Gündogan: "Die Bedingungen sind optimal"

Erst die Meisterschaft, dann der Pokal. Für die Spieler von Borussia Dortmund reihte sich in den vergangenen Wochen Triumph an Triumph. Nach dem Pokalsieg begann ein Partymarathon, erst wurde in Berlin gefeiert, dann in Dortmund. Ilkay Gündogan war mittendrin.

Gemeinsam mit Mats Hummels, Mario Götze, Sven Bender und Marcel Schmelzer kam er gestern Nachmittag auf Sardinien an. Müde, aber glücklich. Mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke hat Gündogan über das Double, seine Startschwierigkeiten beim BVB und seine Rolle als Vorbild gesprochen.

team.dfb.de: Herr Gündogan, herzlichen Glückwunsch zum Double! Wie anstrengend waren die Feierlichkeiten nach dem Pokalsieg?

Ilkay Gündogan: Das Spiel an sich war schon anstrengend, und das Feiern danach genauso. Wir haben etwas erreicht, was noch keine Mannschaft in der BVB-Historie geschafft hat. Darauf können wir alle sehr stolz sein. Die Familien, der gesamte Verein. Es ist ja nicht nur die Mannschaft, die für den Erfolg verantwortlich ist. Dementsprechend haben wir alle gemeinsam erst nach dem Pokalfinale in Berlin und am Tag darauf noch einmal in Dortmund gefeiert. Was da los war, war extrem. Ich weiß gar nicht, wie viele Menschen dort waren, vielleicht eine Millionen. Es war einfach sensationell.

team.dfb.de: Sie sind gestern auf Sardinien angekommen. Wie müde sind Sie noch? Wie groß ist Ihr Schlafdefizit?

Gündogan: Gar nicht so groß. In der Nacht nach dem Pokalfinale habe ich sehr wenig und auch sehr schlecht geschlafen, aber am Sonntagabend war ich noch vor Mitternacht zu Hause und konnte mich halbwegs ausschlafen. Bei 100 Prozent bin ich bestimmt noch nicht. Doch das wird sich mit Sicherheit in den kommenden ein, zwei Tagen regulieren.

team.dfb.de: Inwieweit haben Sie die Nachrichten aus Sardinien mit Sorge verfolgt. Regenerationstrainingslager steht auf dem Etikett, der Inhalt ist viel anstrengender, als dieser Titel vermuten lässt.

Gündogan: Sven (Bender) hat ja ständig Kontakt zu seinem Bruder Lars, von ihm habe ich gehört, was hier angesagt ist. Ich habe jetzt die erste individuelle Einheit mitgemacht. Sonderlich anstrengend war es für mich heute nicht. Ich bin sehr gespannt, was noch so kommt.



[bild2]

Erst die Meisterschaft, dann der Pokal. Für die Spieler von Borussia Dortmund reihte sich in den vergangenen Wochen Triumph an Triumph. Nach dem Pokalsieg begann ein Partymarathon, erst wurde in Berlin gefeiert, dann in Dortmund. Ilkay Gündogan war mittendrin.

Gemeinsam mit Mats Hummels, Mario Götze, Sven Bender und Marcel Schmelzer kam er gestern Nachmittag auf Sardinien an. Müde, aber glücklich. Mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke hat Gündogan über das Double, seine Startschwierigkeiten beim BVB und seine Rolle als Vorbild gesprochen.

team.dfb.de: Herr Gündogan, herzlichen Glückwunsch zum Double! Wie anstrengend waren die Feierlichkeiten nach dem Pokalsieg?

Ilkay Gündogan: Das Spiel an sich war schon anstrengend, und das Feiern danach genauso. Wir haben etwas erreicht, was noch keine Mannschaft in der BVB-Historie geschafft hat. Darauf können wir alle sehr stolz sein. Die Familien, der gesamte Verein. Es ist ja nicht nur die Mannschaft, die für den Erfolg verantwortlich ist. Dementsprechend haben wir alle gemeinsam erst nach dem Pokalfinale in Berlin und am Tag darauf noch einmal in Dortmund gefeiert. Was da los war, war extrem. Ich weiß gar nicht, wie viele Menschen dort waren, vielleicht eine Millionen. Es war einfach sensationell.

team.dfb.de: Sie sind gestern auf Sardinien angekommen. Wie müde sind Sie noch? Wie groß ist Ihr Schlafdefizit?

Gündogan: Gar nicht so groß. In der Nacht nach dem Pokalfinale habe ich sehr wenig und auch sehr schlecht geschlafen, aber am Sonntagabend war ich noch vor Mitternacht zu Hause und konnte mich halbwegs ausschlafen. Bei 100 Prozent bin ich bestimmt noch nicht. Doch das wird sich mit Sicherheit in den kommenden ein, zwei Tagen regulieren.

team.dfb.de: Inwieweit haben Sie die Nachrichten aus Sardinien mit Sorge verfolgt. Regenerationstrainingslager steht auf dem Etikett, der Inhalt ist viel anstrengender, als dieser Titel vermuten lässt.

