Guardiolas Vorbilder: Ausländische Meistertrainer

Pep Guardiola beim FC Bayern - der Rekordmeister hat erneut für den spektakulärsten Transfer der Saison gesorgt. Diesmal ist es jedoch kein Spieler aus Spanien wie zuvor mit Javier Martinez oder Arjen Robben, sondern ein Trainer.

Der Auftrag bleibt der gleiche: Meister werden. Einem Spanier ist das noch nie gelungen, kein Wunder: Es gab auch noch keinen iberischen Fußball-Lehrer in der Bundesliga. Aber es gab ausländische Meistertrainer, immerhin sechs in 50 Jahren. Der Autor und Historiker Udo Muras erinnert für DFB.de an die Männer, denen Guardiola nacheifern will und muss.

Max Merkel: Der Österreicher war der erste Meistertrainer der Bundesliga. 1966 holte 1860 München unter seiner Ägide die Schale. Merkel behielt vorläufig recht mit seiner bissigen Bemerkung: "Es gibt Titel, da kommst du ins Buch der Rekorde. Wie der mit den Sechzigern. 100 Jahre vorher war da nix, 100 Jahre danach wird wohl nix sein."

Er selbst ging nach einem Spieleraufstand gegen seine Methoden schon ein halbes Jahr später nach Nürnberg, wo er 1968 das Kunststück wiederholte. Damit war er auch der erste Bundesligatrainer mit zwei Meisterschaften. Aber auch hier blieb er nicht lange, im Frühjahr 1969 wurde er entlassen. Die Nürnberger haben seitdem keine Meisterschaft mehr gewonnen, was Merkels Leistung, die durch den Abstieg 1969 lange überschattet wurde, im Nachhinein aufwertet.

Branko Zebec: Wie Merkel gewann der Jugoslawe zwei Meisterschaften mit zwei verschiedenen Klubs - aber dazwischen lagen zehn Jahre. 1968/1969 führte er die aufstrebenden Bayern zur ersten Bundesliga-Meisterschaft und zum Double. Er war nach dem Kumpeltypen Tschik Cajkovski eine Umstellung für die Bayern. Nun bekamen sie einen harten Hund. "Unter ihm hatten wir zum ersten Mal ein geordnetes Training", sagte Franz Beckenbauer über ihn. "Er hat uns den nötigen Ernst beigebracht und uns gelehrt, wie es im Profifußball zugeht."

Zebec verdiente damals nur 6000 Mark und lag im Dauerclinch mit Manager Robert Schwan. Der wollte zuweilen in die Aufstellung reinreden, im März 1970 trennte man sich. Nach den Stationen Stuttgart und Braunschweig ging der Jugoslawe 1978 zum HSV und wurde wie bei Bayern auf Anhieb Meister. Entlassen wurde er Ende 1980 nicht aus sportlichen Gründen, sondern wegen seines Alkoholproblems.

Ernst Happel: Der Wiener gilt als der vielleicht beste Trainer überhaupt in 50 Jahren Bundesliga. In Hamburg trauern sie heute noch den goldenen Jahren hinterher, als der HSV fast regelmäßig um die Schale mitspielte – und sie zweimal auch gewann (1982 und 1983). Als Vorgänger Branko Zebec gehen musste, sagte Manager Günter Netzer zum damaligen HSV-Profi Franz Beckenbauer: "Du Franz, ich glaub wir kriegen noch einen Besseren."

Der Grantler aus Wien erfüllte die Erwartungen, führte den HSV auch in zwei Europacupendspiele, eines gewann er - und damit den Landesmeister-Pokal 1983, mit 1:0 in Athen gegen Juventus Turin. 1987 ging der Kettenraucher bereits als kranker Mann (eine Magen-OP war notwendig geworden), zum Abschied gewann der HSV den DFB-Pokal. Bis dato ist es der letzte Titel der Hanseaten. Seine Spieler verehrten ihn, beispielsweise Jimmy Hartwig besucht noch heute zuweilen sein Grab in Wien.

