Halstenberg: "Wie ein kleines Endspiel"

Er ist deutscher Nationalspieler und unangefochtene Stammkraft bei RB Leipzig. Mit dem Bundesliga-Spitzenreiter gastiert Marcel Halstenberg im DFB-Pokalachtelfinale am heutigen Dienstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) bei Eintracht Frankfurt. Im DFB.de-Interview spricht der 28 Jahre alte Außenverteidiger mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Pokalspiel, Trainer Julian Nagelsmann und die Europameisterschaft 2020.

DFB.de: Herr Halstenberg, in der vergangenen Saison standen Sie mit RB Leipzig im Finale um den DFB-Pokal, das dann gegen den FC Bayern verloren ging. Wie groß ist der Wunsch, noch mal ins Endspiel einzuziehen?

Marcel Halstenberg: Es war etwas Besonderes, im Pokalfinale zu stehen. In der Woche, als wir uns auf das Finale vorbereitet haben, war zu spüren, dass sich in Leipzig, in der Region etwas Großes entwickelt hat. Es ist ein super Erlebnis, wenn in Berlin zwei Vereine und zwei Fankulturen aufeinandertreffen. Für mich persönlich war dies das erste geile Endspiel, das ich hätte gewinnen können. Leider lief es nicht so wie geplant. Aber das kann natürlich ein Anreiz sein, noch mal ins Finale zu kommen und es dann besser zu machen.

DFB.de: Wie schätzen Sie Eintracht Frankfurt ein, gegen die es in der Bundesliga gerade eine Niederlage setzte?

Halstenberg: Frankfurt hatte in dieser Saison Höhen und Tiefen. Es läuft zwar nicht mehr so einfach wie vor ein oder zwei Jahren, als Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal gewann, trotzdem erwartet uns in Frankfurt eine harte Nuss. Es wird wieder ein super interessantes Spiel, die Fans sind sehr leidenschaftlich und feuern ihre Mannschaft 90 Minuten an. Auf solch heiße Spiele freut man sich besonders. Es ist wie ein kleines Endspiel, in dem es um den Einzug in die nächste Runde geht und wo die Entscheidung eventuell erst im Elfmeterschießen fällt.

DFB.de: RB hat viele junge Spieler im Kader, die Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen wecken. Ist es vorstellbar, dass auch Leipzig einige Stammspieler verlieren könnte?

Halstenberg: Das müssen Sie Markus Krösche (Sportdirektor bei RB Leipzig; Anm. d. Red.) fragen. Aber soweit ich das beurteilen kann, wurde hier in Leipzig bislang immer versucht, den Großteil der Mannschaft zusammenzubehalten, damit sich etwas entwickeln kann. Trotzdem ist mit Diego Demme nun zum Beispiel ein super Spieler und ein Weltklassetyp nach Neapel gewechselt. Er ist damit seinem Traum gefolgt, der Verein hatte dafür Verständnis. Wir sind auf dieser Position aber weiterhin gut besetzt sind, vor allem wenn Kevin Kampl wieder fit ist. Auch Konrad Laimer hat im Mittelfeld überragend gespielt, und Tyler Adams ist ebenfalls wieder zurück nach seiner langen Verletzung. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Natürlich werden, wie bei jedem anderen Verein, auch bei uns Spieler abgegeben, das ist das normale Geschäft. Und mit dem wachsenden Erfolg steigen auch insgesamt die Begehrlichkeiten. Aber davon, dass vier oder fünf Stammspieler innerhalb einer Transferperiode verkauft oder verliehen werden, gehe ich nicht unbedingt aus.

DFB.de: Welchen Einfluss hat Julian Nagelsmann auf die Mannschaft genommen, seitdem er im vergangenen Sommer Trainer ist?

Halstenberg: Wir arbeiten sehr intensiv, haben oft zweimal am Tag Training oder auch zwei Videoanalysen. Wir sprechen viel über unser Spiel mit und gegen den Ball. Er gibt uns vor, wie wir in welchen Aktionen zu agieren oder zu reagieren haben. Er lässt uns zwar auch gewisse Freiräume, achtet aber schon sehr darauf, dass sein Spielstil zu 100 Prozent auf den Platz übertragen wird.

