Gündogan: "Es gibt einen klaren Aufwärtstrend"

Marco Reus sprach nach einem Tor, einer Vorlage und einer überragenden Leistung beim 4:2-Heimsieg von Borussia Dortmund gegen den FSV Mainz 05 samt vorheriger Vertragsverlängerung bis 2019 nicht mit der schreibenden Zunft. Dafür aber erklärte sein Nationalmannschaftskollege Ilkay Gündogan im Gespräch mit DFB.de, wie tückisch Abstiegskampf doch sein kann.

DFB.de: Herr Gündogan, wie viele Gänsehäute hatten Sie vor, während und nach dem Spiel gegen Mainz?

Ilkay Gündogan: Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Aber die Stimmung war auf jeden Fall fantastisch. Da sind wir sicherlich verwöhnt.

DFB.de: Eben. Vor gerade einmal zehn Tagen war sie bedenklich schlecht. Erstmals seit Jahren hatten die BVB-Fans nach dem 0:1 gegen Augsburg ihrem Frust mit einem gellenden Pfeifkonzert Luft gemacht. Die Stimmung drohte komplett zu kippen. Dann gewinnen Sie in Freiburg, dann verlängert Marco Reus seinen Vertrag – und die Menschen haben wieder Hoffnung. Ist das ein Zeichen, wie dankbar sie für ein bisschen Glück sind?

Gündogan: Der Sieg in Freiburg hat sicher auch ein Stück dazu beigetragen. Aber klar, die Vertragsverlängerung von Marco Reus hat natürlich enorm was freigesetzt. Ich war zwar unter der Woche krank, konnte nicht mit der Mannschaft trainieren und war dementsprechend auch nicht in der Kabine, als Marco dort am Dienstag empfangen wurde. Aber ich habe gehört, dass schon die Trainingseinheiten richtig gut gewesen sein sollen. Es ist uns gelungen, das gute Gefühl aus Freiburg mitzunehmen und auch gegen Mainz einzubauen.

DFB.de: Obwohl Sie – nicht zum ersten Mal in dieser Saison – nach nicht einmal einer Minute 0:1 hinten lagen...

Gündogan: Richtig, obwohl wir wieder sehr, sehr früh in Rückstand geraten sind – was die Sache ehrlich gesagt nicht unbedingt einfacher macht. Trotzdem hatten wir schon in der ersten Hälfte gute Ansätze. Und aus der Halbzeitpause sind wir dann richtig klasse rausgekommen und haben zwei schnelle Tore gemacht. Das war für uns der Dosenöffner – auch wenn wir zwischenzeitlich noch das 2:2 bekommen haben. Unterm Strich sind wir uns sicher alle einig, dass das ein verdienter Sieg war.

DFB.de: Was ist denn nach der eher durchwachsenen ersten Hälfte in der Halbzeit passiert?

Gündogan: Ehrlich gesagt nicht viel. Wir und vor allem der Trainer haben uns alle gegenseitig gesagt, dass wir die Nerven behalten müssen, dass wir weiter ruhig agieren müssen und so noch zu unseren Chancen kommen werden. Ich glaube, der Trainer hatte schon so ein Bauchgefühl. Er meinte, dass wir drei machen würden, jetzt ist es noch ein Treffer mehr geworden – auch gut. Wir haben die Tore schön herausgespielt und hatten noch weitere Chancen. Das hatte uns in den vergangenen Wochen gefehlt. Wir haben es viel zu selten bis gar nicht geschafft, nach Rückschlägen zurückzukommen. Das war gegen Mainz anders.

DFB.de: Mussten Sie im unbekannten Milieu womöglich auch erst realisieren, dass Abstiegskampf nicht nur Kampf sein muss?