Pal Csernai: Der Ungar konnte perfekt Deutsch und hatte bei den Stuttgarter Kickers gespielt. Unter Gyula Lorant war er Co-Trainer bei Bayern, dessen Ablösung Ende 1978 war seine Chance. Unter ihm blühten die Weltstars Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge auf. Rummenigge hält ihn noch immer für "meinen besten Trainer". Nach sechs Jahren Ebbe holte Bayern unter Csernai 1980 wieder die Schale an die Säbener Straße, 1981 wurde sie verteidigt. Das "Pal-System", dem die Raumdeckung zu Grunde lag, gab der Konkurrenz Rätsel auf.

Csernais Kredit war aber bald verbraucht. 1982 kam noch der DFB-Pokalsieg hinzu, aber als der FC Bayern in der Saison 1982/1983 leer ausging und sich Sponsoren an der Unnahbarkeit des Ungarn störten, sagte der Klub "Servus". In Dortmund, Frankfurt oder Berlin hatte Csernai später nicht annähernd so viel Erfolg.

Giovanni Trapattoni: Der erste italienische Trainer der Bundesliga nahm zwei Anläufe, um ans Ziel zu kommen. 1994/1995 löste er seinen Vertrag bei den Bayern auf, Heimweh, Sprachprobleme und die Enttäuschung über einen sechsten Platz waren Gründe. Aber der "Mister" hatte die Herzen der jungen Spieler gewonnen, und als das Experiment mit Otto Rehhagel scheiterte, holten sie den Italiener einfach wieder zurück.

Und sein zweites Jahr war trotz interner Turbulenzen von Erfolg gekrönt. Bayern spielte oft nicht schön, aber schön erfolgreich. Der Italiener legte den Schwerpunkt auf die Defensive, wechselte mit Vorliebe Stürmer aus, trieb damit Jürgen Klinsmann zu einem legendären Tonnen-Tritt und bekam am Ende Recht - und die Meisterschale. Im dritten Bayern-Jahr kam ihm Aufsteiger Kaiserslautern in die Quere. Unsterblich machte sich Trapattoni durch seine Wutrede vom 10. März 1998, nach der er beschloss, die Bayern zu verlassen. Er vermisste den Respekt, den italienische Trainer gewohnt sind. Immerhin ging er als DFB-Pokalsieger.

Louis van Gaal: Der Niederländer ist der bis dato letzte ausländische Meistertrainer. Auch ihm gelang das Kunststück bei den Bayern gleich im ersten Jahr. Trotz durchwachsenen Starts gewannen die Münchner 2009/2010 das Double, zum Triple fehlte nur ein Sieg im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand. Und so tanzte der Holländer ausgelassen in Lederhosen auf dem Rathausbalkon am Marienplatz. Der Fußball lernte einen neuen Begriff kennen, van Gaal wurde nach eigenen Worten zum "Feierbiest".

Im zweiten Jahr gab es nichts mehr zu feiern, nun sahen die Verantwortlichen in ihm nur noch das Biest. Sein Konfrontationskurs und seine zur Schau gestellte, selbst so bezeichnete Arroganz führten zum offenen Bruch. Nicht mehr zu kitten war er nach dem Torwartwechsel in der Winterpause 2010/2011, als van Gaal den jungen Thomas Kraft als Nummer eins installierte. Eine Provokation gegen den Vorstand, der den Transfer von Nationaltorwart Manuel Neuer plante. Bayern und van Gaal trennten sich im April 2011.

Pep Guardiolas Start steht übrigens - statistisch gesehen - nicht unter guten Vorzeichen. Noch nie wurde ein aktueller Champions-League-Gewinner aus Deutschland im nächsten Jahr Deutscher Meister. Sechsmal ging es bisher schief. Der Spanier wäre der erste Trainer, der das schaffen würde. Auch ein Ziel.