DFB.de: Außenverteidiger spielen im Offensivkonzept von Julian Nagelsmann eine wichtige Rolle. Hat sich Ihre Aufgabe dadurch verändert?

Halstenberg: Ja und nein. Auch unter Ralf Rangnick war bereits gefordert, dass die Außenverteidiger offensiv denken und auch zum Torabschluss kommen - natürlich ohne dabei die Defensive zu vernachlässigen. Bei Julian Nagelsmann ist es so, dass wir den Abschluss suchen sollen. Ein Außenverteidiger darf bei ihm gerne auch mal fünf, sechs oder sieben Tore in einer Halbserie erzielen.

DFB.de: Was bedeutet es Ihnen, dass die Fachzeitschrift kicker Sie in der Rangliste des deutschen Fußballs als besten defensiven Außenbahnspieler der Bundesliga eingestuft hat?

Halstenberg: Es ist natürlich eine kleine Auszeichnung und schöne Anerkennung. Allerdings bringt es mir nicht viel, eine gute Hinrunde gespielt zu haben, wenn ich in der Rückrunde schwächeln würde. Schließlich kann man vor allem in der Rückrunde Erfolge haben.

DFB.de: Bei Ihrer Entwicklung zum Nationalspieler drängt sich die Frage auf: Warum haben Sie sich in jungen Jahren bei Borussia Dortmund nicht durchsetzen können und mussten den Umweg über den FC St. Pauli in der 2. Bundesliga gehen?

Halstenberg: Dortmund und St. Pauli waren wichtige Entwicklungsschritte für mich. Ich habe Step-by-Step die richtigen Entscheidungen für meine Karriere getroffen. Als ich in Dortmund gewesen bin, war Jürgen Klopp noch unser Trainer. Insgesamt fand er mich mit meinem starken linken Fuß und meinem Spielaufbau sehr gut. Aber zur damaligen Zeit war Borussia Dortmund einfach super erfolgreich, hatte das Double gewonnen und stand im Champions-League-Finale. Dann ist es für einen Spieler schwierig, den Durchbruch zu schaffen. Es gab damals in der Mannschaft zwar andere junge Spieler, die eine wichtige Rolle gespielt haben, aber ich war eben noch nicht bereit dafür.

DFB.de: Themawechsel: Wie präsent ist in Ihr Ziel, bei der EURO 2020 im deutschen Kader zu stehen?

Halstenberg: Das Ziel ist greifbar. Ich hatte in den vergangenen Länderspielen immer ein gutes Gefühl und habe mir viel Selbstvertrauen geholt. Ich hoffe, dass ich nun auch persönlich eine erfolgreiche Rückrunde spiele und bei dem Turnier dabei bin.

DFB.de: In der deutschen Nationalmannschaft vollzieht sich ein Umbruch mit einigen jungen Spielern. Inwieweit hat sich das Team bereits gefunden?

Halstenberg: Wir haben viele gute junge Spieler. Dazu gehört neben Spielern wie Serge Gnabry, Leroy Sané und Timo Werner unter anderem auch Kai Havertz. Natürlich läuft noch nicht alles rund. Bei so vielen jungen Spielern haben wir noch immer viel Luft nach oben, das ist ganz normal. Ich sehe uns bei der Europameisterschaft aber nicht als Underdog. Wir haben eine junge und hungrige Mannschaft mit viel Potenzial.

DFB.de: Deutschland hat mit Portugal, Frankreich und einem Playoff-Sieger eine schwierige Gruppe erwischt. Wie schätzen Sie diese Aufgabe ein?

Halstenberg: Ich habe gesehen, dass Ungarn sich eventuell noch qualifizieren könnte. Es wäre eine geile Konstellation, dann meine Vereinskameraden Peter Gulacsi und Willi Orban in der Gruppe zu haben. Wir haben mit dem amtierenden Weltmeister und dem amtierenden Europameister sicherlich die stärkste Gruppe abbekommen. Aber ich denke trotzdem, dass das machbar ist.

DFB.de: Gibt es für Sie bereits Topfavoriten auf den EM-Titel?

Halstenberg: Es gibt viele Nationen, die ich richtig gut finde - zum Beispiel die Niederlande und Frankreich. Man sieht ja auch hier im Verein, welch gute französische Spieler wir haben. Daher würde ich Frankreich momentan nach ganz oben setzen.

