Heidenheims Dorsch: "In München nicht nur schöne Tage machen"

Niklas Dorsch kehrt im DFB-Pokalviertelfinale mit dem 1. FC Heidenheim heute (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) in die Allianz-Arena nach München zurück. Dort gab der inzwischen 21-Jährige vor einem knappen Jahr sein Bundesligadebüt im Trikot des FC Bayern. Im DFB.de-Interview spricht der Mittelfeldspieler mit Mitarbeiter Oliver Jensen über seine Zeit beim Rekordmeister und die Rückkehr.

DFB.de: Herr Dorsch, wollen Sie das Auswärtsspiel beim Rekordmeister einfach nur genießen, oder glauben Sie an eine Sensation?

Dorsch: Das ist ein Mix aus beidem. Wir fahren nicht nach München, um uns dort nur zwei schöne Tage zu machen und wieder heimzufahren. Wir haben schon im letzten Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen das Unmögliche möglich gemacht. Mit der gleichen Einstellung fahren wir nun nach München. Der SC Freiburg hat erst am Samstag gezeigt, dass man auch gegen den FC Bayern etwas holen kann. Gleichzeitig sind die Bayern haushoher Favorit, das ist ja klar. Das wird ein David-gegen-Goliath-Duell.

DFB.de: Empfinden Sie es als positiv, in der Allianz-Arena vor rund 75.000 Zuschauern aufzulaufen, oder hätten Sie die Partie lieber in Ihrer heimischen und deutlich kleineren Voith-Arena bestritten?

Dorsch: Das ist eine schwierige Frage. Natürlich freuen wir uns auf das Spiel. Für die meisten Spieler ist es das erste Mal, vor so einer Kulisse und dann auch noch gegen so einen Gegner zu spielen. Das ist ein besonderes Highlight. Aber natürlich ist ein Auswärtsspiel noch ein Stück schwieriger als ein Heimspiel.

DFB.de: Sie haben es selber angesprochen: Mit dem sensationellen 2:1 gegen Bayer Leverkusen haben Sie im Achtelfinale bewiesen, einen Bundesligisten bezwingen zu können. Was lässt sich aus diesem Spiel mit in die Partie gegen die Bayern nehmen?

Dorsch: Entscheidend war gegen Leverkusen die zweite Halbzeit. Wir lagen zunächst ja mit 0:1 hinten. Oft wird es für einen Zweitligisten danach schwierig. Wir hatten uns aber vorgenommen, befreit aufzuspielen, alles reinzuhauen, vorne draufzugehen und den Gegner unter Druck zu setzen. Dadurch hat Bayer einfache Fehler gemacht, die haben wir ausgenutzt. Wir wollen das Spiel in München mit der gleichen Einstellung angehen.

DFB.de: Sie haben beim FC Bayern München die Jugend durchlaufen und sogar Ihr Bundesligadebüt gegeben. Erst im vergangenen Sommer erfolgte der Wechsel zum 1. FC Heidenheim. Wie groß ist noch Ihre Verbundenheit zum FC Bayern?

Dorsch: Grundsätzlich sehr groß. Ich bin mit 14 Jahren alleine von zu Hause weg, war in München erstmals auf mich alleine gestellt, habe dort auch meine ersten Jahre im Profifußball erlebt. Ich verbinde sehr viel mit dieser Zeit, habe auch noch zu einigen Leuten Kontakt.

DFB.de: Auch noch zu ehemaligen Mitspielern beim FC Bayern?

Dorsch: Ja, vor allem zu Niklas Süle, aber auch zu Mats Hummels oder Joshua Kimmich. Das waren Spieler, die mich damals bei den Profis gut aufgenommen haben. Als junger Spieler ist es nicht einfach bei so einem großen Verein. Diese Jungs haben mir viel geholfen, dafür werde ich immer dankbar sein. Aber auch andere wie Thomas Müller und einige Spieler mehr haben sich damals super um mich gekümmert.

DFB.de: Wie hat es sich denn angefühlt, als junger Fußballspieler irgendwann das erste Training bei den Profis zu absolvieren und mit all den Superstars in der Kabine zu sitzen?

