Hartung: "Trainer bekommen bei Mainz 05 alle Chancen"

Die U 17-Junioren des 1. FSV Mainz 05 sind zum zweiten Mal nach der Saison 2013/2014 Staffelsieger in der B-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Für Trainer Sören Hartung ist es der vorläufige Höhepunkt einer steilen Karriere. Im DFB.de-Interview spricht der 36 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Ausbildung junger Talente, seine Arbeit im Profibereich und Thomas Tuchel.

DFB.de: Die U 17 des FSV Mainz 05 ist wegen des Saisonabbruchs in der B-Junioren-Bundesliga zum Süd/Südwest-Staffelsieger erklärt worden. Wie fühlt sich das an, Herr Hartung?

Sören Hartung: Im ersten Moment war es ein komisches Gefühl. Dennoch dürfen wir uns durchaus als verdienter Staffelsieger führen. Wir waren bereits nach der Hinrunde Tabellenerster, haben vier Punkte Vorsprung auf die TSG Hoffenheim und die wenigsten Gegentreffer kassiert. Außerdem haben wir den besten Punkteschnitt erreicht, den jemals eine Juniorenmannschaft des FSV Mainz 05 auf diesem Niveau geholt hat. Das spricht definitiv für unser Team.

DFB.de: Wurde der Staffelsieg mit der Mannschaft entsprechend gefeiert?

Hartung: Die Möglichkeit gab es so natürlich noch nicht. Wir haben eine Videokonferenz mit unseren Spielern gemacht und ihnen das offizielle Ergebnis mitgeteilt. Die Jungs haben sich darüber gefreut. Aber ich habe bei der Mannschaft auch ein kleines Bedauern festgestellt, dass wir in der bisherigen Konstellation keine Spiele mehr bestreiten werden. Die Feierlichkeiten werden wir nachholen, wenn das aufgrund der aktuellen Maßnahmen rund um die Corona-Pandemie wieder möglich sein wird. Auch wenn am Ende nur ein gemeinsames Pizzaessen dabei herauskommt.

DFB.de: Wie gerne hätten Sie die Saison zu Ende gespielt?

Hartung: Wir hatten bis zum Saisonabbruch eine herausragende Runde gespielt, waren auch guter Dinge, dass wir den Vorsprung bis zum letzten 26. Spieltag nicht mehr abgegeben hätten. Die Entscheidungen, die der DFB zusammen mit den Vereinen getroffen hat, sind jedoch wegen der Auswirkungen des Coronavirus vollkommen nachvollziehbar und machen einmal mehr deutlich, dass es wichtigere Dinge als Fußball gibt. Das kleinere Übel ist natürlich, am 21. Spieltag Erster zu sein und fünf Partien nicht mehr zu spielen, als am Ende vielleicht der Verein zu sein, der nur einen Punkt Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz aufweist und deshalb hätte absteigen müssen. Dass der Abstieg ausgesetzt wurde, halte ich daher für eine gute Entscheidung.

DFB.de: Durch den Saisonabbruch entfällt auch die mögliche Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Wie sehr schmerzt das?

Hartung: Gerade in der B-Junioren-Bundesliga ist die Teilnahme an einer Endrunde etwas ganz Besonderes, worauf die Jungs während der gesamten Saison hinarbeiten. Die beiden Halbfinalspiele und eine mögliche Endspielteilnahme mit Siegerehrung und Schale sind Ereignisse, die einen Nachwuchsspieler prägen können. Wir hatten beim FSV Mainz 05 diese Möglichkeit seit mehreren Jahren nicht mehr, waren diesmal ganz nah dran. Deshalb ist es sehr schade, dass dieser große Wunsch für die Mannschaft nicht erfüllt werden kann.

DFB.de: Ist der Staffelsieg für Sie auch persönlich der größte Trainererfolg?

Hartung: Ich habe bereits für die Profis als Co-Trainer gearbeitet und war mit Mainz 05 beispielsweise bei Spielen in der Europa League dabei. Als Cheftrainer im U 17-Bereich ist der Staffelsieg, rein sportlich gesehen, der größte Erfolg. Aber dafür mache ist es ja nicht.

DFB.de: Sondern?

Hartung: Ich möchte Jugendspieler dabei unterstützen, dass sie den Sprung in den Profibereich schaffen und für Mainz 05 in der Bundesliga auflaufen. Wenn ich dann auf der Stadiontribüne sitze und mir die Spieler anschaue, die ich betreut hatte, kann ich sagen, dass ich den Jungs nicht ganz so viel Blödsinn beigebracht habe. (lacht).

