Guido Cantz: „Jogi Löw sollte sich nicht zu sicher vor mir sein“

Rund 50.000 Mitglieder hat der Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. Aber der DFB-Auswahl drücken noch viel mehr Menschen die Daumen. Darunter auch zahlreiche bekannte Größen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Zum zehnjährigen Bestehen des Fan Club Nationalmannschaft sprechen sie in der Rubrik „Prominente Fans“ über ihre Fußball-Leidenschaft.

Guido Cantz ist einer der besten Comedians Deutschlands. Seit 2010 präsentiert er die Samstag-Show Verstehen Sie Spaß in der ARD. Am Donnerstag startet seine große Live-Tour durch ganz Deutschland mit dem passenden Titel „Cantz schön clever“ – er bezeichnet sich selbst gerne als Klugscheißer.

Was viele nicht wissen: Der 41-Jährige ist auch ein guter Fußballer. Er hat es bis in die Landesliga geschafft. Derzeit spielt er für die Alten Herren des SSV Troisdorf 05. Mit seiner Mannschaft hat er sich sogar für die Endrunde der Deutschen Meisterschaft im September in Berlin qualifiziert. „Ohne Fußball geht es nicht“, sagt Cantz im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Mitarbeiter Sven Winterschladen.

Cantz ist beeindruckt von der Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft, er ist riesiger Fan des VfB Stuttgart. Allerdings hat er kein besonders gutes Gefühl vor dem Halbfinale gegen den SC Freiburg am Mittwoch (20.30 Uhr). Und Cantz verrät noch ein ganz besonderes Geheimnis: Wem er gerne mal bei Verstehen Sie Spaß ein Streich spielen würde.

fanclub.dfb.de: Herr Cantz, verstehen Sie auch beim Fußball Spaß?

Guido Cantz: Fußball generell ist eine Sache, mit der man viel Spaß haben kann. Ich liebe diesen Sport schon immer. Aber wenn ich selber auf dem Platz stehe, dann will ich gewinnen. Hinterher kann man wieder gemeinsam Spaß haben. Während der 90 Minuten jedoch geht es ernst zur Sache. Für alles andere bin ich noch immer zu ehrgeizig.

fanclub.dfb.de: Also geht es ums reine Ergebnis, ums Gewinnen?

Guido Cantz: Wenn wir richtig spielen, dann schon. Natürlich. Ich war schon immer einer, der dem Gegner das Leben schwer gemacht hat. Ich glaube, die wenigsten haben mich gerne als Gegenspieler. Ich bin eher der rustikale Spielertyp, leider. Ich habe zu wenig technische Möglichkeiten. Deshalb war es bislang mein Leben lang meine Aufgabe, den guten Spielern hinterher zu laufen und ihnen den Ball wegzunehmen. Das war nicht immer lustig.

fanclub.dfb.de: Trotzdem haben Sie eine erstaunliche fußballerische Vita vorzuweisen.

Guido Cantz: Ja, und darauf bin ich stolz. Mit meinem Heimatverein Spvg Wahn-Grengel habe ich Landesliga gespielt. Dahin bin ich später auch mit dem 1. FC Spich aufgestiegen. 2007 habe ich meine Karriere beendet. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es ohne Fußball nicht geht. Seit sechs Jahren bin ich sehr aktives Mitglied der Alten Herren des SSV Troisdorf 05.

fanclub.dfb.de: Auch da mit Erfolg?

Guido Cantz: Ich denke schon. Wir sind amtierender Westdeutscher- und Mittelrheinmeister. Im September dieses Jahres spielen wir in Berlin unter der Organisation des DFB mit zehn anderen Mannschaften um die Deutsche Meisterschaft der Altersklasse Ü 40. Entsprechend trainieren wir derzeit auch sehr intensiv.

fanclub.dfb.de: Rechnen Sie sich Chancen auf den Titel aus?

