Gündogan: "Noch besser zurückkommen"

Ilkay Gündogan greift bei Borussia Dortmund wieder voll an. Nach gescheitertem Wechsel und langer Verletzungspause ist es für den Nationalspieler eine Art Neuanfang beim BVB. Er will durchstarten - auch mit Blick auf die EM 2016 in Frankreich. DFB.de hat den 24-Jährigen im Trainingslager beobachtet.

Majestätisch thront die Christusstatue mit ihren ausgebreiteten Armen über den Dächern von Bad Ragaz, hoch oben auf dem Guschakopf. In dem noblen Kurort in der Ostschweiz weist die kleinere Kopie der berühmtesten Sehenswürdigkeit von Rio de Janeiro auf die Skulpturenausstellung im 5700-Einwohner-Städtchen hin.

Die Weltmeister in der Mannschaft des Bundesligisten Borussia Dortmund, der sich acht Tage lang in Bad Ragaz auf den Pflichtspielstart vorbereitet, wird die Statue an den Triumph vor gut einem Jahr erinnern. BVB-Kapitän Mats Hummels, Erik Durm, Kevin Großkreutz, Matthias Ginter und Roman Weidenfeller zählten zum erfolgreichen Kader des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der aus Rio den WM-Pokal mit nach Deutschland brachte.

Gündogan: "Ich bin auf einem guten Weg"

Für Ilkay Gündogan ist dieser Erfolg der Nationalmannschaft sehr weit weg. Der 24-Jährige quälte sich im Sommer 2014 in der Reha, anstatt mit der DFB-Auswahl bei der Weltmeisterschaft zu reüssieren. Umso tatendurstiger präsentiert sich der Mittelfeldspieler in diesen Tagen in der Schweiz. Sowohl im Klub als auch im DFB-Team strebt Gündogan die Rückkehr zur Bestform an. "Für mich ist jetzt das Wichtigste, dass ich wieder Topleistung bringe, wieder zu alter Form finde und, wenn möglich, sogar noch besser zurückkomme", so Gündogan am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Fünf-Sterne-Mannschaftshotel "Grand Resort" in Bad Ragaz. "Ich denke, dass ich da auf einem guten Weg bin."

Das Hin und Her um seinen fast schon beschlossenen Abschied aus Dortmund, die Pfiffe der eigenen Fans bei der Saisoneröffnung - das alles hat der Nummer 8 des BVB wehgetan. Doch daraus zieht der ehrgeizige Mittelfeldstratege auch neue Kraft. "Der Blick geht jetzt nach vorne", sagt Gündogan. "Ich kann nachvollziehen, dass es Leute gibt, die mir das ein bisschen übel nehmen oder gereizt sind. Ich habe aber auch viel Zuspruch bekommen, es gab auch Fans, die sich gefreut haben, dass ich mindestens noch ein weiteres Jahr hier bin."

Bei seinen Wechselabsichten hatte er auch den Rat von Bundestrainer Joachim Löw eingeholt. So wie seine Nationalmannschaftskollegen André Schürrle, Max Kruse oder zuletzt auch Sami Khedira. "Ja, das Gespräch gab es", berichtet Gündogan. "Wir haben uns unterhalten, aber der Bundestrainer wollte sich nicht großartig einmischen. Er meinte, mir stehen alle Türen offen, wenn ich meine Leistung bringe." Für ihn sei es kein Nachteil, weiterhin beim BVB zu bleiben und im gewohnten Umfeld Leistung zu bringen, "im Gegenteil".

Zorc lobt: "Gut ist gar kein Ausdruck"

Die Ziele des gebürtigen Gelsenkircheners sind klar: Im Verein wieder voll angreifen, in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Europa League erfolgreich sein, und auf diesem Weg wieder erste Wahl in der Nationalmannschaft werden. Schließlich stehe "im nächsten Jahr noch ein großes Turnier an, bei dem ich topfit sein will", sagt der elfmalige Nationalspieler mit Blick auf die EURO 2016 in Frankreich. "Der Bundestrainer drückt mir natürlich die Daumen, dass ich zu alter Form finde", so Gündogan.