DFB.de: Welche Spieler haben Sie beispielsweise schon auf einer Profikarriere vorbereitet?

Hartung: Dazu gehört Nationalspieler Suat Serdar, der jetzt beim FC Schalke 04 unter Vertrag steht. Ich hatte ihn beim FSV Mainz 05 in der U 16 betreut. Mittelstürmer Jonathan Burkhardt, der beim FSV den Sprung in den Profikader geschafft hat, gehörte ein Jahr lang in der U 15 zu meinem Team.

DFB.de: Sie selbst waren "nur" Mittelfeldspieler in der Bezirksoberliga beim FC Ober-Ramstadt. Warum hat es für mehr nicht gereicht?

Hartung: Ganz einfach: Für den höherklassigen Fußball war ich nicht gut genug. Das habe ich relativ frühzeitig erkannt und deshalb neben meinem Studium der Sportökonomie schon mit 24 Jahren beim SV Darmstadt 98 im Trainerbereich angefangen.

DFB.de: Wie sind Sie zum FSV Mainz 05 gekommen?

Hartung: Rückblickend muss ich sagen, dass ich großes Glück hatte. Mit der U 12 des SV Darmstadt 98 hatte ich ein Testspiel gegen Mainz 05 vereinbart. Uwe Brinkmann, der damalige Trainer der Mainzer, war auch gleichzeitig der Sportliche Leiter für den unteren Nachwuchsbereich. Ich hatte ihm vorgeschlagen, die Partie in Mainz auszutragen, weil ich schon damals dort wohnte und mit dem Fahrrad zum Spiel fahren konnte. Er meinte schließlich, ich solle mich einfach melden, wenn ich Interesse an einer Trainerstelle hätte. Am Ende der Saison war ich bei Mainz 05.

DFB.de: Als Co-Trainer der U 13 hatten Sie in der Saison 2008/2009 beim FSV angefangen, waren sieben Jahre später Co-Trainer von Martin Schmidt bei den Profis. Wie haben Sie das hinbekommen?

Hartung: Das hat damit zu tun, dass ich beim FSV Mainz 05 relativ früh hauptamtlich im Nachwuchsleistungszentrum tätig war. Durch meine A-Lizenzen im Fitness- und Ausdauerbereich hatte ich mich breiter aufgestellt, war im NLZ gleichzeitig Athletiktrainer und habe als Administrator auch die Datenbank gepflegt. Dadurch hatte ich auch permanenten Kontakt zu den jeweiligen Cheftrainern.

DFB.de: Welchen Einfluss hatte Thomas Tuchel als damaliger U 19-Cheftrainer für Ihren persönlichen Aufstieg beim FSV Mainz 05?

Hartung: Als sein Co-Trainer bei der U 19, Norman Bertsch, zu Borussia Dortmund wechselte, wurde eine Stelle bei Thomas Tuchel frei. Ich war oft Zaungast bei den Trainingseinheiten der U 19, durfte Thomas dann auch unterstützen. Am Anfang hatte ich nur aufgepasst, dass ich nicht im Weg stehe. (lacht) Er hat mich aber nicht nur Hütchen aufstellen lassen, sondern mir auch Verantwortung übertragen. Die Zusammenarbeit mit ihm hat mich sehr geprägt und weitergebracht. In der Saison 2008/2009 sind wir zusammen mit der U 19 Deutscher A-Junioren-Meister geworden. Danach habe ich mich noch mehr für einen möglichen Cheftrainerposten interessiert. 2013 habe ich dann die Ausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert.

DFB.de: An welche nette Anekdote können Sie sich mit Thomas Tuchel erinnern?

Hartung: Als ich bei Mainz 05 angefangen habe, saß ich mit Thomas oft in einem Baucontainer, in dem im Winter das Wasser nicht floss, weil es in den Leitungen eingefroren war. Aus dem Fenster des Baucontainers haben wir das Profitraining beobachtet, das damals Jörn Andersen geleitet hatte. Wir waren mittendrin, konnten alles aufsaugen und haben uns auch um Aufgaben gekümmert, die nichts mit dem Trainerdasein zu tun hatten.

DFB.de: Wie unterscheidet sich die Arbeit bei den Profis von der im Nachwuchsbereich?

Hartung: Die individuelle Förderung steht im NLZ im Vordergrund. Man will die Spieler möglichst an ihre maximale Leistungsgrenze führen und für die nächste Jahrgangsstufe fitmachen. Bei der Arbeit mit Junioren geht es vor allem um die nachhaltige Ausbildung, weniger um das reine Ergebnis, auch wenn die Jungs natürlich lernen müssen, Spiele zu gewinnen.

