Heiko Scholz: "Lok braucht in dieser Situation Hilfe"

Scholz: Das kann ich jetzt noch nicht abwägen. Aber ganz klar: Ich werde ständig auf Lok Leipzig angesprochen. Alleine in den vergangenen Tagen, seit ich hier unterschrieben habe, steht mein Telefon nicht mehr still. Das Interesse ist riesig, das ist schon Wahnsinn. Dieser Klub hat einen tollen Namen. Jedoch müssen wir nun zunächst zusehen, dass wir unsere Hausaufgaben machen und die Klasse halten. Denn zuletzt ist auch einiges schief gelaufen. Wir müssen die finanziellen Aspekte in den Griff bekommen. Der Abstieg wäre eine Katastrophe. Wir müssen aus wenig viel machen.

DFB.de: Ist diese Tradition auch eine Belastung?

Scholz: Sicher sind einige Gegner gegen uns noch einmal etwas motivierter. Aber daran können wir nichts ändern, wir leben gerne damit.

DFB.de: Sind Sie froh, nach fast einem Jahr wieder auf dem Trainingsplatz zu stehen?

Scholz: Auf jeden Fall. Im November bin ich von Viktoria Köln weggegangen. Die Zeit hat mir gut getan. Es war meine erste längere Pause. Allerdings hatte ich gehofft, schon im Sommer eine neue Aufgabe zu finden. Es gab gute Gespräche mit Drittligisten. Daraus ist leider nichts geworden. Jetzt freue ich mich, wieder eingreifen zu können. Ich bin froh, dass ich wieder arbeiten kann. Ohne Fußball geht es eben doch nicht.

DFB.de: Samstag geht es in ihrem Pflichtspiel im Verbandspokal direkt gegen RB Leipzig…

Scholz: …herrlich. Da freue ich mich jetzt schon drauf. Für solche Duelle ist man doch Spieler oder Trainer geworden. Vielleicht kommen 20.000 Zuschauer. Das ist ein echtes Derby. Wir haben sowieso nichts zu verlieren. Also packen wir es an!

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Es ist die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. Am Montagnachmittag hat der Nordost-Regionalligist 1. FC Lok Leipzig bekannt gegeben, dass der ehemalige deutsche Nationalspieler Heiko Scholz das Traineramt beim Tabellenletzten übernehmen wird.

Der 47-Jährige hat als Spieler mit dem Klub große Erfolge gefeiert. Er stand im Endspiel des Europapokals, er gewann den nationalen Pokalwettbewerb. "Ich denke gerne an die Zeit zurück", sagt Scholz im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Diese Aufgabe ist eine Herzensangelegenheit für mich."

Allerdings weiß der frühere Mittelfeldspieler auch, dass eine große Herausforderung auf ihn wartet: "Wir müssen sehen, dass wir das Ruder herumreißen. Der Abstieg wäre eine Katastrophe. Aber das Potenzial ist da. Ich bin zuversichtlich und freue mich auf die nächsten Monate." In seinem ersten Pflichtspiel als neuer Lok-Trainer steht direkt ein ganz besonderes Duell auf dem Programm. Am Samstagnachmittag steigt das Pokalspiel auf Verbandsebene gegen den Lokalrivalen RB Leipzig vor 20.000 Zuschauern.

DFB.de: Herr Scholz, wieviel Herzensangelegenheit ist Ihre neue Aufgabe beim 1. FC Lok Leipzig?

Heiko Scholz: Natürlich hat mir mein Herz ganz klar gesagt, dass ich diese Mannschaft übernehmen muss. Ich hatte hier als Spieler vier herrliche Jahre. Ich denke gerne an die Zeit zurück. Wir standen im Endspiel des Europapokals, wir sind Pokalsieger geworden. Hier bin ich zum Nationalspieler gereift. Diese Erinnerungen haben mir die Entscheidung leicht gemacht.

DFB.de: Hätten Sie es unter diesen sportlichen und finanziellen Umständen auch für einen anderen Verein gemacht?

Scholz: Nein, wahrscheinlich nicht. Jeder Trainer will möglichst weit oben seinen Job ausüben. Ich war als Co-Trainer einige Jahre in der Bundesliga und der 2. Bundesliga tätig. Mit Viktoria Köln und vorher mit Germania Windeck sind wir aufgestiegen. Dazu haben wir den Verbandspokal geholt. Ich hätte bestimmt auch etwas anderes machen können, als den Letzten der Regionalliga Nordost zu übernehmen. Aber, wie gesagt: Ich möchte gerne auch etwas zurückgeben.