Dorsch: Ich war damals ja erst 17 Jahre alt. Ich war gerade in der Schule, als mich der Co-Trainer anrief und sagte, dass ich schnell vorbeikommen soll und bei den Profis mittrainieren darf. Ich kam dann in die Kabine, zwei, drei Spieler saßen dort und schauten mich so nach dem Motto an: "Was machst du hier?" Aber dann kamen noch ein paar Spieler mehr hinzu, die mich kannten und sich mit mir beschäftigt haben. Menschlich lief alles super ab.

DFB.de: Wie lange brauchten Sie als junger Nachwuchsspieler, um sich an dieses unglaublich hohe Trainingsniveau zu gewöhnen, wenn man mit Spielern wie Thiago, Arjen Robben, Franck Ribéry oder James auf dem Platz steht?

Dorsch: Das ging relativ schnell. Wenn man regelmäßig auf diesem Niveau trainiert, lernt man sehr schnell dazu. Klar: Jeder Spieler hat unglaublich viel Qualität. Das war eine ganz andere Welt als die Regionalliga, wo ich vorher für Bayern München II gespielt habe. Ich habe durch das viele Training bei den Bayern-Profis ein anderes Niveau erreicht.

DFB.de: Wie haben Sie die damaligen Trainer Jupp Heynckes, Carlo Ancelotti und davor Pep Guardiola wahrgenommen?

Dorsch: Pep Guardiola war mein erster Trainer bei den Profis. Er hat sich taktisch und technisch am meisten mit den Spielern beschäftigt. Er hat alle gleich behandelt und wollte allen Spielern weiterhelfen. Unter Ancelotti habe ich am wenigsten mittrainiert. Er war eher der ruhige und gelassene Typ. Und Jupp Heynckes war einfach als Mensch ein super Typ. Er wusste ganz genau, wie er mit jedem Spieler umzugehen hat.

DFB.de: Unter Heynckes gaben Sie auch ihr Profidebüt: Am 32. Spieltag der vergangenen Saison standen Sie für den FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt in der Startelf und erzielten das 1:0. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen besonderen Tag?

Dorsch: Jupp Heynckes kam einen Tag vor dem Spiel zu mir und hat mich gefragt, ob ich mir zutrauen würde zu spielen. Natürlich habe ich ja gesagt. Das Spiel war natürlich top, auch wegen des Tors. Wenn man von so vielen Topspielern umgeben ist, fällt es einfacher, sich an die Bundesliga anzupassen.

DFB.de: Warum sind Sie im vergangenen Sommer dennoch zum 1. FC Heidenheim gewechselt und haben nicht weiter Ihr Glück bei den Bayern versucht?

Dorsch: Wenn man bereits zwei Jahre einen Profivertrag bei den Bayern hat und merkt, dass es nicht so richtig vorangeht, geht man die letzte Saison mit dem Gedanken an, etwas verändern zu wollen. Mein Vertrag war im Sommer ausgelaufen. Für mich war frühzeitig klar, dass ich mir eine neue Aufgabe suchen würde. Ein gutes Spiel kann daran nichts ändern.

DFB.de: Ist Bayern rückblickend ein guter Ausbildungsverein, weil dort auf höchstem Niveau trainiert wird? Oder ist es für Talente eher keine gute Adresse, weil der Sprung zu den Profis schwieriger ist als bei jedem anderen deutschen Verein?

Dorsch: Geht es nur um die fußballerische Ausbildung, ist Bayern München sicherlich einer der besten Vereine. Fußballspieler verbessern sich vor allem im Training. Daher waren die Voraussetzungen in München top. Klar ist aber auch, dass der Sprung zu den Profis dann schwierig ist. Der Verein hat die finanziellen Möglichkeiten, die besten Spieler zu verpflichten.

DFB.de: Ist Heidenheim eine völlig andere Welt als München?