[oj]

Er ist deutscher Nationalspieler und unangefochtene Stammkraft bei RB Leipzig. Mit dem Bundesliga-Spitzenreiter gastiert Marcel Halstenberg im DFB-Pokalachtelfinale am heutigen Dienstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) bei Eintracht Frankfurt. Im DFB.de-Interview spricht der 28 Jahre alte Außenverteidiger mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Pokalspiel, Trainer Julian Nagelsmann und die Europameisterschaft 2020.

DFB.de: Herr Halstenberg, in der vergangenen Saison standen Sie mit RB Leipzig im Finale um den DFB-Pokal, das dann gegen den FC Bayern verloren ging. Wie groß ist der Wunsch, noch mal ins Endspiel einzuziehen?

Marcel Halstenberg: Es war etwas Besonderes, im Pokalfinale zu stehen. In der Woche, als wir uns auf das Finale vorbereitet haben, war zu spüren, dass sich in Leipzig, in der Region etwas Großes entwickelt hat. Es ist ein super Erlebnis, wenn in Berlin zwei Vereine und zwei Fankulturen aufeinandertreffen. Für mich persönlich war dies das erste geile Endspiel, das ich hätte gewinnen können. Leider lief es nicht so wie geplant. Aber das kann natürlich ein Anreiz sein, noch mal ins Finale zu kommen und es dann besser zu machen.

DFB.de: Wie schätzen Sie Eintracht Frankfurt ein, gegen die es in der Bundesliga gerade eine Niederlage setzte?

Halstenberg: Frankfurt hatte in dieser Saison Höhen und Tiefen. Es läuft zwar nicht mehr so einfach wie vor ein oder zwei Jahren, als Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal gewann, trotzdem erwartet uns in Frankfurt eine harte Nuss. Es wird wieder ein super interessantes Spiel, die Fans sind sehr leidenschaftlich und feuern ihre Mannschaft 90 Minuten an. Auf solch heiße Spiele freut man sich besonders. Es ist wie ein kleines Endspiel, in dem es um den Einzug in die nächste Runde geht und wo die Entscheidung eventuell erst im Elfmeterschießen fällt.

DFB.de: RB hat viele junge Spieler im Kader, die Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen wecken. Ist es vorstellbar, dass auch Leipzig einige Stammspieler verlieren könnte?

Halstenberg: Das müssen Sie Markus Krösche (Sportdirektor bei RB Leipzig; Anm. d. Red.) fragen. Aber soweit ich das beurteilen kann, wurde hier in Leipzig bislang immer versucht, den Großteil der Mannschaft zusammenzubehalten, damit sich etwas entwickeln kann. Trotzdem ist mit Diego Demme nun zum Beispiel ein super Spieler und ein Weltklassetyp nach Neapel gewechselt. Er ist damit seinem Traum gefolgt, der Verein hatte dafür Verständnis. Wir sind auf dieser Position aber weiterhin gut besetzt sind, vor allem wenn Kevin Kampl wieder fit ist. Auch Konrad Laimer hat im Mittelfeld überragend gespielt, und Tyler Adams ist ebenfalls wieder zurück nach seiner langen Verletzung. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Natürlich werden, wie bei jedem anderen Verein, auch bei uns Spieler abgegeben, das ist das normale Geschäft. Und mit dem wachsenden Erfolg steigen auch insgesamt die Begehrlichkeiten. Aber davon, dass vier oder fünf Stammspieler innerhalb einer Transferperiode verkauft oder verliehen werden, gehe ich nicht unbedingt aus.

DFB.de: Welchen Einfluss hat Julian Nagelsmann auf die Mannschaft genommen, seitdem er im vergangenen Sommer Trainer ist?

Halstenberg: Wir arbeiten sehr intensiv, haben oft zweimal am Tag Training oder auch zwei Videoanalysen. Wir sprechen viel über unser Spiel mit und gegen den Ball. Er gibt uns vor, wie wir in welchen Aktionen zu agieren oder zu reagieren haben. Er lässt uns zwar auch gewisse Freiräume, achtet aber schon sehr darauf, dass sein Spielstil zu 100 Prozent auf den Platz übertragen wird.