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Pep Guardiola beim FC Bayern - der Rekordmeister hat erneut für den spektakulärsten Transfer der Saison gesorgt. Diesmal ist es jedoch kein Spieler aus Spanien wie zuvor mit Javier Martinez oder Arjen Robben, sondern ein Trainer.

Der Auftrag bleibt der gleiche: Meister werden. Einem Spanier ist das noch nie gelungen, kein Wunder: Es gab auch noch keinen iberischen Fußball-Lehrer in der Bundesliga. Aber es gab ausländische Meistertrainer, immerhin sechs in 50 Jahren. Der Autor und Historiker Udo Muras erinnert für DFB.de an die Männer, denen Guardiola nacheifern will und muss.

Max Merkel: Der Österreicher war der erste Meistertrainer der Bundesliga. 1966 holte 1860 München unter seiner Ägide die Schale. Merkel behielt vorläufig recht mit seiner bissigen Bemerkung: "Es gibt Titel, da kommst du ins Buch der Rekorde. Wie der mit den Sechzigern. 100 Jahre vorher war da nix, 100 Jahre danach wird wohl nix sein."

Er selbst ging nach einem Spieleraufstand gegen seine Methoden schon ein halbes Jahr später nach Nürnberg, wo er 1968 das Kunststück wiederholte. Damit war er auch der erste Bundesligatrainer mit zwei Meisterschaften. Aber auch hier blieb er nicht lange, im Frühjahr 1969 wurde er entlassen. Die Nürnberger haben seitdem keine Meisterschaft mehr gewonnen, was Merkels Leistung, die durch den Abstieg 1969 lange überschattet wurde, im Nachhinein aufwertet.

Branko Zebec: Wie Merkel gewann der Jugoslawe zwei Meisterschaften mit zwei verschiedenen Klubs - aber dazwischen lagen zehn Jahre. 1968/1969 führte er die aufstrebenden Bayern zur ersten Bundesliga-Meisterschaft und zum Double. Er war nach dem Kumpeltypen Tschik Cajkovski eine Umstellung für die Bayern. Nun bekamen sie einen harten Hund. "Unter ihm hatten wir zum ersten Mal ein geordnetes Training", sagte Franz Beckenbauer über ihn. "Er hat uns den nötigen Ernst beigebracht und uns gelehrt, wie es im Profifußball zugeht."

Zebec verdiente damals nur 6000 Mark und lag im Dauerclinch mit Manager Robert Schwan. Der wollte zuweilen in die Aufstellung reinreden, im März 1970 trennte man sich. Nach den Stationen Stuttgart und Braunschweig ging der Jugoslawe 1978 zum HSV und wurde wie bei Bayern auf Anhieb Meister. Entlassen wurde er Ende 1980 nicht aus sportlichen Gründen, sondern wegen seines Alkoholproblems.

Ernst Happel: Der Wiener gilt als der vielleicht beste Trainer überhaupt in 50 Jahren Bundesliga. In Hamburg trauern sie heute noch den goldenen Jahren hinterher, als der HSV fast regelmäßig um die Schale mitspielte – und sie zweimal auch gewann (1982 und 1983). Als Vorgänger Branko Zebec gehen musste, sagte Manager Günter Netzer zum damaligen HSV-Profi Franz Beckenbauer: "Du Franz, ich glaub wir kriegen noch einen Besseren."

Der Grantler aus Wien erfüllte die Erwartungen, führte den HSV auch in zwei Europacupendspiele, eines gewann er - und damit den Landesmeister-Pokal 1983, mit 1:0 in Athen gegen Juventus Turin. 1987 ging der Kettenraucher bereits als kranker Mann (eine Magen-OP war notwendig geworden), zum Abschied gewann der HSV den DFB-Pokal. Bis dato ist es der letzte Titel der Hanseaten. Seine Spieler verehrten ihn, beispielsweise Jimmy Hartwig besucht noch heute zuweilen sein Grab in Wien.