Thomas Tuchel hat der Regisseur bereits überzeugende Argumente geliefert, um auch unter dem neuen BVB-Coach eine zentrale Rolle zu spielen. Auf der Asienreise präsentierte sich der technisch starke Mittelfeldakteur in glänzender Frühform. "Gut ist gar kein Ausdruck", lobte BVB-Sportdirektor Michael Zorc die Auftritte des elfmaligen Nationalspielers. Auch beim jüngsten 4:1 gegen den FC Luzern wusste Gündogan zu überzeugen. Ein echter Prüfstein wird am Samstag (ab 19.05 Uhr, live auf Sport1) der Test gegen den italienischen Doublesieger und Champions-League-Finalisten Juventus Turin in St. Gallen, wo die Dortmunder Nationalspieler auf ihren DFB-Teamkollegen Sami Khedira treffen.

Gündogan spielt in Tuchels System eine zentrale Rolle

Dass Gündogan Tuchels Vertrauen genießt, hat er frühzeitig zu spüren bekommen. Schon vor dem Amtsantritt des 41-Jährigen gab es ein Vier-Augen-Gespräch von Trainer und Spielmacher. "Für mich war es wichtig, dass wir uns austauschen, bevor wir in die Vorbereitung gestartet sind", so Gündogan. "Wir haben ein ehrliches Gespräch geführt und offen unsere Gedanken dargelegt." Tuchel zeigte ihm seine Spielidee auf, berichtete über seine Pläne mit den jeweiligen Spielern, sprach vom Verbesserungspotenzial jedes Einzelnen anhand von Videoanalysen.

Im 4-1-4-1-System von Tuchel agiert Gündogan als Achter ein wenig offensiver als gewohnt. "So muss ich mir die Bälle nicht mehr ganz so tief zwischen beiden Innenverteidigern abholen, weil wir einen Sechser haben, der zentral bleiben sollte, um das Spiel aufzubauen und die Mitte zuzustellen", erläutert der Spielgestalter. "Ich habe mehr Aktionen in der gegnerischen Hälfte und mehr Ballbesitz im letzten Drittel." Und in einer 4-2-3-1-Formation mit einer Doppelsechs, auf der er in den vergangenen Jahren gespielt hat, kennt er seine Aufgaben ohnehin bis ins letzte Detail.

Frisch, fröhlich und frohen Mutes geht Gündogan die vor ihm liegenden Aufgaben an. Sein fünftes Jahr bei der Borussia ist auch für ihn eine Art Neustart. Die Christusstatue, die schon der Nationalmannschaft Glück gebracht hat, darf er dabei als gutes Omen sehen.

[tl]

Ilkay Gündogan greift bei Borussia Dortmund wieder voll an. Nach gescheitertem Wechsel und langer Verletzungspause ist es für den Nationalspieler eine Art Neuanfang beim BVB. Er will durchstarten - auch mit Blick auf die EM 2016 in Frankreich. DFB.de hat den 24-Jährigen im Trainingslager beobachtet.

Majestätisch thront die Christusstatue mit ihren ausgebreiteten Armen über den Dächern von Bad Ragaz, hoch oben auf dem Guschakopf. In dem noblen Kurort in der Ostschweiz weist die kleinere Kopie der berühmtesten Sehenswürdigkeit von Rio de Janeiro auf die Skulpturenausstellung im 5700-Einwohner-Städtchen hin.

Die Weltmeister in der Mannschaft des Bundesligisten Borussia Dortmund, der sich acht Tage lang in Bad Ragaz auf den Pflichtspielstart vorbereitet, wird die Statue an den Triumph vor gut einem Jahr erinnern. BVB-Kapitän Mats Hummels, Erik Durm, Kevin Großkreutz, Matthias Ginter und Roman Weidenfeller zählten zum erfolgreichen Kader des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der aus Rio den WM-Pokal mit nach Deutschland brachte.

Gündogan: "Ich bin auf einem guten Weg"

Für Ilkay Gündogan ist dieser Erfolg der Nationalmannschaft sehr weit weg. Der 24-Jährige quälte sich im Sommer 2014 in der Reha, anstatt mit der DFB-Auswahl bei der Weltmeisterschaft zu reüssieren. Umso tatendurstiger präsentiert sich der Mittelfeldspieler in diesen Tagen in der Schweiz. Sowohl im Klub als auch im DFB-Team strebt Gündogan die Rückkehr zur Bestform an. "Für mich ist jetzt das Wichtigste, dass ich wieder Topleistung bringe, wieder zu alter Form finde und, wenn möglich, sogar noch besser zurückkomme", so Gündogan am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Fünf-Sterne-Mannschaftshotel "Grand Resort" in Bad Ragaz. "Ich denke, dass ich da auf einem guten Weg bin."