DFB.de: Außenverteidiger spielen im Offensivkonzept von Julian Nagelsmann eine wichtige Rolle. Hat sich Ihre Aufgabe dadurch verändert?

Halstenberg: Ja und nein. Auch unter Ralf Rangnick war bereits gefordert, dass die Außenverteidiger offensiv denken und auch zum Torabschluss kommen - natürlich ohne dabei die Defensive zu vernachlässigen. Bei Julian Nagelsmann ist es so, dass wir den Abschluss suchen sollen. Ein Außenverteidiger darf bei ihm gerne auch mal fünf, sechs oder sieben Tore in einer Halbserie erzielen.

DFB.de: Was bedeutet es Ihnen, dass die Fachzeitschrift kicker Sie in der Rangliste des deutschen Fußballs als besten defensiven Außenbahnspieler der Bundesliga eingestuft hat?

Halstenberg: Es ist natürlich eine kleine Auszeichnung und schöne Anerkennung. Allerdings bringt es mir nicht viel, eine gute Hinrunde gespielt zu haben, wenn ich in der Rückrunde schwächeln würde. Schließlich kann man vor allem in der Rückrunde Erfolge haben.

DFB.de: Bei Ihrer Entwicklung zum Nationalspieler drängt sich die Frage auf: Warum haben Sie sich in jungen Jahren bei Borussia Dortmund nicht durchsetzen können und mussten den Umweg über den FC St. Pauli in der 2. Bundesliga gehen?

Halstenberg: Dortmund und St. Pauli waren wichtige Entwicklungsschritte für mich. Ich habe Step-by-Step die richtigen Entscheidungen für meine Karriere getroffen. Als ich in Dortmund gewesen bin, war Jürgen Klopp noch unser Trainer. Insgesamt fand er mich mit meinem starken linken Fuß und meinem Spielaufbau sehr gut. Aber zur damaligen Zeit war Borussia Dortmund einfach super erfolgreich, hatte das Double gewonnen und stand im Champions-League-Finale. Dann ist es für einen Spieler schwierig, den Durchbruch zu schaffen. Es gab damals in der Mannschaft zwar andere junge Spieler, die eine wichtige Rolle gespielt haben, aber ich war eben noch nicht bereit dafür.

DFB.de: Themawechsel: Wie präsent ist in Ihr Ziel, bei der EURO 2020 im deutschen Kader zu stehen?

Halstenberg: Das Ziel ist greifbar. Ich hatte in den vergangenen Länderspielen immer ein gutes Gefühl und habe mir viel Selbstvertrauen geholt. Ich hoffe, dass ich nun auch persönlich eine erfolgreiche Rückrunde spiele und bei dem Turnier dabei bin.

DFB.de: In der deutschen Nationalmannschaft vollzieht sich ein Umbruch mit einigen jungen Spielern. Inwieweit hat sich das Team bereits gefunden?

Halstenberg: Wir haben viele gute junge Spieler. Dazu gehört neben Spielern wie Serge Gnabry, Leroy Sané und Timo Werner unter anderem auch Kai Havertz. Natürlich läuft noch nicht alles rund. Bei so vielen jungen Spielern haben wir noch immer viel Luft nach oben, das ist ganz normal. Ich sehe uns bei der Europameisterschaft aber nicht als Underdog. Wir haben eine junge und hungrige Mannschaft mit viel Potenzial.

DFB.de: Deutschland hat mit Portugal, Frankreich und einem Playoff-Sieger eine schwierige Gruppe erwischt. Wie schätzen Sie diese Aufgabe ein?

Halstenberg: Ich habe gesehen, dass Ungarn sich eventuell noch qualifizieren könnte. Es wäre eine geile Konstellation, dann meine Vereinskameraden Peter Gulacsi und Willi Orban in der Gruppe zu haben. Wir haben mit dem amtierenden Weltmeister und dem amtierenden Europameister sicherlich die stärkste Gruppe abbekommen. Aber ich denke trotzdem, dass das machbar ist.

DFB.de: Gibt es für Sie bereits Topfavoriten auf den EM-Titel?

Halstenberg: Es gibt viele Nationen, die ich richtig gut finde - zum Beispiel die Niederlande und Frankreich. Man sieht ja auch hier im Verein, welch gute französische Spieler wir haben. Daher würde ich Frankreich momentan nach ganz oben setzen.

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