Dorsch: Heidenheim ist natürlich kleiner als München, aber eine echt schöne Stadt. Und wir als Verein sind momentan sehr erfolgreich. Von den Bedingungen kann natürlich kein Verein in Deutschland mit den Bayern mithalten. Aber wir haben hier in Heidenheim alles was man braucht. Dass hier weniger Fans zum Training kommen als in München, finde ich nicht schlimm. Es reicht, wenn die Fans bei unseren Spielen sind. (grinst)

[oj]

Niklas Dorsch kehrt im DFB-Pokalviertelfinale mit dem 1. FC Heidenheim heute (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) in die Allianz-Arena nach München zurück. Dort gab der inzwischen 21-Jährige vor einem knappen Jahr sein Bundesligadebüt im Trikot des FC Bayern. Im DFB.de-Interview spricht der Mittelfeldspieler mit Mitarbeiter Oliver Jensen über seine Zeit beim Rekordmeister und die Rückkehr.

DFB.de: Herr Dorsch, wollen Sie das Auswärtsspiel beim Rekordmeister einfach nur genießen, oder glauben Sie an eine Sensation?

Dorsch: Das ist ein Mix aus beidem. Wir fahren nicht nach München, um uns dort nur zwei schöne Tage zu machen und wieder heimzufahren. Wir haben schon im letzten Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen das Unmögliche möglich gemacht. Mit der gleichen Einstellung fahren wir nun nach München. Der SC Freiburg hat erst am Samstag gezeigt, dass man auch gegen den FC Bayern etwas holen kann. Gleichzeitig sind die Bayern haushoher Favorit, das ist ja klar. Das wird ein David-gegen-Goliath-Duell.

DFB.de: Empfinden Sie es als positiv, in der Allianz-Arena vor rund 75.000 Zuschauern aufzulaufen, oder hätten Sie die Partie lieber in Ihrer heimischen und deutlich kleineren Voith-Arena bestritten?

Dorsch: Das ist eine schwierige Frage. Natürlich freuen wir uns auf das Spiel. Für die meisten Spieler ist es das erste Mal, vor so einer Kulisse und dann auch noch gegen so einen Gegner zu spielen. Das ist ein besonderes Highlight. Aber natürlich ist ein Auswärtsspiel noch ein Stück schwieriger als ein Heimspiel.

DFB.de: Sie haben es selber angesprochen: Mit dem sensationellen 2:1 gegen Bayer Leverkusen haben Sie im Achtelfinale bewiesen, einen Bundesligisten bezwingen zu können. Was lässt sich aus diesem Spiel mit in die Partie gegen die Bayern nehmen?

Dorsch: Entscheidend war gegen Leverkusen die zweite Halbzeit. Wir lagen zunächst ja mit 0:1 hinten. Oft wird es für einen Zweitligisten danach schwierig. Wir hatten uns aber vorgenommen, befreit aufzuspielen, alles reinzuhauen, vorne draufzugehen und den Gegner unter Druck zu setzen. Dadurch hat Bayer einfache Fehler gemacht, die haben wir ausgenutzt. Wir wollen das Spiel in München mit der gleichen Einstellung angehen.

DFB.de: Sie haben beim FC Bayern München die Jugend durchlaufen und sogar Ihr Bundesligadebüt gegeben. Erst im vergangenen Sommer erfolgte der Wechsel zum 1. FC Heidenheim. Wie groß ist noch Ihre Verbundenheit zum FC Bayern?

Dorsch: Grundsätzlich sehr groß. Ich bin mit 14 Jahren alleine von zu Hause weg, war in München erstmals auf mich alleine gestellt, habe dort auch meine ersten Jahre im Profifußball erlebt. Ich verbinde sehr viel mit dieser Zeit, habe auch noch zu einigen Leuten Kontakt.

DFB.de: Auch noch zu ehemaligen Mitspielern beim FC Bayern?

Dorsch: Ja, vor allem zu Niklas Süle, aber auch zu Mats Hummels oder Joshua Kimmich. Das waren Spieler, die mich damals bei den Profis gut aufgenommen haben. Als junger Spieler ist es nicht einfach bei so einem großen Verein. Diese Jungs haben mir viel geholfen, dafür werde ich immer dankbar sein. Aber auch andere wie Thomas Müller und einige Spieler mehr haben sich damals super um mich gekümmert.

DFB.de: Wie hat es sich denn angefühlt, als junger Fußballspieler irgendwann das erste Training bei den Profis zu absolvieren und mit all den Superstars in der Kabine zu sitzen?

