Guie-Mien: "Der Weltmeister 2014 kommt nicht aus Afrika"

Rolf Christel Guie-Mien hat die große Fußballbühne kennengelernt. Er war lange dabei, er kennt sich aus, er ist Experte. Für den Fußball in seiner afrikanischen Heimat. Für den Fußball in Deutschland. Einige Jahre war der inzwischen 36-Jährige einer der Protagonisten - in der Nationalmannschaft des Kongo, in der Bundesliga. Mittlerweile kickt Guie-Mien beim Fünftligisten SSV Merten in der Nähe von Bonn - einmal Fußball, immer Fußball.

Zurzeit gilt seine ganze Konzentration der WM in Brasilien. Guie-Mien hat den Spielplan an seinen Kühlschrank geheftet, um immer auf dem Laufenden zu sein. "Der afrikanische Fußball ist auf einem guten Weg", sagt er. Für den Titel werde es aber bei keinem der fünf Vertreter reichen: "So weit sind wir dann doch noch nicht." Für DFB.de analysiert der Mittelfeldspieler die WM-Chancen der afrikanischen Mannschaften. Als erste steigt heute (ab 18 Uhr MESZ, live im ZDF) Kamerun ins Turnier ein, gegen Mexiko in Natal.

GUIE-MIEN ÜBER...

... Kamerun (Gruppe A): Das größte Problem für Kamerun ist die Gruppenauslosung. Wie soll sich diese Mannschaft gegen Brasilien, Mexiko und Kroatien für das Achtelfinale qualifizieren? Das halte ich beinahe für ausgeschlossen. Auch wenn Kamerun mit Samuel Eto'o einen absoluten Superstar in den Reihen hat. Aber der ist mittlerweile auch schon 33 Jahre alt. Joel Matip vom FC Schalke 04 ist ebenfalls ein interessanter Spieler. Die individuelle Klasse ist im Kader offensichtlich vorhanden, aber ich habe den Eindruck, dass sie als Mannschaft noch nicht richtig funktionieren.

... Elfenbeinküste (Gruppe C): Die Elfenbeinküste startet regelmäßig mit großen Ambitionen in ein Turnier. Zuletzt konnten sie das häufig nicht bestätigen. In diesem Jahr könnte es anders sein. Für Didier Drogba wird es wohl einer der letzten Auftritte im Weltfußball sein. Er wird noch einmal alles geben, um etwas Historisches zu schaffen. Man muss sehen, was dann letztlich dabei herausspringen wird. Vielleicht das Viertelfinale, mehr aber wohl nicht. Die Gruppe scheint mir mit Kolumbien, Griechenland und Japan nicht übermäßig stark zu sein. Das könnte die große Chance für die Elfenbeinküste sein.

... Ghana (Gruppe G): So leid es mir tut für diese begeisterte Fußballnation: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ghana die Vorrunde überstehen wird. Die Mannschaft ist meiner Meinung nach nicht in bester Verfassung. Außerdem wird gerade ein Umbruch vollzogen, das braucht etwas Zeit. Natürlich gibt es zum Beispiel mit Kevin-Prince Boateng von Schalke 04 und Kwadwo Asamoah von Juventus Turin einige absolute Topstars. Aber das reicht nicht, um sich in einer Gruppe mit Deutschland, Portugal und den USA durchzusetzen. Die DFB-Auswahl wird sicher weiterkommen. Ich traue den Deutschen sogar zu, sehr, sehr weit zu kommen. Es würde mich freuen, ich drücke die Daumen.

... Nigeria (Gruppe F): Für mich ist Nigeria derzeit das stärkste Team in Afrika. Das hat ja auch der Gewinn es Afrika-Cups im vergangenen Jahr gezeigt. Dieser Erfolg hat dem Land sicher Selbstvertrauen gegeben. Das Viertelfinale sollte deshalb für John Obi Mikel vom FC Chelsea und seine Kollegen durchaus möglich sein. Die Mannschaft von Trainer Stephen Keshi hat derzeit einen guten Lauf. Die haben zuletzt einige beachtliche Auftritte gezeigt. Außerdem ist die Aufgabe in der Gruppe mit Argentinien, Bosnien-Herzegowina und Iran nicht unlösbar.

