Gündogan: "Konkurrenz ist unabdingbar für den Erfolg"

Ilkay Gündogan ist engagiert. Abseits des Platzes sozial, auf dem Platz sowieso. Beim Deutschen Meister Borussia Dortmund ist er längst eine unverzichtbare Größe, bei der deutschen Nationalmannschaft ist er auf dem Weg dorthin. Beim 2:1-Auswärtserfolg im Testländerspiel in Frankreich hatte der 22-Jährige im Februar seinen bislang besten Auftritt im DFB-Dress, in Zukunft will er diese Leistung bestätigen.

Vor den Spielen gegen Kasachstan am Freitag (ab 19 Uhr, live im ZDF) in Astana und am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Nürnberg spricht Gündogan im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über die WM-Qualifikation und die Konkurrenz innerhalb der Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Gündogan, wie haben Sie das Team in den vergangenen Tagen erlebt? Wie intensiv war das Training, und haben sich die Spieler ausreichend auf den Kunstrasen in Kasachstan einstellen können?

Ilkay Gündogan: Ich habe länger nicht auf Kunstrasen trainiert oder gespielt. Natürlich kenne ich diesen Belag aus meiner Jugend, aber eine Umstellung ist es doch. Zumal die Kunstrasen zu dieser Zeit noch ganz anders waren, als sie es heute sind. Deswegen war es gut, dass wir am Dienstag eine intensive und lange Trainingseinheit auf Kunstrasen hatten. So haben wir wieder das Gefühl dafür entwickelt, wie sich der Ball auf dieser Oberfläche verhält.

DFB.de: Dann sollte es kein großer Nachteil sein, dass das Spiel in Astana auf Kunstrasen stattfindet?

Gündogan: Nein. Der Belag ist glatt, das kommt unserem technisch starken Spiel ja eigentlich entgegen. Kunstrasen ist für unsere Anlagen auf jeden Fall besser, als wenn wir auf einem völlig ramponierten Naturrasen spielen würden.

DFB.de: Beim 2:1 Testländerspiel in Paris gegen Frankreich im Februar haben Sie eine überzeugende Leistung geboten. Haben Sie im Anschluss wahrgenommen, wie überschwänglich das Lob in den Medien war?

Gündogan: In diesem Fall war es fast unmöglich, sich dem zu entziehen. Die Dimensionen waren einfach größer, als ich dies nach guten Spielen mit Borussia Dortmund gewohnt war. Auch daran merkt man, wie groß das Interesse an der Nationalmannschaft ist. Natürlich ist es schön zu lesen, wenn die Kritiker der Meinung sind, dass ich ein gutes Spiel gemacht habe. Aber ich war immer realistisch genug, um selbst ganz gut einschätzen zu können, ob ich gut oder schlecht gespielt habe. Gegen Frankreich ist einiges gelungen. Das freut mich vor allem deswegen, weil ich damit gezeigt habe, dass ich meine Leistung auch in der Nationalmannschaft abrufen kann. Das will ich jetzt weiter bestätigen. In jedem Training und - wenn ich die Chance dazu bekomme - natürlich auch im Spiel.

DFB.de: Wichtiger als Lob ist Ihnen, Menschen in Ihrem Umfeld zu haben, die Ihnen deutlich sagen, wenn Sie mal nicht gut gespielt haben. Ihre Familie spielt dabei eine große Rolle. Wann haben Sie von Ihrer Familie zuletzt gesagt bekommen, dass Sie kein gutes Spiel gemacht haben?

Gündogan: Wenn ich ehrlich bin, passiert das gar nicht mal so selten. (lacht) Meine schärfste Kritikerin ist meine Mutter. Wenn ich zu Hause zu Besuch bin, passiert es schon mal, dass sie minutenlang auf mich einredet und meine Fehler auflistet. Manchmal bin ich dann so genervt, dass ich androhen muss, wieder abzuhauen. (lacht) Das hilft meistens. Meine Familie war immer in der Lage, mich auf dem Boden zu halten. Wobei sie es dabei auch nicht schwer haben, denn es entspricht eigentlich nicht meinem Naturell, abzuheben und die Bodenhaftung zu verlieren.