Dorsch: Ich war damals ja erst 17 Jahre alt. Ich war gerade in der Schule, als mich der Co-Trainer anrief und sagte, dass ich schnell vorbeikommen soll und bei den Profis mittrainieren darf. Ich kam dann in die Kabine, zwei, drei Spieler saßen dort und schauten mich so nach dem Motto an: "Was machst du hier?" Aber dann kamen noch ein paar Spieler mehr hinzu, die mich kannten und sich mit mir beschäftigt haben. Menschlich lief alles super ab.

DFB.de: Wie lange brauchten Sie als junger Nachwuchsspieler, um sich an dieses unglaublich hohe Trainingsniveau zu gewöhnen, wenn man mit Spielern wie Thiago, Arjen Robben, Franck Ribéry oder James auf dem Platz steht?

Dorsch: Das ging relativ schnell. Wenn man regelmäßig auf diesem Niveau trainiert, lernt man sehr schnell dazu. Klar: Jeder Spieler hat unglaublich viel Qualität. Das war eine ganz andere Welt als die Regionalliga, wo ich vorher für Bayern München II gespielt habe. Ich habe durch das viele Training bei den Bayern-Profis ein anderes Niveau erreicht.

DFB.de: Wie haben Sie die damaligen Trainer Jupp Heynckes, Carlo Ancelotti und davor Pep Guardiola wahrgenommen?

Dorsch: Pep Guardiola war mein erster Trainer bei den Profis. Er hat sich taktisch und technisch am meisten mit den Spielern beschäftigt. Er hat alle gleich behandelt und wollte allen Spielern weiterhelfen. Unter Ancelotti habe ich am wenigsten mittrainiert. Er war eher der ruhige und gelassene Typ. Und Jupp Heynckes war einfach als Mensch ein super Typ. Er wusste ganz genau, wie er mit jedem Spieler umzugehen hat.

DFB.de: Unter Heynckes gaben Sie auch ihr Profidebüt: Am 32. Spieltag der vergangenen Saison standen Sie für den FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt in der Startelf und erzielten das 1:0. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen besonderen Tag?

Dorsch: Jupp Heynckes kam einen Tag vor dem Spiel zu mir und hat mich gefragt, ob ich mir zutrauen würde zu spielen. Natürlich habe ich ja gesagt. Das Spiel war natürlich top, auch wegen des Tors. Wenn man von so vielen Topspielern umgeben ist, fällt es einfacher, sich an die Bundesliga anzupassen.

DFB.de: Warum sind Sie im vergangenen Sommer dennoch zum 1. FC Heidenheim gewechselt und haben nicht weiter Ihr Glück bei den Bayern versucht?

Dorsch: Wenn man bereits zwei Jahre einen Profivertrag bei den Bayern hat und merkt, dass es nicht so richtig vorangeht, geht man die letzte Saison mit dem Gedanken an, etwas verändern zu wollen. Mein Vertrag war im Sommer ausgelaufen. Für mich war frühzeitig klar, dass ich mir eine neue Aufgabe suchen würde. Ein gutes Spiel kann daran nichts ändern.

DFB.de: Ist Bayern rückblickend ein guter Ausbildungsverein, weil dort auf höchstem Niveau trainiert wird? Oder ist es für Talente eher keine gute Adresse, weil der Sprung zu den Profis schwieriger ist als bei jedem anderen deutschen Verein?

Dorsch: Geht es nur um die fußballerische Ausbildung, ist Bayern München sicherlich einer der besten Vereine. Fußballspieler verbessern sich vor allem im Training. Daher waren die Voraussetzungen in München top. Klar ist aber auch, dass der Sprung zu den Profis dann schwierig ist. Der Verein hat die finanziellen Möglichkeiten, die besten Spieler zu verpflichten.

DFB.de: Ist Heidenheim eine völlig andere Welt als München?

Dorsch: Heidenheim ist natürlich kleiner als München, aber eine echt schöne Stadt. Und wir als Verein sind momentan sehr erfolgreich. Von den Bedingungen kann natürlich kein Verein in Deutschland mit den Bayern mithalten. Aber wir haben hier in Heidenheim alles was man braucht. Dass hier weniger Fans zum Training kommen als in München, finde ich nicht schlimm. Es reicht, wenn die Fans bei unseren Spielen sind. (grinst)

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