DFB.de: Ist Mainz 05 der perfekte Klub für einen jungen Trainer?

Hartung: Für mich kann ich das auf jeden Fall sagen. Der Verein verfolgt nicht nur die Philosophie, Spieler auszubilden. Auch die Trainer werden in Mainz gefördert, bekommen alle Chancen, um sich zu entwickeln. Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, Sandro Schwarz, Jürgen Kramny oder Martin Schmidt sind dafür die besten Beispiele.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Wird man Sie auch eines Tages als Trainer in der Bundesliga sehen?

Hartung: Ich würde mich sicher nicht dagegen wehren (lacht), habe mir aber keinen Masterplan zurechtgelegt. Mein Credo lautet: Wenn man die eigene Arbeit gut macht, dann wird sich alles Weitere entwickeln. Es geht darum, sich immer weiter zu verbessern: Jeder, der denkt, dass er schon alles weiß, hat etwas falsch gemacht.

DFB.de: Zurück zu Ihrem Meisterteam: Was zeichnet die Mannschaft besonders aus?

Hartung: In dieser Saison hatten wir in der Kaderbreite sehr viel Qualität. Wir waren nur schwer auszurechnen, weil viele Spieler eine Partie entscheiden konnten. Wir waren offensiv stark und haben als Kollektiv in der Defensive sehr gut gearbeitet.

DFB.de: Welche Spieler besitzen das Potenzial, um den Sprung in den Profibereich zu schaffen?

Hartung: Wir haben sicherlich einige Spieler im Kader, die das Zeug dazu haben. Aber es liegen noch mindestens zwei Jahre Entwicklungszeit dazwischen, in der viel passieren kann.

DFB.de: Was kann aus Ihrer Sicht in der nächsten Saison noch verbessert werden?

Hartung: Im athletischen Bereich haben wir sicherlich noch Verbesserungspotenzial. Das wollen wir in unserer Trainingsarbeit angehen.

DFB.de: Wie sehen die Planungen und Ziele für die kommende Spielzeit aus?

Hartung: Wir haben bislang nur einen Linksverteidiger als externen Zugang geholt. Die eine oder andere Neuverpflichtung ist aber noch möglich. Viele Spieler rücken aus unserer U 16 auf. Klar ist: Wir wollen auch in der kommenden Spielzeit im oberen Tabellendrittel dabei sein.

[mspw]

Die U 17-Junioren des 1. FSV Mainz 05 sind zum zweiten Mal nach der Saison 2013/2014 Staffelsieger in der B-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Für Trainer Sören Hartung ist es der vorläufige Höhepunkt einer steilen Karriere. Im DFB.de-Interview spricht der 36 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Ausbildung junger Talente, seine Arbeit im Profibereich und Thomas Tuchel.

DFB.de: Die U 17 des FSV Mainz 05 ist wegen des Saisonabbruchs in der B-Junioren-Bundesliga zum Süd/Südwest-Staffelsieger erklärt worden. Wie fühlt sich das an, Herr Hartung?

Sören Hartung: Im ersten Moment war es ein komisches Gefühl. Dennoch dürfen wir uns durchaus als verdienter Staffelsieger führen. Wir waren bereits nach der Hinrunde Tabellenerster, haben vier Punkte Vorsprung auf die TSG Hoffenheim und die wenigsten Gegentreffer kassiert. Außerdem haben wir den besten Punkteschnitt erreicht, den jemals eine Juniorenmannschaft des FSV Mainz 05 auf diesem Niveau geholt hat. Das spricht definitiv für unser Team.

DFB.de: Wurde der Staffelsieg mit der Mannschaft entsprechend gefeiert?

Hartung: Die Möglichkeit gab es so natürlich noch nicht. Wir haben eine Videokonferenz mit unseren Spielern gemacht und ihnen das offizielle Ergebnis mitgeteilt. Die Jungs haben sich darüber gefreut. Aber ich habe bei der Mannschaft auch ein kleines Bedauern festgestellt, dass wir in der bisherigen Konstellation keine Spiele mehr bestreiten werden. Die Feierlichkeiten werden wir nachholen, wenn das aufgrund der aktuellen Maßnahmen rund um die Corona-Pandemie wieder möglich sein wird. Auch wenn am Ende nur ein gemeinsames Pizzaessen dabei herauskommt.

DFB.de: Wie gerne hätten Sie die Saison zu Ende gespielt?

