Grunwald: "Fußball-Ferien-Freizeiten eine großartige Geschichte"

DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald besuchte am Montag im schleswig-holsteinischen Malente eine der Fußball-Ferien-Freizeiten, die in diesen Wochen von der DFB-Stiftung Egidius Braun veranstaltet werden. Vor Ort diskutierte er mit den Jugendlichen auch über Werte. Der 37 Jahre alte Familienvater war vor vier Monaten zum Schatzmeister gewählt worden und verantwortet in dieser Funktion auch die Finanzen der DFB-Stiftungen. Im DFB.de-Interview spricht er über Respekt, Zuverlässigkeit und die nächsten Herausforderungen.

DFB.de: Herr Grunwald, Sie haben die Fußball-Ferien-Freizeit in Malente besucht und dort an einem Wertedialog teilgenommen. Wie aktiv haben die Kinder und Jugendlichen mitgemacht?

Stephan Grunwald: Ich kannte das Format vorher nicht. Wenn man dann vor einer Gruppe pubertierender Jugendlicher steht, die also alle in einem Alter sind, in dem man sich lebenszyklisch eher langsam von den Eltern abnabelt, und die dann "Familie" als wichtigsten Wert nennen, überrascht einen das erst mal. Das war zu meiner Zeit als Teenager jedenfalls nicht unbedingt so. Das war heute schon eine recht offene Truppe. Es hat Spaß gemacht.

DFB.de: Ihr erster Wertedialog - war es auch Ihr erster Besuch bei einer Fußball-Ferien-Freizeit?

Grunwald: Tatsächlich, obwohl die Stiftung schon seit vielen Jahren jährlich drei Fußball-Ferien-Freizeiten in Schleswig-Holstein durchführt. Aber bis heute hatte ich es noch nicht geschafft, einmal selbst vorbeizuschauen.

DFB.de: Wie jedes Jahr hat die DFB-Stiftung Egidius Braun Jugendmannschaften aus 75 Fußballvereinen eingeladen. Fast 1000 Kinder verbringen momentan mit ihren Betreuerinnen und Betreuern eine solche Ferienfreizeit, die Kosten für Reise, Unterbringung und Programm trägt die DFB-Stiftung. Wie bewerten Sie die Freizeiten aus der Perspektive des Schatzmeisters?

Grunwald: Die Fußball-Ferien-Freizeiten der Stiftung sind eine großartige Geschichte, die auf Egidius Braun selbst zurückgeht. Er selbst hatte das Programm zu Beginn seiner Amtszeit als DFB-Präsident im Sommer 1993 einführen lassen. Für eine Jugendmannschaft ist es etwas Besonderes und vielleicht sogar Einmaliges, unter solchen Bedingungen wie im Uwe Seeler Fußballpark in Malente zu trainieren. Und das passiert momentan überall in Deutschland. Medial wird dieses großartige Programm leider weitgehend ignoriert. Aber die, die an einer solchen Initiative teilnehmen dürfen, wissen anschließend schon, was der Verband und seine Stiftungen auf die Beine stellen. Ich kann nur sagen, die Kinder hatten alle Freude und die Trainerinnen und Trainer waren hochzufrieden. Das ist Ansporn, auch künftig dafür zu sorgen, dass wir ausreichend finanzielle Mittel für das Programm bereitstellen können.

DFB.de: Die Kinder und Jugendlichen sollten Werte von einer langen Liste in eine Rangfolge bringen. Wenn man sich die Liste anschaut, findet man etwa Achtsamkeit, Demut, Effizienz, Realismus und Verantwortung. Eigentlich alles auch wichtige Werte für einen DFB-Schatzmeister, oder?

Grunwald: Na klar! (lacht)

DFB.de: Welche Werte sortieren Sie selbst weit nach oben?

Grunwald: Ich würde da zwischen persönlichen Werten und denen, die für das Amt wichtig sind, unterscheiden wollen. Demut und Dankbarkeit sind mir wichtig, beides brauchen wir auch gesellschaftlich mehr. Respekt vor allen Personen und Solidarität sind mir persönlich wichtig. In Bezug auf mein Amt als Schatzmeister ist Zuverlässigkeit sehr wichtig. Der DFB muss ein zuverlässiger Partner für die 24.300 Vereine im Land sein, der Schatzmeister schafft hierfür die finanzielle Grundlage. Schließlich finde ich in meinem Amt Transparenz wichtig.