DFB.de: Wenn ein Spieler, der bislang nicht zum Stammpersonal der ersten Elf gehört, so überzeugend spielt wie Sie gegen Frankreich, ist ein normaler Reflex, dass die Konkurrenzsituation innerhalb des Teams thematisiert wird. Fußballer kennen diese Konkurrenzkämpfe seit ihrer Jugend. Was ist Ihnen beim Umgang mit mannschaftsinterner Konkurrenz wichtig?

Gündogan: Das Wichtigste ist, dass die Konkurrenz förderlich für die Mannschaft ist. Dass die Spieler im Wettbewerb miteinander stehen, darf nicht dazu führen, dass sie die oberste Priorität aus den Augen verlieren: das Team. Es muss immer das Ziel sein, auf einer fairen Ebene das Leistungsniveau der gesamten Mannschaft anzuheben. Wenn aus Konkurrenz Energie und damit etwas Positives für die Mannschaft entstehen kann, ist Konkurrenz innerhalb eines Teams unabdingbar für den sportlichen Erfolg. Das ist bei der Nationalmannschaft der Fall. Alle Spieler treten sich mit großem Respekt gegenüber, wir haben eine tolle Atmosphäre innerhalb des Teams, so muss es sein - und so macht es Spaß.

DFB.de: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Bastian Schweinsteiger beschreiben?

Gündogan: Genau so. Ich empfinde das aber als völlig normal. Er gönnt mir meine guten Leistungen und Erfolge, und umgekehrt ist es auch so. Bastian spielt seit Jahren auf einem wahnsinnig hohen Niveau, im Verein und bei der Nationalmannschaft. Er ist ein Weltklassespieler, und ich habe keine Probleme damit zuzugeben, dass er früher für mich eine Vorbildfunktion hatte. Mich macht es stolz, an der Seite so eines Spielers auf dem Platz stehen zu können und mir im Training gemeinsam mit ihm die Dinge erarbeiten zu können.

DFB.de: Wie wichtig sind Ihnen Fairplay und Fairness im Fußball?

Gündogan: Das steht über allem. Und das gilt ganz umfassend. Für uns Spieler, für die Trainer, für die Fans. Fußball ist ein Wettkampf, es geht um viel. Aber alle Siege sind nichts wert, wenn sie nicht mit fairen Mitteln errungen werden.

DFB.de: Sie engagieren sich als Integrationsbotschafter und unterstützen viele soziale Projekte. In Interviews mit Ihnen ist dies häufig ein Thema. Empfinden Sie das mitunter als Nachteil, weil Sie sehr stark mit dieser Rolle in Verbindung gebracht werden? Und wird Ihnen in Bezug auf Ilkay Gündogan zu wenig über Fußball gesprochen?

Gündogan: Ich empfinde das nicht so. Schon gar nicht nach dem Länderspiel gegen Frankreich. (lacht) Ich sehe es als Chance, dass ich Vorbild für viele Menschen sein kann. Nicht nur, aber insbesondere für türkisch-stämmige Menschen in Deutschland. Ich finde, dass daraus eine Verpflichtung resultiert. Wer in Deutschland lebt, sollte die deutsche Sprache beherrschen, das ist die Voraussetzung für eine gelungene Integration. Für dieses Anliegen setze ich mich sehr gerne ein, deswegen finde ich es positiv, wenn dieses Engagement medial aufgegriffen wird.

DFB.de: Deutschland spielt nun zweimal gegen Kasachstan. Es ist ein Spiel "Groß" gegen "Klein". Die Rolle des "Kleinen" kennen Sie noch aus Ihrer Zeit in Nürnberg. Was müssen die kleinen Teams machen, um gegen die großen über sich hinauszuwachsen?

Gündogan: Ganz wichtig ist, dass man versucht, defensiv möglichst gut organisiert, kompakt und sicher zu stehen. Wenn es gelingt, über lange Zeit kein Gegentor zu kassieren, dann wachsen Zuversicht und Selbstvertrauen. Zugleich kann bei der großen Mannschaft die Verunsicherung größer werden. Bei den wenigen Möglichkeiten muss man dann voll da sein, als "Underdog" sollte man nicht viele Chancen liegen lassen.

DFB.de: Wie gut erinnern Sie sich noch an den 20. Februar 2010 und das Spiel mit Nürnberg gegen Bayern München?

