Gündogan: "Wollen jeden Gegner dominieren"

Auf dem Platz gibt Ilkay Gündogan den Takt vor – hier die Ziele von Borussia Dortmund für das Saisonfinale. "Jetzt", sagt der Nationalspieler, "wollen wir eine bislang so gute Saison auch krönen." Dass seine Mannschaft mit dem Gewinn auch des dritten Europapokals dabei etwas erreichen kann, was überhaupt erst fünf Klubs in Europa geschafft haben, war ihm bis zur Gänsehaut-Choreografie der BVB-Fans vor dem Heimspiel im Sechzehntelfinale gegen den FC Porto gar nicht klar.

Nun "gibt das natürlich eine Extra-Portion Motivation". Am Donnerstag (ab 19 Uhr, live auf Sky) steht das Achtelfinal-Hinspiel gegen Tottenham Hotspur auf dem Programm. Schon wieder so ein Gänsehaut-Spiel. Vorher stellte sich Ilkay Gündogan den Fragen von DFB.de-Mitarbeiter Nils Hotze.

DFB.de: Herr Gündogan, Hand aufs Herz: Wie viel Gänsehaut kriegt ein Profi, wenn vor dem Heimspiel gegen den FC Porto ein solches Fotoalbum auf die Südtribüne gezaubert wird?

Ilkay Gündogan: Bis zu dieser Choreo war mir das ehrlich gesagt gar nicht klar, dass es diese Möglichkeit gibt. Das gibt natürlich Extra-Motivation. Wir sind es aber auch von den vergangenen Champions-League-Jahren gewohnt, dass sich unsere Fans immer wieder etwas einfallen lassen, das enorm gut gelungen ist und von dem man sich positiv beeinflussen lässt. Das ist schön und bringt unserem ganzen Verein sehr viel Zuspruch, auch und gerade im Ausland. Ich habe die Medien und Sozialen Netzwerke verfolgt und mitgekriegt, was da abgegangen ist. Das ist schon eindrucksvoll gewesen und etwas Einzigartiges.

DFB.de: Eindrucksvoll ist auch die Saison des Gegners im Achtelfinale. "The Spurs" sind in der hochgejazzten Premier League ebenfalls Zweiter. Im Sturm sorgt unter anderen ein gewisser Harry Kane für Furore. Lässt man sich davon auch beeindrucken?

Gündogan: In der Rückrunde haben wir uns gerade defensiv stabilisiert. Das gilt es, auch in der Europa League gegen Tottenham unter Beweis zu stellen. Solange hinten die Null steht, haben wir schon mal richtig gute Karten – und für ein eigenes Tor sind wir sowieso immer gut. Natürlich wollen wir das Spiel gewinnen. Gerade im eigenen Stadion ist es immer unser Anspruch, unser Spiel durchzubringen und dominant zu sein – egal, wie der Gegner heißt.

DFB.de: Am vergangenen Samstag hieß der Gegner Bayern München – und Sie haben nach Aussage Ihres Kapitäns Mats Hummels "dem allerhöchsten Niveau im Weltfußball Stand gehalten". Am Ende stand ein 0:0, stehen weiter fünf Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter. Geht es in der Bundesliga nun in erster Linie darum, Platz zwei zu sichern – oder ist Platz eins noch anzugreifen?

Gündogan: Mit Blick auf die Tabelle gilt es zunächst, unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Das heißt: Platz zwei jetzt auch bis zum Ende zu sichern. Alles darüber hinaus ist ehrlich gesagt extrem schwer. Der Rückstand auf Platz eins ist schon eine Hausnummer – aber genauso ist unser Vorsprung auf Platz drei eine Hausnummer. In der Tabelle sind wir momentan irgendwie ein bisschen allein. Provokant könnte man auch sagen: Auch wir spielen in einer eigenen Liga.

DFB.de: Tatsächlich sind Sie der beste Tabellenzweite aller Zeiten. Noch einmal Hand aufs Herz: Hätten Sie nach dem zwischenzeitlichen Absturz in der Vorsaison gedacht, den Bayern überhaupt so schnell wieder auf Augenhöhe zu begegnen?

