Hainault: Dreimal an Beckham gescheitert

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: André Hainault vom 1. FC Magdeburg, ein echter Wandervogel im Fußballgeschäft.

André Hainault ist mit seinen 29 Jahren ordentlich herumgekommen. Der Abwehrspieler ist in Kanada aufgewachsen, spielte in Tschechien für Sparta Prag und FK Most, in den USA für Houston Dynamo, in Schottland für Ross County und in Deutschland für den Zweitligisten VfR Aalen. Nun ist er in der 3. Liga angekommen. Seit August spielt er beim 1. FC Magdeburg. Als Abstieg empfindet er das nicht. Im Gegenteil: Die vielen Fans, der Erfolg der Mannschaft, seine regelmäßigen Einsätze - all das macht ihn zu einem glücklichen Fußballer.

"Es macht unglaublich viel Spaß, immer vor dieser tollen Kulisse zu spielen", sagt Hainault im Gespräch mit DFB.de. " Ich bin einfach nur stolz auf unsere vielen Fans." Durchschnittlich 17.444 Zuschauer strömen in die MDCC Arena. Der Aufsteiger hat nach Dynamo Dresden den zweithöchsten Zuschauerschnitt. Auch beim bevorstehenden Heimspiel gegen die zweite Mannschaft vom 1. FSV Mainz 05 am Samstag (ab 14 Uhr) ist eine tolle Stimmung zu erwarten.

Kicken in Kanda, träumen von Europa

Für einen Kanadier sind volle Fußballstadien etwas ganz Besonderes. In seiner Heimat wäre das fast undenkbar. "Wir sind eine Eishockey-Nation", erzählt er. Auch der aus Quebec stammende Hainault konzentrierte sich in jungen Jahren auf Schläger und Puck: "Aber Eishockey ist aufgrund der Ausrüstung sehr teuer. Da ich zwei Brüder habe, war das für meine Eltern zu kostspielig. Daher haben wir mehr Fußball gespielt." Der Traum von Europa war früh präsent. "Ich habe im Fernsehen immer Champions League und Premier League geguckt", erinnert er sich. "Daher habe ich mir gewünscht, irgendwann selber im europäischen Fußball mitzumischen."

Noch vor seinem 20. Geburtstag nahm er den Traum in Angriff. Er ging nach Tschechien zum damaligen Erstligisten FK SIAD Most. Die Erfahrungen waren gemischt. Hainault: "Ich habe zwar viel gespielt. Aber leider gab es viele Probleme mit ausbleibenden Gehaltszahlungen und Korruption." Auch die Ausleihe zu Sparta Prag, dem populärsten Verein des Landes, blieb erfolglos. Hainault kam nur auf zwei Ligaeinsätze. Etwas desillusioniert kehrte der kanadische Nationalspieler 2009 nach Amerika zurück.

Allein unter Cowboys

Houston Dynamo war seine Station mit der längsten Verweildauer in der bisherigen Profikarriere. Vier Jahre war André Hainault in der größten Stadt von Texas aktiv. "Das Leben dort war für meine Frau und mich eine große Umstellung, es war ganz anders als in Kanada", sagt er. "Dort leben Cowboys, überall fahren Trucks herum, außerdem war es sehr heiß. Aber die Mannschaft war super."

Dass der Traum vom Titel dennoch unerfüllt blieb, hängt eng mit David Beckham zusammen. Gleich dreimal scheiterte Dynamo in den Playoffs an Beckhams Los Angeles Galaxy, zweimal davon im Finale. "Beckham war ein toller Spieler und auch ein toller Typ", erzählt Hainault. "Zwar gab es auch viele andere große Spieler in der Major League, zum Beispiel Thierry Henry. Aber Beckham war der einzige echte Fußball-Star in Amerika. Wo er gespielt hat, war der Trubel groß."

Obwohl Fußball in Nordamerika an Beliebtheit gewinnt, fällt Hainaults Urteil über die Major League Soccer nur mäßig aus. "Normale Spieler verdienen 40.000 Dollar im Jahr, ein Superstar wie Beckham 20 Millionen, aber das ist eben Amerika", erzählt er. Zudem empfand er das Ligasystem als langweilig: "Ligaspiele sind wie Freundschaftsspiele. Erst in den Playoffs wird es richtig spannend. Die Amerikaner möchten immer ein großes Finale, eine Art Super Bowl, haben."