... Algerien (Gruppe H): Alle nordafrikanischen Nationen haben derzeit große Probleme, Algerien auch. Die Ergebnisse zuletzt waren nicht wirklich überzeugend. Ich fürchte, diese Tendenz wird sich in Brasilien fortsetzen. Ich traue Algerien nicht sehr viel zu, auch nicht den Einzug ins Achtelfinale. Auf den ersten Blick mag die Gruppe mit Belgien, Russland und Südkorea machbar sein, aber alle drei Gegner sind derzeit sehr gut drauf, besonders Belgien. Algerien wird sich da nicht durchsetzen können.

Rolf-Christel Guie-Mien kam mit 19 Jahren vom kongolesischen Hauptstadtverein AS Inter Brazzaville zum Bundesligisten Karlsruher SC. Beim KSC wurde der 27-malige kongolesische Nationalspieler schnell zur Stammkraft. Zwei Jahre später ging es für die damals beachtliche Ablösesumme von 2,5 Millionen Mark weiter zu Eintracht Frankfurt. Dort hatte Guie-Mien die beste Zeit seiner Karriere und wurde zum Publikumsliebling - einerseits wegen seiner Leistungen im offensiven Mittelfeld, andererseits wegen seiner Art, die Tore mit einem vierfachen Salto zu zelebrieren. Er hat in 81 Begegnungen in der Bundesliga neun Tore und in 180 Partien in der 2. Bundesliga 19 Treffer erzielt.

Über die Stationen SC Freiburg, 1. FC Köln, Sachsen Leipzig und Rot-Weiss Essen ging es zum SC Paderborn, wo er im Sommer 2012 seine Karriere beendete. Anfang 2014 kehrte er doch wieder auf den Platz zurück - beim Fünftligisten SSV Merten. "Ich habe wieder das Kribbeln in den Füßen gespürt", sagt Guie-Mien. "Ich wohne hier ganz in der Nähe, deshalb der Schritt nach Merten. Und es war genau die richtige Entscheidung. Es macht mir wieder unheimlich viel Spaß."

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Rolf Christel Guie-Mien hat die große Fußballbühne kennengelernt. Er war lange dabei, er kennt sich aus, er ist Experte. Für den Fußball in seiner afrikanischen Heimat. Für den Fußball in Deutschland. Einige Jahre war der inzwischen 36-Jährige einer der Protagonisten - in der Nationalmannschaft des Kongo, in der Bundesliga. Mittlerweile kickt Guie-Mien beim Fünftligisten SSV Merten in der Nähe von Bonn - einmal Fußball, immer Fußball.

Zurzeit gilt seine ganze Konzentration der WM in Brasilien. Guie-Mien hat den Spielplan an seinen Kühlschrank geheftet, um immer auf dem Laufenden zu sein. "Der afrikanische Fußball ist auf einem guten Weg", sagt er. Für den Titel werde es aber bei keinem der fünf Vertreter reichen: "So weit sind wir dann doch noch nicht." Für DFB.de analysiert der Mittelfeldspieler die WM-Chancen der afrikanischen Mannschaften. Als erste steigt heute (ab 18 Uhr MESZ, live im ZDF) Kamerun ins Turnier ein, gegen Mexiko in Natal.

GUIE-MIEN ÜBER...

... Kamerun (Gruppe A): Das größte Problem für Kamerun ist die Gruppenauslosung. Wie soll sich diese Mannschaft gegen Brasilien, Mexiko und Kroatien für das Achtelfinale qualifizieren? Das halte ich beinahe für ausgeschlossen. Auch wenn Kamerun mit Samuel Eto'o einen absoluten Superstar in den Reihen hat. Aber der ist mittlerweile auch schon 33 Jahre alt. Joel Matip vom FC Schalke 04 ist ebenfalls ein interessanter Spieler. Die individuelle Klasse ist im Kader offensichtlich vorhanden, aber ich habe den Eindruck, dass sie als Mannschaft noch nicht richtig funktionieren.

