Hanau 93: Talkrunde mit Grindel und Völler

Am Dienstag saßen sie noch beim spektakulären DFB-Pokalhalbfinale zwischen Bayer Leverkusen und Bayern München (2:6) zusammen auf der Tribüne. Nun haben DFB-Präsident Reinhard Grindel und Rudi Völler gemeinsam der Basis einen Besuch abgestattet – beim 1. Hanauer FC 1893, dem ältesten Fußballverein Hessens, der in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag feiert. Für Völler ein echtes Heimspiel. Der Weltmeister von 1990 und ehemalige DFB-Teamchef ist in Hanau geboren und dort Ehrenbürger.

Keine Frage, es ist ein besonderer Anblick, der sich da bei strahlendem Sonnenschein auf dem Marktplatz bietet. Im Hintergrund das Denkmal der Brüder Grimm. Davor das lebende Denkmal der Stadt, Rudi Völler, neben den Märchenschreibern der berühmteste Sohn Hanaus. Dazu DFB-Präsident Reinhard Grindel und zahlreiche Jugendliche von Hanau 93. Ein perfektes Motiv für die lokale Presse und die stolzen Eltern.

Stolz sind auch die 125 Jahre, die der FC Hanau 1893 auf dem Buckel hat. Die 93er gehören zu den Gründungsmitgliedern des DFB, sie standen 1894 im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen Viktoria Berlin, zu dem sie nicht antreten konnten, weil die Reisekosten zu hoch waren. In der Saison 1955/1956 schlug Hessens ältester Fußballklub in der 2. Liga Süd den FC Bayern zu Hause mit 4:1 und holte in München ein Unentschieden – weshalb sie in Hanau bis heute betonen, dass sie zu den wenigen Vereinen gehören, die gegen die Bayern eine positive sportliche Bilanz haben.

Grindel: Flammender Appell fürs Ehrenamt

In den 70er Jahren spielten die 93er noch einmal in der 2. Liga. Einer der Gegner dort: Kickers Offenbach – mit dem jungen Rudi Völler im Sturm. 2:2 endete das direkte Aufeinandertreffen im Herbert-Dröse-Stadion vor 8000 Zuschauern. Dem späteren Bundesliga-Torjäger und Nationalspieler Völler gelang kein Tor. „Ich war damals 18, es war mein erstes Jahr bei den Senioren. In Hanau war ich besonders aufgeregt und habe grottenschlecht gespielt“, erzählt er bei der von Ralf Scholt (Sportchef des Hessischen Rundfunks) moderierten Talkrunde mit Reinhard Grindel und Spielern der damaligen Hanauer Zweitliga-Mannschaft. Die Besucher erhalten davon einen genaueren Eindruck, als die Zusammenfassung der damaligen Partie eingespielt wird und Völler eine Großchance im Strafraum verstolpert. „Klares Foul“, bemerkt der 58-Jährige mit einem Augenzwinkern und hat die Lacher auf seiner Seite.

Zwischendurch geht es auch um Aktuelles wie den Video-Assistenten und die Aussichten der Nationalmannschaft für die bevorstehende WM in Russland, Kernthemen aber sind Vergangenheit, Tradition, nostalgisch angehauchte Anekdoten – und der Amateurfußball. DFB-Präsident Grindel vermeidet geschickt die Falle, Rudi Völler zu sehr mit Hanau 93 in Verbindung zu bringen. Denn: Gespielt hat Völler für die 93er nie. Sein Heimatverein ist der Stadtrivale TSV 1860 Hanau, dort war sein verstorbener Vater Kurt früher Jugendleiter. „Wenn ich ihn gefragt hätte, ob ich zu den 93ern wechseln kann, hätte es richtig Ärger und einen riesigen Familienkrach gegeben“, so Völler mit einem Lächeln. Also ging er zum OFC und brach von dort zu einer fußballerischen Weltkarriere auf.

Heute ist Rudi Völler Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen, Kickers Offenbach spielt in der 4. Liga und Hanau 93 in der hessischen Verbandsliga Süd (6. Liga). Der Trend bei den 93ern zeigt nach oben, nachdem der Klub in den 90er Jahren überschuldet bis in die Kreisliga abgestürzt war. Reinhard Grindel nutzt dies als Vorlage zu einem flammenden Appell für das Ehrenamt und „einen großen Dank an alle, ohne deren Engagement der Amateurfußball nicht denkbar wäre“. Zudem unterstreicht Grindel unter lautstarkem Applaus: „Die Arbeit an der Basis ist entscheidend, wie erfolgreich wir auch in Zukunft im deutschen Fußball an der Spitze sind.“ Einen kleinen Motivationsanreiz für die 93er hat der Präsident des DFB überdies noch parat: „Setzen sie sich weiterhin so für ihren Verein ein, kommt der nächste Hanauer Ehrenbürger vielleicht aus den Reihen von Hanau 93.“

[jb]

Am Dienstag saßen sie noch beim spektakulären DFB-Pokalhalbfinale zwischen Bayer Leverkusen und Bayern München (2:6) zusammen auf der Tribüne. Nun haben DFB-Präsident Reinhard Grindel und Rudi Völler gemeinsam der Basis einen Besuch abgestattet – beim 1. Hanauer FC 1893, dem ältesten Fußballverein Hessens, der in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag feiert. Für Völler ein echtes Heimspiel. Der Weltmeister von 1990 und ehemalige DFB-Teamchef ist in Hanau geboren und dort Ehrenbürger.