Guido Cantz: Wir träumen davon. Aber realistisch ist das nicht. Hansa Rostock ist Titelverteidiger. Da stand zuletzt zum Beispiel Stefan Beinlich im Kader. Da wird die Luft für uns ein bisschen dünn. Aber auch wir haben eine sehr ausgeglichene Truppe. Wir haben einen Zweitligaspieler dabei, einige aus der Oberliga. Wir sind also sicher nicht blind. Aber zum Favoritenkreis zählt uns bestimmt niemand. Dabeisein ist für uns eine große Sache. Viel mehr kann man als Altherren-Fußballer nicht erreichen.

fanclub.dfb.de: Fallen Sie auf, wenn Sie auf dem Platz stehen? Oder sind Sie einer von vielen?

Guido Cantz: Ich werde da schon mal angesprochen. Es wird auch mal ein Foto gemacht. Aber Fußball ist als Mannschaftssport unter anderem deshalb so toll, weil es völlig egal ist, was man beruflich macht. Man tauscht sich hinterher aus, man erzählt nach dem Schlusspfiff etwas mit dem Gegner. Aber das war es dann auch. Das ist völlig unproblematisch. Ich spiele seit meinem sechsten Lebensjahr im Verein Fußball, weil ich diese Normalität so angenehm finde.

fanclub.dfb.de: Was macht für Sie die Faszination Fußball aus?

Guido Cantz: Ganz viel. Was ich zum Beispiel besonders toll finde: Man bekommt eine gewisse Sozialkompetenz mit auf den Weg gegeben. Man muss sich mit bis zu 18 verschiedenen Personen zusammenraufen. Und das sind ja nicht alles Leute, mit denen man auch privat befreundet wäre. Es muss in einer Mannschaft trotzdem klappen. Ordnung und Disziplin sind ebenfalls ganz wichtige Faktoren. Man treibt in einem Kollektiv Sport. Man gewinnt zusammen, man verliert zusammen. Das sind alles Dinge, die auch für Kinder und Jugendliche sehr wichtig sein können. Deshalb finde ich Fußball toll. Ich werde dieses Jahr 42 Jahre alt. Aber wenn ich einen Ball sehe, bin ich wie ein kleines Kind. Dann will ich immer sofort kicken. Meine Frau schüttelt dann regelmäßig den Kopf. Und das wahrscheinlich zurecht.

fanclub.dfb.de: Ihr Sohn wird im Sommer drei Jahre. Würden Sie sich wünschen, dass er ebenfalls in einen Fußballverein geht?

Guido Cantz: Oh ja, darüber wäre ich sehr glücklich. Dann könnte ich öfters mal auf dem Fußballplatz rumlaufen und hätte immer die Ausrede parat, dass mein Sohn zum Training muss oder dass er ein Spiel hat. Dann hätte meine Frau keinen Grund zu meckern. Ich als Papa fände es klasse, wenn er sich für Fußball interessieren würde.

fanclub.dfb.de: Sind Sie zuversichtlich, dass das funktioniert?

Guido Cantz: Er hat mir vor zwei Tagen gesagt: „Papa, ich möchte gerne mit anderen Kindern Fußball spielen.“ Das freut mich, ich finde es lustig. Warum er sich so geäußert hat, weiß ich nicht. Aber das ist schon mal ein guter Ansatz. Wenn er sportlich jedoch lieber etwas anderes machen möchte, unterstütze ich ihn selbstverständlich ebenfalls.

fanclub.dfb.de: Versuchen Sie doch einmal einen Vergleich: Gibt es bei einem Elfmeterschießen Parallelen mit einer großen Samstagabend-Show wie Verstehen Sie Spaß??

Guido Cantz: Das ist schwer zu sagen. Es sind ja doch schon zwei sehr unterschiedliche Dinge. Wenn ich Verstehen Sie Spaß? moderiere, dann habe ich ein Elfmeterschießen, das zweieinhalb Stunden lang ist. Andererseits gibt es bei beiden Dingen sicher eine gewisse Anspannung und den entsprechenden Druck. Elfmeterschießen ist bestimmt eine besondere Situation. Nicht umsonst scheitern da selbst die besten Fußballer manchmal an ihren Nerven. Deshalb plädiere ich immer dafür, dass nicht nur die Techniker ran dürfen, sondern auch die Herren aus der hinteren Abteilung. Die hauen dann schnörkellos und ohne viel nachzudenken den Ball rein.

fanclub.dfb.de: Gibt es für Sie ein besonderes Erlebnis mit dem Fußball?