Gündogan: Das weiß ich noch ziemlich gut. Es war ganz zu Beginn meiner Karriere, mehr als zehn Bundesligaspiele hatte ich damals noch nicht. Wir sind 0:1 in Rückstand geraten, es lief also, wie es allgemein erwartet worden war. Nach etwa einer Stunde haben wir dann die Chance bekommen, schnell und direkt nach vorne zu spielen. Und am Ende hatte ich das große Glück, das Tor zu erzielen. Es war mein erstes Bundesligator - und dann auch noch im Derby gegen die Bayern. Es war ein tolles Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Es ist beim 1:1 geblieben, für uns war dieser eine Punkt ein großer Erfolg.

DFB.de: Hat dieses Tor Ihrem Standing innerhalb des Teams geholfen?

Gündogan: Vielleicht nicht gerade dem Standing. Meine Mitspieler haben ja schon im Training und bei anderen Spielen gesehen, dass eine gewisse Qualität vorhanden ist. Aber für mein Selbstbewusstsein waren Tor und Spiel wichtig. Und auch für die Moral im Team. Es war wichtig zu sehen, dass wir an guten Tagen in der Lage sind, mit Mannschaften wie Bayern München mitzuhalten. Im Abstiegskampf hat uns dieses Spiel auf jeden Fall einen Schub gegeben. Und am Ende hat es ja gereicht, wir haben über die Relegation gegen Augsburg die Liga gehalten.

DFB.de: Spiel zwei gegen Kasachstan findet in Nürnberg statt, an Ihrer ehemaligen Wirkungsstätte. Sind Spiele dort für Sie immer noch keine normalen Spiele?

Gündogan: Ja, so ist es. Ich hatte in Nürnberg zweieinhalb tolle und erfolgreiche Jahre. Der Club war meine erste Station als Bundesligaspieler. Ich bin dort zum Profi gereift, der Verein hat mir die Möglichkeit gegeben, neben dem Fußball die Schule zu beenden und mein Abitur zu machen. Ich bin mir bewusst, dass ich dem 1. FC Nürnberg viel zu verdanken habe. Auch zur Stadt und zu den Menschen in Nürnberg habe ich eine gewisse Verbundenheit entwickelt. Deswegen ist es für mich etwas Besonderes, dort zu spielen. Ich freue mich sehr, mal wieder ein "Heimspiel" in Nürnberg zu haben. Aber das ist Zukunft, jetzt konzentrieren wir uns erst einmal auf das Spiel in Astana.

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Ilkay Gündogan ist engagiert. Abseits des Platzes sozial, auf dem Platz sowieso. Beim Deutschen Meister Borussia Dortmund ist er längst eine unverzichtbare Größe, bei der deutschen Nationalmannschaft ist er auf dem Weg dorthin. Beim 2:1-Auswärtserfolg im Testländerspiel in Frankreich hatte der 22-Jährige im Februar seinen bislang besten Auftritt im DFB-Dress, in Zukunft will er diese Leistung bestätigen.

Vor den Spielen gegen Kasachstan am Freitag (ab 19 Uhr, live im ZDF) in Astana und am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Nürnberg spricht Gündogan im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über die WM-Qualifikation und die Konkurrenz innerhalb der Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Gündogan, wie haben Sie das Team in den vergangenen Tagen erlebt? Wie intensiv war das Training, und haben sich die Spieler ausreichend auf den Kunstrasen in Kasachstan einstellen können?

Ilkay Gündogan: Ich habe länger nicht auf Kunstrasen trainiert oder gespielt. Natürlich kenne ich diesen Belag aus meiner Jugend, aber eine Umstellung ist es doch. Zumal die Kunstrasen zu dieser Zeit noch ganz anders waren, als sie es heute sind. Deswegen war es gut, dass wir am Dienstag eine intensive und lange Trainingseinheit auf Kunstrasen hatten. So haben wir wieder das Gefühl dafür entwickelt, wie sich der Ball auf dieser Oberfläche verhält.

DFB.de: Dann sollte es kein großer Nachteil sein, dass das Spiel in Astana auf Kunstrasen stattfindet?

Gündogan: Nein. Der Belag ist glatt, das kommt unserem technisch starken Spiel ja eigentlich entgegen. Kunstrasen ist für unsere Anlagen auf jeden Fall besser, als wenn wir auf einem völlig ramponierten Naturrasen spielen würden.

DFB.de: Beim 2:1 Testländerspiel in Paris gegen Frankreich im Februar haben Sie eine überzeugende Leistung geboten. Haben Sie im Anschluss wahrgenommen, wie überschwänglich das Lob in den Medien war?