Pal Csernai: Der Ungar konnte perfekt Deutsch und hatte bei den Stuttgarter Kickers gespielt. Unter Gyula Lorant war er Co-Trainer bei Bayern, dessen Ablösung Ende 1978 war seine Chance. Unter ihm blühten die Weltstars Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge auf. Rummenigge hält ihn noch immer für "meinen besten Trainer". Nach sechs Jahren Ebbe holte Bayern unter Csernai 1980 wieder die Schale an die Säbener Straße, 1981 wurde sie verteidigt. Das "Pal-System", dem die Raumdeckung zu Grunde lag, gab der Konkurrenz Rätsel auf.

Csernais Kredit war aber bald verbraucht. 1982 kam noch der DFB-Pokalsieg hinzu, aber als der FC Bayern in der Saison 1982/1983 leer ausging und sich Sponsoren an der Unnahbarkeit des Ungarn störten, sagte der Klub "Servus". In Dortmund, Frankfurt oder Berlin hatte Csernai später nicht annähernd so viel Erfolg.

Giovanni Trapattoni: Der erste italienische Trainer der Bundesliga nahm zwei Anläufe, um ans Ziel zu kommen. 1994/1995 löste er seinen Vertrag bei den Bayern auf, Heimweh, Sprachprobleme und die Enttäuschung über einen sechsten Platz waren Gründe. Aber der "Mister" hatte die Herzen der jungen Spieler gewonnen, und als das Experiment mit Otto Rehhagel scheiterte, holten sie den Italiener einfach wieder zurück.

Und sein zweites Jahr war trotz interner Turbulenzen von Erfolg gekrönt. Bayern spielte oft nicht schön, aber schön erfolgreich. Der Italiener legte den Schwerpunkt auf die Defensive, wechselte mit Vorliebe Stürmer aus, trieb damit Jürgen Klinsmann zu einem legendären Tonnen-Tritt und bekam am Ende Recht - und die Meisterschale. Im dritten Bayern-Jahr kam ihm Aufsteiger Kaiserslautern in die Quere. Unsterblich machte sich Trapattoni durch seine Wutrede vom 10. März 1998, nach der er beschloss, die Bayern zu verlassen. Er vermisste den Respekt, den italienische Trainer gewohnt sind. Immerhin ging er als DFB-Pokalsieger.

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Louis van Gaal: Der Niederländer ist der bis dato letzte ausländische Meistertrainer. Auch ihm gelang das Kunststück bei den Bayern gleich im ersten Jahr. Trotz durchwachsenen Starts gewannen die Münchner 2009/2010 das Double, zum Triple fehlte nur ein Sieg im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand. Und so tanzte der Holländer ausgelassen in Lederhosen auf dem Rathausbalkon am Marienplatz. Der Fußball lernte einen neuen Begriff kennen, van Gaal wurde nach eigenen Worten zum "Feierbiest".

Im zweiten Jahr gab es nichts mehr zu feiern, nun sahen die Verantwortlichen in ihm nur noch das Biest. Sein Konfrontationskurs und seine zur Schau gestellte, selbst so bezeichnete Arroganz führten zum offenen Bruch. Nicht mehr zu kitten war er nach dem Torwartwechsel in der Winterpause 2010/2011, als van Gaal den jungen Thomas Kraft als Nummer eins installierte. Eine Provokation gegen den Vorstand, der den Transfer von Nationaltorwart Manuel Neuer plante. Bayern und van Gaal trennten sich im April 2011.

Pep Guardiolas Start steht übrigens - statistisch gesehen - nicht unter guten Vorzeichen. Noch nie wurde ein aktueller Champions-League-Gewinner aus Deutschland im nächsten Jahr Deutscher Meister. Sechsmal ging es bisher schief. Der Spanier wäre der erste Trainer, der das schaffen würde. Auch ein Ziel.