Gündogan: Wir mussten erst verstehen, dass wir zunächst wieder über die einfachen Dinge zurück zu unserem Spiel finden müssen. Natürlich haben wir auf Grund der Erfolge der vergangenen Jahre, der Spieler, die wir in unserem Kader haben, und der Erwartung von außen auch an uns selbst Maßstäbe gesetzt, denen wir, gerade wenn wir unten stehen, nicht immer gerecht werden können. Das hat dazu geführt, dass wir uns schneller haben runterziehen lassen, wenn etwas mal nicht geklappt hat. Aber in der Situation, in der wir aktuell stecken, müssen wir uns im Gegenteil an allem orientieren, was uns Aufschub gibt. Langsam gelingt uns das besser. Dass wir in den letzten zwei Spielen sieben Tore gemacht haben, ist jetzt auch nicht so schlecht.

DFB.de: Sie haben erstmals seit Anfang September zwei aufeinanderfolgende Bundesligaspiele gewonnen. Die Fans haben gesungen: "Der BVB ist wieder da." Würden Sie auch schon wieder so weit gehen?

Gündogan: Zumindest gibt es einen klaren Aufwärtstrend in den vergangenen zwei Spielen; vielleicht sogar schon seit Beginn der Rückrunde. Mit sieben Punkten aus den ersten vier Spielen können wir leben – definitiv! Nichtsdestotrotz wissen wir, dass die Aufgaben nicht leichter werden und dass wir noch einiges vor der Brust haben, bis wir uns wirklich von da unten befreit haben. Unser oberstes Ziel ist es nach wie vor, so schnell wie möglich da unten weg zu kommen.

DFB.de: Herr Gündogan, haben Sie denn überhaupt grundsätzlich das Gefühl, mitten im Abstiegskampf zu stecken? Oder ist es vielleicht auch unsinnig, am 21. Spieltag in solchen Kategorien zu denken?

Gündogan: Das ist ja das Schwierige. Jeder Außenstehende, mit dem ich rede, sagt: "Ihr kommt da raus. Doch, ihr kommt da raus." Das haben wir ehrlich gesagt irgendwann selbst angefangen zu glauben – haben aber nicht genug dafür getan, um wirklich rauszukommen. Jetzt verstehen wir besser, was es heißt, da unten drin zu stehen und was es für alle bedeutet. Deshalb bin ich froh, dass wir jetzt erst einmal aufatmen können.

aufgezeichnet von DFB.de

[nh]

Marco Reus sprach nach einem Tor, einer Vorlage und einer überragenden Leistung beim 4:2-Heimsieg von Borussia Dortmund gegen den FSV Mainz 05 samt vorheriger Vertragsverlängerung bis 2019 nicht mit der schreibenden Zunft. Dafür aber erklärte sein Nationalmannschaftskollege Ilkay Gündogan im Gespräch mit DFB.de, wie tückisch Abstiegskampf doch sein kann.

DFB.de: Herr Gündogan, wie viele Gänsehäute hatten Sie vor, während und nach dem Spiel gegen Mainz?

Ilkay Gündogan: Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Aber die Stimmung war auf jeden Fall fantastisch. Da sind wir sicherlich verwöhnt.

DFB.de: Eben. Vor gerade einmal zehn Tagen war sie bedenklich schlecht. Erstmals seit Jahren hatten die BVB-Fans nach dem 0:1 gegen Augsburg ihrem Frust mit einem gellenden Pfeifkonzert Luft gemacht. Die Stimmung drohte komplett zu kippen. Dann gewinnen Sie in Freiburg, dann verlängert Marco Reus seinen Vertrag – und die Menschen haben wieder Hoffnung. Ist das ein Zeichen, wie dankbar sie für ein bisschen Glück sind?

Gündogan: Der Sieg in Freiburg hat sicher auch ein Stück dazu beigetragen. Aber klar, die Vertragsverlängerung von Marco Reus hat natürlich enorm was freigesetzt. Ich war zwar unter der Woche krank, konnte nicht mit der Mannschaft trainieren und war dementsprechend auch nicht in der Kabine, als Marco dort am Dienstag empfangen wurde. Aber ich habe gehört, dass schon die Trainingseinheiten richtig gut gewesen sein sollen. Es ist uns gelungen, das gute Gefühl aus Freiburg mitzunehmen und auch gegen Mainz einzubauen.