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Gündogan: In diesem Fall war es fast unmöglich, sich dem zu entziehen. Die Dimensionen waren einfach größer, als ich dies nach guten Spielen mit Borussia Dortmund gewohnt war. Auch daran merkt man, wie groß das Interesse an der Nationalmannschaft ist. Natürlich ist es schön zu lesen, wenn die Kritiker der Meinung sind, dass ich ein gutes Spiel gemacht habe. Aber ich war immer realistisch genug, um selbst ganz gut einschätzen zu können, ob ich gut oder schlecht gespielt habe. Gegen Frankreich ist einiges gelungen. Das freut mich vor allem deswegen, weil ich damit gezeigt habe, dass ich meine Leistung auch in der Nationalmannschaft abrufen kann. Das will ich jetzt weiter bestätigen. In jedem Training und - wenn ich die Chance dazu bekomme - natürlich auch im Spiel.

DFB.de: Wichtiger als Lob ist Ihnen, Menschen in Ihrem Umfeld zu haben, die Ihnen deutlich sagen, wenn Sie mal nicht gut gespielt haben. Ihre Familie spielt dabei eine große Rolle. Wann haben Sie von Ihrer Familie zuletzt gesagt bekommen, dass Sie kein gutes Spiel gemacht haben?

Gündogan: Wenn ich ehrlich bin, passiert das gar nicht mal so selten. (lacht) Meine schärfste Kritikerin ist meine Mutter. Wenn ich zu Hause zu Besuch bin, passiert es schon mal, dass sie minutenlang auf mich einredet und meine Fehler auflistet. Manchmal bin ich dann so genervt, dass ich androhen muss, wieder abzuhauen. (lacht) Das hilft meistens. Meine Familie war immer in der Lage, mich auf dem Boden zu halten. Wobei sie es dabei auch nicht schwer haben, denn es entspricht eigentlich nicht meinem Naturell, abzuheben und die Bodenhaftung zu verlieren.

DFB.de: Wenn ein Spieler, der bislang nicht zum Stammpersonal der ersten Elf gehört, so überzeugend spielt wie Sie gegen Frankreich, ist ein normaler Reflex, dass die Konkurrenzsituation innerhalb des Teams thematisiert wird. Fußballer kennen diese Konkurrenzkämpfe seit ihrer Jugend. Was ist Ihnen beim Umgang mit mannschaftsinterner Konkurrenz wichtig?

Gündogan: Das Wichtigste ist, dass die Konkurrenz förderlich für die Mannschaft ist. Dass die Spieler im Wettbewerb miteinander stehen, darf nicht dazu führen, dass sie die oberste Priorität aus den Augen verlieren: das Team. Es muss immer das Ziel sein, auf einer fairen Ebene das Leistungsniveau der gesamten Mannschaft anzuheben. Wenn aus Konkurrenz Energie und damit etwas Positives für die Mannschaft entstehen kann, ist Konkurrenz innerhalb eines Teams unabdingbar für den sportlichen Erfolg. Das ist bei der Nationalmannschaft der Fall. Alle Spieler treten sich mit großem Respekt gegenüber, wir haben eine tolle Atmosphäre innerhalb des Teams, so muss es sein - und so macht es Spaß.

DFB.de: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Bastian Schweinsteiger beschreiben?

Gündogan: Genau so. Ich empfinde das aber als völlig normal. Er gönnt mir meine guten Leistungen und Erfolge, und umgekehrt ist es auch so. Bastian spielt seit Jahren auf einem wahnsinnig hohen Niveau, im Verein und bei der Nationalmannschaft. Er ist ein Weltklassespieler, und ich habe keine Probleme damit zuzugeben, dass er früher für mich eine Vorbildfunktion hatte. Mich macht es stolz, an der Seite so eines Spielers auf dem Platz stehen zu können und mir im Training gemeinsam mit ihm die Dinge erarbeiten zu können.

DFB.de: Wie wichtig sind Ihnen Fairplay und Fairness im Fußball?

Gündogan: Das steht über allem. Und das gilt ganz umfassend. Für uns Spieler, für die Trainer, für die Fans. Fußball ist ein Wettkampf, es geht um viel. Aber alle Siege sind nichts wert, wenn sie nicht mit fairen Mitteln errungen werden.

