Halles Boyd: "Ich bin Klinsmann dankbar"

Sieben Spiele, 15 Punkte: Der Hallesche FC ist erfolgreich in die 3. Liga gestartet. Großen Anteil daran hat Terrence Boyd, der in vier Partien drei Tore und zwei Vorlagen beisteuerte. Im Sommer war der 28-Jährige vom Toronto FC nach Deutschland zurückgekehrt. Im DFB.de-Interview spricht der 14-malige US-Nationalspieler unter anderem über seine berühmten Trainer Jürgen Klopp und Jürgen Klinsmann.

DFB.de: Drei Tore und zwei Vorlagen nach nur vier Spielen: Hätte es für Sie nach Ihrem Wechsel zum Halleschen FC überhaupt besser laufen können, Herr Boyd?

Terrence Boyd: Durchaus. Ich hätte die ein oder andere Torchance schon noch besser ausspielen und dann auch nutzen können. Aber insgesamt ist es dennoch ein gelungener Start. Nicht nur für mich persönlich, vor allem auch für die Mannschaft.

DFB.de: Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für den herausragenden Start?

Boyd: Wir sind eine gefestigte Truppe. Das Team ist bei uns der Star. Wir spielen sehr modern und mit viel Mut. Wir sind elf Krieger auf dem Platz, die offensiven Fußball spielen und auch aggressiv verteidigen. Das macht eine Menge Spaß.

DFB.de: Was hat Sie von einer Rückkehr nach Deutschland überzeugt?

Boyd: Ich hatte Heimweh. Ich kann jedem nur empfehlen, auch im Ausland Erfahrung zu sammeln. Nach sechs Monaten allein in Kanada wollte ich aber unbedingt wieder meine kleine Tochter und meine Frau sehen. Beim Halleschen FC kann ich wieder in Deutschland Fußball spielen und Stammspieler sein. Hier passt für mich alles.

DFB.de: Ihre Treffer bejubeln Sie mit dem rechten Unterarm vor den Augen und ausgestreckter Zunge. Was steckt dahinter?

Boyd: Ich hatte mir während meiner Zeit bei Rapid Wien relativ spontan ein Krokodilauge tätowieren lassen. Als ich mir den Arm vor das Gesicht gehalten hatte, sah ich aus wie ein Zyklop. Seitdem ist das mein Jubel.

DFB.de: Der Durchbruch im deutschen Profifußball war Ihnen in der U 23 von Borussia Dortmund mit 20 Treffern in 32 Regionalliga-Spielen gelungen. Wie dicht waren Sie an der ersten Mannschaft dran?

Boyd: In der Saison 2011/2012 gehörte ich beim 5:0 des BVB gegen den 1. FC Köln zum Aufgebot, wurde aber leider nicht eingewechselt. Ich durfte ab und zu bei der ersten Mannschaft mittrainieren. Nach dem Aufstieg mit der U 23 in die 3. Liga hätte ich vermutlich auch einen Profivertrag bekommen. Dann kam aber zur selben Zeit ein Angebot von Rapid Wien. So habe ich zwei Jahre lang in der österreichischen Bundesliga und in der Europa League Gruppenphase gespielt. Gerade, weil auch Robert Lewandowski damals bei Borussia Dortmund war, hatte ich mich für einen Wechsel entschieden.

DFB.de: Ihre Leistungen machten auch die Nationalmannschaft der USA und den damaligen Trainer Jürgen Klinsmann auf Sie aufmerksam. Wie würden Sie das Gefühl beschreiben, das Nationaltrikot tragen zu dürfen?

Boyd: Ich bin Jürgen Klinsmann sehr dankbar, dass er mir das Vertrauen geschenkt und mir die Chance gegeben hat, die Farben der USA zu vertreten. Es ist eine große Ehre, sein Land repräsentieren zu können. Ich bekam jedes Mal bei der Nationalhymne Gänsehaut. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung.