Gündogan: Dass wir wieder zu guter Form finden und stark zurückkommen würden, damit habe ich schon gerechnet, um ehrlich zu sein – aber natürlich nicht in dem Ausmaß, wie wir das bislang hinbekommen haben. An dieser Stelle möchte ich gerne noch einmal den Abstand zum Dritten erwähnen. Das hat es so ja noch nie gegeben. Das ist schon extrem und eine Ansage. Ich habe neulich gelesen, dass unser momentaner Punktestand in ganz vielen Saisons auch zu Platz eins gereicht hätte – nur halt in dieser nicht. Das ist einerseits schade, andererseits zeigt es, dass wir wirklich in Topform zurückgekommen und auf dem richtigen Weg sind. Obwohl wir auch einige Punkte unnötig haben liegen lassen, funktionieren also unheimlich viele Dinge in dieser Saison richtig gut.

DFB.de: War der vergangene Sommer im Rückblick also genau der richtige Zeitpunkt für einen Trainerwechsel und frische Ideen? Und welchen Anteil hat Thomas Tuchel an dieser Entwicklung?

Gündogan: Es macht zumindest den Eindruck, dass es ein guter Zeitpunkt war. Was aber nicht heißt, dass es nicht auch gut geworden wäre, wenn Jürgen Klopp geblieben wäre und den Kader umgestellt hätte oder auch alles beim Alten geblieben wäre. Das ist schwer zu sagen. Nichtsdestotrotz hat Thomas Tuchel natürlich auch seine eigenen Ideen eingebracht; neue Ideen, ein Stück weit auch eine ganz andere Spielkultur.

DFB.de: Wie weit geht dieses Stück?

Gündogan: Er will häufiger den Ball haben, was vielen unserer Spieler entgegenkommt. Wir wollen möglichst jeden Gegner dominieren. Das machen wir eindrucksvoll. Das liegt natürlich auch an Formveränderungen und Verbesserungen einzelner Spieler. Spieler, die in der vergangenen Saison nach ihrer Form gesucht haben, sind mittlerweile enorm wichtig. Das alles führt zu einer solch guten Saison, die wir jetzt auch krönen möchten.

DFB.de: Diese Spielkultur kommt Spielern wie Ihnen entgegen.

Gündogan: Definitiv. Ich habe sehr gerne den Ball und lasse ihn in den eigenen Reihen zirkulieren, am liebsten über das Kurzpassspiel. Das macht mir besonders viel Spaß und kommt mir entgegen.

DFB.de: Herr Gündogan, Sie sagten vorhin, dass Sie quasi in Ihrer eigenen Liga spielen, ein wenig alleine gelassen, weder nach oben noch nach unten geht so richtig was – ist das nun mit Blick auf die Pokalwettbewerbe, in denen der BVB jeweils als Mitfavorit gilt, gut oder schlecht?

Gündogan: Es kommt einzig darauf an, was wir daraus machen. Es wäre der falsche Ansatz, zu sagen: In der Bundesliga scheint alles entschieden, da legen wir jetzt mal nicht mehr das Hauptaugenmerk drauf, wir konzentrieren uns auf die anderen Wettbewerbe – das wäre fatal. Ich bin davon überzeugt, dass man nicht mit angezogener Handbremse in ein Spiel gehen kann. Das kann man sich nicht einreden. Das geht eh nie gut.

DFB.de: Daraus folgt?

Gündogan: Wir sollten einfach so weitermachen wie bisher. Mittlerweile haben wir die Spieler und die Breite im Kader, dass man auch mal durchwechseln kann, ohne dass damit ein offensichtlicher Qualitätsverlust einhergeht. Das macht es für unseren Trainer sehr viel angenehmer und bietet ihm viele Optionen.

DFB.de: Aber auf der langen Strecke sind die Bayern nach dem nun gespielten direkten Vergleich und bei nach wie vor fünf Punkten Rückstand nicht mehr zu packen?

Gündogan: Fakt ist: Die Bayern müssen nun noch woanders Punkte liegen lassen. Wenn sie das nicht machen, dann gibt es für uns keine Chance, da noch einmal ranzukommen. Und dann wären sie am Ende auch verdient Meister. Nichtsdestotrotz wollen wir uns und unseren Fans viel Freude machen mit unserer Art, Fußball zu spielen.

DFB.de: Freude ist zum Abschluss ein gutes Stichwort: Wie groß ist Ihre Vorfreude auf die Europameisterschaft in Frankreich? Kribbelt es schon?

Gündogan: Um ehrlich zu sein: Momentan ist die EM noch sehr weit weg. Bis dahin gibt es noch so viele Spiele, Herausforderungen – und Möglichkeiten, Titel zu erspielen. Von daher denke ich da momentan noch gar nicht so dran. Das wird Ende März beginnen, wenn wir uns mit der Nationalmannschaft in Berlin zu den Länderspielen gegen England und Italien treffen. Dann wird es wahrscheinlich losgehen.