DFB.de: Sie engagieren sich als Integrationsbotschafter und unterstützen viele soziale Projekte. In Interviews mit Ihnen ist dies häufig ein Thema. Empfinden Sie das mitunter als Nachteil, weil Sie sehr stark mit dieser Rolle in Verbindung gebracht werden? Und wird Ihnen in Bezug auf Ilkay Gündogan zu wenig über Fußball gesprochen?

Gündogan: Ich empfinde das nicht so. Schon gar nicht nach dem Länderspiel gegen Frankreich. (lacht) Ich sehe es als Chance, dass ich Vorbild für viele Menschen sein kann. Nicht nur, aber insbesondere für türkisch-stämmige Menschen in Deutschland. Ich finde, dass daraus eine Verpflichtung resultiert. Wer in Deutschland lebt, sollte die deutsche Sprache beherrschen, das ist die Voraussetzung für eine gelungene Integration. Für dieses Anliegen setze ich mich sehr gerne ein, deswegen finde ich es positiv, wenn dieses Engagement medial aufgegriffen wird.

DFB.de: Deutschland spielt nun zweimal gegen Kasachstan. Es ist ein Spiel "Groß" gegen "Klein". Die Rolle des "Kleinen" kennen Sie noch aus Ihrer Zeit in Nürnberg. Was müssen die kleinen Teams machen, um gegen die großen über sich hinauszuwachsen?

Gündogan: Ganz wichtig ist, dass man versucht, defensiv möglichst gut organisiert, kompakt und sicher zu stehen. Wenn es gelingt, über lange Zeit kein Gegentor zu kassieren, dann wachsen Zuversicht und Selbstvertrauen. Zugleich kann bei der großen Mannschaft die Verunsicherung größer werden. Bei den wenigen Möglichkeiten muss man dann voll da sein, als "Underdog" sollte man nicht viele Chancen liegen lassen.

DFB.de: Wie gut erinnern Sie sich noch an den 20. Februar 2010 und das Spiel mit Nürnberg gegen Bayern München?

Gündogan: Das weiß ich noch ziemlich gut. Es war ganz zu Beginn meiner Karriere, mehr als zehn Bundesligaspiele hatte ich damals noch nicht. Wir sind 0:1 in Rückstand geraten, es lief also, wie es allgemein erwartet worden war. Nach etwa einer Stunde haben wir dann die Chance bekommen, schnell und direkt nach vorne zu spielen. Und am Ende hatte ich das große Glück, das Tor zu erzielen. Es war mein erstes Bundesligator - und dann auch noch im Derby gegen die Bayern. Es war ein tolles Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Es ist beim 1:1 geblieben, für uns war dieser eine Punkt ein großer Erfolg.

DFB.de: Hat dieses Tor Ihrem Standing innerhalb des Teams geholfen?

Gündogan: Vielleicht nicht gerade dem Standing. Meine Mitspieler haben ja schon im Training und bei anderen Spielen gesehen, dass eine gewisse Qualität vorhanden ist. Aber für mein Selbstbewusstsein waren Tor und Spiel wichtig. Und auch für die Moral im Team. Es war wichtig zu sehen, dass wir an guten Tagen in der Lage sind, mit Mannschaften wie Bayern München mitzuhalten. Im Abstiegskampf hat uns dieses Spiel auf jeden Fall einen Schub gegeben. Und am Ende hat es ja gereicht, wir haben über die Relegation gegen Augsburg die Liga gehalten.

DFB.de: Spiel zwei gegen Kasachstan findet in Nürnberg statt, an Ihrer ehemaligen Wirkungsstätte. Sind Spiele dort für Sie immer noch keine normalen Spiele?

Gündogan: Ja, so ist es. Ich hatte in Nürnberg zweieinhalb tolle und erfolgreiche Jahre. Der Club war meine erste Station als Bundesligaspieler. Ich bin dort zum Profi gereift, der Verein hat mir die Möglichkeit gegeben, neben dem Fußball die Schule zu beenden und mein Abitur zu machen. Ich bin mir bewusst, dass ich dem 1. FC Nürnberg viel zu verdanken habe. Auch zur Stadt und zu den Menschen in Nürnberg habe ich eine gewisse Verbundenheit entwickelt. Deswegen ist es für mich etwas Besonderes, dort zu spielen. Ich freue mich sehr, mal wieder ein "Heimspiel" in Nürnberg zu haben. Aber das ist Zukunft, jetzt konzentrieren wir uns erst einmal auf das Spiel in Astana.