2013: Der zweite Versuch in Europa

Im Jahre 2013 war es an der Zeit, einen zweiten Versuch im europäischen Fußball zu wagen. Diesmal mit größerem Erfolg. Erst spielte Hainault ein halbes Jahr in der Scottish Premiership für Ross County FC, dannrfolgte der Wechsel nach Deutschland. "Ich wollte immer gerne in Deutschland spielen, weil es hier super Fans gibt, alles super organisiert ist und das Gehalt pünktlich kommt", erzählt der Innenverteidiger, der auch als Außenverteidiger eingesetzt wird. Die beiden Spielzeiten beim Zweitligisten VfR Aalen endeten vergangene Saison mit dem Abstieg. Für Hainault war das "hart, weil ich der Mannschaft gerne geholfen hätte, zum Saisonende hin aber nur noch selten eingesetzt wurde." Dennoch behält er seine Zeit in Baden-Württemberg in guter Erinnerung. Zumal er im Sommer 2014 Vater einer Tochter wurde.

Seit gut vier Monaten ist Magdeburg André Hainaults neue Heimat. Sein Vertrag läuft zwar nur bis Saisonende. Doch es erscheint wahrscheinlich, dass die Zusammenarbeit fortgesetzt wird. Hainault ist Stammspieler, Magdeburg eine Überraschungsmannschaft der 3. Liga. Der Aufsteiger rangiert momentan auf Tabellenplatz sechs. "Wir haben ein gutes Trainerteam mit guten Ideen, wir sind sehr heimstark und haben Qualität in der Mannschaft", sagt er.

Da verwundert seine Anspruchshaltung kaum: "Normalerweise geht es für einen Aufsteiger immer zuerst um den Klassenverbleib. Aber wenn man so gut in die Saison kommt wie wir, ist auch mehr möglich. Das hat man an Darmstadt 98 gesehen, die nun in der Bundesliga spielen. Auch ich bin ein Typ, der in der Tabelle immer nach oben schaut." In diesem Punkt ist Hainault eben typisch nordamerikanisch.

[oj]

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: André Hainault vom 1. FC Magdeburg, ein echter Wandervogel im Fußballgeschäft.

André Hainault ist mit seinen 29 Jahren ordentlich herumgekommen. Der Abwehrspieler ist in Kanada aufgewachsen, spielte in Tschechien für Sparta Prag und FK Most, in den USA für Houston Dynamo, in Schottland für Ross County und in Deutschland für den Zweitligisten VfR Aalen. Nun ist er in der 3. Liga angekommen. Seit August spielt er beim 1. FC Magdeburg. Als Abstieg empfindet er das nicht. Im Gegenteil: Die vielen Fans, der Erfolg der Mannschaft, seine regelmäßigen Einsätze - all das macht ihn zu einem glücklichen Fußballer.

"Es macht unglaublich viel Spaß, immer vor dieser tollen Kulisse zu spielen", sagt Hainault im Gespräch mit DFB.de. " Ich bin einfach nur stolz auf unsere vielen Fans." Durchschnittlich 17.444 Zuschauer strömen in die MDCC Arena. Der Aufsteiger hat nach Dynamo Dresden den zweithöchsten Zuschauerschnitt. Auch beim bevorstehenden Heimspiel gegen die zweite Mannschaft vom 1. FSV Mainz 05 am Samstag (ab 14 Uhr) ist eine tolle Stimmung zu erwarten.

Kicken in Kanda, träumen von Europa

Für einen Kanadier sind volle Fußballstadien etwas ganz Besonderes. In seiner Heimat wäre das fast undenkbar. "Wir sind eine Eishockey-Nation", erzählt er. Auch der aus Quebec stammende Hainault konzentrierte sich in jungen Jahren auf Schläger und Puck: "Aber Eishockey ist aufgrund der Ausrüstung sehr teuer. Da ich zwei Brüder habe, war das für meine Eltern zu kostspielig. Daher haben wir mehr Fußball gespielt." Der Traum von Europa war früh präsent. "Ich habe im Fernsehen immer Champions League und Premier League geguckt", erinnert er sich. "Daher habe ich mir gewünscht, irgendwann selber im europäischen Fußball mitzumischen."