Guido Cantz: Auf jeden Fall. In 35 Jahren ist da einiges zusammengekommen. Unvergesslich wird für mich bleiben, als ich vor 50.000 Fans in der Arena auf Schalke mit den Sportfreunden Pocher gegen Bayern München spielen durfte. Das war für mich als Amateurfußballer ein wahnsinniges Erlebnis. Ich bin auch regelmäßig für die Lotto Elf Rheinland Pfalz im Einsatz. Da darf ich dann an der Seite von tollen Fußballern wie Wolfgang Overath, Stefan Kuntz oder Darius Wosz spielen. Auch das bereitet mir immer wieder große Freude. Da bin ich nicht nur dabei, weil ich meine Nase ab und zu vor eine Kamera halte. Sondern auch, weil ich den Ball einigermaßen geradeaus passen kann.

fanclub.dfb.de: Haben Sie auch als Fan außergewöhnliche Dinge erlebt? Sie sind großer Sympathisant des VfB Stuttgart.

Guido Cantz: Nicht nur das. Ich bin auch Mitglied dieses Vereins. Ich kann mich zum Beispiel sehr gut an den letzten Spieltag der Saison 2006/2007 erinnern. Der VfB ist da Deutscher Meister geworden. Stuttgart musste unbedingt zuhause gegen Energie Cottbus gewinnen. Und pünktlich mit Beginn der zweiten Halbzeit saß ich im Flugzeug zu einem Auftritt nach Berlin. Sie können sich vorstellen, was das heißt. Es stand 1:1. Ich war völlig abgeschnitten von der Außenwelt. Kein Handy, kein Internet, keine Zwischenstände. Ich war unglaublich nervös. Als wir gelandet sind, habe ich direkt mein Handy angemacht und der SMS-Speicher war fast voll. Da wusste ich, dass wir es geschafft haben.

fanclub.dfb.de: Am Mittwoch steht für den VfB mal wieder ein ganz wichtiges Duell auf dem Programm. Mit einem Heimsieg gegen den SC Freiburg könnte der Einzug ins Finale des DFB-Pokals perfekt gemacht werden.

Guido Cantz: Das ist richtig. Aber ich traue es mich kaum zu sagen: Ich bin etwas skeptisch. Ich weiß nicht, ob das klappt. Freiburg ist sehr gut in Form. Es ist eine sehr schwere und unangenehme Aufgabe. Aber keine Frage, ich würde mich sehr freuen, wenn Stuttgart es dennoch schaffen sollte. Endspiel in Berlin, möglicherweise gegen Bayern München, erneute Qualifizierung für die Europa League – das wäre großartig.

fanclub.dfb.de: Wie wird ein gebürtiger Kölner überhaupt Stuttgart-Fan?

Guido Cantz: Ich bin als Jugendlicher infiziert worden wegen Spielern wie Guido Buchwald, Karlheinz Förster und Hansi Müller. Das waren meine Vorbilder.

fanclub.dfb.de: Alle auch große Nationalspieler. Teilweise Weltmeister, Europameister. Wie stehen Sie zur DFB-Auswahl?

Guido Cantz: Auch hier bin ich ein heißblütiger Fan. Die Jungs spielen mittlerweile großartigen Fußball. Die Entwicklung ist wirklich beeindruckend. Fußballerisch hat sich da unheimlich viel getan. Das ist ein Prozess über viele Jahre. Das sehe ich auch bei den Jugendlichen bei uns im Verein. Die können einfach viel besser mit dem Ball umgehen, als wir es jemals beigebracht bekommen haben. Ich kann mich noch an Übungseinheiten in meiner Jugendzeit erinnern, da hat der Trainer zu mir gesagt: „Guido, Zweikampf gewinnen! Und dann spielst du den Ball bitte an die Jungs weiter, die damit umgehen können.“ Das war eine andere Generation. Ich durfte als Manndecker wirklich nur bis zur Mittelfeldlinie laufen. Die Jugendlichen heute lernen Tricks, bei denen würde ich mich wahrscheinlich verletzten.

fanclub.dfb.de: Ist Deutschland also reif für einen großen Titel?