DFB.de: Obwohl Sie – nicht zum ersten Mal in dieser Saison – nach nicht einmal einer Minute 0:1 hinten lagen...

Gündogan: Richtig, obwohl wir wieder sehr, sehr früh in Rückstand geraten sind – was die Sache ehrlich gesagt nicht unbedingt einfacher macht. Trotzdem hatten wir schon in der ersten Hälfte gute Ansätze. Und aus der Halbzeitpause sind wir dann richtig klasse rausgekommen und haben zwei schnelle Tore gemacht. Das war für uns der Dosenöffner – auch wenn wir zwischenzeitlich noch das 2:2 bekommen haben. Unterm Strich sind wir uns sicher alle einig, dass das ein verdienter Sieg war.

DFB.de: Was ist denn nach der eher durchwachsenen ersten Hälfte in der Halbzeit passiert?

Gündogan: Ehrlich gesagt nicht viel. Wir und vor allem der Trainer haben uns alle gegenseitig gesagt, dass wir die Nerven behalten müssen, dass wir weiter ruhig agieren müssen und so noch zu unseren Chancen kommen werden. Ich glaube, der Trainer hatte schon so ein Bauchgefühl. Er meinte, dass wir drei machen würden, jetzt ist es noch ein Treffer mehr geworden – auch gut. Wir haben die Tore schön herausgespielt und hatten noch weitere Chancen. Das hatte uns in den vergangenen Wochen gefehlt. Wir haben es viel zu selten bis gar nicht geschafft, nach Rückschlägen zurückzukommen. Das war gegen Mainz anders.

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DFB.de: Mussten Sie im unbekannten Milieu womöglich auch erst realisieren, dass Abstiegskampf nicht nur Kampf sein muss?

Gündogan: Wir mussten erst verstehen, dass wir zunächst wieder über die einfachen Dinge zurück zu unserem Spiel finden müssen. Natürlich haben wir auf Grund der Erfolge der vergangenen Jahre, der Spieler, die wir in unserem Kader haben, und der Erwartung von außen auch an uns selbst Maßstäbe gesetzt, denen wir, gerade wenn wir unten stehen, nicht immer gerecht werden können. Das hat dazu geführt, dass wir uns schneller haben runterziehen lassen, wenn etwas mal nicht geklappt hat. Aber in der Situation, in der wir aktuell stecken, müssen wir uns im Gegenteil an allem orientieren, was uns Aufschub gibt. Langsam gelingt uns das besser. Dass wir in den letzten zwei Spielen sieben Tore gemacht haben, ist jetzt auch nicht so schlecht.

DFB.de: Sie haben erstmals seit Anfang September zwei aufeinanderfolgende Bundesligaspiele gewonnen. Die Fans haben gesungen: "Der BVB ist wieder da." Würden Sie auch schon wieder so weit gehen?

Gündogan: Zumindest gibt es einen klaren Aufwärtstrend in den vergangenen zwei Spielen; vielleicht sogar schon seit Beginn der Rückrunde. Mit sieben Punkten aus den ersten vier Spielen können wir leben – definitiv! Nichtsdestotrotz wissen wir, dass die Aufgaben nicht leichter werden und dass wir noch einiges vor der Brust haben, bis wir uns wirklich von da unten befreit haben. Unser oberstes Ziel ist es nach wie vor, so schnell wie möglich da unten weg zu kommen.

DFB.de: Herr Gündogan, haben Sie denn überhaupt grundsätzlich das Gefühl, mitten im Abstiegskampf zu stecken? Oder ist es vielleicht auch unsinnig, am 21. Spieltag in solchen Kategorien zu denken?

Gündogan: Das ist ja das Schwierige. Jeder Außenstehende, mit dem ich rede, sagt: "Ihr kommt da raus. Doch, ihr kommt da raus." Das haben wir ehrlich gesagt irgendwann selbst angefangen zu glauben – haben aber nicht genug dafür getan, um wirklich rauszukommen. Jetzt verstehen wir besser, was es heißt, da unten drin zu stehen und was es für alle bedeutet. Deshalb bin ich froh, dass wir jetzt erst einmal aufatmen können.

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