Heiko Herrlich: "Ich erwarte von U 17 die Siegermentalität"

Für Heiko Herrlich ist die FIFA U 17-Weltmeisterschaft in der Republik Korea die erste große internationale Herausforderung seiner Laufbahn als Trainer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der fünfmalige Nationalspieler und Champions-League-Gewinner von 1997 ist seit dem 1. Juli für die U 18-Nationalmannschaft des DFB zuständig, die sich als U 17 durch den fünften Platz bei der Europameisterschaft in Belgien im vergangenen Mai für die Weltmeisterschaft qualifiziert hat.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Redakteur Maximilian Geis blickt Heiko Herrlich auf die Vorbereitung zurück, gibt einen Ausblick auf das Turnier in Korea und spricht über die Ziele der DFB-Junioren bei der WM: "Mit unserem Teamgeist und einer Siegermentalität wollen wir uns zunächst in der Gruppe durchsetzen und uns für das Achtelfinale qualifizieren."

Frage: Herr Herrlich, wie groß ist die Vorfreude auf die U 17-Weltmeisterschaft bei Ihnen persönlich?

Heiko Herrlich: Natürlich freue ich mich wahnsinnig auf das Turnier. Für viele Fußballer ist die Weltmeisterschaft die Krönung der Laufbahn - eine Erfahrung, die mir als Spieler leider verwehrt geblieben ist. Dass ich jetzt in meinem ersten Jahr als DFB-Trainer so eine Chance bekomme, erfüllt mich mit Stolz. Es ist aber auch eine hohe Verantwortung, der ich gerecht werden möchte.

Frage: Sehen Sie Schwierigkeiten darin, dass Sie Ihre erste große internationale Aufgabe gleich zu einer Weltmeisterschaft führt?

Herrlich: Man wächst ja an seinen Aufgaben. Die Hauptrolle spielt aber die Mannschaft. Die Jungs haben die einmalige Möglichkeit, innerhalb von vier Wochen Werbung für sich und den Nachwuchsfußball in Deutschland zu betreiben. Denken Sie nur an die U 20 Österreichs, die ins WM-Halbfinale vorstieß und deren Spieler nun weltweit bekannt und gefragt sind. Für die Jungs ist die WM eine enorme Herausforderung, aber auch eine große Chance.

Frage: Wie zufrieden sind Sie mit der Vorbereitung?

Herrlich: Ich denke, wir haben uns optimal auf die WM vorbereitet. Wir hatten zwei Länderspiele gegen die WM-Teilnehmer USA, das 1:3 verloren ging, und das 2:0 über Togo, konnten in drei Lehrgängen an den spielerischen, konditionellen und weiteren grundsätzlichen Fähigkeiten arbeiten. Für uns gab es zwei große Schwerpunkte: Die Spieler waren alle am Beginn der Vorbereitung auf ganz unterschiedlichem physischen Niveau. Die einen hatten einige Wochen Zeit, sich zu erholen, während andere in den Endspielen um die Deutschen Meisterschaften der A- und B-Junioren standen. Zum anderen haben wir besonders intensiv daran gearbeitet, ein Team zusammenzustellen, in dem einer für den anderen kämpft und sich der Einzelne zum Wohl der Mannschaft einsetzt. Diesem Komplex haben wir einen ganzen Lehrgang gewidmet. Die Spieler haben mit Begeisterung trainiert, unsere Maßnahmen angenommen und werden bis zum ersten WM-Spiel auf einem optimalen Leistungsstand sein.

Frage: Gab es Härtefälle bei der Zusammenstellung des WM-Kaders?

Herrlich: Natürlich, so eine Aufgabe ist nie leicht. Aber es gehört nun mal zur Arbeit als Trainer, dass man unabhängig entscheiden muss, was das Beste für die Mannschaft ist.

Frage: Wie zufrieden sind Sie mit den organisatorischen Voraussetzungen?

Herrlich: Ich kann mich eigentlich nur beim DFB und Sportdirektor Matthias Sammer für die tolle Unterstützung bedanken. Neben mir und Assistenztrainer Kai Timm vom Fußball-Verband Niederrhein arbeiten wir mit einem Torwart- und einem Fitnesstrainer, einem Arzt, einem Internisten, einem Sportpsychologen, zwei Physiotherapeuten, zwei Mitarbeiterinnen der DFB-Direktion Team-Management, einem Zeugwart, einem Koch, einem Videoanalysten und einem Pressesprecher. Außerdem begleitet uns eine DFB-Delegation mit Dr. Hans-Dieter Drewitz, dem Vorsitzenden des DFB-Jugendausschusses, und mit Wolfgang Waßmund, dessen Stellvertreter. Wir können also auf ein Team von Spezialisten aus allen erforderlichen Bereichen zurückgreifen. Das ist für uns optimal.