Gündogan: Sven (Bender) hat ja ständig Kontakt zu seinem Bruder Lars, von ihm habe ich gehört, was hier angesagt ist. Ich habe jetzt die erste individuelle Einheit mitgemacht. Sonderlich anstrengend war es für mich heute nicht. Ich bin sehr gespannt, was noch so kommt.

team.dfb.de: Haben Sie dem Bundestrainer schon gesagt, dass es am Besten ist, wenn Ilkay Gündogan in der Vorbereitung möglichst wenig macht?

Gündogan: Wieso das?

team.dfb.de: Beim Wintertrainingslager des BVB haben Sie sich verletzt und konnten nicht mit der Mannschaft trainieren. Dass Ihnen das nicht geschadet hat, zeigen Ihre Leistungen in der Rückrunde.

Gündogan: Achso. (lacht) Auf keinen Fall. Die Verletzung war sehr unglücklich und hat mich damals ein wenig zurückgeworfen. Außerdem heißt das ja nicht, dass ich im Trainingslager nicht gearbeitet hätte. Im Gegenteil: Wenn man verletzt ist, muss man immer ein bisschen mehr machen. Die Vorbereitung mit dem BVB in der Winterpause war für mich mindestens genauso anstrengend, wie für jeden anderen auch.

team.dfb.de: Ihre Rückrunde in Dortmund war erheblich besser als die Hinrunde. Empfinden Sie dies als normal, weil Sie sich in Dortmund erst eingewöhnen mussten?

Gündogan: Ob das normal ist, weiß ich nicht. Es ist bei jedem Spieler anders, es gibt auch Typen, die nicht die geringste Eingewöhnungszeit benötigen. Ich bin so gestrickt, dass ich mitunter einige Zeit brauche, um voll da zu sein. Beim meinem Wechsel zum BVB kommt hinzu, dass ich nicht zu irgendeinem Verein gekommen bin, sondern zum Deutschen Meister. Da ist man anfangs ein wenig eingeschüchtert. Und deswegen hat es ein wenig länger gedauert, bis ich meine Position gefunden hatte und die Leistungen gezeigt habe, die ich selber von mir erwarte.

team.dfb.de: Sie haben in Nürnberg neben dem Fußball Ihr Abitur gemacht. Diese Doppelbelastung haben Sie jetzt nicht mehr. Was fangen Sie mit der gewonnenen Freizeit an?

Gündogan: Die gewonnene Freizeit wurde dadurch geopfert, dass ich in dieser Saison viel mehr Spiele hatte. In der Champions League waren wir international unterwegs, und im DFB-Pokal haben wir auch die maximale Anzahl an Spielen absolviert. Ich hatte also nicht das Gefühl, dass ich mehr Freizeit hatte, wir waren ja ständig auf Reise.

team.dfb.de: Sie haben immer gesagt, dass Sie die Schule nicht als Belastung empfunden haben. Im Gegenteil: Sie fanden die Abwechslung gut und auch positiv, dass sie durch ihr Umfeld in der Schule immer am Boden geblieben sind.

Gündogan: Die Schule war schon eine Belastung, das Abitur macht man ja nicht nebenbei. Aber sie war für mich ein Ausgleich zum Fußball. In der Schule war ich nicht der Profi Gündogan, sondern ein normaler Schüler. Auch meine Klassenkameraden haben in mir nicht den Bundesliga-Spieler, sondern den Mitschüler gesehen. Das fand ich immer sehr angenehm.

team.dfb.de: Sie sind nicht mehr in der Schule. Wer hält Sie jetzt am Boden?

Gündogan: Für mich ist es sehr gut, dass ich bei der Borussia meine Familie um mich habe. Sie kommt aus der Nähe von Dortmund. (lacht) Sie wohnen nur 20 Minuten entfernt. Sie sind immer für mich da, ich habe außerdem oft meine Freunde aus der Grundschulzeit um mich. Wenn ich mit ihnen zusammen bin, spielt der Fußball nicht die Hauptrolle. Wir gehen ins Kino, treffen uns, quatschen, oder spielen bei mir zu Hause Billard. Normale Hobbys, die Menschen in meinem Alter so machen. Das hilft mir, den Kopf frei zu bekommen.

team.dfb.de: Julian Draxler macht sein Fachabitur, er hat hier seine Mathe-Bücher dabei. Sie hatten Mathe-Leistungskurs. Hat er Sie schon um Nachhilfe gebeten?