Guido Cantz: Da bin ich mir nicht ganz sicher. Wie gesagt: Das Potenzial ist riesig. Ich bewundere Spieler wie Mario Götze, Marco Reus oder Mesut Özil. Die Offensivabteilung ist überragend. Allerdings sind mir diese Jungs etwas zu brav. Wir bräuchten etwas mehr Abgezocktheit, wir bräuchten noch den einen oder anderen Sami Khedira. Teams wie Spanien oder Italien sind uns in dieser Hinsicht noch einen Schritt voraus.

fanclub.dfb.de: Am Donnerstag starten Sie Ihre deutschlandweite Live-Tour „Cantz schön clever“. Kann man die Auftritte mit einem Fußballspiel vergleichen?

Guido Cantz: Ja und nein. Der größte Unterschied zum Fußball: Auf der Bühne bin ich Einzelkämpfer. Wenn ich einen schlechten Tag habe, muss ich mich da selbst rausziehen. Die Leute haben Geld bezahlt und wollen unterhalten werden. Wenn ich auf dem Platz nicht gut drauf bin, können mich die Kollegen mitziehen. Aber es gibt sicher auch Parallelen. Im Fußball ist es so, dass es ein gutes Spiel wird, wenn ich den ersten Zweikampf gewinne. Auf der Bühne weiß ich, dass es ein guter Abend wird, wenn die ersten Witze ankommen.

fanclub.dfb.de: Wie ist das bei Verstehen Sie Spaß??

Guido Cantz: Da ist die Situation auf eine andere Weise besonders. Vor der Kamera muss man unheimlich viele Dinge beachten. Die Sendung ist ebenfalls live. Da sind knapp 2.000 Zuschauer in der Halle. Aber ich weiß natürlich auch ganz genau, dass fünf Millionen Menschen zuhause vor dem Fernseher sitzen.

fanclub.dfb.de: Wen würden Sie gerne mal reinlegen?

Guido Cantz: Die Bundeskanzlerin. Oder Jogi Löw. Das ist ein großes Ziel für mich. Ich würde gerne erleben, wie er dann reagiert. Er sollte sich also nicht zu sicher vor mir sein. Aber mehr kann ich dazu nicht sagen. Sonst wäre er ja gewarnt.

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Rund 50.000 Mitglieder hat der Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. Aber der DFB-Auswahl drücken noch viel mehr Menschen die Daumen. Darunter auch zahlreiche bekannte Größen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Zum zehnjährigen Bestehen des Fan Club Nationalmannschaft sprechen sie in der Rubrik „Prominente Fans“ über ihre Fußball-Leidenschaft.

Guido Cantz ist einer der besten Comedians Deutschlands. Seit 2010 präsentiert er die Samstag-Show Verstehen Sie Spaß in der ARD. Am Donnerstag startet seine große Live-Tour durch ganz Deutschland mit dem passenden Titel „Cantz schön clever“ – er bezeichnet sich selbst gerne als Klugscheißer.

Was viele nicht wissen: Der 41-Jährige ist auch ein guter Fußballer. Er hat es bis in die Landesliga geschafft. Derzeit spielt er für die Alten Herren des SSV Troisdorf 05. Mit seiner Mannschaft hat er sich sogar für die Endrunde der Deutschen Meisterschaft im September in Berlin qualifiziert. „Ohne Fußball geht es nicht“, sagt Cantz im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Mitarbeiter Sven Winterschladen.

Cantz ist beeindruckt von der Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft, er ist riesiger Fan des VfB Stuttgart. Allerdings hat er kein besonders gutes Gefühl vor dem Halbfinale gegen den SC Freiburg am Mittwoch (20.30 Uhr). Und Cantz verrät noch ein ganz besonderes Geheimnis: Wem er gerne mal bei Verstehen Sie Spaß ein Streich spielen würde.

fanclub.dfb.de: Herr Cantz, verstehen Sie auch beim Fußball Spaß?

Guido Cantz: Fußball generell ist eine Sache, mit der man viel Spaß haben kann. Ich liebe diesen Sport schon immer. Aber wenn ich selber auf dem Platz stehe, dann will ich gewinnen. Hinterher kann man wieder gemeinsam Spaß haben. Während der 90 Minuten jedoch geht es ernst zur Sache. Für alles andere bin ich noch immer zu ehrgeizig.

fanclub.dfb.de: Also geht es ums reine Ergebnis, ums Gewinnen?

