Großkreutz & Kagawa: Das Lächeln des Derbys

Und er wird die Symbiose aus beidem brauchen: Mats Hummels. Der Weltmeister steht für defensive Stabilität – und zugleich für höchste Qualität in der Spieleröffnung. "Mats lässt hinten nichts anbrennen und kann vorne mit einem gescheiten Pass ein ganzes Spiel entscheiden. Genau das brauchen wir zurzeit", sehnt Neven Subotic, mittlerweile seit sechs Jahren Weggefährte von Hummels, die Rückkehr des deutschen Nationalspielers in die Startelf herbei. Der hat nach seinem 17-minütigen Kurzeinsatz gegen Stuttgart am Donnerstagvormittag nicht etwa regeneriert, sondern wie vorgesehen eine weitere intensive Schicht eingelegt.

Die defensive Unwucht allerdings, die Borussias erst fünf Bundesliga-Gegnern schon neun Treffer erlaubte, wird sicher nicht von einem Einzelnen, sondern nur über ein wieder besser funktionierendes Gesamtgefüge zu beheben sein. Hier ist Hummels ein wichtiger Mosaikstein. Vor allem aber ist der spielstarke Innenverteidiger in Abwesenheit von Ilkay Gündogan und Nuri Sahin, von Henrikh Mkhitaryan und Marco Reus ein Edelstein für die offensive Wucht des BVB.

In der Fußballsprache könnte sich das dann etwa so lesen: Öffnender Pass Hummels, scharfe Hereingabe Großkreutz, Geistesblitz Kagawa – Tor.

Es würden sich sicherlich wieder einige Borussen am Dortmunder Rabenloh einfinden. In der Dunkelheit würden sie Fackeln entzünden. Und zu singen beginnen. Kevin Großkreutz würde stimmgewaltig mitschmettern. Und Shinji Kagawa würde vermutlich einfach nur: lächeln.

[nh]


Die Bilder haben sich eingebrannt. Wer damals dabei war, wird sie nicht vergessen. Es ist schon spät an jenem 19. September 2010, als am Dortmunder Rabenloh eine Busladung wertvollster Fracht abgeliefert wird. Drinnen sitzen Derbysieger. Draußen stehen glückliche, ach was, beseelte Menschen. Sie entzünden Fackeln in der Dunkelheit. Und sie singen: "Kaagaawaa… - Shinji!"

Es ist eine Nacht für Borussen, es ist die Stunde eines kleinen Japaners. In seinem erst sechsten Pflichtspiel und nur zwei Tage nach einer abenteuerlichen Europapokalreise ins ukrainische Lemberg wird Shinji Kagawa für alle BVB-Fans bereits unsterblich. Am Abend hat der Zugang zwei Tore geschossen - für Dortmund auf Schalke. Borussia hat dank ihm 3:1 gewonnen. Eine Sternstunde. Es war der erste Dortmunder Derbysieg nach dreieinhalb Jahren und sechs sieglosen Spielen in Folge gegen den ewigen Rivalen. Es war Balsam auf die geschundenen Seelen aller Borussen. Kagawa staunt darüber – und er lächelt.

Großkreutz und Kagawa: "Brauchen meist nicht viele Worte"

Heute nun (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) kehrt dieser Shinji Kagawa auch an diese Wirkungsstätte zurück. An seiner Seite, damals wie heute: Kevin Großkreutz.

Der deutsche Nationalspieler ist auch ohne Abschluss an der Diplomatenschule Borussias Integrationsminister. Schon im Sommer 2010, als Kagawa aus Fernost nach Westfalen kam, hat sich Großkreutz ihm angenommen. Er hat ihm die ersten Brocken Deutsch beigebracht und das für Borussen entscheidende Liedgut – mitsamt des einen oder anderen Schmähgesangs auf den Nachbarn aus Gelsenkirchen. Schnell entstand eine Verbindung, die nicht so schnell abreißt. Natürlich hatten sie auch zu Kagawas Zeit in Manchester ständig Kontakt, und natürlich war Großkreutz in die Rückkehrpläne des Kumpels stets eingeweiht.

Die Rollenverteilung ist heute dieselbe wie damals: Großkreutz redet. Kagawa hört zu. Saugt auf. Scheu, beinahe schüchtern, immer lächelnd. "Wir verstehen uns sehr gut, auf und neben dem Platz", sagte Großkreutz in dieser Woche dem kicker, und fügte an: "Da brauchen wir meist nicht viele Worte."

Schon bei Kagawas Comeback im BVB-Trikot gegen den SC Freiburg reichte der Akzent der Fußballersprache: Steilpass Kagawa, Querpass Großkreutz, Tor Ramos, 1:0. Steilpass Großkreutz, Querpass Ramos, Tor Kagawa, 2:0. So verschieden die beiden sind, so perfekt ergänzen sie sich auf dem Fußballplatz.

Großkreutz, der Ungehobelte, der mit dem Charme der Tribüne, immer unkompliziert, manchmal unflätig, steht im besten Sinne für das von ihm Erwartete: Er ist vielseitig, zuverlässig, extrem spielintelligent, taktisch diszipliniert, laufstark, zweikampfhart, ausdauernd. Kagawa steht für das Unerwartete. Für schnelle Drehungen und wahnwitzige Wendungen.

Bei Ballbesitz des Gegners ist der Japaner in der Regel der erste, der den gegnerischen Aufbau anläuft, und der Deutsche oft der letzte, der ihn abläuft. Auf Schalke wird der BVB beides brauchen: Kagawas Genius und Großkreutz' Kraft.

Startelf-Rückkehr von Hummels wird herbeigesehnt

Und er wird die Symbiose aus beidem brauchen: Mats Hummels. Der Weltmeister steht für defensive Stabilität – und zugleich für höchste Qualität in der Spieleröffnung. "Mats lässt hinten nichts anbrennen und kann vorne mit einem gescheiten Pass ein ganzes Spiel entscheiden. Genau das brauchen wir zurzeit", sehnt Neven Subotic, mittlerweile seit sechs Jahren Weggefährte von Hummels, die Rückkehr des deutschen Nationalspielers in die Startelf herbei. Der hat nach seinem 17-minütigen Kurzeinsatz gegen Stuttgart am Donnerstagvormittag nicht etwa regeneriert, sondern wie vorgesehen eine weitere intensive Schicht eingelegt.

Die defensive Unwucht allerdings, die Borussias erst fünf Bundesliga-Gegnern schon neun Treffer erlaubte, wird sicher nicht von einem Einzelnen, sondern nur über ein wieder besser funktionierendes Gesamtgefüge zu beheben sein. Hier ist Hummels ein wichtiger Mosaikstein. Vor allem aber ist der spielstarke Innenverteidiger in Abwesenheit von Ilkay Gündogan und Nuri Sahin, von Henrikh Mkhitaryan und Marco Reus ein Edelstein für die offensive Wucht des BVB.

In der Fußballsprache könnte sich das dann etwa so lesen: Öffnender Pass Hummels, scharfe Hereingabe Großkreutz, Geistesblitz Kagawa – Tor.

Es würden sich sicherlich wieder einige Borussen am Dortmunder Rabenloh einfinden. In der Dunkelheit würden sie Fackeln entzünden. Und zu singen beginnen. Kevin Großkreutz würde stimmgewaltig mitschmettern. Und Shinji Kagawa würde vermutlich einfach nur: lächeln.