[nh]

Auf dem Platz gibt Ilkay Gündogan den Takt vor – hier die Ziele von Borussia Dortmund für das Saisonfinale. "Jetzt", sagt der Nationalspieler, "wollen wir eine bislang so gute Saison auch krönen." Dass seine Mannschaft mit dem Gewinn auch des dritten Europapokals dabei etwas erreichen kann, was überhaupt erst fünf Klubs in Europa geschafft haben, war ihm bis zur Gänsehaut-Choreografie der BVB-Fans vor dem Heimspiel im Sechzehntelfinale gegen den FC Porto gar nicht klar.

Nun "gibt das natürlich eine Extra-Portion Motivation". Am Donnerstag (ab 19 Uhr, live auf Sky) steht das Achtelfinal-Hinspiel gegen Tottenham Hotspur auf dem Programm. Schon wieder so ein Gänsehaut-Spiel. Vorher stellte sich Ilkay Gündogan den Fragen von DFB.de-Mitarbeiter Nils Hotze.

DFB.de: Herr Gündogan, Hand aufs Herz: Wie viel Gänsehaut kriegt ein Profi, wenn vor dem Heimspiel gegen den FC Porto ein solches Fotoalbum auf die Südtribüne gezaubert wird?

Ilkay Gündogan: Bis zu dieser Choreo war mir das ehrlich gesagt gar nicht klar, dass es diese Möglichkeit gibt. Das gibt natürlich Extra-Motivation. Wir sind es aber auch von den vergangenen Champions-League-Jahren gewohnt, dass sich unsere Fans immer wieder etwas einfallen lassen, das enorm gut gelungen ist und von dem man sich positiv beeinflussen lässt. Das ist schön und bringt unserem ganzen Verein sehr viel Zuspruch, auch und gerade im Ausland. Ich habe die Medien und Sozialen Netzwerke verfolgt und mitgekriegt, was da abgegangen ist. Das ist schon eindrucksvoll gewesen und etwas Einzigartiges.

DFB.de: Eindrucksvoll ist auch die Saison des Gegners im Achtelfinale. "The Spurs" sind in der hochgejazzten Premier League ebenfalls Zweiter. Im Sturm sorgt unter anderen ein gewisser Harry Kane für Furore. Lässt man sich davon auch beeindrucken?

Gündogan: In der Rückrunde haben wir uns gerade defensiv stabilisiert. Das gilt es, auch in der Europa League gegen Tottenham unter Beweis zu stellen. Solange hinten die Null steht, haben wir schon mal richtig gute Karten – und für ein eigenes Tor sind wir sowieso immer gut. Natürlich wollen wir das Spiel gewinnen. Gerade im eigenen Stadion ist es immer unser Anspruch, unser Spiel durchzubringen und dominant zu sein – egal, wie der Gegner heißt.

DFB.de: Am vergangenen Samstag hieß der Gegner Bayern München – und Sie haben nach Aussage Ihres Kapitäns Mats Hummels "dem allerhöchsten Niveau im Weltfußball Stand gehalten". Am Ende stand ein 0:0, stehen weiter fünf Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter. Geht es in der Bundesliga nun in erster Linie darum, Platz zwei zu sichern – oder ist Platz eins noch anzugreifen?

Gündogan: Mit Blick auf die Tabelle gilt es zunächst, unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Das heißt: Platz zwei jetzt auch bis zum Ende zu sichern. Alles darüber hinaus ist ehrlich gesagt extrem schwer. Der Rückstand auf Platz eins ist schon eine Hausnummer – aber genauso ist unser Vorsprung auf Platz drei eine Hausnummer. In der Tabelle sind wir momentan irgendwie ein bisschen allein. Provokant könnte man auch sagen: Auch wir spielen in einer eigenen Liga.

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DFB.de: Tatsächlich sind Sie der beste Tabellenzweite aller Zeiten. Noch einmal Hand aufs Herz: Hätten Sie nach dem zwischenzeitlichen Absturz in der Vorsaison gedacht, den Bayern überhaupt so schnell wieder auf Augenhöhe zu begegnen?