Guido Cantz: Wenn wir richtig spielen, dann schon. Natürlich. Ich war schon immer einer, der dem Gegner das Leben schwer gemacht hat. Ich glaube, die wenigsten haben mich gerne als Gegenspieler. Ich bin eher der rustikale Spielertyp, leider. Ich habe zu wenig technische Möglichkeiten. Deshalb war es bislang mein Leben lang meine Aufgabe, den guten Spielern hinterher zu laufen und ihnen den Ball wegzunehmen. Das war nicht immer lustig.

fanclub.dfb.de: Trotzdem haben Sie eine erstaunliche fußballerische Vita vorzuweisen.

Guido Cantz: Ja, und darauf bin ich stolz. Mit meinem Heimatverein Spvg Wahn-Grengel habe ich Landesliga gespielt. Dahin bin ich später auch mit dem 1. FC Spich aufgestiegen. 2007 habe ich meine Karriere beendet. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es ohne Fußball nicht geht. Seit sechs Jahren bin ich sehr aktives Mitglied der Alten Herren des SSV Troisdorf 05.

fanclub.dfb.de: Auch da mit Erfolg?

Guido Cantz: Ich denke schon. Wir sind amtierender Westdeutscher- und Mittelrheinmeister. Im September dieses Jahres spielen wir in Berlin unter der Organisation des DFB mit zehn anderen Mannschaften um die Deutsche Meisterschaft der Altersklasse Ü 40. Entsprechend trainieren wir derzeit auch sehr intensiv.

fanclub.dfb.de: Rechnen Sie sich Chancen auf den Titel aus?

Guido Cantz: Wir träumen davon. Aber realistisch ist das nicht. Hansa Rostock ist Titelverteidiger. Da stand zuletzt zum Beispiel Stefan Beinlich im Kader. Da wird die Luft für uns ein bisschen dünn. Aber auch wir haben eine sehr ausgeglichene Truppe. Wir haben einen Zweitligaspieler dabei, einige aus der Oberliga. Wir sind also sicher nicht blind. Aber zum Favoritenkreis zählt uns bestimmt niemand. Dabeisein ist für uns eine große Sache. Viel mehr kann man als Altherren-Fußballer nicht erreichen.

fanclub.dfb.de: Fallen Sie auf, wenn Sie auf dem Platz stehen? Oder sind Sie einer von vielen?

Guido Cantz: Ich werde da schon mal angesprochen. Es wird auch mal ein Foto gemacht. Aber Fußball ist als Mannschaftssport unter anderem deshalb so toll, weil es völlig egal ist, was man beruflich macht. Man tauscht sich hinterher aus, man erzählt nach dem Schlusspfiff etwas mit dem Gegner. Aber das war es dann auch. Das ist völlig unproblematisch. Ich spiele seit meinem sechsten Lebensjahr im Verein Fußball, weil ich diese Normalität so angenehm finde.

fanclub.dfb.de: Was macht für Sie die Faszination Fußball aus?

Guido Cantz: Ganz viel. Was ich zum Beispiel besonders toll finde: Man bekommt eine gewisse Sozialkompetenz mit auf den Weg gegeben. Man muss sich mit bis zu 18 verschiedenen Personen zusammenraufen. Und das sind ja nicht alles Leute, mit denen man auch privat befreundet wäre. Es muss in einer Mannschaft trotzdem klappen. Ordnung und Disziplin sind ebenfalls ganz wichtige Faktoren. Man treibt in einem Kollektiv Sport. Man gewinnt zusammen, man verliert zusammen. Das sind alles Dinge, die auch für Kinder und Jugendliche sehr wichtig sein können. Deshalb finde ich Fußball toll. Ich werde dieses Jahr 42 Jahre alt. Aber wenn ich einen Ball sehe, bin ich wie ein kleines Kind. Dann will ich immer sofort kicken. Meine Frau schüttelt dann regelmäßig den Kopf. Und das wahrscheinlich zurecht.

fanclub.dfb.de: Ihr Sohn wird im Sommer drei Jahre. Würden Sie sich wünschen, dass er ebenfalls in einen Fußballverein geht?