Das Hin und Her um seinen fast schon beschlossenen Abschied aus Dortmund, die Pfiffe der eigenen Fans bei der Saisoneröffnung - das alles hat der Nummer 8 des BVB wehgetan. Doch daraus zieht der ehrgeizige Mittelfeldstratege auch neue Kraft. "Der Blick geht jetzt nach vorne", sagt Gündogan. "Ich kann nachvollziehen, dass es Leute gibt, die mir das ein bisschen übel nehmen oder gereizt sind. Ich habe aber auch viel Zuspruch bekommen, es gab auch Fans, die sich gefreut haben, dass ich mindestens noch ein weiteres Jahr hier bin."

Bei seinen Wechselabsichten hatte er auch den Rat von Bundestrainer Joachim Löw eingeholt. So wie seine Nationalmannschaftskollegen André Schürrle, Max Kruse oder zuletzt auch Sami Khedira. "Ja, das Gespräch gab es", berichtet Gündogan. "Wir haben uns unterhalten, aber der Bundestrainer wollte sich nicht großartig einmischen. Er meinte, mir stehen alle Türen offen, wenn ich meine Leistung bringe." Für ihn sei es kein Nachteil, weiterhin beim BVB zu bleiben und im gewohnten Umfeld Leistung zu bringen, "im Gegenteil".

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Zorc lobt: "Gut ist gar kein Ausdruck"

Die Ziele des gebürtigen Gelsenkircheners sind klar: Im Verein wieder voll angreifen, in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Europa League erfolgreich sein, und auf diesem Weg wieder erste Wahl in der Nationalmannschaft werden. Schließlich stehe "im nächsten Jahr noch ein großes Turnier an, bei dem ich topfit sein will", sagt der elfmalige Nationalspieler mit Blick auf die EURO 2016 in Frankreich. "Der Bundestrainer drückt mir natürlich die Daumen, dass ich zu alter Form finde", so Gündogan.

Thomas Tuchel hat der Regisseur bereits überzeugende Argumente geliefert, um auch unter dem neuen BVB-Coach eine zentrale Rolle zu spielen. Auf der Asienreise präsentierte sich der technisch starke Mittelfeldakteur in glänzender Frühform. "Gut ist gar kein Ausdruck", lobte BVB-Sportdirektor Michael Zorc die Auftritte des elfmaligen Nationalspielers. Auch beim jüngsten 4:1 gegen den FC Luzern wusste Gündogan zu überzeugen. Ein echter Prüfstein wird am Samstag (ab 19.05 Uhr, live auf Sport1) der Test gegen den italienischen Doublesieger und Champions-League-Finalisten Juventus Turin in St. Gallen, wo die Dortmunder Nationalspieler auf ihren DFB-Teamkollegen Sami Khedira treffen.

Gündogan spielt in Tuchels System eine zentrale Rolle

Dass Gündogan Tuchels Vertrauen genießt, hat er frühzeitig zu spüren bekommen. Schon vor dem Amtsantritt des 41-Jährigen gab es ein Vier-Augen-Gespräch von Trainer und Spielmacher. "Für mich war es wichtig, dass wir uns austauschen, bevor wir in die Vorbereitung gestartet sind", so Gündogan. "Wir haben ein ehrliches Gespräch geführt und offen unsere Gedanken dargelegt." Tuchel zeigte ihm seine Spielidee auf, berichtete über seine Pläne mit den jeweiligen Spielern, sprach vom Verbesserungspotenzial jedes Einzelnen anhand von Videoanalysen.

Im 4-1-4-1-System von Tuchel agiert Gündogan als Achter ein wenig offensiver als gewohnt. "So muss ich mir die Bälle nicht mehr ganz so tief zwischen beiden Innenverteidigern abholen, weil wir einen Sechser haben, der zentral bleiben sollte, um das Spiel aufzubauen und die Mitte zuzustellen", erläutert der Spielgestalter. "Ich habe mehr Aktionen in der gegnerischen Hälfte und mehr Ballbesitz im letzten Drittel." Und in einer 4-2-3-1-Formation mit einer Doppelsechs, auf der er in den vergangenen Jahren gespielt hat, kennt er seine Aufgaben ohnehin bis ins letzte Detail.

Frisch, fröhlich und frohen Mutes geht Gündogan die vor ihm liegenden Aufgaben an. Sein fünftes Jahr bei der Borussia ist auch für ihn eine Art Neustart. Die Christusstatue, die schon der Nationalmannschaft Glück gebracht hat, darf er dabei als gutes Omen sehen.