DFB.de: Warum brauchen wir alle mehr Dankbarkeit?

Grunwald: Wir nörgeln zu viel, sind ständig wegen irgendwelcher Nebensächlichkeiten unzufrieden. Die Trainerinnen und Betreuer zum Beispiel, die mit den Jugendlichen in Malente die Ferienfreizeit verbringen, nehmen sich eine Woche Urlaub. Dafür darf man als Jugendlicher und als Eltern dankbar sein und das auch mal sagen.

DFB.de: Sie wurden vor vier Monaten auf dem DFB-Bundestag in Bonn einstimmig zum Schatzmeister des Verbandes gewählt. Wie sind Sie in die neue Aufgabe reingewachsen?

Grunwald: Das Miteinander im Präsidium ist zielorientiert und harmonisch. Und auch die Mitarbeiter sind hochmotiviert. Mir macht das Amt total viel Spaß und Freude. Und mal ganz ehrlich, vor sieben Monaten hatte ich nicht gedacht, dass ich im Sommer 2022 dieses Amt bekleiden werde. Ich bin gut angekommen, die ersten Themen sind abgearbeitet, die nächsten Herausforderungen gehen wir an.

DFB.de: Ihre Jahre als Schatzmeister des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands waren jetzt auch nicht gerade leicht, denn der SHFV stand noch 2015 vor großen finanziellen Problemen. Herausforderungen als Schatzmeister kennen Sie also.

Grunwald: Mit dem Unterschied, dass der DFB keine Liquiditätsprobleme hat, sondern im Kern gesund ist. In meinem Amt als DFB-Schatzmeister geht es mehr darum, einen konstruktiven Dialog mit den verschiedenen Interessengruppen zu führen. Beim SHFV mussten wir erst mal mit den Banken sprechen und die Finanzierung des Uwe Seeler Fußballparks auf gesunde Beine stellen. Und wir waren gezwungen, sehr konsequent zu sparen. Wenn man das angeht, muss man jede Ausgabe hinterfragen. Wir haben die Verpflegung auf Sitzungen für die Ehrenamtlichen gestrichen, genauso wie verschiedene Lehrgänge. Das tut dann schon weh. Man fährt von 150 Prozent auf Null und dann wieder ein bisschen hoch.

DFB.de: Sie verantworten die Finanzen aller DFB-Stiftungen. Haben Sie sich schon ein Bild über das Leistungsprofil machen können?

Grunwald: Die DFB-Stiftungen leisten eine tolle Arbeit. Die inhaltliche Breite an Aktivitäten und Maßnahmen, die tagtäglich stattfinden, beeindruckt mich sehr. Ich versuche, wo möglich, mir auch einen persönlichen Eindruck zu verschaffen - wie jetzt durch den Besuch einer Fußball-Ferien-Freizeit. Im September werde ich mir den Finalspieltag der Blindenfußball-Bundesliga in Köln ansehen.

DFB.de: Auf der langen Liste der Werte in Malente stand auch Tapferkeit. Wird es die brauchen bei den Verhandlungen mit der DFL über den Grundlagenvertrag?

Grunwald: Ich sehe da nicht so viel Konfliktpotenzial. Wir werden zunächst ein gemeinsames Bild über die Inhalte erarbeiten. Erst dann reden wir über das Preisschild. Auf der Liste der Werte stand auch Zuversicht. So blicke ich auf die anstehenden Gespräche mit der DFL. Ich glaube, das wird wesentlich geräuschloser vonstatten gehen, als das manch skeptischer Beobachter momentan vermutet.

DFB.de: Sie haben in Malente mit Kindern und Jugendlichen über Werte gesprochen. Welche Werte waren Ihnen als Teenager wichtig, die Ihren Eltern überhaupt nicht wichtig waren?

Grunwald: Ich war als junger Mann ein Sicherheitsfanatiker. Ich wollte immer fünf Minuten vor der Zeit ankommen, aber meine Eltern fuhren immer "just in time" los. Die waren da anders.