Guido Cantz: Oh ja, darüber wäre ich sehr glücklich. Dann könnte ich öfters mal auf dem Fußballplatz rumlaufen und hätte immer die Ausrede parat, dass mein Sohn zum Training muss oder dass er ein Spiel hat. Dann hätte meine Frau keinen Grund zu meckern. Ich als Papa fände es klasse, wenn er sich für Fußball interessieren würde.

fanclub.dfb.de: Sind Sie zuversichtlich, dass das funktioniert?

Guido Cantz: Er hat mir vor zwei Tagen gesagt: „Papa, ich möchte gerne mit anderen Kindern Fußball spielen.“ Das freut mich, ich finde es lustig. Warum er sich so geäußert hat, weiß ich nicht. Aber das ist schon mal ein guter Ansatz. Wenn er sportlich jedoch lieber etwas anderes machen möchte, unterstütze ich ihn selbstverständlich ebenfalls.

fanclub.dfb.de: Versuchen Sie doch einmal einen Vergleich: Gibt es bei einem Elfmeterschießen Parallelen mit einer großen Samstagabend-Show wie Verstehen Sie Spaß??

Guido Cantz: Das ist schwer zu sagen. Es sind ja doch schon zwei sehr unterschiedliche Dinge. Wenn ich Verstehen Sie Spaß? moderiere, dann habe ich ein Elfmeterschießen, das zweieinhalb Stunden lang ist. Andererseits gibt es bei beiden Dingen sicher eine gewisse Anspannung und den entsprechenden Druck. Elfmeterschießen ist bestimmt eine besondere Situation. Nicht umsonst scheitern da selbst die besten Fußballer manchmal an ihren Nerven. Deshalb plädiere ich immer dafür, dass nicht nur die Techniker ran dürfen, sondern auch die Herren aus der hinteren Abteilung. Die hauen dann schnörkellos und ohne viel nachzudenken den Ball rein.

fanclub.dfb.de: Gibt es für Sie ein besonderes Erlebnis mit dem Fußball?

Guido Cantz: Auf jeden Fall. In 35 Jahren ist da einiges zusammengekommen. Unvergesslich wird für mich bleiben, als ich vor 50.000 Fans in der Arena auf Schalke mit den Sportfreunden Pocher gegen Bayern München spielen durfte. Das war für mich als Amateurfußballer ein wahnsinniges Erlebnis. Ich bin auch regelmäßig für die Lotto Elf Rheinland Pfalz im Einsatz. Da darf ich dann an der Seite von tollen Fußballern wie Wolfgang Overath, Stefan Kuntz oder Darius Wosz spielen. Auch das bereitet mir immer wieder große Freude. Da bin ich nicht nur dabei, weil ich meine Nase ab und zu vor eine Kamera halte. Sondern auch, weil ich den Ball einigermaßen geradeaus passen kann.

fanclub.dfb.de: Haben Sie auch als Fan außergewöhnliche Dinge erlebt? Sie sind großer Sympathisant des VfB Stuttgart.

Guido Cantz: Nicht nur das. Ich bin auch Mitglied dieses Vereins. Ich kann mich zum Beispiel sehr gut an den letzten Spieltag der Saison 2006/2007 erinnern. Der VfB ist da Deutscher Meister geworden. Stuttgart musste unbedingt zuhause gegen Energie Cottbus gewinnen. Und pünktlich mit Beginn der zweiten Halbzeit saß ich im Flugzeug zu einem Auftritt nach Berlin. Sie können sich vorstellen, was das heißt. Es stand 1:1. Ich war völlig abgeschnitten von der Außenwelt. Kein Handy, kein Internet, keine Zwischenstände. Ich war unglaublich nervös. Als wir gelandet sind, habe ich direkt mein Handy angemacht und der SMS-Speicher war fast voll. Da wusste ich, dass wir es geschafft haben.

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fanclub.dfb.de: Am Mittwoch steht für den VfB mal wieder ein ganz wichtiges Duell auf dem Programm. Mit einem Heimsieg gegen den SC Freiburg könnte der Einzug ins Finale des DFB-Pokals perfekt gemacht werden.