... Elfenbeinküste (Gruppe C): Die Elfenbeinküste startet regelmäßig mit großen Ambitionen in ein Turnier. Zuletzt konnten sie das häufig nicht bestätigen. In diesem Jahr könnte es anders sein. Für Didier Drogba wird es wohl einer der letzten Auftritte im Weltfußball sein. Er wird noch einmal alles geben, um etwas Historisches zu schaffen. Man muss sehen, was dann letztlich dabei herausspringen wird. Vielleicht das Viertelfinale, mehr aber wohl nicht. Die Gruppe scheint mir mit Kolumbien, Griechenland und Japan nicht übermäßig stark zu sein. Das könnte die große Chance für die Elfenbeinküste sein.

... Ghana (Gruppe G): So leid es mir tut für diese begeisterte Fußballnation: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ghana die Vorrunde überstehen wird. Die Mannschaft ist meiner Meinung nach nicht in bester Verfassung. Außerdem wird gerade ein Umbruch vollzogen, das braucht etwas Zeit. Natürlich gibt es zum Beispiel mit Kevin-Prince Boateng von Schalke 04 und Kwadwo Asamoah von Juventus Turin einige absolute Topstars. Aber das reicht nicht, um sich in einer Gruppe mit Deutschland, Portugal und den USA durchzusetzen. Die DFB-Auswahl wird sicher weiterkommen. Ich traue den Deutschen sogar zu, sehr, sehr weit zu kommen. Es würde mich freuen, ich drücke die Daumen.

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... Nigeria (Gruppe F): Für mich ist Nigeria derzeit das stärkste Team in Afrika. Das hat ja auch der Gewinn es Afrika-Cups im vergangenen Jahr gezeigt. Dieser Erfolg hat dem Land sicher Selbstvertrauen gegeben. Das Viertelfinale sollte deshalb für John Obi Mikel vom FC Chelsea und seine Kollegen durchaus möglich sein. Die Mannschaft von Trainer Stephen Keshi hat derzeit einen guten Lauf. Die haben zuletzt einige beachtliche Auftritte gezeigt. Außerdem ist die Aufgabe in der Gruppe mit Argentinien, Bosnien-Herzegowina und Iran nicht unlösbar.

... Algerien (Gruppe H): Alle nordafrikanischen Nationen haben derzeit große Probleme, Algerien auch. Die Ergebnisse zuletzt waren nicht wirklich überzeugend. Ich fürchte, diese Tendenz wird sich in Brasilien fortsetzen. Ich traue Algerien nicht sehr viel zu, auch nicht den Einzug ins Achtelfinale. Auf den ersten Blick mag die Gruppe mit Belgien, Russland und Südkorea machbar sein, aber alle drei Gegner sind derzeit sehr gut drauf, besonders Belgien. Algerien wird sich da nicht durchsetzen können.

Rolf-Christel Guie-Mien kam mit 19 Jahren vom kongolesischen Hauptstadtverein AS Inter Brazzaville zum Bundesligisten Karlsruher SC. Beim KSC wurde der 27-malige kongolesische Nationalspieler schnell zur Stammkraft. Zwei Jahre später ging es für die damals beachtliche Ablösesumme von 2,5 Millionen Mark weiter zu Eintracht Frankfurt. Dort hatte Guie-Mien die beste Zeit seiner Karriere und wurde zum Publikumsliebling - einerseits wegen seiner Leistungen im offensiven Mittelfeld, andererseits wegen seiner Art, die Tore mit einem vierfachen Salto zu zelebrieren. Er hat in 81 Begegnungen in der Bundesliga neun Tore und in 180 Partien in der 2. Bundesliga 19 Treffer erzielt.

Über die Stationen SC Freiburg, 1. FC Köln, Sachsen Leipzig und Rot-Weiss Essen ging es zum SC Paderborn, wo er im Sommer 2012 seine Karriere beendete. Anfang 2014 kehrte er doch wieder auf den Platz zurück - beim Fünftligisten SSV Merten. "Ich habe wieder das Kribbeln in den Füßen gespürt", sagt Guie-Mien. "Ich wohne hier ganz in der Nähe, deshalb der Schritt nach Merten. Und es war genau die richtige Entscheidung. Es macht mir wieder unheimlich viel Spaß."