Heiko Westermann: "Wir wollen die minimale Chance nutzen"

Westermann: Wichtig war für mich immer, dass ein Plan dahinter steckt und wir auf dem Platz zusammenhalten. Das stimmt mich für die nächsten Monate und Jahre zuversichtlich, dass der Verein wieder an Image gewinnt und in der Tabelle nach oben gelangt.

DFB.de: Man hat das Gefühl, dass die Saison für den HSV unter Trainer Joe Zinnbauer noch einmal neu begonnen hat.

Westermann: Für mich persönlich ist das auch so. Letztendlich aber müssen wir Spieler alles umsetzen. Der Trainer kann nur die Vorgaben machen. Aber er ist wirklich jemand, der sehr gut arbeitet und vor den Spielen immer die richtigen Worte findet.

DFB.de: Der Hamburger SV hat um den Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer herum eine neue Führung. Was hat sich dadurch verändert?

Westermann: Vieles hat sich geändert. Wir treten anders auf, sind eine Einheit und haben einen engen Kontakt zum gesamten Verein. Wir trainieren zum Beispiel auch mit der U 23 zusammen. Hier sprechen alle eine Sprache. Man merkt, dass in der Stadt, dem Verein und der Mannschaft etwas passiert.

DFB.de: Kann man also sagen, Sie haben erstmals wieder Hoffnung, dass in Hamburg eine stabile Entwicklung stattfindet?

Westermann: Absolut. Wie gesagt: Wir sprechen alle eine gemeinsame Sprache. Das ist das Wichtigste.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft nach der Saison aus. Wie groß ist Ihre Lust, über den Sommer hinaus in Hamburg zu bleiben?



Bereits in der vergangenen Saison empfing der Hamburger SV den FC Bayern München im DFB-Pokal. Die Norddeutschen unterlagen damals im Viertelfinale deutlich mit 0:5. Nun gibt es die große Pokal-Revance bereits in der zweiten Runde am Mittwoch (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und auf Sky). Die Hamburger hatten zuvor in der ersten Pokalrunde große Mühe, als sie sich erst im Elfmeterschießen beim Drittligisten Energie Cottbus durchsetzten. Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Heiko Westermann mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Duell gegen den Rekordmeister, die Entwicklung beim HSV und seine eigene Zukunft.

DFB.de: Herr Westermann, wie war Ihre erste Redaktion, als das Pokal-Los Bayern München gezogen wurde?

Westermann: Mein erster Gedanke war: "Super". Es ist ein geiles Los, zu Hause gegen Bayern zu spielen. Wenn man den Pokal gewinnen möchte, muss man ohnehin gegen die Bayern antreten. Nur die Phase, in der wir sie erwischen, ist möglicherweise nicht ideal. Die sind momentan unglaublich stark. Niemals hätte ich gedacht, dass die Rom derart auseinander nehmen.

DFB.de: Das heißt?

Westermann: Wir sind klarer Außenseiter. Aber wir werden uns mit Händen und Füßen wehren und versuchen, die minimale Chance zu nutzen. Durch Laufpensum lässt sich einiges wettmachen. Wir sind läuferisch sehr gut geworden. Deshalb haben wir ihnen in der Bundesliga mit dem 0:0 bereits wehgetan. Außerdem haben wir den Heimvorteil.

DFB.de: Das Unentschieden vom vierten Spieltag hat Ihnen also Mut gemacht.

Westermann: Natürlich. Wir hatten sogar die Chance, das Spiel zu gewinnen. Das haben wir alle im Hinterkopf. Aber wie gesagt: Wir sind Außenseiter und müssen alles in die Waagschale werfen, um die kleine Chance zu nutzen.

DFB.de: Was müssen Sie gegenüber dem Bundesligaspiel noch besser machen, um zu gewinnen?

Westermann: Das Spiel nach vorne muss weiterhin verbessert werden. Wir hatten noch nicht genug Zeit, um die ganzen Abläufe genau zu trainieren. Aber gegen Bayern steht ohnehin das Verteidigen im Mittelpunkt. Wir müssen gut gegen den Ball arbeiten und schnell umschalten. Spielerische Akzente werden wir nicht allzu viele setzen können.

DFB.de: Bereits in der letzten Spielzeit empfing der HSV den FC Bayern München im Pokal und verlor 0:5. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Westermann: Das war damals relativ schnell entschieden. Ich glaube, nach einer halben Stunde stand es 0:2. Dann ist es schwierig, wieder zurückzukommen.