Frage: Was zeichnet ihr Team aus?

Herrlich: Wir sind eine technisch und spielerisch gute Mannschaft. Zudem zeigen wir Einsatz und Kampfbereitschaft auf dem Feld. Aber das können die anderen WM-Teilnehmer auch. Daher müssen wir bei der WM eine echte Einheit sein, in der jeder bereit ist, sich für seinen Mitspieler einzusetzen. Daran haben wir gearbeitet, und die Jungs haben gemerkt, dass man nur so erfolgreich sein kann. Das wollen wir den anderen Mannschaften voraus haben. Außerdem werden wir ein hohes Maß an taktischer Ordnung und Disziplin aufweisen. Und ich erwarte eine Siegermentalität, die in engen Spielen den Ausschlag zu unseren Gunsten gibt - gerade, wenn es nicht läuft, wenn man ein Gegentor verarbeiten muss oder auf einen besonders starken Gegner trifft.

Frage: Welche Spieler sind die Schlüsselfiguren Ihres Teams? Kapitän Toni Kroos wird als eines der größten Talente des Weltfußballs erachtet...

Herrlich: Ich spreche ungern über einzelne Spieler. Aber sicherlich ist Toni ein außergewöhnliches Talent. Seine Stärken sind nicht nur Insidern bekannt, Ottmar Hitzfeld und Uli Hoeneß zählen ihn ja bereits fest zum Profikader des FC Bayern München. Bei uns soll Toni das Team führen und unser Spiel prägen. Daher habe ich ihn auch zum Kapitän gemacht. Ich möchte, dass er Verantwortung übernimmt und diese Chance für sich wahrnimmt.

Frage: Sie betonen aber auch die Bedeutung des Kollektivs.

Herrlich: Richtig, wie in allen Mannschaftssportarten kann einer alleine nichts ausrichten. Daher muss jeder unserer Spieler seine Stärken einbringen. Im Lauf eines Turniers nehmen alle Spieler eine wichtige Rolle ein. Ich habe die Jungs in der Vorbereitung gefragt, wieviele Einsätze Oliver Bierhoff bei der EM 1996 hatte. Er spielte einmal von Beginn an und wurde zweimal in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Und trotzdem war er auf den Punkt hochkonzentriert und hat die entscheidenden Treffer im Finale erzielt. Jeder muss also topfit und hochmotiviert sein. Denn wir werden jeden einzelnen mit seinen Stärken brauchen.

Frage: Wie schätzen Sie die Gegner in Ihrer Gruppe F ein?

Herrlich: Kolumbien hat Brasilien in der Südamerika-Qualifikation ein 0:0 abgetrotzt und mehr Punkte geholt als die große Fußball-Nation Argentinien. Ghana hat eine athletische Mannschaft, die unserer im körperlichen Bereich vielleicht sogar überlegen ist. Trinidad und Tobago hat nicht erst bei der WM 2006 gezeigt, dass das Land den Anschluss an den internationalen Spitzenfußball geschafft hat. Wir haben keine leichte Gruppe, aber wir wollen uns durchsetzen.

Frage: Gibt es für Sie einen WM-Favoriten?

Herrlich: Das ist schwer zu sagen. Für alle Spieler dieser Altersklasse ist eine WM eine völlig neue Erfahrung. Natürlich muss wieder mit Brasilien, Argentinien, Ghana, Nigeria, den USA oder Europameister Spanien gerechnet werden. Aber einen eindeutigen Favoriten gibt es für mich nicht.

Frage: Was rechnen Sie sich mit der deutschen Mannschaft aus?

Herrlich: Ich habe bereits aufgezählt, wie wir uns als Mannschaft präsentieren wollen. Zum ersten Mal seit acht Jahren nimmt wieder eine DFB-Auswahl an einer U 17-WM teil, der größte Erfolg ist immer noch der zweite Platz von 1985. Mit unserem Teamgeist und einer Siegermentalität wollen wir uns zunächst in der Gruppe durchsetzen und uns für das Achtelfinale qualifizieren. Wir haben als Fünfter der Europameisterschaft sicher nicht die Favoritenrolle. Aber wir sehen unsere Reise nicht unter dem olympischen Motto "Dabei sein ist alles".

