Heiko Gerber: "Wie Männer auftreten"

DFB.de: Dem VfB würde schon ein Remis zur Staffelmeisterschaft reichen. Hat das Einfluss auf Ihre Taktik?

Gerber: Auf unentschieden zu spielen, wird mit Sicherheit nicht funktionieren. Nur wenn wir das Spiel mehr gewinnen wollen als die Bayern, stehen unsere Chancen gut. Es wird, wie so oft in Spitzenspielen, auf Kleinigkeiten ankommen.

DFB.de: Von welchen Bayern-Spielern geht die größte Gefahr aus?

Gerber: Die gesamte Offensive ist gefährlich, das belegt auch der Blick auf die Tabelle. Timothy Tillman und Benjamin Hadzic ragen da etwas heraus. Doch wir werden nicht den Fehler machen, uns allein auf einzelne Spieler zu konzentrieren.

DFB.de: Ist Ihre eigene Profi-Vergangenheit mit 199 Bundesliga-Spielen und zwei Einsätzen für die deutsche Nationalmannschaft ein Vorteil gegenüber FCB-Trainer Tim Walter?

Gerber: Ich denke schon, dass ich den Jungs den einen oder anderen Tipp aus meiner Profizeit geben kann, das ist zumindest kein Nachteil. Man erinnert sich an ähnliche Situationen und versucht, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

DFB.de: Beim spektakulären 4:3-Auswärtssieg beim Hinspiel in München hatten Sie Ihren Einstand gefeiert. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Premiere?

Gerber: Es war ein höchst intensives Spiel, beide Mannschaften sind sehr hohes Tempo gegangen. Das Spiel lebte von seiner Dynamik, ich war wirklich begeistert. Der Sieg war auch für die jetzt anstehende Partie ganz wichtig. Die Jungs wissen, dass wir die Bayern besiegen können.

DFB.de: Im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft (8. Juni/12. Juni) würde der West-Meister, entweder Borussia Dortmund oder Bayer 04 Leverkusen, warten. Welcher Gegner wäre Ihnen lieber?

Gerber: Ganz ehrlich: Damit habe ich mich noch gar nicht beschäftigt. Sowohl Dortmund als auch Leverkusen haben richtig starke Mannschaften. Wenn wir den Einzug ins Halbfinale schaffen sollten, würden wir uns ab Sonntag drei Tage intensiv auf den Gegner einstellen.



Dramatischer hätte kein Alfred Hitchcock oder David Fincher das Drehbuch schreiben können. Die U 17 des VfB Stuttgart empfängt am Sonntag (ab 13 Uhr) im heimischen Robert-Schlienz-Stadion den FC Bayern München. Beide Konkurrenten sind vor dem letzten Spieltag in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga punktgleich, die Schwaben weisen wegen der um zwei Treffer besseren Tordifferenz die etwas günstigere Ausgangslage vor dem "Endspiel" auf. Im direkten Duell um die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft trifft auch die beste Abwehr der Liga (Stuttgart mit 23 Gegentoren) auf den treffsichersten Angriff (Bayern mit 76 Toren). Im aktuellen DFB.de-Interview spricht VfB-Trainer und Ex-Nationalspieler Heiko Gerber mit dem Journalisten Martin Bytomski über seine Taktik fürs Spitzenspiel, die VfB-Talentschmiede und Felix Magath.

DFB.de: Merkt man Ihrer Mannschaft bereits die Anspannung vor dem entscheidenden Spiel um den Staffelsieg an, Herr Gerber?

Heiko Gerber: Definitiv. Wir befinden uns aktuell nach einem lockeren Wochenauftakt in der intensiven Phase der Vorbereitung auf das Spiel. Ich spüre, dass die Mannschaft zusammenrückt und persönliche Eitelkeiten zurückstellt. Ersatzspieler meckern nicht, sondern stellen sich voll in den Dienst der Mannschaft. Der Teamgeist ist ausgeprägter als jemals zuvor.

DFB.de: Worauf liegt der Trainingsschwerpunkt?

Gerber: Der Fokus liegt auf der mentalen Einstellung. Die Bereitschaft, in den Zweikämpfen alles zu geben. Wir wollen wie Männer auftreten, präsent sein. Außerdem werden wir uns im taktischen Bereich auf den Gegner vorbereiten.

DFB.de: "Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften", heißt es. Unterschreiben Sie diese Aussage?

Gerber: Sehr gerne. Der aktuelle Tabellenstand scheint seine Aussage zu stützen. Dennoch gibt es in dieser Partie keinen Favoriten. Es ist ein klassisches 50-zu-50-Spiel, wenn zwei so starke Mannschaften aufeinandertreffen.

DFB.de: Wie lautet Ihr Konzept gegen die FCB-Offensive um Toptorjäger Manuel Wintzheimer, der gerade einen Außenbandriss im Knie auskuriert hat?

Gerber: Individuell ist der FC Bayern sicher etwas stärker besetzt. Unser Gegenmittel muss eine starke, mannschaftlich geschlossene Leistung sein. Wir müssen defensiv wieder kompakt stehen. Unsere beiden Innenverteidiger Manuel Kober und José-Enrique Rios Alonso müssen vorangehen. Sie sind absolute Schlüsselspieler. Außerdem müssen wir den Gegner doppeln und uns gegenseitig helfen. Wenn wir bei Ballgewinn dann schnell umschalten und den direkten Weg nach vorne suchen, bin ich guter Dinge.

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DFB.de: Dem VfB würde schon ein Remis zur Staffelmeisterschaft reichen. Hat das Einfluss auf Ihre Taktik?