[th]

DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald besuchte am Montag im schleswig-holsteinischen Malente eine der Fußball-Ferien-Freizeiten, die in diesen Wochen von der DFB-Stiftung Egidius Braun veranstaltet werden. Vor Ort diskutierte er mit den Jugendlichen auch über Werte. Der 37 Jahre alte Familienvater war vor vier Monaten zum Schatzmeister gewählt worden und verantwortet in dieser Funktion auch die Finanzen der DFB-Stiftungen. Im DFB.de-Interview spricht er über Respekt, Zuverlässigkeit und die nächsten Herausforderungen.

DFB.de: Herr Grunwald, Sie haben die Fußball-Ferien-Freizeit in Malente besucht und dort an einem Wertedialog teilgenommen. Wie aktiv haben die Kinder und Jugendlichen mitgemacht?

Stephan Grunwald: Ich kannte das Format vorher nicht. Wenn man dann vor einer Gruppe pubertierender Jugendlicher steht, die also alle in einem Alter sind, in dem man sich lebenszyklisch eher langsam von den Eltern abnabelt, und die dann "Familie" als wichtigsten Wert nennen, überrascht einen das erst mal. Das war zu meiner Zeit als Teenager jedenfalls nicht unbedingt so. Das war heute schon eine recht offene Truppe. Es hat Spaß gemacht.

DFB.de: Ihr erster Wertedialog - war es auch Ihr erster Besuch bei einer Fußball-Ferien-Freizeit?

Grunwald: Tatsächlich, obwohl die Stiftung schon seit vielen Jahren jährlich drei Fußball-Ferien-Freizeiten in Schleswig-Holstein durchführt. Aber bis heute hatte ich es noch nicht geschafft, einmal selbst vorbeizuschauen.

DFB.de: Wie jedes Jahr hat die DFB-Stiftung Egidius Braun Jugendmannschaften aus 75 Fußballvereinen eingeladen. Fast 1000 Kinder verbringen momentan mit ihren Betreuerinnen und Betreuern eine solche Ferienfreizeit, die Kosten für Reise, Unterbringung und Programm trägt die DFB-Stiftung. Wie bewerten Sie die Freizeiten aus der Perspektive des Schatzmeisters?

Grunwald: Die Fußball-Ferien-Freizeiten der Stiftung sind eine großartige Geschichte, die auf Egidius Braun selbst zurückgeht. Er selbst hatte das Programm zu Beginn seiner Amtszeit als DFB-Präsident im Sommer 1993 einführen lassen. Für eine Jugendmannschaft ist es etwas Besonderes und vielleicht sogar Einmaliges, unter solchen Bedingungen wie im Uwe Seeler Fußballpark in Malente zu trainieren. Und das passiert momentan überall in Deutschland. Medial wird dieses großartige Programm leider weitgehend ignoriert. Aber die, die an einer solchen Initiative teilnehmen dürfen, wissen anschließend schon, was der Verband und seine Stiftungen auf die Beine stellen. Ich kann nur sagen, die Kinder hatten alle Freude und die Trainerinnen und Trainer waren hochzufrieden. Das ist Ansporn, auch künftig dafür zu sorgen, dass wir ausreichend finanzielle Mittel für das Programm bereitstellen können.

DFB.de: Die Kinder und Jugendlichen sollten Werte von einer langen Liste in eine Rangfolge bringen. Wenn man sich die Liste anschaut, findet man etwa Achtsamkeit, Demut, Effizienz, Realismus und Verantwortung. Eigentlich alles auch wichtige Werte für einen DFB-Schatzmeister, oder?

Grunwald: Na klar! (lacht)

DFB.de: Welche Werte sortieren Sie selbst weit nach oben?

Grunwald: Ich würde da zwischen persönlichen Werten und denen, die für das Amt wichtig sind, unterscheiden wollen. Demut und Dankbarkeit sind mir wichtig, beides brauchen wir auch gesellschaftlich mehr. Respekt vor allen Personen und Solidarität sind mir persönlich wichtig. In Bezug auf mein Amt als Schatzmeister ist Zuverlässigkeit sehr wichtig. Der DFB muss ein zuverlässiger Partner für die 24.300 Vereine im Land sein, der Schatzmeister schafft hierfür die finanzielle Grundlage. Schließlich finde ich in meinem Amt Transparenz wichtig.