DFB.de: Ihre bislang letzte Nominierung für die USA war im Oktober 2016. Aktuell ist Länderspielpause. Ist die Nationalmannschaft für Sie noch ein Thema?

Boyd: Aktuell weniger. Bei der Nationalmannschaft gibt es einen Generationenwechsel. Mit Ausnahme der Topspieler wie Christian Pulisic vom FC Chelsea oder John Anthony Brooks von Hertha BSC wird mehr Wert auf Spieler gelegt, die in der amerikanischen Liga am Ball sind.

DFB.de: Weitere Berufungen hatte unter anderem Ihre langwierige Kreuzbandverletzung während der Zeit bei RB Leipzig verhindert. Rund eineinhalb Jahre mussten Sie zuschauen. Was hat Ihnen in dieser Situation geholfen?

Boyd: Vor allem meine jetzige Frau, die ich kurz nach der Verletzung kennengelernt hatte, und meine Familie. Bei der Verletzung habe ich gemerkt, wie hart das Fußballgeschäft sein kann. Ich gehe generell positiv durch das Leben. Das hat mir geholfen, die Situation auch mit ein wenig Humor zu nehmen und das Beste daraus zu machen.

DFB.de: Gab es schon den Gedanken, die Karriere vielleicht beenden zu müssen?

Boyd: Den gab es auf jeden Fall. Ich habe mehrere Operationen gebraucht, erst nach der letzten ging es bergauf. Bis dahin hatte ich schon mit Sportdirektor Ralf Rangnick darüber gesprochen, eine Ausbildung in der Geschäftsstelle anzufangen. Die Situation war lange bitter. Man lebt für den Fußball und von einem auf den anderen Tag hätte das vorbei sein können. Das hat mich ins Grübeln gebracht. Daher informiere ich mich, was ich nach der Karriere machen werde.

DFB.de: Während Ihrer Laufbahn haben Sie unter anderem mit berühmten Trainern wie Jürgen Klopp, Jürgen Klinsmann, Ralf Rangnick oder David Wagner zusammengearbeitet. Wer hat Sie am meisten beeinflusst? Von wem haben Sie besonders viel gelernt?

Boyd: Jürgen Klinsmann ist ein toller Typ. Jürgen Klopp ist genauso sympathisch wie im Fernsehen. Ihm habe ich den Champions League-Sieg mit dem FC Liverpool sehr gegönnt. Ralf Rangnick ist der akribischste Trainer, den ich erlebt habe. Er wird dem Wort Perfektionist gerecht und er hat ein besonders gutes Auge für Talente. David Wagner kann die Spieler auf menschlicher Ebene richtig gut anpacken.

DFB.de: Mit dem Halleschen FC gab es am vergangenen Spieltag ein 4:0 gegen die SG Sonnenhof Großaspach. Kommt da die Pause nun fast ein wenig ungelegen?

Boyd: Das finde ich schon. Wir befinden uns aktuell in einer super Form. Gleichzeitig können wir aber auch die Länderspielpause dafür nutzen, konzentriert weiterzuarbeiten. Als Team wollen wir den nächsten Schritt machen.

DFB.de: In der Liga steht als nächstes das Auswärtsspiel beim drittplatzierten FC Ingolstadt 04 an. Ist es das Duell zweiter Aufstiegskandidaten?

Boyd: Das lässt sich nach sieben Spielen noch nicht einschätzen. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich Qualität am Ende durchsetzen wird. Wir konzentrieren uns darauf, Woche für Woche attraktiven Fußball zu spielen und alles aus uns rauszuholen.

DFB.de: Wie groß ist Ihr Wunsch, mit dem HFC den Sprung in die 2. Bundesliga zu schaffen?

Boyd: Es ist schon 27 Jahre her, dass der HFC in der zweithöchsten Spielklasse vertreten war. Umso schöner wäre ein Aufstieg. Eine große Rolle wird spielen, wie konstant wir unsere Leistung auf den Platz bekommen. Dann wird man sehen, in welche Richtung es geht.