Hartung: Wir hatten bis zum Saisonabbruch eine herausragende Runde gespielt, waren auch guter Dinge, dass wir den Vorsprung bis zum letzten 26. Spieltag nicht mehr abgegeben hätten. Die Entscheidungen, die der DFB zusammen mit den Vereinen getroffen hat, sind jedoch wegen der Auswirkungen des Coronavirus vollkommen nachvollziehbar und machen einmal mehr deutlich, dass es wichtigere Dinge als Fußball gibt. Das kleinere Übel ist natürlich, am 21. Spieltag Erster zu sein und fünf Partien nicht mehr zu spielen, als am Ende vielleicht der Verein zu sein, der nur einen Punkt Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz aufweist und deshalb hätte absteigen müssen. Dass der Abstieg ausgesetzt wurde, halte ich daher für eine gute Entscheidung.

DFB.de: Durch den Saisonabbruch entfällt auch die mögliche Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Wie sehr schmerzt das?

Hartung: Gerade in der B-Junioren-Bundesliga ist die Teilnahme an einer Endrunde etwas ganz Besonderes, worauf die Jungs während der gesamten Saison hinarbeiten. Die beiden Halbfinalspiele und eine mögliche Endspielteilnahme mit Siegerehrung und Schale sind Ereignisse, die einen Nachwuchsspieler prägen können. Wir hatten beim FSV Mainz 05 diese Möglichkeit seit mehreren Jahren nicht mehr, waren diesmal ganz nah dran. Deshalb ist es sehr schade, dass dieser große Wunsch für die Mannschaft nicht erfüllt werden kann.

DFB.de: Ist der Staffelsieg für Sie auch persönlich der größte Trainererfolg?

Hartung: Ich habe bereits für die Profis als Co-Trainer gearbeitet und war mit Mainz 05 beispielsweise bei Spielen in der Europa League dabei. Als Cheftrainer im U 17-Bereich ist der Staffelsieg, rein sportlich gesehen, der größte Erfolg. Aber dafür mache ist es ja nicht.

DFB.de: Sondern?

Hartung: Ich möchte Jugendspieler dabei unterstützen, dass sie den Sprung in den Profibereich schaffen und für Mainz 05 in der Bundesliga auflaufen. Wenn ich dann auf der Stadiontribüne sitze und mir die Spieler anschaue, die ich betreut hatte, kann ich sagen, dass ich den Jungs nicht ganz so viel Blödsinn beigebracht habe. (lacht).

DFB.de: Welche Spieler haben Sie beispielsweise schon auf einer Profikarriere vorbereitet?

Hartung: Dazu gehört Nationalspieler Suat Serdar, der jetzt beim FC Schalke 04 unter Vertrag steht. Ich hatte ihn beim FSV Mainz 05 in der U 16 betreut. Mittelstürmer Jonathan Burkhardt, der beim FSV den Sprung in den Profikader geschafft hat, gehörte ein Jahr lang in der U 15 zu meinem Team.

DFB.de: Sie selbst waren "nur" Mittelfeldspieler in der Bezirksoberliga beim FC Ober-Ramstadt. Warum hat es für mehr nicht gereicht?

Hartung: Ganz einfach: Für den höherklassigen Fußball war ich nicht gut genug. Das habe ich relativ frühzeitig erkannt und deshalb neben meinem Studium der Sportökonomie schon mit 24 Jahren beim SV Darmstadt 98 im Trainerbereich angefangen.

DFB.de: Wie sind Sie zum FSV Mainz 05 gekommen?

Hartung: Rückblickend muss ich sagen, dass ich großes Glück hatte. Mit der U 12 des SV Darmstadt 98 hatte ich ein Testspiel gegen Mainz 05 vereinbart. Uwe Brinkmann, der damalige Trainer der Mainzer, war auch gleichzeitig der Sportliche Leiter für den unteren Nachwuchsbereich. Ich hatte ihm vorgeschlagen, die Partie in Mainz auszutragen, weil ich schon damals dort wohnte und mit dem Fahrrad zum Spiel fahren konnte. Er meinte schließlich, ich solle mich einfach melden, wenn ich Interesse an einer Trainerstelle hätte. Am Ende der Saison war ich bei Mainz 05.

DFB.de: Als Co-Trainer der U 13 hatten Sie in der Saison 2008/2009 beim FSV angefangen, waren sieben Jahre später Co-Trainer von Martin Schmidt bei den Profis. Wie haben Sie das hinbekommen?

Hartung: Das hat damit zu tun, dass ich beim FSV Mainz 05 relativ früh hauptamtlich im Nachwuchsleistungszentrum tätig war. Durch meine A-Lizenzen im Fitness- und Ausdauerbereich hatte ich mich breiter aufgestellt, war im NLZ gleichzeitig Athletiktrainer und habe als Administrator auch die Datenbank gepflegt. Dadurch hatte ich auch permanenten Kontakt zu den jeweiligen Cheftrainern.