Guido Cantz: Das ist richtig. Aber ich traue es mich kaum zu sagen: Ich bin etwas skeptisch. Ich weiß nicht, ob das klappt. Freiburg ist sehr gut in Form. Es ist eine sehr schwere und unangenehme Aufgabe. Aber keine Frage, ich würde mich sehr freuen, wenn Stuttgart es dennoch schaffen sollte. Endspiel in Berlin, möglicherweise gegen Bayern München, erneute Qualifizierung für die Europa League – das wäre großartig.

fanclub.dfb.de: Wie wird ein gebürtiger Kölner überhaupt Stuttgart-Fan?

Guido Cantz: Ich bin als Jugendlicher infiziert worden wegen Spielern wie Guido Buchwald, Karlheinz Förster und Hansi Müller. Das waren meine Vorbilder.

fanclub.dfb.de: Alle auch große Nationalspieler. Teilweise Weltmeister, Europameister. Wie stehen Sie zur DFB-Auswahl?

Guido Cantz: Auch hier bin ich ein heißblütiger Fan. Die Jungs spielen mittlerweile großartigen Fußball. Die Entwicklung ist wirklich beeindruckend. Fußballerisch hat sich da unheimlich viel getan. Das ist ein Prozess über viele Jahre. Das sehe ich auch bei den Jugendlichen bei uns im Verein. Die können einfach viel besser mit dem Ball umgehen, als wir es jemals beigebracht bekommen haben. Ich kann mich noch an Übungseinheiten in meiner Jugendzeit erinnern, da hat der Trainer zu mir gesagt: „Guido, Zweikampf gewinnen! Und dann spielst du den Ball bitte an die Jungs weiter, die damit umgehen können.“ Das war eine andere Generation. Ich durfte als Manndecker wirklich nur bis zur Mittelfeldlinie laufen. Die Jugendlichen heute lernen Tricks, bei denen würde ich mich wahrscheinlich verletzten.

fanclub.dfb.de: Ist Deutschland also reif für einen großen Titel?

Guido Cantz: Da bin ich mir nicht ganz sicher. Wie gesagt: Das Potenzial ist riesig. Ich bewundere Spieler wie Mario Götze, Marco Reus oder Mesut Özil. Die Offensivabteilung ist überragend. Allerdings sind mir diese Jungs etwas zu brav. Wir bräuchten etwas mehr Abgezocktheit, wir bräuchten noch den einen oder anderen Sami Khedira. Teams wie Spanien oder Italien sind uns in dieser Hinsicht noch einen Schritt voraus.

fanclub.dfb.de: Am Donnerstag starten Sie Ihre deutschlandweite Live-Tour „Cantz schön clever“. Kann man die Auftritte mit einem Fußballspiel vergleichen?

Guido Cantz: Ja und nein. Der größte Unterschied zum Fußball: Auf der Bühne bin ich Einzelkämpfer. Wenn ich einen schlechten Tag habe, muss ich mich da selbst rausziehen. Die Leute haben Geld bezahlt und wollen unterhalten werden. Wenn ich auf dem Platz nicht gut drauf bin, können mich die Kollegen mitziehen. Aber es gibt sicher auch Parallelen. Im Fußball ist es so, dass es ein gutes Spiel wird, wenn ich den ersten Zweikampf gewinne. Auf der Bühne weiß ich, dass es ein guter Abend wird, wenn die ersten Witze ankommen.

fanclub.dfb.de: Wie ist das bei Verstehen Sie Spaß??

Guido Cantz: Da ist die Situation auf eine andere Weise besonders. Vor der Kamera muss man unheimlich viele Dinge beachten. Die Sendung ist ebenfalls live. Da sind knapp 2.000 Zuschauer in der Halle. Aber ich weiß natürlich auch ganz genau, dass fünf Millionen Menschen zuhause vor dem Fernseher sitzen.

fanclub.dfb.de: Wen würden Sie gerne mal reinlegen?

Guido Cantz: Die Bundeskanzlerin. Oder Jogi Löw. Das ist ein großes Ziel für mich. Ich würde gerne erleben, wie er dann reagiert. Er sollte sich also nicht zu sicher vor mir sein. Aber mehr kann ich dazu nicht sagen. Sonst wäre er ja gewarnt.