Noch vor seinem 20. Geburtstag nahm er den Traum in Angriff. Er ging nach Tschechien zum damaligen Erstligisten FK SIAD Most. Die Erfahrungen waren gemischt. Hainault: "Ich habe zwar viel gespielt. Aber leider gab es viele Probleme mit ausbleibenden Gehaltszahlungen und Korruption." Auch die Ausleihe zu Sparta Prag, dem populärsten Verein des Landes, blieb erfolglos. Hainault kam nur auf zwei Ligaeinsätze. Etwas desillusioniert kehrte der kanadische Nationalspieler 2009 nach Amerika zurück.

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Allein unter Cowboys

Houston Dynamo war seine Station mit der längsten Verweildauer in der bisherigen Profikarriere. Vier Jahre war André Hainault in der größten Stadt von Texas aktiv. "Das Leben dort war für meine Frau und mich eine große Umstellung, es war ganz anders als in Kanada", sagt er. "Dort leben Cowboys, überall fahren Trucks herum, außerdem war es sehr heiß. Aber die Mannschaft war super."

Dass der Traum vom Titel dennoch unerfüllt blieb, hängt eng mit David Beckham zusammen. Gleich dreimal scheiterte Dynamo in den Playoffs an Beckhams Los Angeles Galaxy, zweimal davon im Finale. "Beckham war ein toller Spieler und auch ein toller Typ", erzählt Hainault. "Zwar gab es auch viele andere große Spieler in der Major League, zum Beispiel Thierry Henry. Aber Beckham war der einzige echte Fußball-Star in Amerika. Wo er gespielt hat, war der Trubel groß."

Obwohl Fußball in Nordamerika an Beliebtheit gewinnt, fällt Hainaults Urteil über die Major League Soccer nur mäßig aus. "Normale Spieler verdienen 40.000 Dollar im Jahr, ein Superstar wie Beckham 20 Millionen, aber das ist eben Amerika", erzählt er. Zudem empfand er das Ligasystem als langweilig: "Ligaspiele sind wie Freundschaftsspiele. Erst in den Playoffs wird es richtig spannend. Die Amerikaner möchten immer ein großes Finale, eine Art Super Bowl, haben."

2013: Der zweite Versuch in Europa

Im Jahre 2013 war es an der Zeit, einen zweiten Versuch im europäischen Fußball zu wagen. Diesmal mit größerem Erfolg. Erst spielte Hainault ein halbes Jahr in der Scottish Premiership für Ross County FC, dannrfolgte der Wechsel nach Deutschland. "Ich wollte immer gerne in Deutschland spielen, weil es hier super Fans gibt, alles super organisiert ist und das Gehalt pünktlich kommt", erzählt der Innenverteidiger, der auch als Außenverteidiger eingesetzt wird. Die beiden Spielzeiten beim Zweitligisten VfR Aalen endeten vergangene Saison mit dem Abstieg. Für Hainault war das "hart, weil ich der Mannschaft gerne geholfen hätte, zum Saisonende hin aber nur noch selten eingesetzt wurde." Dennoch behält er seine Zeit in Baden-Württemberg in guter Erinnerung. Zumal er im Sommer 2014 Vater einer Tochter wurde.

Seit gut vier Monaten ist Magdeburg André Hainaults neue Heimat. Sein Vertrag läuft zwar nur bis Saisonende. Doch es erscheint wahrscheinlich, dass die Zusammenarbeit fortgesetzt wird. Hainault ist Stammspieler, Magdeburg eine Überraschungsmannschaft der 3. Liga. Der Aufsteiger rangiert momentan auf Tabellenplatz sechs. "Wir haben ein gutes Trainerteam mit guten Ideen, wir sind sehr heimstark und haben Qualität in der Mannschaft", sagt er.

Da verwundert seine Anspruchshaltung kaum: "Normalerweise geht es für einen Aufsteiger immer zuerst um den Klassenverbleib. Aber wenn man so gut in die Saison kommt wie wir, ist auch mehr möglich. Das hat man an Darmstadt 98 gesehen, die nun in der Bundesliga spielen. Auch ich bin ein Typ, der in der Tabelle immer nach oben schaut." In diesem Punkt ist Hainault eben typisch nordamerikanisch.

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