DFB.de: Wie reizvoll ist der Job?

Scholz: Sehr, reizvoll. Aber auch sehr schwierig. Lok ist Tabellenletzter in der Regionalliga Nordost. Der Verein braucht in dieser Situation Hilfe. Da haben die Verantwortlichen an mich gedacht und angerufen. Ich freue mich über dieses Vertrauen und möchte es mit sportlichem Erfolg zurückzahlen. Wir müssen das Steuer jetzt herumreißen und zusehen, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Ich freue mich auf die nächsten Monate. Vor uns allen liegt eine spannende Zeit.

DFB.de: Wie können Sie in dieser schwierigen Situation als neuer Trainer helfen?

Scholz: Ich bin jetzt zunächst als Psychologe gefragt. Es ist hart, wenn man praktisch vom ersten Spieltag an ganz unten in der Tabelle steht. Abstiegskampf ist immer auch eine Nervensache. Wir haben eine sehr junge Truppe. Aber im Training sehe ich bereits gute Ansätze. Allerdings habe ich ebenfalls schon Sachen gesehen, die wir kurzfristig verbessern können.

DFB.de: Kennen Sie die Mannschaft schon so gut?

Scholz: Nein, das ist nicht möglich. Wir sind gerade in der Kennenlernphase. Die Jungs müssen sich an mich und mein Training gewöhnen. Ich muss einschätzen können, welchen Charakter die Spieler haben. Auch den Fitnesszustand kenne ich noch nicht genau. Aber das bekommen wir alles hin. Ich habe Lok einmal in einem Pflichtspiel gesehen. Das war vor einer guten Woche beim 1:2 bei Carl-Zeiss Jena. Leipzig war nicht so schlecht. Die Begegnung hätte auch anders ausgehen können. Das macht mir Hoffnung. Das Potenzial ist durchaus vorhanden.

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DFB.de: Wie intensiv war Ihre Verbindung in den vergangenen Jahren zum 1. FC Lok Leipzig?

Scholz: Ich habe es immer verfolgt. Durch die Insolvenz musste der Verein vor einigen Jahren ja ganz unten wieder anfangen. Das war eine schwere Zeit. Aber es ist nicht so, dass jetzt wieder alles rosig ist. Wir haben noch viel Arbeit vor uns.

DFB.de: Ist Lok Leipzig mit all seiner Tradition eine Art schlafender Riese?

Scholz: Das kann ich jetzt noch nicht abwägen. Aber ganz klar: Ich werde ständig auf Lok Leipzig angesprochen. Alleine in den vergangenen Tagen, seit ich hier unterschrieben habe, steht mein Telefon nicht mehr still. Das Interesse ist riesig, das ist schon Wahnsinn. Dieser Klub hat einen tollen Namen. Jedoch müssen wir nun zunächst zusehen, dass wir unsere Hausaufgaben machen und die Klasse halten. Denn zuletzt ist auch einiges schief gelaufen. Wir müssen die finanziellen Aspekte in den Griff bekommen. Der Abstieg wäre eine Katastrophe. Wir müssen aus wenig viel machen.

DFB.de: Ist diese Tradition auch eine Belastung?

Scholz: Sicher sind einige Gegner gegen uns noch einmal etwas motivierter. Aber daran können wir nichts ändern, wir leben gerne damit.

DFB.de: Sind Sie froh, nach fast einem Jahr wieder auf dem Trainingsplatz zu stehen?

Scholz: Auf jeden Fall. Im November bin ich von Viktoria Köln weggegangen. Die Zeit hat mir gut getan. Es war meine erste längere Pause. Allerdings hatte ich gehofft, schon im Sommer eine neue Aufgabe zu finden. Es gab gute Gespräche mit Drittligisten. Daraus ist leider nichts geworden. Jetzt freue ich mich, wieder eingreifen zu können. Ich bin froh, dass ich wieder arbeiten kann. Ohne Fußball geht es eben doch nicht.

DFB.de: Samstag geht es in ihrem Pflichtspiel im Verbandspokal direkt gegen RB Leipzig…

Scholz: …herrlich. Da freue ich mich jetzt schon drauf. Für solche Duelle ist man doch Spieler oder Trainer geworden. Vielleicht kommen 20.000 Zuschauer. Das ist ein echtes Derby. Wir haben sowieso nichts zu verlieren. Also packen wir es an!