DFB.de: Warum brauchen wir alle mehr Dankbarkeit?

Grunwald: Wir nörgeln zu viel, sind ständig wegen irgendwelcher Nebensächlichkeiten unzufrieden. Die Trainerinnen und Betreuer zum Beispiel, die mit den Jugendlichen in Malente die Ferienfreizeit verbringen, nehmen sich eine Woche Urlaub. Dafür darf man als Jugendlicher und als Eltern dankbar sein und das auch mal sagen.

DFB.de: Sie wurden vor vier Monaten auf dem DFB-Bundestag in Bonn einstimmig zum Schatzmeister des Verbandes gewählt. Wie sind Sie in die neue Aufgabe reingewachsen?

Grunwald: Das Miteinander im Präsidium ist zielorientiert und harmonisch. Und auch die Mitarbeiter sind hochmotiviert. Mir macht das Amt total viel Spaß und Freude. Und mal ganz ehrlich, vor sieben Monaten hatte ich nicht gedacht, dass ich im Sommer 2022 dieses Amt bekleiden werde. Ich bin gut angekommen, die ersten Themen sind abgearbeitet, die nächsten Herausforderungen gehen wir an.

DFB.de: Ihre Jahre als Schatzmeister des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands waren jetzt auch nicht gerade leicht, denn der SHFV stand noch 2015 vor großen finanziellen Problemen. Herausforderungen als Schatzmeister kennen Sie also.

Grunwald: Mit dem Unterschied, dass der DFB keine Liquiditätsprobleme hat, sondern im Kern gesund ist. In meinem Amt als DFB-Schatzmeister geht es mehr darum, einen konstruktiven Dialog mit den verschiedenen Interessengruppen zu führen. Beim SHFV mussten wir erst mal mit den Banken sprechen und die Finanzierung des Uwe Seeler Fußballparks auf gesunde Beine stellen. Und wir waren gezwungen, sehr konsequent zu sparen. Wenn man das angeht, muss man jede Ausgabe hinterfragen. Wir haben die Verpflegung auf Sitzungen für die Ehrenamtlichen gestrichen, genauso wie verschiedene Lehrgänge. Das tut dann schon weh. Man fährt von 150 Prozent auf Null und dann wieder ein bisschen hoch.

DFB.de: Sie verantworten die Finanzen aller DFB-Stiftungen. Haben Sie sich schon ein Bild über das Leistungsprofil machen können?

Grunwald: Die DFB-Stiftungen leisten eine tolle Arbeit. Die inhaltliche Breite an Aktivitäten und Maßnahmen, die tagtäglich stattfinden, beeindruckt mich sehr. Ich versuche, wo möglich, mir auch einen persönlichen Eindruck zu verschaffen - wie jetzt durch den Besuch einer Fußball-Ferien-Freizeit. Im September werde ich mir den Finalspieltag der Blindenfußball-Bundesliga in Köln ansehen.

DFB.de: Auf der langen Liste der Werte in Malente stand auch Tapferkeit. Wird es die brauchen bei den Verhandlungen mit der DFL über den Grundlagenvertrag?

Grunwald: Ich sehe da nicht so viel Konfliktpotenzial. Wir werden zunächst ein gemeinsames Bild über die Inhalte erarbeiten. Erst dann reden wir über das Preisschild. Auf der Liste der Werte stand auch Zuversicht. So blicke ich auf die anstehenden Gespräche mit der DFL. Ich glaube, das wird wesentlich geräuschloser vonstatten gehen, als das manch skeptischer Beobachter momentan vermutet.

DFB.de: Sie haben in Malente mit Kindern und Jugendlichen über Werte gesprochen. Welche Werte waren Ihnen als Teenager wichtig, die Ihren Eltern überhaupt nicht wichtig waren?

Grunwald: Ich war als junger Mann ein Sicherheitsfanatiker. Ich wollte immer fünf Minuten vor der Zeit ankommen, aber meine Eltern fuhren immer "just in time" los. Die waren da anders.

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