Weitere Informationen zu den U 17-Junioren und zur Weltmeisterschaft finden Sie hier.

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Für Heiko Herrlich ist die FIFA U 17-Weltmeisterschaft in der Republik Korea die erste große internationale Herausforderung seiner Laufbahn als Trainer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der fünfmalige Nationalspieler und Champions-League-Gewinner von 1997 ist seit dem 1. Juli für die U 18-Nationalmannschaft des DFB zuständig, die sich als U 17 durch den fünften Platz bei der Europameisterschaft in Belgien im vergangenen Mai für die Weltmeisterschaft qualifiziert hat.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Redakteur Maximilian Geis blickt Heiko Herrlich auf die Vorbereitung zurück, gibt einen Ausblick auf das Turnier in Korea und spricht über die Ziele der DFB-Junioren bei der WM: "Mit unserem Teamgeist und einer Siegermentalität wollen wir uns zunächst in der Gruppe durchsetzen und uns für das Achtelfinale qualifizieren."

Frage: Herr Herrlich, wie groß ist die Vorfreude auf die U 17-Weltmeisterschaft bei Ihnen persönlich?

Heiko Herrlich: Natürlich freue ich mich wahnsinnig auf das Turnier. Für viele Fußballer ist die Weltmeisterschaft die Krönung der Laufbahn - eine Erfahrung, die mir als Spieler leider verwehrt geblieben ist. Dass ich jetzt in meinem ersten Jahr als DFB-Trainer so eine Chance bekomme, erfüllt mich mit Stolz. Es ist aber auch eine hohe Verantwortung, der ich gerecht werden möchte.

Frage: Sehen Sie Schwierigkeiten darin, dass Sie Ihre erste große internationale Aufgabe gleich zu einer Weltmeisterschaft führt?

Herrlich: Man wächst ja an seinen Aufgaben. Die Hauptrolle spielt aber die Mannschaft. Die Jungs haben die einmalige Möglichkeit, innerhalb von vier Wochen Werbung für sich und den Nachwuchsfußball in Deutschland zu betreiben. Denken Sie nur an die U 20 Österreichs, die ins WM-Halbfinale vorstieß und deren Spieler nun weltweit bekannt und gefragt sind. Für die Jungs ist die WM eine enorme Herausforderung, aber auch eine große Chance.

Frage: Wie zufrieden sind Sie mit der Vorbereitung?

Herrlich: Ich denke, wir haben uns optimal auf die WM vorbereitet. Wir hatten zwei Länderspiele gegen die WM-Teilnehmer USA, das 1:3 verloren ging, und das 2:0 über Togo, konnten in drei Lehrgängen an den spielerischen, konditionellen und weiteren grundsätzlichen Fähigkeiten arbeiten. Für uns gab es zwei große Schwerpunkte: Die Spieler waren alle am Beginn der Vorbereitung auf ganz unterschiedlichem physischen Niveau. Die einen hatten einige Wochen Zeit, sich zu erholen, während andere in den Endspielen um die Deutschen Meisterschaften der A- und B-Junioren standen. Zum anderen haben wir besonders intensiv daran gearbeitet, ein Team zusammenzustellen, in dem einer für den anderen kämpft und sich der Einzelne zum Wohl der Mannschaft einsetzt. Diesem Komplex haben wir einen ganzen Lehrgang gewidmet. Die Spieler haben mit Begeisterung trainiert, unsere Maßnahmen angenommen und werden bis zum ersten WM-Spiel auf einem optimalen Leistungsstand sein.

Frage: Gab es Härtefälle bei der Zusammenstellung des WM-Kaders?

Herrlich: Natürlich, so eine Aufgabe ist nie leicht. Aber es gehört nun mal zur Arbeit als Trainer, dass man unabhängig entscheiden muss, was das Beste für die Mannschaft ist.

Frage: Wie zufrieden sind Sie mit den organisatorischen Voraussetzungen?

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Herrlich: Ich kann mich eigentlich nur beim DFB und Sportdirektor Matthias Sammer für die tolle Unterstützung bedanken. Neben mir und Assistenztrainer Kai Timm vom Fußball-Verband Niederrhein arbeiten wir mit einem Torwart- und einem Fitnesstrainer, einem Arzt, einem Internisten, einem Sportpsychologen, zwei Physiotherapeuten, zwei Mitarbeiterinnen der DFB-Direktion Team-Management, einem Zeugwart, einem Koch, einem Videoanalysten und einem Pressesprecher. Außerdem begleitet uns eine DFB-Delegation mit Dr. Hans-Dieter Drewitz, dem Vorsitzenden des DFB-Jugendausschusses, und mit Wolfgang Waßmund, dessen Stellvertreter. Wir können also auf ein Team von Spezialisten aus allen erforderlichen Bereichen zurückgreifen. Das ist für uns optimal.