DFB.de: Welchen Einfluss hatte Thomas Tuchel als damaliger U 19-Cheftrainer für Ihren persönlichen Aufstieg beim FSV Mainz 05?

Hartung: Als sein Co-Trainer bei der U 19, Norman Bertsch, zu Borussia Dortmund wechselte, wurde eine Stelle bei Thomas Tuchel frei. Ich war oft Zaungast bei den Trainingseinheiten der U 19, durfte Thomas dann auch unterstützen. Am Anfang hatte ich nur aufgepasst, dass ich nicht im Weg stehe. (lacht) Er hat mich aber nicht nur Hütchen aufstellen lassen, sondern mir auch Verantwortung übertragen. Die Zusammenarbeit mit ihm hat mich sehr geprägt und weitergebracht. In der Saison 2008/2009 sind wir zusammen mit der U 19 Deutscher A-Junioren-Meister geworden. Danach habe ich mich noch mehr für einen möglichen Cheftrainerposten interessiert. 2013 habe ich dann die Ausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert.

DFB.de: An welche nette Anekdote können Sie sich mit Thomas Tuchel erinnern?

Hartung: Als ich bei Mainz 05 angefangen habe, saß ich mit Thomas oft in einem Baucontainer, in dem im Winter das Wasser nicht floss, weil es in den Leitungen eingefroren war. Aus dem Fenster des Baucontainers haben wir das Profitraining beobachtet, das damals Jörn Andersen geleitet hatte. Wir waren mittendrin, konnten alles aufsaugen und haben uns auch um Aufgaben gekümmert, die nichts mit dem Trainerdasein zu tun hatten.

DFB.de: Wie unterscheidet sich die Arbeit bei den Profis von der im Nachwuchsbereich?

Hartung: Die individuelle Förderung steht im NLZ im Vordergrund. Man will die Spieler möglichst an ihre maximale Leistungsgrenze führen und für die nächste Jahrgangsstufe fitmachen. Bei der Arbeit mit Junioren geht es vor allem um die nachhaltige Ausbildung, weniger um das reine Ergebnis, auch wenn die Jungs natürlich lernen müssen, Spiele zu gewinnen.

DFB.de: Ist Mainz 05 der perfekte Klub für einen jungen Trainer?

Hartung: Für mich kann ich das auf jeden Fall sagen. Der Verein verfolgt nicht nur die Philosophie, Spieler auszubilden. Auch die Trainer werden in Mainz gefördert, bekommen alle Chancen, um sich zu entwickeln. Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, Sandro Schwarz, Jürgen Kramny oder Martin Schmidt sind dafür die besten Beispiele.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Wird man Sie auch eines Tages als Trainer in der Bundesliga sehen?

Hartung: Ich würde mich sicher nicht dagegen wehren (lacht), habe mir aber keinen Masterplan zurechtgelegt. Mein Credo lautet: Wenn man die eigene Arbeit gut macht, dann wird sich alles Weitere entwickeln. Es geht darum, sich immer weiter zu verbessern: Jeder, der denkt, dass er schon alles weiß, hat etwas falsch gemacht.

DFB.de: Zurück zu Ihrem Meisterteam: Was zeichnet die Mannschaft besonders aus?

Hartung: In dieser Saison hatten wir in der Kaderbreite sehr viel Qualität. Wir waren nur schwer auszurechnen, weil viele Spieler eine Partie entscheiden konnten. Wir waren offensiv stark und haben als Kollektiv in der Defensive sehr gut gearbeitet.

DFB.de: Welche Spieler besitzen das Potenzial, um den Sprung in den Profibereich zu schaffen?

Hartung: Wir haben sicherlich einige Spieler im Kader, die das Zeug dazu haben. Aber es liegen noch mindestens zwei Jahre Entwicklungszeit dazwischen, in der viel passieren kann.

DFB.de: Was kann aus Ihrer Sicht in der nächsten Saison noch verbessert werden?

Hartung: Im athletischen Bereich haben wir sicherlich noch Verbesserungspotenzial. Das wollen wir in unserer Trainingsarbeit angehen.

DFB.de: Wie sehen die Planungen und Ziele für die kommende Spielzeit aus?

Hartung: Wir haben bislang nur einen Linksverteidiger als externen Zugang geholt. Die eine oder andere Neuverpflichtung ist aber noch möglich. Viele Spieler rücken aus unserer U 16 auf. Klar ist: Wir wollen auch in der kommenden Spielzeit im oberen Tabellendrittel dabei sein.

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