Gerber: Auf unentschieden zu spielen, wird mit Sicherheit nicht funktionieren. Nur wenn wir das Spiel mehr gewinnen wollen als die Bayern, stehen unsere Chancen gut. Es wird, wie so oft in Spitzenspielen, auf Kleinigkeiten ankommen.

DFB.de: Von welchen Bayern-Spielern geht die größte Gefahr aus?

Gerber: Die gesamte Offensive ist gefährlich, das belegt auch der Blick auf die Tabelle. Timothy Tillman und Benjamin Hadzic ragen da etwas heraus. Doch wir werden nicht den Fehler machen, uns allein auf einzelne Spieler zu konzentrieren.

DFB.de: Ist Ihre eigene Profi-Vergangenheit mit 199 Bundesliga-Spielen und zwei Einsätzen für die deutsche Nationalmannschaft ein Vorteil gegenüber FCB-Trainer Tim Walter?

Gerber: Ich denke schon, dass ich den Jungs den einen oder anderen Tipp aus meiner Profizeit geben kann, das ist zumindest kein Nachteil. Man erinnert sich an ähnliche Situationen und versucht, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

DFB.de: Beim spektakulären 4:3-Auswärtssieg beim Hinspiel in München hatten Sie Ihren Einstand gefeiert. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Premiere?

Gerber: Es war ein höchst intensives Spiel, beide Mannschaften sind sehr hohes Tempo gegangen. Das Spiel lebte von seiner Dynamik, ich war wirklich begeistert. Der Sieg war auch für die jetzt anstehende Partie ganz wichtig. Die Jungs wissen, dass wir die Bayern besiegen können.

DFB.de: Im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft (8. Juni/12. Juni) würde der West-Meister, entweder Borussia Dortmund oder Bayer 04 Leverkusen, warten. Welcher Gegner wäre Ihnen lieber?

Gerber: Ganz ehrlich: Damit habe ich mich noch gar nicht beschäftigt. Sowohl Dortmund als auch Leverkusen haben richtig starke Mannschaften. Wenn wir den Einzug ins Halbfinale schaffen sollten, würden wir uns ab Sonntag drei Tage intensiv auf den Gegner einstellen.

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DFB.de: Sowohl die A-Junioren des VfB mit zehn Siegen als auch die B-Junioren mit sieben sind jeweils deutscher Rekordmeister. Was zeichnet die Stuttgarter Nachwuchsarbeit aus?

Gerber: Wir waren einer der ersten Vereine, die ein Nachwuchsleistungszentrum hatten. Die enge Verzahnung der Juniorenmannschaften und der Trainer war unser Vorsprung auf die anderen Vereine. Doch mittlerweile hat die Konkurrenz deutlich aufgeholt, hat sich sicherlich auch bei uns etwas abgeschaut.

DFB.de: Wird sich der Abstieg der Stuttgarter Profis aus der Bundesliga auch auf den Nachwuchsbereich auswirken?

Gerber: Der VfB wird auch als Zweitligist mit Sicherheit großen Wert auf die Nachwuchsförderung legen. Wir werden auch alles dafür tun, das bisherige Niveau mindestens zu erhalten. Wenn sich allerdings Top-Talente zwischen uns und einem Verein mit einer Bundesligamannschaft entscheiden müssen, könnte es sein, dass wir keine guten Karten haben. Das ist auch eine Prestige-Frage. Deshalb hoffe ich sehr, dass es schnell wieder ins Oberhaus geht.

DFB.de: Sie waren selbst Assistent von Tayfun Korkut und Jürgen Kramny, haben als Profi viele Trainer kennengelernt. Wer hatte den größten Einfluss auf Ihre Arbeit?

Gerber: Ich habe versucht, mir bei allen Trainern etwas abzuschauen. So fand ich etwa Tayfun Korkuts Einflüsse aus Spanien spannend. Bei Marc Kienle, dessen Co-Trainer ich bei der Stuttgarter U 17 war, hat mich sein Umgang mit den Talenten begeistert. Als Spieler haben mich zum Beispiel Giovanni Trapattoni oder Felix Magath enorm geprägt. Gerade Magaths Mentalität hat mich beeindruckt. Er war ein Typ, hatte Charakter. Diese Einstellung versuche ich an meine Spieler weiterzugeben.

DFB.de: Packen Sie auch die Medizinbälle aus?

Gerber: (lacht) Nein, die bleiben im Schrank. Aber wenn ich merke, dass der Schlendrian Einzug in die Mannschaft hält, kommen so genannte "Schweineläufe" zum Tragen. Dass das nicht spaßig ist, kann sich wohl jeder vorstellen.

DFB.de: Sie sind seit Ende November 2015 für die U 17 verantwortlich, hatten zuvor die U 16 trainiert. Wann folgt der nächste Karriereschritt?

Gerber: Mein persönliches Nahziel ist die Lizenz als Fußball-Lehrer, nach der Saison fange ich mit der Ausbildung an. Ich bin gespannt und neugierig auf die Inhalte. Übrigens bin ich zusammen in einem Lehrgang mit Bayern-Trainer Tim Walter, den ich dann richtig kennenlernen darf. Nächstes Jahr übernehme ich wegen der Ausbildung wieder die U 16, da die Arbeit dort nicht ganz so zeitintensiv wie mit der U 17 ist. Langfristig träumt jeder von der Bundesliga. Als Spieler durfte ich den Traum leben Ich hoffe, dass mir das auch als Trainer gelingen wird.

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