Hannes Löhr: "Bei Olympia ging ein Jugendtraum in Erfüllung"

DFB.de: Sie haben es bereits angesprochen: Die Qualifikation für die Olympischen Spiele ist bereits geschafft. Zuletzt war eine deutsche Mannschaft 1988 in Seoul dabei – mit dem Trainer Hannes Löhr. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Löhr: Ich habe viele große Spiele mit dem 1. FC Köln und der Nationalmannschaft erlebt. Gemeinsam haben wir einige Titel geholt. Ich war auch bei einer Weltmeisterschaft dabei. Aber diese Teilnahme an den Olympischen Spielen zählt ganz sicher auch zu den Höhepunkten. Es ist ganz einfach ein herausragendes Ereignis mit einer fantastischen Stimmung. Ich bin glücklich, dass wir endlich mal wieder dabei sind. Andererseits muss ich auch sagen: Der deutsche Fußball ist eigentlich in fast allen Altersklassen weltweit in der absoluten Spitzengruppe, da müsste es eigentlich selbstverständlich sein, auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele regelmäßig zu schaffen.

DFB.de: Sie haben damals mit dem deutschen Team die Bronzemedaille geholt. Wie haben Sie das Turnier erlebt?

Löhr: Für mich ist damals ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen. Die Vorrunde haben wir als Gruppenzweiter hinter Schweden beendet. Tunesien und China haben wir hinter uns gelassen. Danach hat das Turnier eigentlich erst so richtig begonnen, weil wir dann ins olympische Dorf gezogen sind. Im Viertelfinale haben wir 4:0 gegen Sambia gewonnen. Leider kam dann im Halbfinale gegen Brasilien das Aus nach Elfmeterschießen.

DFB.de: Es war ein bitteres Ausscheiden …

Löhr: … weil wir mehrfach die Chance hatten, die Partie zu unseren Gunsten zu entscheiden. Holger Fach hat uns nach der Pause in Führung gebracht. Romario ist zehn Minuten vor Schluss der Ausgleich gelungen. Wenig später hatten wir die Chance zur erneuten Führung durch einen Elfmeter, den Wolfgang Funkel leider nicht verwandelt hat. Und dann später im Elfmeterschießen hatten wir leider nicht das nötige Quäntchen Glück.

DFB.de: Wie schwer war es dann, die Mannschaft noch einmal für das Spiel um Platz drei gegen Italien zu motivieren?

Löhr: Wir haben uns vorher darauf eingeschworen, dass wir auf keinen Fall ohne Medaille nach Hause fahren wollen. Die Mannschaft hat die Situation damals hervorragend angenommen und 3:0 gegen Italien gewonnen. Insgesamt war das ein Erfolg, den uns niemand mehr nehmen kann. Aber man muss auch sagen, dass wir eine sehr gute Mannschaft hatten. Einige der Spieler haben dort auf sich aufmerksam gemacht und sind zwei Jahre später Weltmeister geworden.

DFB.de: Jürgen Klinsmann und Thomas Häßler zum Beispiel.

Löhr: Richtig. Aber auch darüber hinaus hatten wir tolle Spieler dabei. Frank Mill hat ein super Turnier gespielt. Auch Wolfram Wuttke. Leider mussten wir vorher auf einige wichtige Spieler verzichten. Andreas Köpke zum Beispiel konnte nicht mitreisen. Auch Michael Zorc ist ausgefallen. Beide waren eigentlich unverzichtbare Stützen. Aber wir haben das mit tollem Teamgeist und Charakter ausgeglichen. Ich denke gerne an die olympischen Wochen zurück – auch wenn sie inzwischen über 25 Jahre her sind.

[sw]


Hannes Löhr hat schwere Wochen und Monate hinter sich. Erst hatte ihn eine Lungenentzündung außer Gefecht gesetzt, dann musste er nach einem Schlaganfall ums Überleben kämpfen. Inzwischen ist der 72-Jährige in der Reha und damit wieder auf dem Weg der Besserung. Im DFB.de-Interview erklärt Löhr, wie es ihm heute geht.

Aber vor allem möchte der frühere deutsche Nationalspieler über Fußball sprechen – seine Leidenschaft. Schließlich hat die deutsche U 21-Nationalmannschaft durch das 1:1 am Dienstagabend gegen Tschechien nicht nur das Halbfinale der Europameisterschaft erreicht, sondern auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Rio geschafft.

Zuletzt war eine deutsche Mannschaft 1988 bei den Olympischen Spielen dabei. Der Trainer damals hieß: Hannes Löhr. "Mit dem Gewinn der Bronzemedaille ist für mich persönlich ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen", sagt der früher Stürmer des 1. FC Köln heute.

DFB.de: Herr Löhr, die wichtigste Frage vorab: Wie geht es Ihnen?