DFB: Wie erwarten Sie die Bayern taktisch?

Westermann: Bayern wird die taktische Marschroute nicht verändern. Die werden ihr Spielsystem mit den vielen Seitenwechseln durchziehen und sich viel zwischen den Linien bewegen. Das beherrscht jeder von denen blind.

DFB.de: Haben Sie vor so einem Spiel Kontakt zu Spielern vom FC Bayern? Mit Manuel Neuer sind Sie ganz gut befreundet.

Westermann: Ja, aber wir sprechen dann eigentlich wenig über Fußball.

DFB.de: Nach einigen guten Spielen in der Bundesliga war das 0:3 am Samstag in Berlin wieder ein Rückschritt. Befürchten Sie, dass die positive Stimmung nun dahin sein könnte?

Westermann: Nein. Uns allen war und ist klar, dass eine Entwicklung auch Zeit braucht und es dabei auch Rückschläge geben kann. Jetzt kommen die Bayern im Pokal und darauf freuen wir uns.

DFB.de: Worauf war der Aufwärtstrend in den Wochen davor zurückzuführen? Speziell der Sieg in Dortmund war beeindruckend.

Westermann: Wir sind stabiler geworden und arbeiten als Mannschaft auf dem Platz. Wir lassen weniger Torchancen zu, erspielen uns selber immer mehr. Nur die Effektivität könnte besser sein. Deshalb haben wir nicht so viele Punkte, wie wir gerne hätten. Aber wir gehen da Schritt für Schritt ran.

DFB.de: Können Sie ein wenig beschreiben, inwiefern der HSV als Mannschaft besser arbeitet?

Westermann: Es ist ganz einfach: Wenn man im Mannschaftssport als Mannschaft auftritt, dann ist jeder Spieler für den anderen da. Möglicherweise hat jemand mal eine schlechte Aktion. Aber dann hat jemand anderes da zu sein, um zu helfen.

DFB.de: Klingt simpel…

Westermann: … ist aber nicht einfach umzusetzen. Man muss erst einmal eine Mannschaft formen, die charakterlich zusammenpasst.

DFB.de: Sie machen in diesem Punkt einen zuversichtlichen Eindruck.

Westermann: Wichtig war für mich immer, dass ein Plan dahinter steckt und wir auf dem Platz zusammenhalten. Das stimmt mich für die nächsten Monate und Jahre zuversichtlich, dass der Verein wieder an Image gewinnt und in der Tabelle nach oben gelangt.

DFB.de: Man hat das Gefühl, dass die Saison für den HSV unter Trainer Joe Zinnbauer noch einmal neu begonnen hat.

Westermann: Für mich persönlich ist das auch so. Letztendlich aber müssen wir Spieler alles umsetzen. Der Trainer kann nur die Vorgaben machen. Aber er ist wirklich jemand, der sehr gut arbeitet und vor den Spielen immer die richtigen Worte findet.

DFB.de: Der Hamburger SV hat um den Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer herum eine neue Führung. Was hat sich dadurch verändert?

Westermann: Vieles hat sich geändert. Wir treten anders auf, sind eine Einheit und haben einen engen Kontakt zum gesamten Verein. Wir trainieren zum Beispiel auch mit der U 23 zusammen. Hier sprechen alle eine Sprache. Man merkt, dass in der Stadt, dem Verein und der Mannschaft etwas passiert.

DFB.de: Kann man also sagen, Sie haben erstmals wieder Hoffnung, dass in Hamburg eine stabile Entwicklung stattfindet?

Westermann: Absolut. Wie gesagt: Wir sprechen alle eine gemeinsame Sprache. Das ist das Wichtigste.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft nach der Saison aus. Wie groß ist Ihre Lust, über den Sommer hinaus in Hamburg zu bleiben?

Westermann: Erst einmal steht die sportliche Entwicklung im Vordergrund. Gespräche wird es dann früh genug geben.

DFB.de: Aber Sie haben schon einmal durchblicken lassen, dass Sie sich in Hamburg durchaus wohlfühlen.

Westermann: Ich bin gerne beim HSV und weiß, welches Potential dahinter steckt. Ich habe mich vor viereinhalb Jahren sehr bewusst für den HSV entschieden. Ich bin niemand, der einfach abhaut. Sonst hätte ich mich vor zwei Jahren bereits verabschieden können. Aber das passt nicht zu mir.