge gibt es den Gruppensieg. Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat seine Kritiker widerlegt, da sieht man ihm fast alles nach. Auch den Versprecher am ARD-Mikrofon: "Miro spielt seit Monaten in bestechlicher Form."

Aufstellung: Lehmann – Friedrich, Mertesacker, Huth, Lahm – Schneider (72. Asamoah), Ballack, Frings (66. Borowski), Schweinsteiger – Klose (66. Neuville), Podolski.

Tore: 1:0 Klose (4.), 2:0 Klose (44.), 3:0 Podolski (57.).

Zuschauer: 72.000 in Berlin.

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Merkel: "Ein wunderschönes Spiel - weiter so"

Stimmen zum Spiel:

Jürgen Klinsmann: „Wir haben die erste Hürde überstanden, das hat viel Selbstvertrauen gebracht. Aber jetzt kommen die Knaller. Wir wollen noch drei Wochen im Turnier bleiben. Da kann man sich gar keine Fehler mehr erlauben. Die Abstimmung zwischen Abwehr und Mittelfeld stimmte nicht. Wir haben die Räume zu groß werden lassen. Das war eine Nummer schlechter als gegen Polen. Da war auch das Tempo höher. Wir haben uns Ecuadors Rhythmus aufzwingen lassen. Sogar nach hinten gespielt, und das kann ich gar nicht sehen.“

Miroslav Klose: „Wir wollten unbedingt Gruppenerster werden, haben heute den richtigen Willen gezeigt. Lukas Podolski hat ein Riesenspiel gemacht. Es geht jetzt bergauf mit ihm. Ich bin stolz, dass ich so eine Mannschaft habe. Wir haben Großes vor bei diesem Turnier.“

Lukas Podolski: „Mir fällt ein Stein vom Herzen. Das Tor widme ich meiner Mama.“

Michael Ballack: „Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht. Das kam uns bei den Temperaturen entgegen. Wichtig ist, dass wir uns durch die drei Siege viel Selbstvertrauen geholt haben.“

Luis Suarez (Trainer Ecuadors): „Es war kein schönes Spiel für uns. Man kann wenig Positives erkennen. Deutschland war einfach besser und schneller. Wir werden im Achtelfinale jetzt wieder die beste Mannschaft aufstellen.“

Angela Merkel (Bundeskanzlerin): „Ein wunderschönes Spiel - weiter so.“

Franz Beckenbauer (OK-Chef): „Nach den drei Siegen kann ich sagen: Wir müssen niemanden, wirklich niemanden, fürchten! Mit jedem Spiel spürt man, dass da etwas zusammenwächst. Hoffentlich der neue Weltmeister!“

Guido Buchwald (Weltmeister 1990): „Mit dieser Euphorie im Land kann man jede Mannschaft schlagen und am Ende Weltmeister werden.“

Matthias Sammer (DFB-Sportdirektor): „Diese Symbiose aus Mannschaft und Land, das ist es, was uns gefehlt hat.“

Toni Schumacher (Vizeweltmeister 1982 und 1986): „Ein leichter Sieg. Aber die Tore musst du erst mal machen. Jubel, Trubel, Trallala, bisher ist die WM ein Fest.“

„Mit Miro Klose haben wir einen echten Weltklasse-Stürmer. Es war ein Genuß, dem Bremer bei seinen Toren und seinem Salto-Jubel zuzusehen! Das erste Tor machte er so trocken wie einst Gerd Müller. Als Klose längst auf der Bank ausruhen durfte, sangen die 72.000 immer noch seinen Namen. Deutschland steht Kopf nach diesem Salto-Sieg.“ (Bild)

„Vom Rausch zum Gruppensieg getragen.“ (Die Welt)

„Gegen einen ‚Null-Bock-Gegner‘, der sich das läuferische und kämpferische Engagement weitestgehend ersparte, gewann die deutsche Elf problemlos. Das frühe 1:0 und die unmotivierten Ecuadorianer erlaubten ein ökonomisches Tun.“ (Kicker)

„Deutschland spielte mit Ecuador Katz und Maus“ (La Hora/Ecuador)

„Nun ist es nicht länger allein die glorreiche Vergangenheit, wegen der man Deutschland fürchten könnte.“ (Times/England)

„Das ist ein Deutschland wie in den 70er-Jahren. Klose, der Chefbomber der WM, landet einen Doppeltreffer. Und die Kanzlerin feiert auf der Tribüne.“ (La Gazetta dello Sport/Italien)

„Der feine Unterschied zu früheren Ausgaben einer deutschen Auswahl: Sie mogelte sich nicht durch die Gruppe.“ (Basler Zeitung/Schweiz)

„Deutschland zeigte einen Fußball, der es zu einem Kandidaten auf den Titel macht.“ (O Globo/Brasilien)

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