Hannes Löhr: Es geht langsam wieder aufwärts, vielen Dank. Ich hatte erst eine Lungenentzündung und danach noch einen Schlaganfall. Aber jetzt bin ich wieder auf einem guten Weg, denke ich. Ich werde allerdings noch ungefähr 14 Tage in der Reha bleiben müssen. Zum Glück sieht es so aus, dass bei den lebenswichtigen und für den Alltag entscheidenden Dingen keine Rückstände bleiben werden. Deshalb blicke ich wieder positiv nach vorne. Gestern zum Beispiel habe ich mich gefreut, dass die deutsche U 21-Nationalmannschaft das Halbfinale der Europameisterschaft erreicht und sich damit gleichzeitig für die Olympischen Spiele in Rio im kommenden Jahr qualifiziert hat.

DFB.de: Konnten Sie das Spiel gegen Tschechien verfolgen?

Löhr: Ja, natürlich. So etwas lasse ich mir nicht entgehen. Die Jungs haben ihre Aufgabe weitestgehend souverän erledigt. Natürlich hätten sie früher das vorentscheidende 2:0 machen können. Dass es dann am Ende noch einmal spannend geworden ist, ist doch ganz normal. Immerhin haben wir gegen den Gastgeber gespielt, für den es ebenfalls noch um alles oder nichts ging. Vor diesem Hintergrund muss ich sagen: Respekt, gut gemacht.

DFB.de: Was ist jetzt möglich im Turnier?

Löhr: Alles. Wir haben eine richtige gute Mannschaft mit vielen außergewöhnlichen Spielern. Dazu mit Horst Hrubesch einen tollen Trainer, den ich sehr schätze. Außerdem passt das Umfeld. Wenn es gut läuft und die Jungs sich noch ein wenig steigern, können wir auch den Titel holen. Davon bin ich überzeugt.

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DFB.de: Sie haben es bereits angesprochen: Die Qualifikation für die Olympischen Spiele ist bereits geschafft. Zuletzt war eine deutsche Mannschaft 1988 in Seoul dabei – mit dem Trainer Hannes Löhr. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Löhr: Ich habe viele große Spiele mit dem 1. FC Köln und der Nationalmannschaft erlebt. Gemeinsam haben wir einige Titel geholt. Ich war auch bei einer Weltmeisterschaft dabei. Aber diese Teilnahme an den Olympischen Spielen zählt ganz sicher auch zu den Höhepunkten. Es ist ganz einfach ein herausragendes Ereignis mit einer fantastischen Stimmung. Ich bin glücklich, dass wir endlich mal wieder dabei sind. Andererseits muss ich auch sagen: Der deutsche Fußball ist eigentlich in fast allen Altersklassen weltweit in der absoluten Spitzengruppe, da müsste es eigentlich selbstverständlich sein, auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele regelmäßig zu schaffen.

DFB.de: Sie haben damals mit dem deutschen Team die Bronzemedaille geholt. Wie haben Sie das Turnier erlebt?

Löhr: Für mich ist damals ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen. Die Vorrunde haben wir als Gruppenzweiter hinter Schweden beendet. Tunesien und China haben wir hinter uns gelassen. Danach hat das Turnier eigentlich erst so richtig begonnen, weil wir dann ins olympische Dorf gezogen sind. Im Viertelfinale haben wir 4:0 gegen Sambia gewonnen. Leider kam dann im Halbfinale gegen Brasilien das Aus nach Elfmeterschießen.

DFB.de: Es war ein bitteres Ausscheiden …

Löhr: … weil wir mehrfach die Chance hatten, die Partie zu unseren Gunsten zu entscheiden. Holger Fach hat uns nach der Pause in Führung gebracht. Romario ist zehn Minuten vor Schluss der Ausgleich gelungen. Wenig später hatten wir die Chance zur erneuten Führung durch einen Elfmeter, den Wolfgang Funkel leider nicht verwandelt hat. Und dann später im Elfmeterschießen hatten wir leider nicht das nötige Quäntchen Glück.

DFB.de: Wie schwer war es dann, die Mannschaft noch einmal für das Spiel um Platz drei gegen Italien zu motivieren?

Löhr: Wir haben uns vorher darauf eingeschworen, dass wir auf keinen Fall ohne Medaille nach Hause fahren wollen. Die Mannschaft hat die Situation damals hervorragend angenommen und 3:0 gegen Italien gewonnen. Insgesamt war das ein Erfolg, den uns niemand mehr nehmen kann. Aber man muss auch sagen, dass wir eine sehr gute Mannschaft hatten. Einige der Spieler haben dort auf sich aufmerksam gemacht und sind zwei Jahre später Weltmeister geworden.

DFB.de: Jürgen Klinsmann und Thomas Häßler zum Beispiel.

Löhr: Richtig. Aber auch darüber hinaus hatten wir tolle Spieler dabei. Frank Mill hat ein super Turnier gespielt. Auch Wolfram Wuttke. Leider mussten wir vorher auf einige wichtige Spieler verzichten. Andreas Köpke zum Beispiel konnte nicht mitreisen. Auch Michael Zorc ist ausgefallen. Beide waren eigentlich unverzichtbare Stützen. Aber wir haben das mit tollem Teamgeist und Charakter ausgeglichen. Ich denke gerne an die olympischen Wochen zurück – auch wenn sie inzwischen über 25 Jahre her sind.