Gündogan: Ich habe das auch gelesen. Wenn er Hilfe braucht…ich biete sie ihm gerne an. Obwohl ich nicht weiß, ob ich noch tief genug in den Themen bin, um ihm wirklich eine Hilfe sein zu können. Aber natürlich würde ich mir die Zeit nehmen, wenn er mich darum bittet. Ich finde es sehr gut, dass er das durchzieht. Ich würde auch anderen Fußballern, die auf dem Sprung zum Profi sind, empfehlen, das Abitur durchzuziehen.

team.dfb.de: Sie haben mal geäußert, dass Sie das Abitur auch gemacht haben, weil das etwas ist, das Ihnen die Anerkennung der Menschen bringt. Die Anerkennung für Ihre Leistungen auf dem Platz genügt Ihnen nicht?

Gündogan: Das sind zwei unterschiedliche Sachen. Die Anerkennung für das Abitur hat eine ganz andere Qualität. Es gibt viele Menschen, die mir Respekt dafür zollen, dass ich das durchgezogen habe. Das sagt ja auch etwas darüber aus, wie ich als Person bin. Und ein wenig Bildung kann nie schaden.

team.dfb.de: Was wäre Ihr Plan B gewesen, wenn es mit dem Fußball nicht geklappt hätte?

Gündogan: Ich hätte studiert. Möglicherweise Jura. Früher habe ich mir immer gewünscht, Rechtsanwalt zu werden. Das war eine Art Kindheitstraum von mir. Es kann aber auch sein, dass ich irgendetwas mit Sport studiert hätte. Aber natürlich bin ich sehr glücklich, dass ich das, was mir am meisten Spaß macht, zu meinem Beruf gemacht habe. Dieses Privileg genieße ich sehr.

team.dfb.de: Als selbstverständlich sehen Sie das nicht an?

Gündogan: Nein. Mir ist sehr bewusst, dass ich viel Glück habe. Ich versuche deswegen auch, möglichst viel zurück zu geben, insbesondere an Kinder und Jugendliche. Mittlerweile arbeite ich auch mit der Bundesliga-Stiftung zusammen und bin Integrationshelfer. Ich habe mir selbst als Aufgabe gesetzt, benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine Hilfe und Stütze zu sein, ihnen Ratschläge zu geben und sie an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Ich stehe in der Öffentlichkeit, ich bin für einige Vorbild und habe deswegen eine nicht geringe Verantwortung.

team.dfb.de: Empfinden Sie dies als Last oder als Auszeichnung?

Gündogan: Von beidem ein wenig. Ich empfinde es vor allem so, dass mir durch meine Position Chancen gegeben werden, die andere nicht haben. Ich kann Gutes tun und anderen helfen, dafür bin ich dankbar.

team.dfb.de: Sie sind seit gestern auf Sardinien, wie sind Ihre ersten Eindrücke?

[bild1]

Gündogan: Super. Das Hotel ist phantastisch, das Wetter ist grandios. Bis zum Strand habe ich es noch nicht geschafft, aber das hole ich bald nach. Die Bedingungen hier sind optimal. Alle, die hier sind, arbeiten viel, haben aber auch viel Spaß. Man sieht das an den lachenden Gesichtern, es hat niemand schlechte Laune. Wir können hier richtig gut arbeiten, darauf freue ich mich. Und natürlich freue ich mich auch darauf, mit meinen Mitspielern auch mal andere Sachen zu machen, als Fußball zu spielen.

team.dfb.de: Sie haben einen Billard-Tisch zu Hause, auch hier steht ein Billard-Tisch. Schon jemanden gefunden, der Ihnen ebenbürtig ist?

Gündogan: Ich habe hier noch kein Billard gespielt. Aber, wenn sich jemand traut, ich wäre bereit.

team.dfb.de: Andre Schürrle hat Marco Reus keine Chance gelassen.

Gündogan: Echt?! Dann soll er nur kommen. Wir haben bestimmt in den kommenden Tagen die Gelegenheit, das mal auszutragen. Wir sind ja noch ein wenig zusammen.

team.dfb.de: Sie haben gesagt, dass Ihre Welt nicht untergehen würde, wenn Sie es nicht in den endgültigen Kader schaffen würden. Warum so defensiv?

Gündogan: Ich wünsche mir, vom ganzen Herzen, dass ich beim Turnier dabei bin. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass meine Entwicklung noch nicht am Ende ist. Ich habe mein Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft. Und meine Entwicklung würde weitergehen, auch wenn ich das Turnier verpassen wollte. Ich wäre stark genug, diese Enttäuschung zu verkraften. Aber ich werde alles dafür tun, dass es dazu nicht kommt.

Das meinen DFB.de-User:

"Ein sehr intelligenter Mensch, dieser Ilkay Gündogan. Mich erfreut immer wieder, da ich Erinnerungen an die Nationalelf bis zurück nach 1974 habe, dass viele der heutigen Fußballspieler offensichtlich auch einen hohen Anspruch an ihr Köpfchen haben. Sehr wohltuend." (Gabriela Rauschenbach, Ofi-Nellingen)