Frage: Was zeichnet ihr Team aus?

Herrlich: Wir sind eine technisch und spielerisch gute Mannschaft. Zudem zeigen wir Einsatz und Kampfbereitschaft auf dem Feld. Aber das können die anderen WM-Teilnehmer auch. Daher müssen wir bei der WM eine echte Einheit sein, in der jeder bereit ist, sich für seinen Mitspieler einzusetzen. Daran haben wir gearbeitet, und die Jungs haben gemerkt, dass man nur so erfolgreich sein kann. Das wollen wir den anderen Mannschaften voraus haben. Außerdem werden wir ein hohes Maß an taktischer Ordnung und Disziplin aufweisen. Und ich erwarte eine Siegermentalität, die in engen Spielen den Ausschlag zu unseren Gunsten gibt - gerade, wenn es nicht läuft, wenn man ein Gegentor verarbeiten muss oder auf einen besonders starken Gegner trifft.

Frage: Welche Spieler sind die Schlüsselfiguren Ihres Teams? Kapitän Toni Kroos wird als eines der größten Talente des Weltfußballs erachtet...

Herrlich: Ich spreche ungern über einzelne Spieler. Aber sicherlich ist Toni ein außergewöhnliches Talent. Seine Stärken sind nicht nur Insidern bekannt, Ottmar Hitzfeld und Uli Hoeneß zählen ihn ja bereits fest zum Profikader des FC Bayern München. Bei uns soll Toni das Team führen und unser Spiel prägen. Daher habe ich ihn auch zum Kapitän gemacht. Ich möchte, dass er Verantwortung übernimmt und diese Chance für sich wahrnimmt.

Frage: Sie betonen aber auch die Bedeutung des Kollektivs.

Herrlich: Richtig, wie in allen Mannschaftssportarten kann einer alleine nichts ausrichten. Daher muss jeder unserer Spieler seine Stärken einbringen. Im Lauf eines Turniers nehmen alle Spieler eine wichtige Rolle ein. Ich habe die Jungs in der Vorbereitung gefragt, wieviele Einsätze Oliver Bierhoff bei der EM 1996 hatte. Er spielte einmal von Beginn an und wurde zweimal in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Und trotzdem war er auf den Punkt hochkonzentriert und hat die entscheidenden Treffer im Finale erzielt. Jeder muss also topfit und hochmotiviert sein. Denn wir werden jeden einzelnen mit seinen Stärken brauchen.

Frage: Wie schätzen Sie die Gegner in Ihrer Gruppe F ein?

Herrlich: Kolumbien hat Brasilien in der Südamerika-Qualifikation ein 0:0 abgetrotzt und mehr Punkte geholt als die große Fußball-Nation Argentinien. Ghana hat eine athletische Mannschaft, die unserer im körperlichen Bereich vielleicht sogar überlegen ist. Trinidad und Tobago hat nicht erst bei der WM 2006 gezeigt, dass das Land den Anschluss an den internationalen Spitzenfußball geschafft hat. Wir haben keine leichte Gruppe, aber wir wollen uns durchsetzen.

Frage: Gibt es für Sie einen WM-Favoriten?

Herrlich: Das ist schwer zu sagen. Für alle Spieler dieser Altersklasse ist eine WM eine völlig neue Erfahrung. Natürlich muss wieder mit Brasilien, Argentinien, Ghana, Nigeria, den USA oder Europameister Spanien gerechnet werden. Aber einen eindeutigen Favoriten gibt es für mich nicht.

Frage: Was rechnen Sie sich mit der deutschen Mannschaft aus?

Herrlich: Ich habe bereits aufgezählt, wie wir uns als Mannschaft präsentieren wollen. Zum ersten Mal seit acht Jahren nimmt wieder eine DFB-Auswahl an einer U 17-WM teil, der größte Erfolg ist immer noch der zweite Platz von 1985. Mit unserem Teamgeist und einer Siegermentalität wollen wir uns zunächst in der Gruppe durchsetzen und uns für das Achtelfinale qualifizieren. Wir haben als Fünfter der Europameisterschaft sicher nicht die Favoritenrolle. Aber wir sehen unsere Reise nicht unter dem olympischen Motto "Dabei sein ist alles".

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