[mspw]

Sieben Spiele, 15 Punkte: Der Hallesche FC ist erfolgreich in die 3. Liga gestartet. Großen Anteil daran hat Terrence Boyd, der in vier Partien drei Tore und zwei Vorlagen beisteuerte. Im Sommer war der 28-Jährige vom Toronto FC nach Deutschland zurückgekehrt. Im DFB.de-Interview spricht der 14-malige US-Nationalspieler unter anderem über seine berühmten Trainer Jürgen Klopp und Jürgen Klinsmann.

DFB.de: Drei Tore und zwei Vorlagen nach nur vier Spielen: Hätte es für Sie nach Ihrem Wechsel zum Halleschen FC überhaupt besser laufen können, Herr Boyd?

Terrence Boyd: Durchaus. Ich hätte die ein oder andere Torchance schon noch besser ausspielen und dann auch nutzen können. Aber insgesamt ist es dennoch ein gelungener Start. Nicht nur für mich persönlich, vor allem auch für die Mannschaft.

DFB.de: Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für den herausragenden Start?

Boyd: Wir sind eine gefestigte Truppe. Das Team ist bei uns der Star. Wir spielen sehr modern und mit viel Mut. Wir sind elf Krieger auf dem Platz, die offensiven Fußball spielen und auch aggressiv verteidigen. Das macht eine Menge Spaß.

DFB.de: Was hat Sie von einer Rückkehr nach Deutschland überzeugt?

Boyd: Ich hatte Heimweh. Ich kann jedem nur empfehlen, auch im Ausland Erfahrung zu sammeln. Nach sechs Monaten allein in Kanada wollte ich aber unbedingt wieder meine kleine Tochter und meine Frau sehen. Beim Halleschen FC kann ich wieder in Deutschland Fußball spielen und Stammspieler sein. Hier passt für mich alles.

DFB.de: Ihre Treffer bejubeln Sie mit dem rechten Unterarm vor den Augen und ausgestreckter Zunge. Was steckt dahinter?

Boyd: Ich hatte mir während meiner Zeit bei Rapid Wien relativ spontan ein Krokodilauge tätowieren lassen. Als ich mir den Arm vor das Gesicht gehalten hatte, sah ich aus wie ein Zyklop. Seitdem ist das mein Jubel.

DFB.de: Der Durchbruch im deutschen Profifußball war Ihnen in der U 23 von Borussia Dortmund mit 20 Treffern in 32 Regionalliga-Spielen gelungen. Wie dicht waren Sie an der ersten Mannschaft dran?

Boyd: In der Saison 2011/2012 gehörte ich beim 5:0 des BVB gegen den 1. FC Köln zum Aufgebot, wurde aber leider nicht eingewechselt. Ich durfte ab und zu bei der ersten Mannschaft mittrainieren. Nach dem Aufstieg mit der U 23 in die 3. Liga hätte ich vermutlich auch einen Profivertrag bekommen. Dann kam aber zur selben Zeit ein Angebot von Rapid Wien. So habe ich zwei Jahre lang in der österreichischen Bundesliga und in der Europa League Gruppenphase gespielt. Gerade, weil auch Robert Lewandowski damals bei Borussia Dortmund war, hatte ich mich für einen Wechsel entschieden.

DFB.de: Ihre Leistungen machten auch die Nationalmannschaft der USA und den damaligen Trainer Jürgen Klinsmann auf Sie aufmerksam. Wie würden Sie das Gefühl beschreiben, das Nationaltrikot tragen zu dürfen?

Boyd: Ich bin Jürgen Klinsmann sehr dankbar, dass er mir das Vertrauen geschenkt und mir die Chance gegeben hat, die Farben der USA zu vertreten. Es ist eine große Ehre, sein Land repräsentieren zu können. Ich bekam jedes Mal bei der Nationalhymne Gänsehaut. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung.