Gündogan: Dass wir wieder zu guter Form finden und stark zurückkommen würden, damit habe ich schon gerechnet, um ehrlich zu sein – aber natürlich nicht in dem Ausmaß, wie wir das bislang hinbekommen haben. An dieser Stelle möchte ich gerne noch einmal den Abstand zum Dritten erwähnen. Das hat es so ja noch nie gegeben. Das ist schon extrem und eine Ansage. Ich habe neulich gelesen, dass unser momentaner Punktestand in ganz vielen Saisons auch zu Platz eins gereicht hätte – nur halt in dieser nicht. Das ist einerseits schade, andererseits zeigt es, dass wir wirklich in Topform zurückgekommen und auf dem richtigen Weg sind. Obwohl wir auch einige Punkte unnötig haben liegen lassen, funktionieren also unheimlich viele Dinge in dieser Saison richtig gut.

DFB.de: War der vergangene Sommer im Rückblick also genau der richtige Zeitpunkt für einen Trainerwechsel und frische Ideen? Und welchen Anteil hat Thomas Tuchel an dieser Entwicklung?

Gündogan: Es macht zumindest den Eindruck, dass es ein guter Zeitpunkt war. Was aber nicht heißt, dass es nicht auch gut geworden wäre, wenn Jürgen Klopp geblieben wäre und den Kader umgestellt hätte oder auch alles beim Alten geblieben wäre. Das ist schwer zu sagen. Nichtsdestotrotz hat Thomas Tuchel natürlich auch seine eigenen Ideen eingebracht; neue Ideen, ein Stück weit auch eine ganz andere Spielkultur.

DFB.de: Wie weit geht dieses Stück?

Gündogan: Er will häufiger den Ball haben, was vielen unserer Spieler entgegenkommt. Wir wollen möglichst jeden Gegner dominieren. Das machen wir eindrucksvoll. Das liegt natürlich auch an Formveränderungen und Verbesserungen einzelner Spieler. Spieler, die in der vergangenen Saison nach ihrer Form gesucht haben, sind mittlerweile enorm wichtig. Das alles führt zu einer solch guten Saison, die wir jetzt auch krönen möchten.

DFB.de: Diese Spielkultur kommt Spielern wie Ihnen entgegen.

Gündogan: Definitiv. Ich habe sehr gerne den Ball und lasse ihn in den eigenen Reihen zirkulieren, am liebsten über das Kurzpassspiel. Das macht mir besonders viel Spaß und kommt mir entgegen.

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DFB.de: Herr Gündogan, Sie sagten vorhin, dass Sie quasi in Ihrer eigenen Liga spielen, ein wenig alleine gelassen, weder nach oben noch nach unten geht so richtig was – ist das nun mit Blick auf die Pokalwettbewerbe, in denen der BVB jeweils als Mitfavorit gilt, gut oder schlecht?

Gündogan: Es kommt einzig darauf an, was wir daraus machen. Es wäre der falsche Ansatz, zu sagen: In der Bundesliga scheint alles entschieden, da legen wir jetzt mal nicht mehr das Hauptaugenmerk drauf, wir konzentrieren uns auf die anderen Wettbewerbe – das wäre fatal. Ich bin davon überzeugt, dass man nicht mit angezogener Handbremse in ein Spiel gehen kann. Das kann man sich nicht einreden. Das geht eh nie gut.

DFB.de: Daraus folgt?

Gündogan: Wir sollten einfach so weitermachen wie bisher. Mittlerweile haben wir die Spieler und die Breite im Kader, dass man auch mal durchwechseln kann, ohne dass damit ein offensichtlicher Qualitätsverlust einhergeht. Das macht es für unseren Trainer sehr viel angenehmer und bietet ihm viele Optionen.

DFB.de: Aber auf der langen Strecke sind die Bayern nach dem nun gespielten direkten Vergleich und bei nach wie vor fünf Punkten Rückstand nicht mehr zu packen?

Gündogan: Fakt ist: Die Bayern müssen nun noch woanders Punkte liegen lassen. Wenn sie das nicht machen, dann gibt es für uns keine Chance, da noch einmal ranzukommen. Und dann wären sie am Ende auch verdient Meister. Nichtsdestotrotz wollen wir uns und unseren Fans viel Freude machen mit unserer Art, Fußball zu spielen.

DFB.de: Freude ist zum Abschluss ein gutes Stichwort: Wie groß ist Ihre Vorfreude auf die Europameisterschaft in Frankreich? Kribbelt es schon?

Gündogan: Um ehrlich zu sein: Momentan ist die EM noch sehr weit weg. Bis dahin gibt es noch so viele Spiele, Herausforderungen – und Möglichkeiten, Titel zu erspielen. Von daher denke ich da momentan noch gar nicht so dran. Das wird Ende März beginnen, wenn wir uns mit der Nationalmannschaft in Berlin zu den Länderspielen gegen England und Italien treffen. Dann wird es wahrscheinlich losgehen.