Keine Frage, es ist ein besonderer Anblick, der sich da bei strahlendem Sonnenschein auf dem Marktplatz bietet. Im Hintergrund das Denkmal der Brüder Grimm. Davor das lebende Denkmal der Stadt, Rudi Völler, neben den Märchenschreibern der berühmteste Sohn Hanaus. Dazu DFB-Präsident Reinhard Grindel und zahlreiche Jugendliche von Hanau 93. Ein perfektes Motiv für die lokale Presse und die stolzen Eltern.

Stolz sind auch die 125 Jahre, die der FC Hanau 1893 auf dem Buckel hat. Die 93er gehören zu den Gründungsmitgliedern des DFB, sie standen 1894 im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen Viktoria Berlin, zu dem sie nicht antreten konnten, weil die Reisekosten zu hoch waren. In der Saison 1955/1956 schlug Hessens ältester Fußballklub in der 2. Liga Süd den FC Bayern zu Hause mit 4:1 und holte in München ein Unentschieden – weshalb sie in Hanau bis heute betonen, dass sie zu den wenigen Vereinen gehören, die gegen die Bayern eine positive sportliche Bilanz haben.

Grindel: Flammender Appell fürs Ehrenamt

In den 70er Jahren spielten die 93er noch einmal in der 2. Liga. Einer der Gegner dort: Kickers Offenbach – mit dem jungen Rudi Völler im Sturm. 2:2 endete das direkte Aufeinandertreffen im Herbert-Dröse-Stadion vor 8000 Zuschauern. Dem späteren Bundesliga-Torjäger und Nationalspieler Völler gelang kein Tor. „Ich war damals 18, es war mein erstes Jahr bei den Senioren. In Hanau war ich besonders aufgeregt und habe grottenschlecht gespielt“, erzählt er bei der von Ralf Scholt (Sportchef des Hessischen Rundfunks) moderierten Talkrunde mit Reinhard Grindel und Spielern der damaligen Hanauer Zweitliga-Mannschaft. Die Besucher erhalten davon einen genaueren Eindruck, als die Zusammenfassung der damaligen Partie eingespielt wird und Völler eine Großchance im Strafraum verstolpert. „Klares Foul“, bemerkt der 58-Jährige mit einem Augenzwinkern und hat die Lacher auf seiner Seite.

Zwischendurch geht es auch um Aktuelles wie den Video-Assistenten und die Aussichten der Nationalmannschaft für die bevorstehende WM in Russland, Kernthemen aber sind Vergangenheit, Tradition, nostalgisch angehauchte Anekdoten – und der Amateurfußball. DFB-Präsident Grindel vermeidet geschickt die Falle, Rudi Völler zu sehr mit Hanau 93 in Verbindung zu bringen. Denn: Gespielt hat Völler für die 93er nie. Sein Heimatverein ist der Stadtrivale TSV 1860 Hanau, dort war sein verstorbener Vater Kurt früher Jugendleiter. „Wenn ich ihn gefragt hätte, ob ich zu den 93ern wechseln kann, hätte es richtig Ärger und einen riesigen Familienkrach gegeben“, so Völler mit einem Lächeln. Also ging er zum OFC und brach von dort zu einer fußballerischen Weltkarriere auf.

Heute ist Rudi Völler Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen, Kickers Offenbach spielt in der 4. Liga und Hanau 93 in der hessischen Verbandsliga Süd (6. Liga). Der Trend bei den 93ern zeigt nach oben, nachdem der Klub in den 90er Jahren überschuldet bis in die Kreisliga abgestürzt war. Reinhard Grindel nutzt dies als Vorlage zu einem flammenden Appell für das Ehrenamt und „einen großen Dank an alle, ohne deren Engagement der Amateurfußball nicht denkbar wäre“. Zudem unterstreicht Grindel unter lautstarkem Applaus: „Die Arbeit an der Basis ist entscheidend, wie erfolgreich wir auch in Zukunft im deutschen Fußball an der Spitze sind.“ Einen kleinen Motivationsanreiz für die 93er hat der Präsident des DFB überdies noch parat: „Setzen sie sich weiterhin so für ihren Verein ein, kommt der nächste Hanauer Ehrenbürger vielleicht aus den Reihen von Hanau 93.“