DFB.de: Ihre bislang letzte Nominierung für die USA war im Oktober 2016. Aktuell ist Länderspielpause. Ist die Nationalmannschaft für Sie noch ein Thema?

Boyd: Aktuell weniger. Bei der Nationalmannschaft gibt es einen Generationenwechsel. Mit Ausnahme der Topspieler wie Christian Pulisic vom FC Chelsea oder John Anthony Brooks von Hertha BSC wird mehr Wert auf Spieler gelegt, die in der amerikanischen Liga am Ball sind.

DFB.de: Weitere Berufungen hatte unter anderem Ihre langwierige Kreuzbandverletzung während der Zeit bei RB Leipzig verhindert. Rund eineinhalb Jahre mussten Sie zuschauen. Was hat Ihnen in dieser Situation geholfen?

Boyd: Vor allem meine jetzige Frau, die ich kurz nach der Verletzung kennengelernt hatte, und meine Familie. Bei der Verletzung habe ich gemerkt, wie hart das Fußballgeschäft sein kann. Ich gehe generell positiv durch das Leben. Das hat mir geholfen, die Situation auch mit ein wenig Humor zu nehmen und das Beste daraus zu machen.

DFB.de: Gab es schon den Gedanken, die Karriere vielleicht beenden zu müssen?

Boyd: Den gab es auf jeden Fall. Ich habe mehrere Operationen gebraucht, erst nach der letzten ging es bergauf. Bis dahin hatte ich schon mit Sportdirektor Ralf Rangnick darüber gesprochen, eine Ausbildung in der Geschäftsstelle anzufangen. Die Situation war lange bitter. Man lebt für den Fußball und von einem auf den anderen Tag hätte das vorbei sein können. Das hat mich ins Grübeln gebracht. Daher informiere ich mich, was ich nach der Karriere machen werde.

DFB.de: Während Ihrer Laufbahn haben Sie unter anderem mit berühmten Trainern wie Jürgen Klopp, Jürgen Klinsmann, Ralf Rangnick oder David Wagner zusammengearbeitet. Wer hat Sie am meisten beeinflusst? Von wem haben Sie besonders viel gelernt?

Boyd: Jürgen Klinsmann ist ein toller Typ. Jürgen Klopp ist genauso sympathisch wie im Fernsehen. Ihm habe ich den Champions League-Sieg mit dem FC Liverpool sehr gegönnt. Ralf Rangnick ist der akribischste Trainer, den ich erlebt habe. Er wird dem Wort Perfektionist gerecht und er hat ein besonders gutes Auge für Talente. David Wagner kann die Spieler auf menschlicher Ebene richtig gut anpacken.

DFB.de: Mit dem Halleschen FC gab es am vergangenen Spieltag ein 4:0 gegen die SG Sonnenhof Großaspach. Kommt da die Pause nun fast ein wenig ungelegen?

Boyd: Das finde ich schon. Wir befinden uns aktuell in einer super Form. Gleichzeitig können wir aber auch die Länderspielpause dafür nutzen, konzentriert weiterzuarbeiten. Als Team wollen wir den nächsten Schritt machen.

DFB.de: In der Liga steht als nächstes das Auswärtsspiel beim drittplatzierten FC Ingolstadt 04 an. Ist es das Duell zweiter Aufstiegskandidaten?

Boyd: Das lässt sich nach sieben Spielen noch nicht einschätzen. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich Qualität am Ende durchsetzen wird. Wir konzentrieren uns darauf, Woche für Woche attraktiven Fußball zu spielen und alles aus uns rauszuholen.

DFB.de: Wie groß ist Ihr Wunsch, mit dem HFC den Sprung in die 2. Bundesliga zu schaffen?

Boyd: Es ist schon 27 Jahre her, dass der HFC in der zweithöchsten Spielklasse vertreten war. Umso schöner wäre ein Aufstieg. Eine große Rolle wird spielen, wie konstant wir unsere Leistung auf den Platz bekommen. Dann wird man sehen, in welche Richtung es geht.

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